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Jens Matheuszik (unterwegs) — 1. August 2014, 14:53 Uhr

Lensing schließt Ruhr Nachrichten (RN) in Bochum und Witten, die Münstersche Zeitung (MZ) soll an Wettbewerber Aschendorff gehen / Update: Weitere Reaktionen


Der Verlag Lensing-Wolff, der vor allem für die in Dortmund erscheinenden Ruhr Nachrichten (RN) bekannt ist, räumt auf:

Ruhr Nachrichten (RN): Zeitung für Bochum und WattenscheidIm Ruhrgebiet werden die beiden RN-Lokalausgaben Bochum und Witten geschlossen. Ein Schritt der von Kennern schon vor einiger Zeit erwartet wurde, da beispielsweise die RN Bochum rein quantitativ mit dem übermächtigen Mitbewerber (die Westdeutsche Allgemeine Zeitung) nicht mithalten konnte, was alleine schon an den Auflagenhöhen klar ersichtlich war – die WAZ hatte ein Vielfaches an Auflage, während die RN-Auflage teilweise auch schon von Blogs erreicht wurde.

Neben diesen beiden Zeitungsredaktionen die geschlossen werden sollen, wie MEEDIA als erstes berichtete, wird auch die im gleichen Verlag erscheinende Münstersche Zeitung (MZ) betroffen sein. Diese soll jedoch vom örtlichen Wettbewerber Westfälische Nachrichten (WN), der im Aschendorff-Verlag erscheint, übernommen werden.

Ruhr Nachrichten BochumEigentlich wäre das nicht möglich – Stichwort: Monopol – aber im Rahmen einer sogenannten Sanierungsfusion wäre es ggf. doch statthaft. Wobei erst unlängst der Plan der Funke-Mediengruppe die WAZ und WR (Westfälische Rundschau) an Lensing im Rahmen einer solchen Sanierungsfusion abzugeben gescheitert ist.

Was mit den betroffenen Mitarbeitern in Münster aber vor allem in Bochum und Witten passiert ist natürlich noch unklar.
Aber dass das Medienhaus Lensing, wie man sich inzwischen nennt, auch radikale Maßnahmen kennt (siehe: Komplette Lokalredaktion der Münsterschen Zeitung de facto rausgeschmissen), ist nicht unbekannt.

Welche Auswirkungen die geplanten Schritte auf die Mitarbeiter, die einzelnen Zeitungstitel und vor allem auf Kooperationsangebote wie z.B. den Stadtspiegel oder aber Westline hat, wird sich zeigen müssen.

Reaktion des Deutschen Journalistenverbandes (DJV NRW):

Nachfolgend im Original-Wortlaut die Pressemitteilung des DJV NRW:

Schlag gegen die Meinungsvielfalt im Münsterland: Medienhaus Lensing lässt Mitarbeiter erneut im Stich

Das Medienhaus Lensing verkleinert sein Verbreitungsgebiet – nicht nur im Münster-land, sondern auch im Ruhrgebiet. Der DJV-NRW warnt vor diesem erneuten Schlag gegen die publizistische Meinungsvielfalt.

„Mit der beabsichtigten Abgabe der Münsterschen Zeitung an die Unternehmensgruppe Aschendorff beweist Verleger Lambert Lensing-Wolff erneut, was für ein unzuverlässiger Arbeitgeber er ist“, kritisiert der Landesvorsitzende Frank Stach. Vor sieben Jahren hatte er über Nacht die komplette Lokalredaktion Münster ausgetauscht – ein unglaublicher Vorgang in der Medienbranche. Nun lasse er auch die zweite Mannschaft im Stich, die für weniger Geld mit großem Einsatz gearbeitet habe, so Stach. Dass Lensing-Wolff nun nebenher noch verkünde, die Lokalredaktionen Witten und Bochum zu schließen, „das ist vor allem den Mitarbeitern gegenüber eine Unverschämtheit“.

Der DJV-NRW appelliert an die Verlegerfamilie Hüffer, sich ihrer Verantwortung für den Zeitungsmarkt im Münsterland zu stellen. Das betrifft auch die Mitarbeiter, die im Falle der Kartellamtsgenehmigung zu Aschendorff wechseln würden. Zweifel an der Sicherheit ihrer Arbeitsplätze sind berechtigt. Erst Ende Juni hatte Aschendorff verkündet, mit den Westfälischen Nachrichten ab Januar 2015 aus dem Flächentarifvertrag aus-zusteigen. Für den DJV ein skandalöses Vorgehen.

„Ich gehe davon aus, dass auch diese Sanierungsfusion vom Bundeskartellamt sehr genau geprüft wird“, erklärt Frank Stach. Lensing-Wolff war bei der Behörde erst vor wenigen Tagen mit der Übernahme von sieben Titeln der Funke-Mediengruppe gescheitert. Stach: „Es kann nicht sein, dass sich die Verlage ihre Verbreitungsgebiete untereinander nach Belieben zurechtstückeln und dann noch als Ziel die Aufrechterhaltung der publizistischen Vielfalt anführen.“

Reaktion der Ruhrbarone:

Die Ruhrbarone kündigen den Ruhrbarone-Lokalteil Bochum an.

Reaktionen der NRW-Grünen:

Für die Grünen im nordrhein-westfälischen Landtag schreibt die Dortmunder Landtagsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende der Landtagsfraktion Daniela Schneckenburger:

Meinungsvielfalt vor Ort muss erhalten werden!

„Die zweite Stufe der Marktbereinigungsstrategie der Medienhäuser Funke und Lensing, mit der der Medienmarkt im Ruhrgebiet aufgeteilt werden sollte, ist offenbar vom Kartellamt gestoppt worden. Geplant war, dass das „Dortmunder Modell“, mit dem dieselbe Lokalausgabe in zwei äußerlich und im Mantel unterschiedliche Zeitungen eingebunden wird, auch für andere Redaktionen im Raum Dortmund übernommen werden soll. In Dortmund war damit auch die Schließung einer ganzen Lokalredaktion der Westfälischen Rundschau verbunden. Und in der Tat wurde Meinungsvielfalt und Wettbewerb im Lokaljournalismus mit diesem Modell geschwächt – eine schwierige Entwicklung für die kommunale Demokratie. Dass das Kartellamt dem nun einen Riegel vorschiebt, ist darum gut und lässt hoffen, dass damit die Suche nach Möglichkeiten verbunden ist, wie trotz eines schwierig gewordenen Zeitungsmarktes Meinungsvielfalt vor Ort erhalten werden kann.“

Reaktionen der Grünen Bochum:

Die Grünen in Bochum schreiben dazu:

Aus für Ruhr Nachrichten in Bochum

Gerüchte über eine bevorstehende Schließung der Bochumer Lokalredaktion der Ruhr Nachrichten gab es schon öfter. Aber jetzt melden die Agenturen, das Medienhaus Lensing werde die Bochumer und Wittener Lokalredaktionen zum 31. Oktober 2014 schließen.

Manfred Preuß, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Rat, bedauert diese Entwicklung:

„Wenn es so kommt – und es sieht ganz so aus –, wäre das ein herber Verlust für die Pressevielfalt in Bochum. Das Angebot an politischen Informationen würde für die Bürgerinnen und Bürger deutlich eingeschränkt, die politische Meinungsbildung erschwert.

Schon seit geraumer Zeit ist im Ruhrgebiet ein Trend zur Monopolzeitung zu beobachten. Aber gerade bei der Presse belebt Konkurrenz das Geschäft. Wir wissen, dass überall da, wo es Monopolzeitungen gibt, die Lokalredaktionen verkleinert werden und die Lokalberichterstattung reduziert wird. Wenn sich renditebewusste Verlagshäuser den Markt aufteilen, wird der Pressefreiheit ein Bärendienst erwiesen.“

Weitere Meldungen:

Einen Kommentar dazu gibt es bei Charly & Friends, bei newsroom.de gibt es eine Analyse (aus Münsteraner Sicht).

Reaktion der FDP Bochum:

Dennis Rademacher (Vorsitzender der FDP Bochum) äußerte sich zur geplanten Schließung der Ruhr Nachrichten Bochum wie folgt:

„Mit der Einstellung des Lokalteils der Ruhrnachrichten geht ein großes Stück Pluralität für alle Bochumerinnen und Bochumer verloren. Die Gründe davon liegen wohl im harten Ãœberlebenskampf der Branche, in dem sich auch lokale Zeitungen befinden.

Meinungsvielfalt in der Presse ist eine Grundlage für die Bürger, sich unabhängig zu informieren und selbstständig eine Meinung zu aktuellen kommunalen Entscheidungen zu bilden. Es bleibt nun zu hoffen, dass durch diese neue Situation keine Arbeitsplätze verloren gehen und die moderne Medienlandschaft eine Antwort findet, um zum Beispiel mit unabhängigen und journalistisch anspruchsvollen Blogs weiterhin kontrovers und vielfältig über aktuelle lokale Themen berichten zu können.“

Reaktion der Piraten Bochum:

Ratsfrau Stephanie Kotalla von den Piraten erklärte zur Einstellung der Ruhr Nachrichten Bochum:

„Der Wegfall einer Zeitung ist auch immer der Verlust einer weiteren, im besten Fall unabhängigen Stimme. Wir haben heute die Möglichkeiten über social media mit Menschen auf der ganzen Welt zut kommunizieren. Dafür helfen vor Ort verlässliche Quellen. Die Qualität von Nachrichten lebt durch den Wettbewerb. Weniger Wettbewerb sorgt selten für mehr Vielfalt. Schade, wir brauchen weiterhin viele kritische Stimmen.“


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