Diskussion über die Finanzierung des Journalismus in der Staatskanzlei NRW (oder aber: warum man auf eine Apple-Keynote und das Champions League-Spiel des BVB verzichtet…)
Letzten Dienstag hätte ich eigentlich abends zwei Dinge machen (und mich damit Millionen Menschen weltweit anschließen) können – einerseits erst die neue Apple-Keynote anschauen, auf der neue Geräte ((iPad Air, iPad mini, MacBook Pro, MacPro)) vorgestellt wurden und andererseits das Champions League-Spiel von Borussia Dortmund gegen FC Arsenal London sehen.
Stattdessen war ich in Düsseldorf, genauer gesagt in der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen (im Stadttor Düsseldorf), wo es eine Diskussionsrunde über „zukünftige Finanzierungsformen des Journalismus“ gab.
Auf Einladung von investigate! und Vocer war Paul Steiger von ProPublica (siehe auch den Wikipedia-Eintrag zu ProPublica) in Deutschland (zuvor in Hamburg) und die nordrhein-westfälische Landesregierung im allgemeinen bzw. Medienstaatssekretär Marc Jan Eumann im besonderen schlugen das Angebot von investigate und Vocer nicht aus, dass man auch in Düsseldorf diskutieren könne.
Wer alles geladen war, kann ich gar nicht sagen – aber es waren diverse Medientreter aus dem Land und zum Teil darüber hinaus (u.a. auch ein gewisses „plottblog“ – jedenfalls stand es so auf der ursprünglichen Einladung ((da geht es wohl um bestimmte Plotts eh Plots *g*))) vor Ort anwesend.
ProPublica wurde vor einigen Jahren gegründet, als die Milliardäre Marion und Herbert Sandler auf Paul Steiger (der zuvor u.a. für das Wallstreet Journal in führender Position arbeitete) zugingen und mit einem gespendeten Budget von 10 Millionen US-Dolar investigativer Journalismus gefördert wurde.
Die Diskussion (deren Inhalte ich, da sie „unter drei“ waren, hier nicht zitieren werde) waren schon recht interessant, auch wenn man schnell feststellte, dass es in Deutschland und den USA unterschiedliche Mentalitäten insbesondere in Bezug auf Stiftungen, das Mäzenatentum usw. gibt. Das ist alles in den USA deutlich ausgeprägter als bei uns, was sicherlich auch historisch bedingt ist.
Interne wie externe Kritik
Die Ideen eines Journalismus, der stiftungsfinanziert ist, wurden zum Teil kritisch gesehen und – wie oben schon beschrieben – ist auch ein Journalismus durch Mäzenatentum sicherlich nicht erstrebenswert. Hier wurde recht bissig jedoch das öffentlich-rechtliche System als eine Variante davon beschrieben, was weder um eine Ãœberleitung zur Rundfunkgebühr wäre, wo Marc Jan Eumann die Meinung vertritt, dass die Rundfunkgebühr mehr kann.
Auch von „externer“ Seite gab es Kritik:
So hatte David Schraven, der bei der Funke-Mediengruppe die Rechercheabteilung leitet, bei Facebook entsprechend kommentiert: So schrieb er beispielsweise hier ((die Diskussion kann man unter Umständen nicht lesen, daher gebe ich das hier gleich sinngemäß wieder)), dass er es interessant fand, dass wenig Reporter eingeladen waren, die Marc Jan Eumanns bzw. die Pläne der nordrhein-westfälischen Landesregierung einer Stiftung für den Journalismus kritisch sehen. Er fragte auch, wie viele recherchierende Journalisten vor Ort waren und wie viele der Journalisten präsent waren, die über die Doktorarbeit von Marc Jan Eumann berichtet haben.
Er kritisierte weiter, dass zu wenig aktive Reporter da waren – statt dessen jedoch Chefredakteure, Mitglieder von Verbänden, Professoren ((und Blogger? – Anmerkung des Bloggers)). Seiner Meinung nach sind also die Leute, um die es seiner Meinung nach gehen müsste ((die Leute, die den Qualitätsjournalismus machen)), nicht vor Ort gewesen.
Persönlich teile ich diese Meinung von David Schraven nicht:
Einerseits waren auch recherchierende Autoren dabei: So beispielsweise der Autor einer Dokumentation, deren Vorab-Recherchen quasi gemeinnützig finanziert wurden und wo das Ergebnis in einer ausführlichen TV-Dokumentation endete.
Andererseits ging es ja nicht primär um die Recherche an sich bei dieser Diskussion, sondern um Finanzierungsformen von Journalismus. Diese betreffen natürlich auch die Recherche, aber dass eher beispielsweise Stiftungsvertreter vertreten waren, wenn es auch um die mögliche Stiftungsfinanzierung geht, leuchtete zumindestens mir ein…
Das Steiger-Lied
Vor der eigentlichen Diskussion unterhielt sich Paul Steiger auch mit einigen anwesenden Personen – unter anderem auch mit mir und wir kamen auf seine deutschen Wurzeln zu sprechen. Ich erwähnte ihm gegenüber (als er sagte, dass er eigentlich kein Wort deutsch kann), dass er zu mindestens ein deutsches Wort kennt – denn „Steiger“ ist ja nicht nur sein Nachname, sondern auch eine Berufsbezeichnung im Bergbau ((siehe Steiger (Bergbau) in der Wikipedia)).
Darüber kamen wir auch auf das Steigerlied zu sprechen. Ich wollte es eigentlich am Ende der Veranstaltung Paul Steiger vorspielen – nicht vorsingen! – denn wofür hat man denn so sein iPhone dabei? Das klappte aber leider zeitlich nicht, da sein Taxi wartete. Ich versprach ihm aber, das Thema nicht zu vergessen.
Daher hier jetzt zwei Varianten des Steigerliedes, deren Videos ich selber aufgenommen habe:
Die Diskussion darüber ist tatsächlich sehr wichtig.
@Aaron (1):
Und ich gehe davon aus, dass diese Diskussion auch noch weiter gehen wird.