WAZ-/Funke-Mediengruppe streicht 200 Stellen und u.a. „Unser Vest“ – die merkwürdige „Lokal“ausgabe für den Kreis Recklinghausen
Bei der WAZ-Mediengruppe (die inzwischen eigentlich schon Funke-Mediengruppe heißen soll ((für einen neuen Internet-Auftritt hat es noch nicht gereicht))) gibt es wieder einmal einen drastischen Personalabbau:
Nachdem zuletzt die Westfälische Rundschau (WR) zur Zombie-Zeitung wurde (da alle WR-Redaktionen vor Ort geschlossen wurden und fürderhin die Inhalte von fremden Verlagen bzw. der eigenen Mediengruppe zusammengestellt werden), geht es jetzt weiter:
Wie durch newsroom.de bekannt wurde, sieht sich die Mediengruppe gezwungen „im Redaktions- und Verwaltungsbereich rund 200 Stellenstreichungen in NRW vorzunehmen“. Dabei darf man nicht vergessen, dass es da schon einige Streichungen in dreistelliger Zahl schon gab. 2008 vermutete man noch, dass 300 von 900 Stellen betroffen sein könnten, war es dann ein Jahr später so weit – 300 Stellen wurden gestrichen – für die Qualität…. Bei der Zombifizierung der Westfälischen Rundschau waren insgesamt auch dreistellige Personenzahlen betroffen ((inklusive der freien Mitarbeiter)) und jetzt geht es weiter:
Bei den Ruhrbaronen und Charly and Friends gibt es Details – dort erfährt man dann auch, wo beispielsweise gespart werden soll. So soll den Ruhrbaronen zufolge jede zweite Stelle des WAZ-Fotopools wegfallen, beim Content Desk in Essen stehen 24 Stellen auf der Streichliste und außerdem soll die „Lokal“ausgabe „Unser Vest“ komplett gestrichen werden.
Unser Vest? Wer sich fragt was das ist – das kann beantwortet werden:
Mitte 2006 beschritt die WAZ „innovative Wege der Redaktionsorganisation†(Zitat: Ulrich Reitz, WAZ-Chefredakteur) und es wurden mehrere Lokalredaktionen der WAZ im Kreis Recklinghausen geschlossen. Im gleichen Zug wurde eine neue Ausgabe „Unser Vest“ geschaffen, welche zentral in Recklinghausen erstellt wurde bzw. noch wird und in einer Art „Regionalausgabe“ in allen bisherigen Erscheinungsorten erschien/erscheint. Leider nahmen die Leser in den einzelnen Orten das Experiment nicht entsprechend an und waren eher unzufrieden damit – kein Wunder: Las man früher in seiner Lokalzeitung jeden Tag neues aus seinem Ort, konnte es bei der „Unser Vest“-Ausgabe sein, dass man tagelang nichts aus seinem Ort erfuhr. Dafür vieles aus anderen Orten, was einen nicht interessierte. Teilweise auch schlecht recherchiert war – denn leider schrieben nicht mehr die erfahrenen Journalisten der einzelnen Lokalredaktionen aus ihren jeweiligen Orten.
Schon Ende 2008 fragte ich mich daher: Fällt der Vorhang der WAZ Unser Vest im Kreis Recklinghausen? Die Streichung von Stellen dort ein Jahr später war dann quasi ein Sterben auf Raten der WAZ Unser Vest.
Jetzt hat anscheinend das letzte Stündlein für die WAZ Unser Vest in ihrer bisherigen Form geschlagen, denn wenn diese Ausgabe der WAZ geschlossen wird, dürfte ein großes lokales Zeitungsexperiment endgültig gescheitert sein. Ein Experiment welches nach Pottblog-Informationen ein Großteil der damaligen Lokalredakteure vor Ort so nie wollte.
Zynische Ironie der Geschichte: Sollte die WAZ-Mediengruppe auch im Kreis Recklinghausen demnächst auf eine Zombie-Zeitung setzen (d.h. die WAZ-Mediengruppe liefert den Mantel und für die lokalen Inhalte wird beim örtlichen Wettbewerber eingekauft; in diesem Fall dem Bauer-Verlag aus Marl), dann erhalten die Einwohner von Datteln, Recklinghausen, Waltrop usw. nach mehreren Jahren endlich wieder eine eigenständige Lokalausgabe. Zwar als Zombie-Zeitung, aber wenigstens sind die Innereien nicht halb und halb, sondern sortenrein…
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