Deutsche Telekom schreibt ab Mai die Datendrosselung in die Verträge
Vor wenigen Wochen war es nur ein Gerücht: Die Deutsche Telekom will auch bei ihren Festnetztarifen den Datentransfer einschränken und nach Erreichen eines Limits drosseln.
Einen Tag später gab es dann statt einer knallharten Entgegnung eine Erklärung der Telekom im eigenen Blog, wo wortreich ein solches Verfahren erklärt wurde um abschließend mitzuteilen, dass derzeit so etwas nicht geplant sei!
Wenige Tage später sieht es aber anders aus:
Euphemistisch schreibt die Telekom von einer Änderung der Tarifstruktur für das Festnetz. Änderung klingt schließlich besser als Leistungsreduzierung (bzw. höhere Kosten für gleiche Leistungen).
In den kleinsten Tarifen (mit Geschwindigkeiten bis zu 16 Mbit/s) wird man ab 75 GB gedrosselt, bei Tarifen mit Geschwindigkeiten bis zu 50 Mbit/s ab 200 GB, bei bis zu 100 Mbit/s ab 300 GB und schlussendlich bei Tarifen mit Geschwindigkeiten bis zu 200 Mbit/s ab 400 GB – jeweils pro Monat.
Hat man diese Limits erreicht, dann wird eine Reduzierung der Internetbandbreite auf 384 Kbit/s vorgenommen. Sobald diese Drosselung tatsächlich durchgeführt wird (die Telekom rechnet ab 2016 damit, schreibt es aber schon ab Mai 2013 in die neuen Verträge) kann man kostenpflichtige Upgrades buchen.
Internet-Traffic der für Entertain, das Internet-Fernsehen der Telekom (via IPTV), anfällt, soll ebenso wenig angerechnet werden, wie der Traffic von WLAN TO GO (Kooperation mit Fon, wo man sein WLAN anderen (Fon-)Nutzern zur Verfügung stellt), was aber noch gar nicht gestartet wurde.
Es bleiben jedoch noch diverse Fragen offen:
Wie sieht es mit der Netzneutralität aus? Warum soll IPTV via Telekom anderen Anbietern gegenüber Vorteile haben? Wie sieht es mit Speicherlösungen in der Wolke („the cloud“) aus, die teilweise von der Telekom propagiert werden? Wie sieht das mit anderen Diensten der Telekom aus (oder soll man als T-Mobile seine Spotify Premium-Option auch zu Hause lieber via Mobilfunknetz als via Festnetz/WLAN nutzen)? Wann gibt es erste Apps, die merken, dass man rechnerisch zu viel schon verbraucht hat, um dann schnell auf das zweite WLAN (für Fon-Kunden) umzuschalten – da es dort keine Begrenzung gibt?
Auch spannend wie andere Marktteilnehmer das ganze bewerten – beispielsweise Filmanbieter wie Maxdome & Co.
Offizielle Pressemitteilung der Deutschen Telekom
Nachfolgend die offizielle Mitteilung der Telekom:
Telekom ändert Tarifstruktur fürs Festnetz
- Integriertes Highspeed-Volumen wie im Mobilfunk
- Umsetzung der Änderung für Neuverträge erfolgt schrittweise
- Bestehende Verträge sind nicht betroffen
Angesichts des rasanten Datenwachstums stellt die Telekom die Tarifstruktur für Internetanschlüsse im Festnetz um: Genauso wie im Mobilfunk wird es künftig für neue Call&Surf- und Entertain-Verträge integrierte Highspeed-Volumina geben. Ist die Volumengrenze erreicht, sehen die Leistungsbeschreibungen eine einheitliche Reduzierung der Internetbandbreite auf 384 Kbit/s vor. Zunächst werden nur die Leistungsbeschreibungen angepasst. Sobald die Limitierung technisch umgesetzt wird, können Kunden über Zubuchoptionen weiteres Hochgeschwindigkeits-Volumen hinzubuchen.
„Wir wollen den Kunden auch in Zukunft das beste Netz bieten und dafür investieren wir weiterhin Milliarden. Immer höhere Bandbreiten lassen sich aber nicht mit immer niedrigeren Preisen finanzieren. Den Kunden mit sehr hohem Datenaufkommen werden wir in Zukunft mehr berechnen müssen“, betont Michael Hagspihl, Geschäftsführer Marketing der Telekom Deutschland.
Das Datenvolumen im Netz nimmt rapide zu: Nach Expertenschätzung wird es sich bis 2016 vervierfachen. Dann sollen 1,3 Zettabyte Daten (eine Zahl mit 20 Nullen) pro Jahr übertragen werden. Deshalb müssen die Netze kontinuierlich ausgebaut werden. Eine flächendeckende Glasfaserinfrastruktur würde bis zu 80 Mrd. Euro kosten.
Die Einführung der neuen Tarife erfolgt schrittweise: Zunächst werden zum 2. Mai 2013 die Leistungsbeschreibungen für neue Verträge angepasst. Bestehende Verträge sind von den Änderungen nicht betroffen. Wann die Telekom die Geschwindigkeitsreduzierung tatsächlich einführt, hängt von der Verkehrsentwicklung im Internet ab. „Wir gehen bisher davon aus, dass wir die Limitierung technisch nicht vor 2016 umsetzen“, so Hagspihl.
Vor der technischen Realisierung bekommen Kunden die Möglichkeit, ihren Datenverbrauch im Kundencenter im Internet nachzuvollziehen. Im Schnitt verbraucht ein Kunde heute 15 bis 20 Gigabyte (GB). Das geringste integrierte Datenvolumen wird 75 GB betragen. Neben dem Surfen im Netz und dem Bearbeiten von Mails ist dieses Volumen beispielsweise ausreichend für zehn Filme in normaler Auflösung plus drei HD-Filme, plus 60 Stunden Internetradio, plus 400 Fotos und 16 Stunden Online-Gaming.
Ab dem 2. Mai 2013 sind folgende Volumina in den Festnetztarifen integriert:
Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 16 Mbit/s: 75 GB
Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 50 Mbit/s: 200 GB
Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 100 Mbit/s: 300 GB
Tarife mit Geschwindigkeiten bis zu 200 Mbit/s: 400 GB
Die Nutzung von Entertain wird nicht auf das im Tarif enthaltene Volumen angerechnet. „Mit Entertain buchen die Kunden Fernsehen, deshalb werden wir sicherstellen, dass sie nicht plötzlich vor einem schwarzen Bildschirm sitzen“, erläutert Hagspihl. Auch Sprachtelefonie über den Telekom-Anschluss wird nicht angerechnet. Beide Dienste sind im Gegensatz zu Internetdiensten Managed Services, die in einer höheren und gesicherten Qualität produziert und vom Kunden gesondert bezahlt werden. Reguläre Internetdienste werden diskriminierungsfrei nach dem „Best-Effort“-Prinzip behandelt, das bedeutet: so gut es die zur Verfügung stehenden Ressourcen ermöglichen. Das gilt auch für Internetdienste der Telekom.
Teilen Kunden künftig über WLAN TO GO (Kooperation mit Fon) ihr WLAN mit anderen Nutzern, läuft das hierbei erzeugte Datenvolumen separat und wird für das Volumen des Kunden ebenfalls nicht angerechnet.
Mit der Umsetzung der Geschwindigkeitsbegrenzung wird die Telekom Zubuchoptionen einführen. Damit können Kunden auch über das integrierte Volumen hinaus das Internet mit Hochgeschwindigkeit nutzen. Die Details der Zubuchoptionen wird die Telekom rechtzeitig bekannt geben. Volumentarife sind im Mobilfunk längst üblich und auch im Festnetz haben einige Anbieter bereits eine Limitierung der Nutzung eingeführt. Die Telekom hat eine Begrenzung des Highspeed-Volumens bereits heute in den Leistungsbeschreibungen für die Call & Surf Tarife mit VDSL und die Glasfaser-Anschlüsse vermerkt, aber nicht technisch umgesetzt. Zum 2. Mai 2013 werden diese Leistungsbeschreibungen bei Neuverträgen angeglichen.
[…] diskutiert die halbe Republik über die Pläne der Deutschen Telekom AG1 eine Datendrosselung in die Flatrate-Internet-Tarife zu schreiben. Neuverträge, die ab Mai 2013 abgeschlossen werden, werden dann Klauseln enthalten, wonach die […]