1 Jahr Ruhrgebiets-TLD .ruhr: Resonanz für @dotruhr eher mäßig… / .nrw startet im Februar 2015
So Domains sind ja schon sehr praktisch. Eigentlich laufen Verbindungen im Internet nur über IP-Adressen. Im üblichen IPv4-System sind das dann vierstellige Zahlenblöcke die jeweils bis zu drei Ziffern haben können (bei IPv6 ist das sogar noch länger).
Das kann sich aber keiner merken – aber eine Domain wie z.B. pottblog.de dürften zumindestens die Personen schon mal gesehen haben, die gerade diese Zeilen hier lesen (da dieser Artikel auf pottblog.de veröffentlicht wurde). Und es ist deutlich einfacher eine Internet-Seite mit einer Domain zu erreichen als über ihre IP-Adresse (abgesehen davon, dass inzwischen viele Seiten den direkten IP-Zugriff im Vorfeld „abfangen“). Eine Domain ist quasi wie ein lesbarerer Adressbucheintrag und nicht umsonst wird das Domain Name System (DNS) als Adress- bzw. Telefonbuch des Internets bezeichnet.
In Deutschland enden die Domains klassischerweise auf .de, da das der ISO-Code für Deutschland ist. Bei .de handelt es sich um eine sogenannte Top Level Domain (TLD) – andere TLDs wären beispielsweise .com oder .at – insgesamt gibt es da eine dreistellige Anzahl, was natürlich auch den vielen Ländern geschuldet ist.
Neben den „klassischen“ TLDs gibt es aber inzwischen auch einige neue TLDs und dahingehend auch den Wunsch nach weiterer regionaler Einsortierung.
Inzwischen gibt es aber neben den klassischen Domains auch immer mehr regionale Domains – und .ruhr für das Ruhrgebiet gehört dabei zu den Vorreitern. Heute feiert diese Domainendung ihren ersten Geburtstag.
Tatsächlich gibt es auch die Domain pottblog.ruhr – aber so richtig angekommen ist diese neue Domainendung noch nicht. Ich selber habe beispielsweise für pottblog.ruhr eigentlich gar keine Verwendung, habe es mir aber gesichert. Tatsächlich hätte ich für eine Domain sogar eine konkrete Verwendung gehabt – aber dieser Domainname wurde mir leider nicht zugeteilt, vermutlich oder vielleicht auch, weil meine ursprüngliche Reservierung gar nicht wirklich wirksam war (siehe auch den Beitrag Wie aus einer “unverbindlichen†Reservierung bei dotruhr.de mal eben eine unwirksame Reservierung (und alles teurer!) wird).
Jetzt, nach einem Jahr, ist es mal an der Zeit eine Art Bilanz zu ziehen – und als Vergleichsobjekt habe ich die anderen Domainendungen herangezogen, die sich auf deutsche Regionen oder ähnliches beziehen. Als da wären:
Das Ergebnis ist zumindestens auf das Ruhrgebiet bzw. ruhr bezogen eher ernüchternd:
Das Berlin natürlich ganz vorne ist – das verwundert nicht (und nicht nur weil der Berliner Senat sich wohl einige tausend Domainnamen hat sichern lassen). Wenn man aber sieht, dass beispielsweise Köln auf englisch – also .cologne – innerhalb von gerade mal drei Monaten schon mehr registrierte Domains hat als das gesamte Ruhrgebiet (von den .koeln-Domains ganz zu schweigen), dann ist das schon irgendwie bemerkenswert.
Bei den Berliner Domains muss man aber auch noch wissen, dass über 130.000 Domains geparkt wurden – das sind mehr als 84 Prozent. Da bleiben aber immer noch viele ungeparkte Domains übrig. Bei der Ruhrgebiets-Domain .ruhr ist die Quote der geparkten Domains mit über 52 % (über 2100 Domains) aber auch nicht wirklich gering.
Es scheint so, als ob die Domain .ruhr noch nicht so wirklich bei den Ruhris angekommen sei (um es mal euphemistisch zu bezeichnen). Das liegt sicherlich auch daran, dass die meisten Besitzer der entsprechenden Domains diese nicht aktiv nutzen – Ausnahmen wie das vortreffliche Blog Wahlheimat Ruhr (auch ein sehr schönes Beispiel, wo man die Domain-Endung gut in den Namen eingebunden hat) oder Veranstaltungen wie das BarCamp Ruhr bestätigen daher leider die Regel.
.nrw startet bald:
Eine weitere regionale TLD startet demnächst – und zwar kann man ab dem 16. Dezember 2014 seine .nrw-Domain anmelden – wenn man dann ein sogenannter Markenrechtsinhaber ist, denn für diese steht (wie generell bei den TLDs üblich) eine vorzeitige Reservierungsphase offen.
Wer keine Marke hat, der muss dann noch abwarten – und zwar bis zum 25. Februar 2015, denn dann beginnt nach Pottblog-Informationen die allgemeine Verfügbarkeitsphase für .nrw – also hat man noch ein wenig Zeit sich was zu überlegen, wobei natürlich diverse Anbieter schon jetzt Vorbestellungen unverbindlich annehmen.
Ich bin gespannt, ob ich mit meinen .nrw-Vorbestellungen erfolgreicher sein werde als bei .ruhr …
Wenn man berücksichtigt, wie teuer die Registrierung und der Unterhalt einer TLD ist, wird schnell klar mit was wir es hier zu tun haben: Geldvernichtungsmaschinen par excellance. Keine der TLDs wird sich rechnen. Aber Hauptsache der Kirchturm der Region steht jetzt auch im Netz. In Köln gleich zweimal – das liegt wohl an der Doppelspitze des Doms. Stellt sich die Frage, wer den Spaß bezahlt.
Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass der Ruhrgebietler etwas pragmatischer denkt als der gemeine Berliner, also Nutzen vor Unsinn stellt. Nur weil etwas als „Neu!“ durchs Dorf gejagt wird, hat es noch keinen Mehrwert. Wenn ich dann bei United Domains die „Vorteile“ einer .ruhr-Domain lesen muss:
„Die Vorteile der neuen Top Level Domain .ruhr im Ãœberblick:
– Eine eigene Domain-Endung für das Ruhrgebiet
– Verkörpert Tradition und Moderne, Industriekultur und Lebensqualität im Herzen Europas
– Vernetzung mit einer der größten Metropolregionen der Welt“
wird mir einfach nur schlecht..
Vielleicht liegt es auch schlicht daran, dass es über das Ruhrgebiet nichts sinnvolles mehr zu erzählen gibt, für das sich eine eigene Domain lohnen würde.
Alle anderen genannten Städte haben eine Identität und Ideen für die Zukunft. Im Ruhrgebiet beschäftigt man sich mehrheitlich nur noch mit rückwärts gewandter Brauchtaumspflege: Kohle, Kumpel und verranzte ‚Industriekultur‘. Vielleicht noch Schalke.
Und um diesen ewig gleichen Mist wiederzukäuen, dafür braucht’s dann auch keine eigene TLD.