Sommergespräch 2020 mit Bochums Baustadtrat Dr. Markus Bradtke: Bürgerinnen und Bürger auch in Corona-Krise bei Bauprojekten einbinden #ratBO

Baudezernent Dr. Markus Bradtke im Sommergespräch in Bochum am 08.07.2020. +++ Foto: Lutz Leitmann/Stadt Bochum
Auch in diesem Jahr finden in Bochum die sogenannten Sommergespräche (oder Balkongespräche) mit dem Verwaltungsvorstand statt. Nach dem Sommergespräch 2020 mit Bochums Sozialdezernentin Britta Anger war das zweite Sommergespräch mit dem Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke unter freiem Himmel geplant. Da das Wetter nicht mitspielte (gut für die Pflanzen!) wurde es dann aber doch in einen überdachten Raum verlegt.
Vergangene Sommergespräche mit Dr. Markus Bradtke:
- 2018: Bochumer Balkongespräch mit Baustadtrat Dr. Markus Bradtke zur Innenstadt (Umgestaltung und Erscheinungsbild), der Wohnsituation und neuen (Obst-)Bäumen #ratBO
- 2019: Bochum: Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke berichtet im Sommergespräch über Bochums Beitrag zum Klimaschutz #ratBO
Sommergespräch 2020 mit Dr. Markus Bradtke:
Bochum baut. Auch in Zeiten von Corona. Durch das Virus musste die Stadt vorübergehend jedoch auf bewährte Formen, wie sich Bürgerinnen und Bürger bei der Stadtentwicklung einbringen können, verzichten und zum Infektionsschutz verstärkt auf Online-Beteiligungen setzen. Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke bedauert dies. Im Sommergespräch stellte er nun vor, wie die Bauverwaltung ihre Mitwirkungsangebote in der Krise angepasst hat und wie Interessierte in den nächsten Wochen und Monaten trotz der Pandemie städtische Planungsprozesse mitgestalten können.
„Die Stadt hat eine lange Tradition von Beteiligungsformaten“, stellt Dr. Markus Bradtke fest.
„Angebote wie die Bürgerkonferenz machen wir aus innerer Überzeugung.“
Das gelte ebenso für Planungswerkstätten, Quartiersworkshops oder Infoabende bis hin zur Anwohnerinfo per Hauswurfsendung. Bochum überschreite das gesetzlich vorgeschriebene Beteiligungsmaß in Breite und Tiefe seit langem und bei weitem. „Und wir werden immer besser. Trotzdem suchen wir auch nach neuen Formaten.“ Corona durchkreuzte diese Entwicklung unerwartet.
Waren im „Shutdown“ Versammlungen und größere Veranstaltungen zunächst untersagt, machten in der Phase der landesweiten Lockerungen teils wöchentlich wechselnde Schutzverordnungen für NRW eine Planung geeigneter Beteiligungsformen nahezu unmöglich.
„Wir brauchten zwei, drei Monate, um die Krise einschätzen und sichere Formate entwickeln zu können“, blickt Dr. Markus Bradtke auf die erste Infektionswelle in Bochum zurück. Nun haben die städtischen Bauverantwortlichen ihre Beteiligungsangebote für das zweite Halbjahr mit Blick auf Abstandsregeln und Hygieneauflagen angepasst.
„Es folgen in diesem Jahr noch mindestens hundert Veranstaltungen“, sagt Bochums Stadtbaurat.
Viele davon wird die Bauverwaltung in größere Räumlichkeiten verlegen und über ein längeres Stundenfenster oder sogar mehrere Tage strecken. Ziel ist, dass sich möglichst viele Menschen mit den Planungen auseinandersetzen können, aber immer nur eine gut überblickbare Menge aufeinandertrifft, so dass der wichtige Sicherheitsabstand einhaltbar ist. Sehr gute Erfahrungen hat die Stadt damit zum Beispiel bei der Ausstellung der Entwürfe für den neu zu gestaltenden Husemannplatz gemacht. In der Jahrhunderthalle Bochum hatten die 15 Büros aus dem Architekturwettbewerb ihre Arbeiten gezeigt; die Stadt hatte für den Besuch interessierter Gäste unter anderem ein Einbahnstraßensystem eingerichtet.
„Die Leute sind gekommen, sie hatten Fragen, eine Meinung und Anregungen“, berichtet Dr. Markus Bradtke. Doch auch wenn die Fachjury letztlich den besten Entwurf gefunden habe: „Der direkte Dialog mit den Architekturbüros hat uns gefehlt.“ So musste zur Corona-Hochzeit das Kolloquium mit den Wettbewerbsbüros online stattfinden und die gemeinsame Begehung des technisch herausfordernden Husemannplatzes entfallen.
Bei anderen Veranstaltungen wie Rundgängen wird die Bauverwaltung mehrere kleinere Gruppen von Teilnehmerinnen und -nehmern bilden, bei Präsentationen den Vortrag im Plenum kurzhalten und auch dann in Kleingruppen weiterarbeiten – immer unter den empfohlenen Hygiene- und Abstandsregeln. Wenn und wann immer möglich, sollen Termine draußen stattfinden. „Insgesamt wollen wir viele Informationen vorab online in die Wohnzimmer tragen“, so der Stadtbaurat.
Auch Online-Beteiligung wird es bei vielen Formaten weiterhin geben – wie aktuell beim RS 1, dem Radschnellweg Ruhr. Bis Ende des Monats können Interessierte so noch unter dem Link https://app.maptionnaire.com/de/8139/ ihre Ideen zum Trassenverlauf durch die Bochumer Innenstadt einbringen. „Das Interesse ist sensationell“, freut sich Dr. Markus Bradtke über die Anzahl der Online-Beiträge und hofft auf wertvolle Anregungen.
Für alle Beteiligungsformen zur Stadtentwicklung gelte:
„Wer demokratische Entscheidungsprozesse akzeptiert, ist herzlich willkommen. Wir gehen gerne auch in einen kritisch-konstruktiven Austausch. Wichtig ist, dass der Ton stimmt.“

Archivbild (2018): Dr. Markus Bradtke, Baudezernent der Stadt Bochum, im Rahmen der Balkongespräche auf dem Balkon des historischen Rathauses
Vergleiche aber auch (bo-alternativ.de): Bo-alternativ wurde von einem Pressegespräch der Stadt ausgeschlossen: Erster Rauswurf nach 21 Jahren