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Jens Matheuszik — 29. Oktober 2014, 05:47 Uhr

Wilken Engelbracht (VfL Bochum) im Sportausschuss: Zum Frauenfußball, der Zukunft der U23 usw.


Wilken Engelbracht (Finanzvorstand beim VfL Bochum) im Ausschuss für Sport und Freizeit der Stadt Bochum

Wilken Engelbracht (Finanzvorstand beim VfL Bochum) im städtischen Ausschuss für Sport und Freizeit (links neben ihm: Ausschussvorsitzender Wolfgang Horneck (CDU))

Letzte Woche Montag fand die Mitgliederversammlung des VfL Bochum statt, bei der – vermutlich – der Frauenfußball unter dem Logo des VfL Bochum erst einmal gerettet wurde (siehe auch den Beitrag VfL Bochum Mitgliederversammlung: Antragsteller retten Frauenfußball? Bedrohliche Finanzsituation; eine Zusammenfassung #VfLmv).

Im Rahmen dieser Mitgliederversammlung erklärte Finanzvorstand Wilken Engelbracht, dass er am darauffolgenden Freitag dem Ausschuss für Sport und Freizeit der Stadt Bochum beiwohnen würde, um dort auch einen Sachstand abzugeben. Dies war für das Pottblog Anlass, um am letzten Freitag am Olympia-Stützpunkt in Wattenscheid vorbeizuschauen, wo unter Tagesordnungspunkt 5.01 Wilken Engelbracht sich vorstellte, aber auch Fragen des Ausschusses beantwortete.

Tatsächlich wurden im Laufe dieser Sitzung einige Sachen aus der Mitgliederversammlung etwas klarer, wobei andere Punkte dann teilweise etwas nebulöser klangen bzw. man daraus hörte, dass man ganz so doch nicht mit dem Votum der Mitglieder zufrieden war…

Kein Wunder, schließlich hatten die Mitglieder des VfL Bochum sich doch mit einer Mehrheit (die im übrigen mit 52 % dagegen und 39 % dafür nicht zu knapp war!) sich doch gegen den Beschluss des Vorstandes und Aufsichtsrates entschieden, der im Laufe der Mitgliederversammlung bekannterweise sogar noch „entschärft“ wurde (ursprünglich wollten Vorstand/Aufsichtsrat die finanzielle Unterstützung zum Ende der Saison einstellen, in der Mitgliederversammlung warben sie für einen längeren Zeitraum (noch eine Saison dazu) bis zum Ende).

Zu Beginn stellte sich Wilken Engelbracht (WE) kurz vor und erklärte, dass es „eine gute Jahreshauptversammlung“ gewesen sei. Was tatsächlich etwas verwunderte ((jetzt nicht, weil es formell gesehen eine Mitgliederversammlung war)), denn man hatte im Verlauf der Mitgliederversammlung schon den Eindruck, dass Vereinsvertreter über das Abstimmungsergebnis nicht zufrieden waren. Einen Eindruck, den WE auch selber im Laufe seines Redebeitrages bestätigte, als er erklärte, dass natürlich ein Sportvorstand wie Christian Hochstätter (CH) als Sportsmann eigentlich gewinnen wolle und der gemeinsame Vorschlag von Aufsichtsrat und Vorstand hätte ja eben nicht gewonnen.

Den beiden Vorständen war es, WE zufolge, sehr wichtig Zahlen nicht nur transparent zu kommunizieren, sondern auch diese Zahlen korrekt einzuordnen. Denn nur weil man Zahlen nenne, heißt das ja noch lange nicht, dass man deren Bedeutung auch gleich mitteilt.

Drei Dinge hob WE hervor, die ihm besonders wichtig seien:

  1. Der VfL Bochum zahlt stabil seine Rechnungen, aber man sei finanziell auf Kante genäht. Da will man weg davon.
  2. Seitens des VfL Bochum findet man es langfristig nicht seriös, Gelder von Sponsoren vorzuziehen (sprich im Folgejahr fällige Gelder schon jetzt abzurufen). Das will man auch nicht.
  3. Der VfL Bochum sei ein integraler Bestandteil der Stadt. Da müsse sich man aber dann auch fragen: Was will eigentlich so ein Verein, was will die Stadt?

Es sei klar, dass der Verein wichtig für die Stadt sei, die Stadt sei aber auch wichtig für den Verein.

Das Ziel müsse der Wiederaufstieg in die 1. Liga sein und dafür bräuchte man ein Mindestmaß an (finanzieller) Stärkung.
Man könne daher von den verfügbaren Mitteln nicht noch mehr Geld aus dem Lizenzspielerkader herausnehmen. Das erlaube der Wettbewerb nicht. Als der VfL Bochum in die 2. Liga kam, hatte man einen Kader für über 10 Millionen Euro. Jetzt hätte man eine Höhe von ca. 7,5 Millionen Euro (vergleichbar mit dem SV Sandhausen). Natürlich könne man darunter gehen – aber dann hätte das auch Konsequenzen.

Es gehe jedoch auch mit weniger Geld – der SC Paderborn sei dahingehend ein Glücksfall, da muss alles richtig gelaufen sein, daher sei das aber auch schlecht vergleichbar und die aus den Reihen des Ausschusses erwähnten anderen Vereine (Augsburg und Braunschweig) hätten deutlich höhere Budgets.

Die Finanzsituation des VfL Bochum sei so, dass man seine wirtschaftlichen Ziele 2013 nicht erreicht habe: Stattdessen 600.000 Euro Verlust. In Summe Verbindlichkeiten gäbe es von rund 6 Millionen Euro.

Die auf Schalke lachen sich drüber tot. Aber es ist nicht unser Anspruch Schalke zu kopieren.
VfL Bochum-Finanzvorstand Wilken Engelbracht zu den Verbindlichkeiten des VfL Bochum

Zur Finanzierung von Zukunftsvisionen sei es nicht sinnvoll weitere Schulden aufzunehmen. Neue Kredite wären auch kaum realisierbar und man will die auch nicht.

Jedoch müsse man auch mal die Kostenseite analysieren, denn hier sei in den vergangenen Jahren nicht richtig geschaut worden. Er nannte da unter anderem folgende Punkte:

  • das Jugendinternat im Nachwuchsbereich wird nicht weiter fortgeführt; hier müsse man schauen, ob man das z.B. durch Gastfamilien günstiger hinbekommt
  • Versicherungen werden neu ausgeschrieben
  • Ordnerdienst wird neu ausgeschrieben
  • 10 % der Verträge (der Mitarbeiter) wurden zum Jahreswechsel gekündigt
  • Weihnachtsfeiern werden um 50 % gekürzt
  • Engelbracht selbst fährt keinen Dienstwagen

Er wies auch im Laufe der Diskussion darauf hin, dass 80 % aller Gelder des VfL Bochums in Bochum selbst ausgegeben werden, und salopp könnte man sagen, dass bei einer Rückkehr in die 1. Liga man doppelt so viel Geld wie vorher hätte und dementsprechend doppelt so viel Geld umgesetzt wird – und das vor allem in Bochum.

Mädchen- und Frauenfußball beim VfL Bochum

Das Thema Mädchen- und Frauenfußball kommt genau vor diesem schlechten finanziellen Hintergrund des VfL Bochum.

Dabei würde es ja gar nicht unbedingt um den Mädchen- und Frauenfußball in seiner ganzen Breite gehen, denn ein Großteil der Kosten entsteht bei der 1. Damenmannschaft. Daher war die Frage beim VfL Bochum, ob man sich das so leisten könne.

Der VfL Bochum habe sich entschieden, dass man diese Kosten nicht aus eigener Kraft finanzieren könne. Jedoch habe man als VfL Bochum bewusst die Entscheidung früh mitgeteilt.

Engelbracht teilte dahingehend auch mit, dass es bereits jetzt einen Verein außerhalb von Bochum geben würde, der den gesamten Mädchen- und Frauenfußball des VfL Bochum komplett übernehmen wolle. Er wolle dazu aber keine Namen nennen und natürlich könne er auch die Mädchen und Frauen verstehen, die weiterhin unter dem Zeichen des VfL Bochum Fußball spielen wollen.

Der Beschluss der Mitgliederversammlung

Engelbracht erklärte, dass der Kompromissantrag die Mehrheit gefunden habe, dass aber der ursprüngliche Beschluss (die Einstellung des Mädchen- und Frauenfußballs zum Ende der Saison) nur zurückgestellt sei – der wäre immer noch da.

Engelbracht berichtete, dass er zu der Thematik auch schon mit Bochums Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz gesprochen habe, die gleich klar gemacht hätte, dass die Stadt kein Geld zur Verfügung hätte. Gemeinsam hätte man überlegt, wen man dahingehend ansprechen könne. Da gäbe es ja auch Unternehmen im Umfeld der Stadt, auch privatwirtschaftliche. Es müssen ja nicht die üblichen Verdächtigen sein.

Abschließend ging Engelbracht davon aus, dass man da jetzt was erarbeiten wird, dass das ganze wohl nicht ein Jahr dauern wird, sondern dass man da vielleicht drei bis vier Monate forschen werde. Ob man dann am Ende des Tages die schöne Lösung haben würde, sei nicht klar, aber auf jeden Fall würde man vor der nächsten Jahreshauptversammlung Klarheit haben.

In der Fragerunde wurde Engelbracht von Frau Gabriele Ankenbrand (CDU) darauf hingewiesen, dass man schon den Eindruck gehabt habe, dass die Vereinsspitze ob des Beschlusses sehr geschluckt habe. Dazu äußerte sich Engelbracht so, dass man sehr bewusst das ganze den Mitgliedern zur Wahl gestellt hätte und er betonte, dass der einzige Unterschied den man gehabt hätte (zwischen dem Vorschlag des Vorstands und Aufsichtsrates und dem Kirchhoff-Antrag), der Zeitraum sei. Beim Vorschlag des Vereins hätte man zwei Jahre gehabt, beim Kirchhoff-Vorschlag 1 Jahr und dann müsse man weitersehen.

Die Sportdezernentin Birgitt Collisi wies darauf hin, dass es entscheidend zur Vergabe der Frauen-Fußball-WM auch an Bochum war, dass eine Damenabteilung „bis oben hin“ aufgebaut würde. Hierzu entgegnete Engelbracht, dass es nicht der Wunsch des DFB gewesen sei, dass man 1. oder 2. Bundesliga spielt, sondern nur, dass Frauen und Mädchen im Verein spielen können. Hier müsse man sich die Kernfrage stellen: Eher Breitensport oder Bundesliga 1 und 2?

Collisi sagte dann, dass man ja so eine Prüfung über den Verbleib „so oder so“ durchführen könne. Sie wäre froh, wenn es „so“ gemacht würde – nämlich mit der Intention die Frauen beim Verein zu behalten. Engelbracht erklärte nicht, welches „so“ die Handlungsmaxime des Vereins so – man könne jedoch davon ausgehen, dass man das professionell durchführen würde.

Selbstkritisch merkte er jedoch auch an, dass man nicht behaupten würde, alles perfekt zu machen und mit den jetzigen Erfahrungen hätte man das Gespräch mit der Politik vorher gesucht.

Weitere Fragen: U23, Zusammenarbeit mit Wattenscheid 09, Pyrotechnik, Westkurve usw.

Weiteres Thema war beispielsweise die Möglichkeit die Profis aus dem Verein herauszulösen, was Wilfried Flöring
(FDP/UWG-Fraktion) ansprach. Hierzu antwortete Engelbracht, das man so etwas machen würde, wenn man als Verein Investoren in den Lizenzspielerbereich hineinbringen wolle. Der VfL Bochum habe satzungstechnisch die Voraussetzungen geschaffen, gleichwohl sei das kein aktuelles Ziel. Das würde man schließlich dann machen, wenn der Verein einen großen Wert habe – jetzt aktuell in der 2. Liga würde sich das nicht rechnen.

Auch das Thema U23 schaue man sich aus Kostengründen, so Engelbracht, wobei das ein sehr komplexes Thema sei. Es sei schon so, dass relativ wenige Profis von der U23 des VfL Bochum zum Profiteam dazu gestoßen seien, aber man dürfe die Bedeutung der U23 nicht vergessen, denn sie dient ja quasi auch als „Ersatzmannschaft“ für Spieler, die sich in der Rekonvaleszenz befinden.

Der Vorschlag, dass man als VfL Bochum doch lieber mit der SG Wattenscheid 09 kooperieren sollte, was näher liegen würde als eine Kooperation mit Galatasaray Istanbul (durch Wattenscheid 09) wurde durch einige Bochumer und Wattenscheider im Ausschuss stark bezweifelt… da müssten wirklich Gräben überwunden werden.

Auf die Frage, wie hoch denn die Kosten für die Strafen in Sachen Pyrotechnik seien, erklärte Engelbracht, dass das letztes Jahr rund 30.000 Euro Strafe waren, dass man das Geld sich aber nicht von den Leuten zurückholen könne.

Im Bereich der Westkurve plant der VfL Bochum, dass da Eltern mit Kindern kostenlos reingelassen werden können. Das wäre aber für den jetzigen Saisonverlauf zu spät und er versprach, dass man da nächstes Jahr eine tolle Lösung haben würde.

Hans Peter Herzog, der sportpolitische Sprecher der SPD-Ratsfraktion, resümierte die Sitzung und stellte fest, dass der VfL Bochum mit der Frage um den Frauenfußball einen gewissen Shitstorm erzeugt hätte, man es jedoch gut findet, wie man mit der Jahreshauptversammlung wieder die Kurve gekriegt hätte. Es sei auch toll, dass sich viele Männer für die Frauen des VfL Bochum einsetzen würden – da würden einige lieber die U23 über die Wupper gehen lassen.

Darauf reagierte Engelbracht noch mit einem interessanten Vergleich – er wüsste beispielsweise nicht, wie bei dieser Frage im Stadion abgestimmt werden würde, denn bei einer Mitgliederversammlung wäre das ja doch eine andere Klientel. Jedenfalls gäbe es im Verein dazu auch „krasse Positionen“ und auch wenn er in Sachen Frauenfußball einiges an Briefen bekommen hätte – deren Anzahl sei deutlich höher, wenn im Stadion die Preise für das Bier und die Currywurst erhöht werden würden.

Mit dem gemeinsam festgestellten Wunsch, dass man weiter in Kontakt bleiben solle, endete dann die offiziell so genannte Vorstellung von Wilken Engelbracht, dem der Sportausschussvorsitzende Wolfgang Horneck (CDU) für seine Teilnahme dankte – hatte dieser doch dadurch auf die Reise nach Leipzig zum Zweitliga-Spiel des VfL Bochum verzichtet.


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  1. (1) Pingback von Der Ruhrpilot | Ruhrbarone @ 29. Oktober 2014, 07:22 Uhr

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