Fahrradklimatest: Bochum auf Platz 37 von 39! Rot-Grün teilt mit, Piraten fragen an #ratBO
Das es sich bei Bochum nicht gerade um die fahrradfreundlichste Stadt im Land handelt, das dürfte eigentlich fast jedem bekannt gewesen sein. Man muss zwar nicht unbedingt Standards wie in Münster aufweisen, aber dennoch gibt es in Bochum noch einiges zu tun, wie man an dem Bild weiter unten im Beitrag sehen kann – wo man einen Radweg in Bochum sieht – der mitten drin plötzlich abgesperrt ist.
Diese subjektive Sichtweise wurde jetzt auch etwas objektiver bestätigt: Durch den Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC). Dieser äußert sich zum Ergebnis von Bochum süffisant schon in der Ãœberschrift: Wieder nicht Letzter…:
Bochum hat es geschafft, bei sechs Fragen eine Note von 5,0 oder schlechter zu erreichen: Die Fragen zu Hindernissen auf Radwegen, Breite der Radwege, Ampelschaltungen für Radfahrer, Winterdienst auf Radwegen, Falschparkerkontrolle auf Radwegen und Führung an Baustellen erhielten Durchschnittsnoten von 5,0 bis 5,3.
Besonders bemerkenswert: Die Noten für die Fahrradförderung in jüngster Zeit (4,3 statt 4,4), die Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer (4,5 zu 4,5) und die Werbung für das Radfahren (4,8 statt 5,0) haben sich gegenüber 2012 kaum verbessert.
Angesichts dieser blamablen Ergebnisse stellt sich die Frage, wie die Stadt Bochum gegenüber der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen (AGFS) ihre Fußgänger- und Fahrradfreundlichkeit glaubhaft machen will.
Die Bochumer Bewerbung bei der AGFS steht nach diesem Ergebnis im Fahrradklima-Test auf tönernen Füßen.
Die Ergebnisse des Fahrradklimatests sind nicht wirklich toll. Doch die ersten Parteien in Bochum reagierten schon. Seitens der Koalitionsfraktionen erklärt man, dass man jetzt was machen müsse:
Mitteilung der SPD-Ratsfraktion:
„Nach wie vor belegt Bochum bei dem Test nicht den Platz, den wir anstreben. Davon lassen wir uns aber nicht entmutigen, sondern arbeiten umso intensiver an einer intelligenten Mobilitätspolitik und damit auch an besseren Bedingungen für Radlerinnen und Radler. Radwege werden geplant und gebaut – besonders dort, wo Straßen wie die Oskar-Hoffmann-Straße erneuert werden. Beschlüsse für Radwege am Werner Hellweg und an der Alten Wittener Straße hat die SPD zuletzt gegen Streichungsvorschläge der Opposition vertreten. Die Metropolrad-Ruhr-Stationen werden ausgebaut. An besserer Vernetzung der Verkehrsmittel und an besseren Informationen darüber wird gearbeitet, vor allem die Bogestra leistet hier gute Arbeit. Verkehrssicherheit ist und bleibt ein Thema. Es wird noch eine Weile dauern, bis sich all dies auch in den Ergebnissen des Fahrradklima-Tests zeigen wird.“
Martina Schnell, Mitglied des SPD-Fraktionsvorstands und Vorsitzende des Ausschusses für Infrastruktur und Mobilität, Quelle: SPD-Ratsfraktion Bochum
Mitteilung der Grünen-Ratsfraktion:
„Der Fahrradklima-Test des ADFC hat ergeben, dass Bochum auf Platz 37 von 39 Städten rangiert. Nur Mönchengladbach ist in NRW noch schlechter. Die ADFC-Umfrage ist zwar nicht repräsentativ, dennoch ist das Ergebnis erschreckend und bestätigt die Platzierung aus dem Jahr 2013. Seit vielen Jahren versuchen wir Grüne gegen starke Widerstände, Bochum fahrradfreundlicher zu gestalten. Viel zu viele sehen in Bochum noch immer die alte Autostadt. Gerade die bürgerlichen Parteien machen den angeblich zu stark geförderten Radverkehr teilweise sogar dafür verantwortlich, dass der Autoverkehr nicht ordentlich fließt. Doch die Fakten strafen diese Personen immer wieder Lügen.
Wir als GRÜNE Fraktion setzen uns seit jeher für einen starken Radverkehr in Bochum ein, doch wir müssen unsere Anstrengungen, die Fahrradfreundlichkeit auch durchzusetzen, weiter verstärken. Besonders schlecht hat Bochum bei den Punkten Falschparkerkontrolle auf Radwegen, Winterdienst und Führung an Baustellen abgeschnitten. Zumindest die Probleme Falschparken und Baustellen könnten kostengünstig schnell behoben werden.
Karsten Finke, verkehrspolitischer Sprecher der GRÃœNEN Ratsfraktion, sagt dazu: ‚Es zeigt sich jetzt umso mehr, dass Bochum an der Bewerbung zur Aufnahme in die Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte festhalten muss. Dazu müssen wir alle gemeinsam aber größere Anstrengungen unternehmen als bisher.'“
Quelle: Grüne Bochum
Neben diesen eher allgemein gehaltenen Aussagen hat die Ratsgruppe der Piraten die Veröffentlichung des ADFC-Fahrradklimatests genutzt um eine entsprechende Anfrage an die Verwaltung der Stadt Bochum zu richten, die das Pottblog nachfolgend in Teilen dokumentiert:
- Wie erklärt sich die Verwaltung das wiederholt katastrophale Abschneiden der Stadt bei dem aktuellen ADFC Fahrradklimatest, bei der sich die Stadt sowohl in der Gesamtauswertung (2012: 4,3; 2014: 4,4) als auch im bundesweiten Ranking (2012: Platz 35 / 38 2014: Platz 37 / 39) verschlechterte?
- Wie erklärt sich die Verwaltung, dass zwischen den Erhebungen im Jahr 1990 und 2013 kein Anstieg […] der Fahrradnutzung […] verzeichnet werden konnte? Bei einer gleichzeitigen Zunahme der Studierenden an der Gesamtbevölkerung von Bochum (die überdurchschnittlich oft Fahrrad fahren).
- Wird in diesem Jahr ein/e Nahmobilitätsmanager/in (früher Fahrradbeauftragte/r) ernannt werden? […]
- […]
- Wie groß ist das Radverkehrsnetz in Bochum in Kilometern insgesamt, welche Anteile fallen dabei auf Fahrradstreifen und welche auf Radwege?
- Welche Steigerungen konnten dabei in den letzten Jahren erzielt werden?
- Welcher Anteil der Straßenumbauarbeiten kann mit einer Schaffung von neuen Fahrradwegen oder Fahrradstreifen abgeschlossen werden?
- In welchen Bereichen sieht die Ver- waltung Sanierungsbedarf bei Radverkehrswegen?
- Wie ist der Stand der Umsetzung der in den Aufnahmekriterien der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte (AGFS) geforderten Schaffung der fahrradfreundlichen Infrastruktur?
- Sieht die Verwaltung bei dem derzeitigen Stand […] und des Ergebnis der ADFC Umfrage die Aufnahme in die AGFS als realistisch an?
Die Hervorhebung stammt von mir… Auf die Beantwortung darf man gespannt sein. Denn wenn man überlegt, dass bei manchen Bauplanungen Fahrradwege vergessen werden, dass beim Standortkonzept des Fahrradverleihsystems Metropolrad Ruhr immer noch viele Lücken vorliegen, während an anderen Standorten (und damit ist jetzt nicht der Campus gemeint!) teilweise Stationen nur wenige hundert Meter auseinander liegen – dann hapert es an der Fahrradfreundlichkeit Bochums noch immer.
[…] Fahrradfreundliche Stadt: Da wird Bochum noch einiges leisten müssen. Beim Fahrradklimatest des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) wurde die Stadt Bochum zweitletzter. (Pottblog) […]