Bochums Oberbürgermeister-Kandidat Wolfgang Wendland zu Besuch bei der IT-Firma G Data Software #kw15bo
Am vergangenen Freitag besuchte der parteilose Bochumer Oberbürgermeister-Kandidat Wolfgang Wendland die Firma G Data Software (siehe auch bei Wikipedia: G Data Software) in Bochum-Wiemelhausen. Das Unternehmen, welches seit 30 Jahren von Bochum aus agiert, hat derzeit rund 400 Mitarbeiter (zum größten Teil in Bochum) und ist einer der Gründe, warum das Thema IT-Sicherheit in Bochum und im Ruhrgebiet so stark sei.
Während man mit Bayern gerne Laptop & Lederhose assoziieren würde, sei in Sachen IT-Sicherheit eben das Ruhrgebiet, vor allem auch aufgrund des universitären Umfeldes (mit beispielsweise dem Studiengang IT-Sicherheit an der Ruhr-Universität Bochum), bekannt.
Wolfgang Wendland erklärte, als er auf seine anarchistische Zeit angesprochen wurde, das seiner Meinung nach das freie Unternehmertum schon das anarchistischste Element in unserem Land sei, was es geben würde. Natürlich sei es aber wichtig auf soziale Gerechtigkeit zu achten – aber irgendwo müsse auch das Geld verdient werden.
Vor dem Gespräch wurde Wolfgang Wendland unter anderem von Thorsten Urbanski (Leiter Unternehmenskommunikation G Data) herumgeführt und in den so genannten SecurityLabs wurden anschaulich quasi in (aufgezeichneter) Echtzeit Angriffe im Internet gezeigt: Ob nun Viren, Trojaner oder aber Phishing-Websites – all das wird öffentlichkeitswirksam grafisch dargestellt und dadurch auch erst ein wenig nachvollziehbar.
Aktuell sind ja Hackerangriffe beispielsweise auf den Deutschen Bundestag bekannt und dahingehend äußerte sich G Data-Vorstand Wolfgang Schumann schon etwas verständnislos, wenn das deutsche Parlament einen Rahmenvertrag mit US-Produkten hat – wo doch die US-Gesetzgebung es zumindestens rechtlich im Zweifelsfall erfordert, dass es irgendwelche „Backdoors“ in der Software gibt. Es würde schließlich auch in Europa und Deutschland entsprechende Anbieter geben – nicht nur, aber natürlich auch G Data.
Beim ausländischen Geschäft mit dortigen Regierungsstellen, welches G Data betreibt, wäre es dann beispielsweise etwas paradox, dass man nicht beispielsweise den Bundestag als Referenz hat – da man dort lieber auf die US-Firmen gesetzt hat.
In diesem Jahr feiert G Data sein 30-jähriges Jubiläum und der Campus an der viel besungenen Königsallee ist derzeit im großen Wandel: Neue Büroräumlichkeiten werden gerade gebaut, man überlegt eine Art Inkubator auf dem Campus für Start-Ups zu bilden, aus einer ehemaligen genossenschaftlichen Einkaufseinrichtung wird ein großer Kantinenbereich, damit die Mitarbeiter sich nicht nur von Currywurst & Co. ernähren können usw.
Die Mitarbeiter sind, wie im Gespräch erwähnt wurde, einer der wichtigsten Faktoren für G Data und man versuche zu erreichen, dass all die Leute, die hier (also primär z.B. an der RUB) ausgebildet werden, auch hier in der Region bleiben. Die müssen nicht nach Kalifornien fliegen – auch hier in Bochum und dem Ruhrgebiet sei es toll.
Man konkurriere in Deutschland mit Städten wie Berlin, was cool ist, oder München, wo traditionell die IT-Firmen sich ansiedelten, aber das Ruhrgebiet sei ein guter Standort mit gutem know how. Hier gibt es ein seriöses Geschäft und keine „brotlose Kunst“ (wie oftmals in Berlin) und das ganze kombiniert mit guten Lebenshaltungskosten und einem reichhaltigen kulturellen Programm, was außerhalb des Ruhrgebiets kaum bekannt sei, aber dennoch einen wichtigen Faktor darstellen würde: „Das kulturelle Angebot ist gut für’s Recruitment“.
Natürlich sind die nicht geringen Gewerbesteuersätze hier vor Ort belastend, aber dahingehend fragte G Data Vorstand Schumann im Gespräch, ob die Gewerbesteuer an sich nicht immer etwas sei, worüber man als Firma lamentieren würde. Die Gewerbesteuer an sich sei jetzt kein Grund Bochum zu verlassen, dafür sei sie noch nicht schmerzhaft genug – sie sei jedoch sicherlich bei Neuansiedlungen (Stichwort: Opel-Flächen) unter Umständen kontraproduktiv. Dahingehend äußerte sich dann Wolfgang Wendland, der erkläre, er wolle die Gewerbesteuer auf den Bundesdurchschnitt senken, da es keinen sachlichen Grund gebe, das sie so hoch sei.
Auch wenn im Vorfeld Berlin (Stichwort: „brotlose Kunst“) eher kritisiert wurde, erklärte Wolfgang Wendland, dass er sich vorstellen könne, dass das Ruhrgebiet mehr wie Berlin organisiert werden könne – eine große Stadt und viele Bezirke, aber nicht so ein Kirchturmdenken wie hierzuladen, wo alleine schon diverse Verkehrsgesellschaften den öffentlichen Personennahverkehr managen, während das in Berlin doch von deutlich weniger Gesellschaften organisiert wird. Wendland hält den Bereich IT-Security nicht unbedingt für „die [eine; Anm. d. Red.] Zukunftsbranche“, aber dennoch für eine sehr wichtige Branche, die vor allem perspektivisch wertvoller als die Kreativwirtschaft sei. Update: Wendland bezieht sich – siehe seinen Kommentar – dahingehend darauf, dass man z. B als Wirtschaftsförderung nicht ausschließlich auf diese eine [Branche] setzen sollte.
Zum Abschluss erklärten die Vertreter von G-Data, dass sie gerne auf Anfragen der Politik (wie in diesem Fall) reagieren würden und gerne zeigen, was man vor Ort macht, wie man Leute ins Ruhrgebiet und nach Bochum hat und dass man als lokales Unternehmen natürlich auch eine gewisse Verantwortung für den Ort und die Region habe.
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Na, das mit der Zunkunftsbranche war eher so gemeint, dass man z. B als Wirtschaftsförderung nicht ausschließlich auf diese eine setzen kann…