Herzlichen Glückwunsch: Ottilie Scholz (Bochums ehemalige Oberbürgermeisterin) wird 70!
Am heutigen 26. August 2018 feiert Bochums ehemalige Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz ihren 70. Geburtstag:
Herzlichen Glückwunsch!
Finanzdezernentin der Stadt Bochum (von 1999-2004):
Die gebürtige Recklinghäuserin kam – aus der gleichen Funktion – 1999 als Kämmerin in die Stadt Bochum. Damit war sie die Herrin der Finanzen der gebeutelten Stadt und versuchte die schwierige Situation zu meistern.
Cross-Border-Leasing:
Damals waren diverse „Geldspar-Modelle“ in der Mode – unter anderem das sogenannte „Cross-Border-Leasing“ (CBL). Vereinfacht ausgedrückt verkauft man dabei städtisches Eigentum an einen ausländischen Investor und least dann die entsprechenden Liegenschaften zurück. Für die so vorgehenden Städte sollte das viel Geld einbringen und aufgrund der Steuerersparnisse war dies auch für die Investoren lukrativ. Insofern also eine „Win-Win-Situation“. Das jedoch das ganze in der Praxis nicht so rosig war wie in der Theorie soll nicht verschwiegen werden.
Auch in Bochum geriet CBL in die Kritik – und auch Ottilie Scholz persönlich.
Oberbürgermeisterin der Stadt Bochum (von 2004-2015):
Als Nachfolgerin von Ernst-Otto Stüber trat sie bei den Kommunalwahlen 2004 um das höchste Amt der Stadt an. Bei der Wahl zuvor (1999) wurde es eine knappe Sache: Ernst-Otto Stüber gewann nur knapp (er hatte damals genau 2.000 Stimmen Vorsprung vor dem CDU-Kandidaten Friedrich-Wilhelm Müller; die Wahl ging mit 50,78 % zu 49,22 % aus).
2004 sollte die SPD unter der Kandidatin Ottilie Scholz im ersten Wahlgang zwar unter der 50 %-Hürde landen (mit 47,2 %) – und somit wurde eine Stichwahl notwendig.
Aber der nächstplatzierte Bewerber Lothar Gräfingholt (CDU) erhielt nur 35,6 % und war damit weit abgeschlagen.
Die Stichwahl zwei Wochen später konnte Ottilie Scholz dann mit über 60 % für sich entscheiden.
Bei der Wahl 2009 gewann sie dann mit deutlichen 52,3 %. Was sicherlich auch daran lag, dass die Grünen damals keine eigene Kandidatur hatten. Damit ging man vermutlich auf die geänderte politische Lage ein – denn die CDU/FDP-Landesregierung hatte die kommunalen Stichwahlen abgeschafft.
Loveparade 2009:
2009 sollte die Loveparade in Bochum stattfinden – und als die Stadt Bochum sich schlußendlich für eine Absage entschied, da der Platz nicht ausreichte – da war die Kritik groß. Da wurde Ottilie Scholz sogar als „Spaßbremse“ bezeichnet. Das die Entscheidung richtig war, dürfte inzwischen jedem bekannt gewesen sein…
Kulturhauptstadt Europas 2010:
In ihre Amtszeit fiel die Entscheidung über die Kulturhauptstadt Europas. Und nicht nur, dass das Ruhrgebiet dazu gewählt wurde, sondern auch die Entscheidung wer „Bannerträger“ der Bewerbung wird (da es formal eine Stadt sein musste). Hier konnte sich knapp Essen gegenüber Bochum durchsetzen, nichtsdestotrotz hat die Kulturhauptstadt Europas 2010 einige sichtbare Spuren in Bochum hinterlassen. Als ein Stichwort sei hier mal nur Urbanatix genannt – welches als Projekt aus der Kulturhauptstadt-Zeit stammt und heute noch nicht nur die Zuschauer begeistert, sondern auch eine wertvolle Aufgabe für Jugendliche übernimmt.
Nähere Annäherung der Ruhr-Universität an die Stadt Bochum:
Die Ruhr-Universität Bochum (RUB) ist zwar die größte Hochschule der Stadt, nichtsdestotrotz wirkte die RUB oftmals wie eine entfernte andere Stadt. Doch in der Amtszeit von Ottilie Scholz setzte eine neue Bewegung der RUB in Richtung Stadt(gesellschaft) ein, die sich beispielsweise in der Gründung des „Blue Square“ zeigte.
Insofern war es auch folgerichtig, dass man 2015 zu den Feiern „50 Jahre RUB“ das ganze mit der BlauPause von der Innenstadt bis zur Universität auf einer ganzen (dafür extra gesperrten) Straße feierte.
Bau des Musikzentrums (bzw. Anneliese Brost Musikforum Ruhr):
Eine der umstrittensten Entscheidungen von Ottilie Scholz war sicherlich der Bau des ursprünglich als Musikzentrums bekannten Gebäudes an der Viktoriastraße, der inzwischen unter dem Namen Anneliese Brost Musikforum Ruhr bekannt ist. Damit haben die berühmten Bochumer Symphoniker erstmals eine eigene Heimat gefunden.
Der Bau war – vor allem aufgrund der damit verbundenen Kosten – umstritten, jetzt im Nachgang stimmen die Bürgerinnen und Bürger der Stadt jedoch mit den Füßen ab und sorgen dort für sehr gute Besucherzahlen.
Wegweisende Entscheidungen für die Zukunft Bochums:
Ottilie Scholz hatte eigentlich während ihrer gesamten Amtszeit immer mit Hiobsbotschaften auf dem Arbeitsmarkt umzugehen – die bekanntesten Stichworte sind da sicherlich Nokia und Opel. Doch auch wenn das nicht verhindert werden konnte (was aber ehrlicherweise auch niemand erwartet hat), so wurden doch wegweisende Entscheidungen für die Zukunft getroffen: Ob nun beispielsweise die gemeinsame Gesellschaft zur Entwicklung des inzwischen als MARK 51°7 bekannten ehemaligen Opel-Geländes oder der (damals noch als Biomedizinpark konzipierte) Gesundheitscampus.
Neues Gymnasium Bochum:
Als u.a. das Gymnasium am Ostring zugunsten des Neuen Gymnasiums aufgegeben werden sollte regte sich breiter Protest – auch weit über Bochum hinaus. Zahlreiche Prominente warben für eine andere Position, doch das dazugehörige Bürgerbegehren konnte nicht genügend Leute für sich begeistern. Heute wird das Neue Gymnasium hochgelobt. Ohne die damaligen Entscheidungen hätte es nicht jetzt die Möglichkeit gegeben die Innenstadt Bochums neu zu planen. Denn erst dadurch konnte die Justiz zum Ostring ziehen und das alte Areal am Husemannplatz aufgeben, wodurch erst die Möglichkeiten zur Neugestaltung der Innenstadt an der Viktoriastraße und darüber hinaus ermöglicht wurden.
Entwicklung der Marke Bochum – als Grundlage der Bochum-Strategie:
In der Amtszeit von Ottilie Scholz wurde die neue Marke Bochum entwickelt und die damalige Ratssitzung, in der der neue Imagefilm der Stadt präsentiert wurde, wird vermutlich in die Geschichtsbücher eingehen. Nicht nur, dass da einzelne Ratsmitglieder fast schon Tränen der Rührung in den Augen hatten – es gab einhelligen Zuspruch und Applaus des gesamten Rates.
Die Entwicklung der neuen Marke Bochum wurde dann Grundlage der neuen Bochum-Strategie ihres Nachfolgers, denn 2015 entschied sich Ottilie Scholz nicht mehr erneut als Oberbürgermeisterin bei der Kommunalwahl anzutreten.
Bürgernähe war ihr wichtig:
Eine Sache konnte Ottilie Scholz sehr gut – und dafür war sie in allen Bezirken und Stadtteilen der Stadt bekannt: Sie konnte sehr gut auf die Bürgerinnen und Bürger zugehen und hatte immer ein offenes Ohr für die Anliegen. Sie wusste auch immer, was vor Ort los war und konnte auf die Sorgen und Nöte gut eingehen, auch wenn es nicht immer sofort eine schnelle Lösung gab.
Aus misslichen Situationen was gutes gemacht:
Diverse Rückschläge (das Stichwort Opel wurde bereits genannt) nutzte sie, um aus der verfahrenen Situation doch noch was gutes zu machen. Als es zur sogenannten AtriumTalk-Affäre der Stadtwerke Bochum kam, wurde die bisherige Sponsoring-Praxis der Stadtwerke rigoros umgestellt und ist jetzt – aufgrund der entsprechenden öffentlichen Abstimmungen – deutlich transparenter als zuvor.
Abschließend: Herzlichen Glückwunsch!
Noch einmal herzlichen Glückwunsch liebe Frau Dr. Ottilie Scholz zum 70. Geburtstag!