50 Jahre Ruhr-Universität Bochum: Blaupause, Blaue Stunde und Proteste

Besucher der Blaupause der Ruhr-Universität Bochum (RUB)
Am Samstag fand auf der Universitätsstraße eine Art Revival des Projekts Still-Leben Ruhrschnellweg auf der A40 bzw. B1 statt. Damals, im Jahr 2010, war das eines der meist besuchten Projekte des Kulturhauptstadtjahres.
Die örtlich begrenzte „Neuauflage“ fand aufgrund des 50. Geburtstages der Ruhr-Universität Bochum (RUB) statt, welcher mit zahlreichen Veranstaltungen eben nicht nur auf dem Campus-Gelände begangen wurde.
Bei strahlendem Wetter besuchten von morgens 11 Uhr an bis abends um 18 Uhr rund 100.000 Besucherinnen und Besucher (jedenfalls laut Veranstalter) die BlauPause auf der Unistraße (siehe auch jens.ruhr: Wie ich den Bundespräsidenten für die SPD Bochum-Mitte versetzt habe (oder: Blaupause der Ruhr-Uni Bochum)).
Die Tische auf der ca. 4,5 km langen Strecke vom Exzenterhaus bis zur Ruhr-Universität waren von verschiedenen Organisationen, Gruppen aber auch Privatpersonen belegt. Hierbei dominierten deutlich die Tische, die von der RUB bzw. den dortigen Fakultäten, Fachschaften usw. betreut wurden. Auch politische Organisationen wie Parteien waren zu sehen – was insofern spannend waren, da eigentlich die „Darstellung politischer Parteien an gebuchten Tischen […] untersagt [war]“. Weiter hieß es offiziell in der Haus- und Streckenordnung: „Die Veranstaltung darf nicht als politische Werbeplattform genutzt werden.“
Mit dieser Vorgabe sind die politischen Akteure Bochums, die auf der BlauPause vertreten waren, jedoch recht unterschiedlich umgegangen:
Während beispielsweise der Stand der SPD Bochum-Mitte (an dem ich auch beteiligt war, siehe den oben verlinkten Beitrag auf jens.ruhr) auf politisches Werbematerial verzichtete, während am Stand der SPD Bochum kein aktuelles Werbematerial zur anstehenden Oberbürgermeister-Wahl zu sehen war und stattdessen primär die Leute sich beispielsweise auf einer Bank vor dem Motiv des sozialdemokratischen Bundespräsidenten Johannes Rau fotografieren lassen konnten, informierten andere politische Akteure schon hart an der Grenze zur Haus- und Streckenordnung:
Ob nun beispielsweise die Stadtgestalter, wo Dr. Volker Steude und seine Unterstützer die Idee zur Seilbahn präsentierten oder aber die CDU Bochum, die in Rahmen eines Quizspiels auf die Bedeutung der CDU für die RUB hinwies und auch Werbematerial verteilte:

CDU Bochum: Wahlwerbung auf der Blaupause der Ruhr-Universität Bochum (RUB)
Insgesamt gesehen kann man dieses politische Engagement dort jedoch eigentlich nicht kritisieren. Das wird wohl auch ein Grund gewesen sein, warum man die entsprechenden Tische seitens der RUB entsprechend vergeben hatte – denn wenn man explizit politische Parteien Tische mieten lässt, muss man auch ahnen, dass es dort keine zu 100 % politikfreie Zone geben wird. Ob man jedoch unbedingt neben Flyern des neuen Oberbürgermeister-Kandidaten (Klaus Franz) auch Werbekugelschreiber des alten Oberbürgermeister-Kandidaten (Lothar Gräfingholt) verteilen muss, bleibt in diesem Fall der CDU Bochum überlassen… ;)
Es soll übrigens nicht verschwiegen werden, dass es auch Proteste gegen die Teilnahme von Burschenschaften an der BlauPause gab, wobei sich da die Gegner wie auch die Unterstützer, die beide Aktionen geplant und durchgeführt haben, fragen lassen müssen, inwiefern sie damit nicht gemeinsam(!) gegen den Geist der BlauPause verstoßen haben.
Einige Politiker nutzten aber auch einfach die Chance und schauten sich die verschiedenen Projekte an, anstatt hinter einem der Tische zu stehen – so besuchten beispielsweise Bochums Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz und Elmar Weiler von der RUB nach dem offiziellen Festakt im Audimax ausgewählte Stände der BlauPause:

Bochums Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz (und Elmar Weiler von der RUB; siehe Hintergrund) besuchten natürlich auch die BlauPause
Blaue Stunde am Abend auf dem Willy-Brandt-Platz vor dem Rathaus:
Von der Bezeichnung her nicht ganz korrekt (es waren eher blaue Stunden) gab es nach der BlauPause die so genannte Blaue Stunde, bei der von 18 bis 23 Uhr diverse bekannte Bochumer Prominente Platten auflegten, die für die einzelnen Jahrzehnte der RUB standen.
Zum Start um 18:00 Uhr waren Bochums Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz und RUB-Rektor Elmar Weiler rechtzeitig am Rathaus und konnten als erstes Platten „auflegen“ (ehrlicherweise muss man gestehen, dass die Musik nicht wirklich von den prominenten DJ-Paten aufgelegt wurde – auch wenn eher gestellte Fotos einen anderen Eindruck erwecken).
Das wurde jedoch auch insofern kritisch begleitet, als dass die aktuelle Situation der Erzieherinnen und Erzieher (deren Streik gerade nur aufgrund der Schlichtung unterbrochen ist) auch thematisiert wurde. Diese beschwerten sich darüber, dass in den vergangenen Wochen die Oberbürgermeisterin keine Zeit hatte jemanden von den Streikenden zu empfangen, sie jetzt aber Zeit zum Platten auflegen hätte:

BlaueStunde und ver.di-Demonstranten
Doch diese stille Demonstration dauerte nicht lange an und bis in die späten Abendstunden fand unter dem Ballon, auf dem großflächig die neue Marke Bochum zu sehen war, die Blaue Stunde statt, wobei viele der rund 5000 Gäste sich im Nachgang darüber beschwerten, dass es doch mehr Wort- als Musikbeiträge waren.

BlaueStunde und die Marke Bochum vor dem Rathaus am späten Abend
Zu 23 Uhr dann gab es noch ein weiteres Highlight (im wahrsten Sinne des englischen Wortes) – denn hoch am Rathaus fand eine bewegte Lichtbilddarstellung statt (oder aber: es wurde ein Video auf die Rathaus-Fassade geworfen), welche die Strukturen der Rathausfront als Leinwand nutzte und viele Zuschauer deutlich begeisterte.