Oberbürgermeisterwahl in Bochum: Umfrage zeigt keine Überraschungen, Kandidaten erreichen nur eigene Klientel #OBwahlBO #ratBO
Am 13. September 2015 finden in Bochum die Oberbürgermeisterwahlen statt (über die endgültigen 12 Kandidaten berichtete das Pottblog am Samstag bereits exklusiv, siehe auch diesen Bericht) und im Vorfeld haben die drei Bochumer Blogs Pottblog, Ruhrbarone und Schmidt’s Katze eine Wählerbefragung zur Kommunalwahl / Oberbürgermeisterwahl 2015 gestartet.
Dazu wurde im Vorfeld ein Panel mit freiwilligen Bochumer Bürgern aus allen Stadtteilen gebildet, um einen möglichst repräsentativen Schnitt zu erreichen. Die internetbasierte Befragung wurde dahingehend gewichtet. Beispielsweise leben in Bochum 51,3 % Frauen, während beim ungewichteten Panel nur rund 30 % Frauen mitmachten. Gleiches gilt für Altersgruppen, die zwar im Internet weniger aktiv sind, jedoch bei Wahlen erfahrungsgemäß aktiver sind. Schlussendlich müssen auch die Stadtbezirke entsprechend gewichtet werden – im Bochumer Norden wohnen beispielsweise 9,9 % der Bochumer, während im Stadtbezirk Mitte mit 27,6 % fast die dreifache Bevölkerungsmenge zu verzeichnen ist.
Das erste Ergebnis sieht dabei dann wie folgt aus:
Aus Gründen der Transparenz veröffentlichen wir jedoch auch die Rohdaten.
Aufgrund der Befragung zwischen dem 16. und 26. Juli wird derzeit für Thomas Eiskirch MdL (SPD) mit 35,7 % [34,0 % ] ein deutlicher Vorsprung gegenüber dem CDU-Kandidaten Klaus Franz mit 27,3 % [24,4] gesehen. Auf Monika Engel (Grüne) entfielen 12,1 % [10,4 %]. Die Kandidaten von SPD und Grünen bleiben zusammen bei unter 50 %. Horst Hohmeier (Die Linke) wird bei 5,7 % [5,9 %] gesehen, Günther Gleising (Soziale Liste) bei 2,4 % [2,4 %]. Für Wolf-Dieter Liese (AfD) werden 2,8 % [4,0 %] prognostiziert und für Jens Lücking (Freie Bürger) 3,8 % [3,6 %]. Die drei unabhängigen Kandidaten Wolfgang Wendland, Omid Pouryousefi und Marcus Zarkse stehen bei 6,6% [11,3 %], 2,2 % [2,5 %] und 1,6 % [1,9 %].
Die Panel-Teilnehmer wurde nach ihrer Erwartung für die zehn OB-Kandidaten befragt, die Anfang Juli bekannt waren. Die nächste Befragungswell im August wird die Kandidaten berücksichtigen, die vom Wahlausschuss der Stadt Bochum am 3. August 2015 zugelassen wurden.
Weitere Aussagen aus der ersten Umfragereihe:
- Ein Stichwahl wird notwendig. Die Kandidaten Thomas Eiskirch (SPD) und Klaus Franz (CDU) nehmen an dieser teil.
- Kandidaten von SPD und Grünen zusammen kommen nicht auf mehr als 50 %.
- Zusammen mit weiteren Kandidaten politischer linker Gruppierungen gibt es eine Mehrheit von SPD und Grünen links der Mitte.
- Wolfgang Wendland setzt sich unter den unabhängigen Kandidaten deutlich mit einem erwarteten Ergebnis oberhalb von 5 % ab.
- Die Wahlbeteiligung wird von den Panel-Teilnehmern, die in der Regel politisch interessiert und zu einem großen Anteil auch Parteimitglieder sind, nach Erwartung der Autoren mit 49,9 % deutlich überschätzt. Die Zahlen geben Anlass, dass die Wahlbeteiligung eher bei 42 % erwartet werden kann.
- Auffällig bei der Verteilung nach Alter, Geschlecht und Stadtbezirk ist die Erwartungshaltung für den Kandidaten Wolfgang Wendland. Sein idealisierter Wähler scheint ein 25-45 Jahre alter, männlicher Wattenscheider zu sein. Männer schätzten sein Wahlergebnis bis zu 4 % besser als als Frauen, ebenso Wattenscheider vor anderen Stadtteilen, die gegeneinander abstufen. Ältere Teilnehmer scheinen von dieser Kandidatur unbeeindruckt.
- Ein eventueller Frauen-Bonus für die einzige weibliche Kandidatin Monika Engel (Grüne) fällt gering aus mit maximal 2 %.
- SPD-Kandidat Thomas Eiskirch wird von den Anhängern seiner eigenen Partei unterhalb des Ergebnisses der SPD bei der letzten Kommunalwahl gesehen, der CDU-Kandidat etwa 2 % stärker.
- Die CDU-Anhänger sehen ihren Kandidaten Klaus Franz bei über 30 % und nur knapp hinter dem Wahlergebnis für Thomas Eiskirch.
- Der ehemalige FDP-Politiker Jens Lücking (jetzt Freie Bürger) steht bei FDP-Anhängern deutlich höher im Kurs als der von der FDP unterstützte Kandidat Omid Pouryousefi, der nicht zur Kenntnis genommen wird.
- Die Anhänger der Grünen sehen ihre Kandidatin etwas unterhalb des letzten Kommunalwahlergebnisses ihrer Partei.
- Sehr gegensätzlich – mit einer großen Spannweite bei den Ergebnissen, aber dann nach Parteianhängerschaft wieder homogener – werden die Aussichten für Wolfang Wendland gesehen.
Aussagen zu politischen Inhalten:
Außerdem wurden auch inhaltliche Fragen in der Umfrage thematisiert:
Musikforum
Eine deutliche Mehrheit aller Befragten, über Parteianhängerschaft hinweg, hält die Entscheidung für den Bau des Musikforums nicht bzw. nicht mehr für sinnvoll. Deutlich ausgeprägter ist noch die Meinung, dass sich die Stadt Bochum das Musikforum nicht leisten können. Die Anhänger der Grünen beurteilen die Entscheidung (heute) noch am ehesten als sinnvoll.
Schulangebot
Die von Thomas Eiskrich (SPD) aufgebracht Diskussion über die Forderung nach einer weiteren Gesamtschule in Bochum interessiert die Befragten nur bedingt. Mehr als 10 % der Befragten geben keine Antwort und ein höherer Anteil mag sich nicht für ein Votum dafür oder dagegen entscheiden. Das unterscheidet das Thema Gesamtschule von den Themen Musikforum und Haushaltsmisere.
Die Position zu einer weiteren Gesamtschule scheint auch weiterhin ideologisch bedingt zu sein. Während Anhänger von CDU, FDP und AfD mit der Schullandschaft eher zufrieden sind und eine weitere Gesamtschule ablehnen, sehen die Anhänger von Grünen und Linken noch stärker als die der SPD hier einen Bedarf.
Haushaltsmisere
Über alle politischen Einstellungen hinweg, wird die Ursache für die Haushaltsmisere der Stadt Bochum bei falschen Entscheidungen in Bochum gesehen, aber nicht ausschließlich hier. Anhänger von SPD, Grünen und Linken sehen auch eine Ursache bei Bund und Land. Einig sind sich die Anhänger aller Parteien bei der Ablehnung höherer Steuern und Abgabe zur Lösung des Haushaltsproblems. Die Bereitschaft für höhere Steuern und Abgaben ist bei Anhängern der Grünen und der SPD höher.
Vielleicht habe ich es ja überlesen, aber ich finde die Zahl der TeilnehmerInnen an der Umfrage nicht in dem Artikel. Da wäre schon hilfreich um die Relevanz des Umfrageergebnisses einschätzen zu können.
Die Umfrage richtet sich nur an ein Panel, das aus 119 Bochumer besteht, die vorher nach diversen Kriterien ausgewählt wurden. Das Design als Panel-Studien relativiert die Beudeutung der Zahl, welche Masse befragt wird.
Mich würde interessieren, welcher Anteil des ausgewählten Panels an der letzten Umfrage teilgenommen hat. Ich vermute mal, dass nicht alle 119 der Ausgewählten teilgenommen haben?