Ein Knallbonbon ohne Textzettel: „Grease“-Musical zu Gast in Essen
Wie man bereits seit einiger Zeit anhand der Plakatwerbung in und um Essen (siehe auch die Abbildung) sehen kann – das Colosseum Theater in Essen ist wieder einmal Musical-Spielstätte:
Die Grease-Tour gastiert hier für knapp zwei Wochen, nachdem Stage Entertainment den regulären Musicalbetrieb schon im Sommer 2010 wegen mieser Zahlen eingestellt hatte. Seitdem wurde ein Ausflug mit „We will rock you“ in die 1970er Jahre und aktuell mit „Grease“ in die späten 1950er Jahre unternommen.
Es geht um die ersten Liebesgeschichten von Teenagern in bunten Petticoats (die Mädchen) und schwarzen Lederjacken (die Jungen). Aus Film und Fernsehen dürfte die Geschichte bekannt sein – 1978 sangen und tanzten sich John Travolta als Danny und Olivia Newton-Jones als Sandy zum dauerhaften (Liebes)erfolg.

Grease 2014: Summernights, Foto: Herbert Schulze
Aus meiner Sicht auch überzeugender als Danny und Sandy auf der Bühne im Colosseum.
Das tourende Musical ist ein zweistündiges Knallbonbon mit konfettifarbener Ausstattung: Das pinke Mädchenzimmer, das rote „Greased Lightnin'“ oder glitzernde Traumwolken – durch diese Kulissen singen und tanzen die Teenager der Rydell High School, eigentlich auf der Suche nach der ersten großen Liebe. Aber leider auch auf Kosten der simplen Geschichte: Der coole Cliquen-Anführer Danny und die brave Neue Sandy haben sich in den Sommerferien verknallt und treffen sich am ersten Schultag wieder – wegen der verschiedenen Charaktere kommt es immer wieder zu Missverständnissen, so dass sie erst am Ende aller bonbonigen Szenen zueinander finden.

Grease 2014: Ensemble, Foto: Herbert Schulze
Gut finde ich, dass die knapp 20 Songs mit englischem Text gesungen werden, statt einer ungewohnten deutschen Übersetzung. Aber es hätten mehr Dialoge dabei sein können, um die Szenen zu verknüpfen und die einzelnen Figuren auszuarbeiten. Die Jungen und Mädchen wirken ziemlich austauschbar und sind vor allem durch die Kleider und die Haarpracht zu unterscheiden. Eigentlich schade, denn die Presseinformation zum Musical liefert eine ausführliche Liste mit den Charakterzügen der Figuren – die ich so nicht wahrgenommen habe.
Die Mädchen-Bande kreischt und quietscht wie ein Hühnerhaufen, und das geht spätestens nach der Pause auf die Nerven und die Ohren. Es passt der schlichte Spruch von Danny, wenn er seine Zuneigung für Sandy überspielen will: „Verrücktes Küken“.
Überhaupt bringt die Jungen-Clique mit der gewollten Coolness, die fast immer unbeholfen und tollpatschig wirkt, das Publikum zum Lachen. Und am Ende hat man das Gefühl, die Zeit wird nach den Party-Szenen knapp, denn ein angedeuteter Konflikt der Jungen mit einer anderen Bande wird gar nicht ausgetragen (im Film gewinnt Danny ein Autorennen). Und in die vorletzte Szene wird sowohl die mögliche Schwangerschaft von Mädchen-Anführerin Rizzo als auch der Imagewechsel von Sandy gepackt – um es in der nächsten und finalen Szene aufzulösen. Das Baby ist falscher Alarm und Sandy wirbelt im hautengen Outfit über die Bühne, so dass Danny nur feststellen kann „You’re the one that I want“.
Die Inszenierung von David Gilmore ist für alle richtig, die eine knallbunte Musikshow im Rockabilly-Stil sehen wollen, obwohl die liebenswerten Geschichten in bekannten Sounds und wirbelnden Petticoats etwas untergehen.
Grease in Nordrhein-Westfalen:
Vom 4. bis zum 16. März 2014 läuft Grease im Colosseum in Essen, am 23. März 2014 im Messe- und Congress-Centrum in Münster sowie vom 15. bis zum 27. April 2014 in Düsseldorf – und ansonsten auch über das ganze Land verteilt. Details und mehr Informationen gibt es unter musical-grease.de.
Bildnachweise:
Die verwendeten Bilder (bis auf das Plakatbild) wurden vom Veranstalter zur Verfügung gestellt und unterliegen dem Copyright.
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