Ruhrbarone-Lokalausgabe Dortmund startet – gerade rechtzeitig, wo die „Westfälische Rundschau“ (WR) ab heute zur Zombie-Zeitung wird
Mit Wirkung vom 1. Februar 2013 hat die WAZ-Mediengruppe die Westfälische Rundschau (WR) de facto abgeschafft. Jedenfalls deren Redaktionen.
Das was ab morgen (faszinierenderweise hat man es bei der WAZ in Essen sogar geschafft, dass schon heute die iPad-Ausgabe zur Zombie-Zeitung wurde…) unter dem Titel der WR verkauft wird, ist ein Mischmasch aus diversen Zeitungsinhalten:
Ein wenig Mantelteil aus Essen, der Lokalteil vom Wettbewerber aus Dortmund (oder Hamm usw.) – all das mit dem altbekannten Logo oben drauf und hoffentlich merkt es kein Leser.
Zur Sicherheit wird lieber nicht im eigenen Blatt drüber berichtet!
In Dortmund gibt es dann ab morgen eine absolut absurde Situation: Drei Tageszeitungen werben um Käufer – die Ruhr Nachrichten (RN) aus dem Verlag Lensing-Wolff sowie von der WAZ-Mediengruppe die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) und die Westfälische Rundschau (WR). Die Lokalteile für die Dortmund-Ausgaben der WAZ und der WR stammen jedoch zukünftig von den RN, sowohl in der Printausgabe als auch online ((ob das technisch klappt, kann natürlich angesichts der frühzeitigen Manifestation der Zombie-Zeitung WR auf dem iPad bezweifeln…)).
Doch wer in Dortmund kritische Meinungsvielfalt und Abwechslung wünscht – der hat ab heute eine Alternative. Denn die bekannten Ruhrbarone ((mit denen ich freundschaftlich verbunden bin)) starten die Ruhrbarone-Lokalausgabe Dortmund!
Im „Mission Statement“ schreiben die Ruhrbarone dazu:
Vor ein paar Tagen hat Helmut Junge in den Kommentaren gefragt, warum eigentlich die Ruhrbarone keinen Lokalteil in Dortmund aufmachen.
Wir haben bei den Ruhrbaronen über diese Idee schon vorher diskutiert. Wir haben lange überlegt, ob wir diesen Schritt wagen sollen, diesen Schritt nach Dortmund.
Nun: Wir haben uns entschieden. Wir wagen den Schritt. Wir gehen nach Dortmund. Wir werden eine Art Lokalteil für Dortmund machen. Und gleichzeitig die Ruhrbarone als eine regionale Stimme erhalten, die in ganz Deutschland Gehör findet.
Der Grund ist einfach: Wir sehen Platz in Dortmund für eine kritische, profilierte, kratzige, manchmal böse, immer unabhängige Stimme.
Außerdem wollen wir einen Versuch wagen – im vollen Bewusstsein, dass wir auch scheitern können.
Wir wollen ins Lokale vorstoßen. Dazu bietet Dortmund die besten Vorraussetzungen. Eine Stadt, die groß genug ist für einen Blog, der etwas erzählen will. Außerdem gesegnet mit einer hinreichend verfilzten Stadtverwaltung, die genügend Ansatzpunkte für scharfe Berichte bietet. Lieb war gestern. Lieb ist vorbei.
Wir haben in den vergangenen neue Kollegen dazu gewonnen: Michael Westerhoff, Honke Rambow und ab und an auch Carsten Drees und Jens Matheuszik schreiben künftig ebenfalls für die Ruhrbarone. Robin Patzwaldt freut sich darauf, endlich seine BVB Leidenschaft auf dem Blog ausleben zu können. Miquel Rodriguez möchten wir für seine Unterstützung bei der technischen Überarbeitung des Blogs danken.
Wir wissen, dass wir den Blog der Ruhrbarone zu einem Teil neu profilieren müssen, um ins Lokale einsteigen zu können. Die Kosten steigen, die Risiken steigen und wir müssen irgendwie und irgendwann den Mitarbeitern dieses Blogs Geld zahlen – auch denen, die hoffentlich noch zu uns stoßen werden. Denn wir brauchen weitere Kollegen, die sich vor Ort auskennen.
Wir werden daher in Dortmund auch lokale Werbung verkaufen. Dazu arbeiten wir mit Gabi Banfield und ihrer Ruhrstadt-Agentur Com4 aus Dortmund zusammen.
Wenn wir Einnahmen haben, werden wir diese nach Abzug der Kosten für den Blog an die Schreiber ausschütten.
Bislang waren die Ruhrbarone ein Blog, der kein Geld verdient hat. Wir haben aus Spaß gebloggt. In Zukunft werden wir ein wenig Geld verdienen müssen, um professioneller zu werden und die Berichterstattung, die wir unseren Lesern bieten wollen, auch stemmen zu können.
Den Lokalteil Dortmund findet ihr oben in den Kategorien. Nicht alle Texte aus dem Lokalteil werden auf der Hauptseite zu finden sein. Ihr könnt ihn auch ab jetzt direkt ansteuern. Die Domain: ruhrbarone-dortmund.de
Vielleicht schaffen wir einen Start in Dortmund. Wir hoffen drauf und sind gespannt auf Eure Anmerkungen, Vorschläge und Hinweise.
Technisch läuft das ganze so ab, dass unter ruhrbarone-dortmund.de der spezielle Lokalteil der Ruhrbarone für Dortmund zu finden ist, während man beim Besuch von ruhrbarone.de das nicht sieht – außer in Ausnahmefällen. Wenn man beispielsweise berichtet, dass das Dortmunder U schwarze Zahlen schreibt, das ECCE über Dortmund hinaus viele Arbeitsplätze angelockt hat usw. – dann wäre das sicherlich auch eine Nachricht für den „Mantelteil“ der Ruhrbarone. :)
Kurzes Interview mit Stefan Laurin:
Vor dem Start der Lokalausgabe Dortmund habe ich Stefan Laurin, dem Kopf der Ruhrbarone, ein paar Fragen gestellt:
Jens: In den Kommentaren gefordert, jetzt gibt es die Ruhrbarone-Dortmund: Ihr hattet die Idee doch sicherlich schon vorher, oder habt ihr die Planungen innerhalb kürzester Zeit durchgeführt?
Stefan: Wir haben schon früher immer mal drüber nachgedacht, haben jetzt aber wirklich alles in knapp zwei Wochen gestemmt. Es war etwas stressig.Jens: Soll das jetzt quasi eine Tageszeitung im Internet werden, die westfälische Netzrundschau gar?
Stefan: Nein, wir sind ein Blog, wir bleiben ein Blog – nur das wir ab jetzt in einem eigenen Bereich über Dortmund berichten.Jens: Die Zeiten, dass man auf den Internet-Seiten der WAZ-Mediengruppe Videos eingebunden hatte, die man von den Rechnern in den Büros und Redaktionen nicht aufrufen konnte sind lange vorbei – insofern ist der technische Fortschritt auch bei WAZ, WR & Co. angekommen. Habt Ihr denn auch jemanden von der WR bei Euch dabei, denen man ja nicht mehr erklären muss, dass Blog mit G und nicht mit CK geschrieben wird?
Stefan: Bislang haben wir niemanden von der WR dabei, würden uns aber freuen, wenn WR-Leute Lust hätten mitzumachen. Wir waren ja immer schon offen angelegt.Jens: Bisher waren die Ruhrbarone für das gesamte Ruhrgebiet und eigentlich ganz Deutschland. Werdet Ihr irgendetwas – beispielsweise Euren Schreibstil – bei der DO-Ausgabe ändern?
Stefan: Nein, werden wir nicht. Und wir werden auch nicht zu einem Dortmunder Blog, Wir haben eine Dortmund-Seite im Blog haben, die man auch separat ansteuern kann. Wir wollen künftig mehr bieten als bisher.
Viel Glück liebe Ruhrbarone! Und die Dortmunder bzw. an Dortmund Interessierten sind dazu aufgerufen die Ruhrbarone Dortmund zu lesen, anzuklicken, Beiträge zu kommentieren (oder gar zu schreiben?) usw.usf.
Anmerkung: Ich werde auch den einen oder anderen Artikel zur Lokalausgabe Dortmund der Ruhrbarone beisteuern (wie es im Text oben auch bereits erwähnt wurde). Ich fühle mich deswegen jetzt aber nicht befangen. Ich fühle mich eher beklommen angesichts der Rücksichtslosigkeit der Methoden, die hier ein Konzern anwendet, der sich selbst als „entschieden sozial“ bezeichnet.
Das ist ne gute Sache.
Ich hinterlasse hier mal ganz uneigennützig den coolibri RSS Feed für Dortmund. In der Hoffnung, dass bei Themen wie Juicy Beats nicht immer nur auf die WAZ, sondern auch mal auf den coolibri verlinkt wird. :)
http://www.coolibri.de/redaktion/tags/dortmund/rss.html
Gut für die Presse- und Meinungsvielfalt, was Dortmund betrifft (viel schlechter konnte es ja nicht mehr werden). Was seriösen Journalismus betrifft, gibt’s weniger Hoffnung. Dazu sind die Ruhrbarone zu polemisch. Als Ersatz für die weggebrochene Lokalberichterstattung in der Stadt dürften sie nicht taugen. Ist wohl eher der Versuch, schnell das frei gewordene Feld zu besetzen, bevor es andere tun.
Guten Tag!
Ich wünsche der neuen Seite einen guten Start und viel Erfolg.
Was ich nicht verstanden habe, ist, wieso Stefan Laurin Stress mit mir hat. Auf Nachfrage wollte er das nicht mitteilen.
Das ist bedauerlich, weil ich der Überzeugung bin, dass ein Netzwerk hilfreicher ist als der Lokalfürstgedanke von Ruhrbaronen. ;-)
Schöne Grüße
Hardy Prothmann
http://www.istlokal.de/2013/02/06/guten-start-2/
@Marco (1):
Danke – wobei Du das natürlich primär dem Stefan mitteilen müsstest. Aber ich habe Euren Link auch schon gesichert (aber hatte ich ja eh schon).
@Ulf Möhrke (2):
Da kann man sich natürlich drüber streiten. Ich persönlich halte beispielsweise von manchen Artikeln dort nicht so viel, aber es gibt auch gute bis wirklich sehr gute. Das gibt es aber in jedem Medium (auch hier).
@Hardy Prothmann (3):
Ich will nicht zu viel dazu sagen – aber ich habe eine anderslautende Aussage gehört, wo nach Stefan Dir sehr wohl mitgeteilt hat, was er für Probleme hat.
Inzwischen kann ich das auch schon fast nachvollziehen…
Hallo Jens,
dann klär Du mich auf – ich weiß von nix. Wir kennen uns nicht gut – aber so gut, dass Du weiß, dass ich immer gerade raus rede und nichts erfinde.
Ich verstehe nicht, was Du mit der Andeutung sagen willst, Du könntest „das auch schon fast nachvollziehen“. Was ist das? Und wieso nur fast?
Ich äußere mich offen und transparent – trotz der Probleme, von denen ich nicht weiß, was sie sein sollen, wünsche ich aus Ãœberzeugung einen guten Start.
What’s wrong?
Ich habe Stefan mehrfach angesprochen, ob ein Blog für Bochum oder Dortmund nicht langsam ansteht. Die Auskunft – kann man überall nachlesen – war immer: Ich blogge aus Spaß, Geld bringt das nicht und SOLL es auch nicht bringen. Sein Hauptberuf sei Zeitungsjournalist.
Gelistet zu werden, damit war er einverstanden, sich in irgendeiner Form bei istlokal einzubringen nicht. Auch vor zwei Jahren hat er darauf hingewiesen, er werde von Adnation vermarktet.
Dann kappt er die Verbindung, verlangt rüde (kein höfliches Wort, keine Anrede, keine Grußformel) die Tilgung von Ruhrbarone bei istlokal.de, macht ein Lokalblog auf und sagt, damit wolle man künftig auch Geld zu verdienen versuchen.
Dieses Verhalten finde ich verwunderlich und bedauerlich. Eine Sache her er erklärt, aber reichlich kryptisch: Wir hätten gesagt, wir wollten überregional vermarkten, dabei sei für ihn nichts rumgekommen.
Ganz ehrlich? Er stand ganz hinten in der Reihe – wer nix tut, sich aber bedienen lassen will, muss halt warten. Die Regelung ist ganz einfach – zuerst kommen unsere Istlokal OS-Kunden, dann die Netzwerkpartner, die sich mit einbringen, dann die anderen. Die Reihenfolge ist, denke ich, nachvollziehbar.
Der erste überregionale Werbekunde hat acht Blogs einen guten Umsatz gebracht – in der Summe soviel, wie einzelne vielleicht im Jahr nicht verdienen. Ich habe sogar auf meinen Teil verzichtet und an die anderen mit ausgeschüttet. Um die Lust am Geld verdienen zu fördern.
Das eigentliche Geschäft müssen die Lokalblogs selbst vor Ort machen.
Die Vermarktung an Kunden, die überregional werben, wird länger dauern und umso besser laufen, je mehr Blogs und damit Zugriffe wir den Werbekunden anbieten können – deshalb ist es geschäftlich unvernünftig, eine Option durch ein rüdes Verhalten zu vernichten. Es gab keinen Nachteil für Stefan. Und wenn Adnation tatsächlich „exklusiv“ vermarktet, bleiben von 0 Euro exklusiv 0 Euro übrig.
Bei vielen Leuten stimmt die Haltung nicht. Ich mache das an dieser Stelle sehr deutlich, weil es außer mir die wenigsten wissen können und weil es sehr wichtig ist (und schenk Dir diesen wertvollen Content als Kommentar auf Deiner Seite).
Als ich istlokal als „Solidargemeinschaft“ von Unternehmerjournalisten in Form eines Vereins (Mitsprache, gemeinsame Regeln finden, usw.) gründen wollte, habe ich leider fast nur negative Erfahrungen gemacht.
Da gab es jede Menge Wortführer. Was da nicht alles über Journalismus erzählt worden ist. Lauter Heldenstories.
Als es daran ging Arbeit zu verteilen, waren die meisten schneller weg als Mäuse, wenn man im Keller das Licht anmacht.
Ich hatte nach einem dreiviertel Jahr „für andere“ sehr viel Arbeit investiert, die ich nicht wegwerfen wollte. Deshalb haben Peter und ich istlokal als Firma gegründet. Auch darin steckt jede Menge Arbeit und Kapital. Unsere bisherigen Istlokal-Partner bezahlen das nicht im Ansatz, aber die kleinen Umsätze ermöglichen schon eine stabile Kalkulation. Das Ziel von istlokal ist lange nicht, dass Peter und ich Geld verdienen, sondern dass wir und unsere Kunden eine solide technische Basis haben, die Journalismus und Geschäft miteinander verbindet.
Dazu kommt der Austausch im Netzwerk über Erfahrungen, die nützlich sind. Das kann man verstehen, das muss man nicht verstehen.
Man kann sich aber auch anschauen, was wir journalistisch machen und was wir an Werbung haben und sich dann seinen Reim machen.
Wer glaubt, dass man das mal eben so nachmachen kann: Viel Erfolg! Das ist harte Arbeit, das braucht seine Zeit und jeder muss auf der Basis von teilbaren Faktoren seinen Weg finden – und der ist trotzdem beschwerlich. Er kann ihn auch alleine gehen.
Zurück zu den Wortführern. Kein einziger ist journalistisch relevant, kein einziger verdient Geld, einige sind schon wieder eingestellt.
Die fleißigen sind relevant, die meisten davon machen schon ordentliche Umsätze und arbeiten dran, dass es mindestens auskömmlich wird.
Ich lasse jetzt andere außen vor: Peter Posztos und ich bezahlen jeweils rund zehn Leute für ihre Arbeit und das besser als die alten Medien.
Wir reisen rum, erzählen transparent über unsere Verhältnisse, investieren unsere Zeit, um andere zu begeistern und zu motivieren, selbst was auf die Beine zu stellen. Wir sind im ständigen Kontakt mit Leuten, die sich interessieren, beantworten Fragen und kümmern uns.
Innerhalb des Netzwerks probieren wir verschiedene Sachen aus und teilen die Erfahrungen. Und hier exklusiv die allerneuste: Meine Werbeplatzverlosungsaktion hat mir fünf neue Kunden gebracht. Das Angebot war: Der Kunde zahlt O Euro oder soviel er will. Alle Kunden wollen zahlen, teils niedrig, das ist vollkommen ok, war ja das Angebot. In den vergangenen vier Tagen habe ich darüber 5t Euro zusätzlichen Jahresumsatz reingeholt. Und das finde ich sehr geil – damit bezahle ich nämlich meine Leute und sichere deren „Teilzeit“-Arbeitsplätze Stück für Stück.
Bin mal gespannt, was ich von Dir darüber erfahre, „was Du fast nachvollziehen kannst“.
Schöne Grüße
Hardy
@Hardy Prothmann (5):
Nur kurz, da
a) ich an sich Unbeteiligter bin
b) ich da zwischen zwei Seiten stehe
c) es schon spät ist (eigentlich würde ich schon schlafen):
Sagen wir mal so, ich kenne Deine öffentlichen Aussagen zu der Thematik, ich kenne Stefans Position (und nein, ich werde jetzt nicht seine Position hier bekanntgegeben – sowas würde ich ohne Rücksprache nicht machen). Das macht es Dir natürlich nicht leichter zu verstehen, warum ich das teilweise verstehen kann, daher will ich meine Argumentation auf andere Dinge beschränken, die Du nachvollziehen kannst:
So hast Du im ursprünglichen Facebook-Beitrag, den ich „damals“ kommentiert habe, mitgeteilt, dass Dir das ja eigentlich egal sei. Und dass die Ruhrbarone jetzt bei Adnation wären und Du gar nicht wüsstest, was das überhaupt sei.
Du strafst Deinen Aussagen mit diesem Kommentar hier doppelt Lügen – natürlich weisst Du was Adnation ist. Du musst da nicht den Dummen spielen. Und so egal kann Dir die Thematik Ruhrbarone gar nicht sein, wenn Du soviel dazu schreibst.
Sei dahingehend bitte ehrlich.
PS: Ich persönlich finde es schade, dass die Ruhrbarone nicht dabei sein, aber wie gesagt ich kann es fast verstehen. Nur fast, denn wenn ich es ganz verstehen würde, hätte ich einen ähnlichen Schritt unternommen.
Hallo Jens,
absolutes Verständnis – ich will Dich nicht in Konflikte bringen.
Stefan kann sich doch selbst öffentlich äußern – ich hab’s gemacht, er kann’s tun oder lassen. Seine Wahl.
Ich kenne seine Position nicht – wenn das jemand bezweifeln will, kann er Stefan gerne auffordern, zu belegen, dass ich sie kennen müsste. Das wird er nicht können.
Mein Facebook-Posting war zum Teil ironisch und zum Teil genauso gemeint, wie geschrieben. Deine „Lügen“-Ansage finde ich ein wenig krass.
Was muss ich noch schreiben, um in Deinen Augen „ehrlich“ zu sein?
Ich finde es total scheiße, wenn jeder sein Süppchen kocht und Chancen der Zusammenarbeit nicht wahrgenommen werden. Das ist genau das Gegenteil der Idee von istlokal.
Das habe ich ziemlich deutlich klar gemacht. Und gleichzeitig ist es mir ziemlich egal, was irgendwer (ersetze irgendwer durch irgendwer) macht, wenn es um’s Kochen eigener Süppchen geht und die Einsicht nicht vorhanden ist, dass es gemeinsam besser geht.
Ich weiß natürlich, dass Adnation ein Vermarkter ist. Hab vor zwei Jahren auf die Seite geschaut. Davor und seither habe ich nix mehr von Adnation gehört. Weder positiv, noch negativ. Wenn ich frage, wer Adnation ist, dann ist das rhetorisch und auch ganz praktisch gemeint. Klar, gibt es, aber was ist das, was es gibt? Wo sind die Meldungen über Kunden, Umsätze, Entwicklungen, irgendwas?
Google-Eingabe „adnation“ – erster Treffer die Homepage, zweiter Treffer dieser Artikel vom September 2011:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Mokono-schluckt-Blogvermarkter-adnation-1346673.html
Geht so eine erfolgreiche Vermarktung? Glaube kaum.
Mir ist das Thema überhaupt nicht egal, sondern ich nehme es sehr ernst. Denn ich weiß, wovon ich rede. Es gibt jede Menge Leute, die mich für ein Vorbild halten. Übers Heddesheimblog und den streitbaren Lokaljournalisten Hardy Prothmann gibts hunderte von Artikeln. Über einen, der angetreten ist, den Lokaljournalismus, wenn nicht zu revolutionieren, so doch zu erneuern. Der keine Angst hat, ausprobiert, macht, sich anlegt. Alles richtig.
Und danach kamen kaum Fragen. Was würde ich wohl heute antworten? Dasselbe, weil ich dazu stehe, was ich gemacht habe.
Und als Ergänzung: Ich war reichlich naiv und teils sogar blöd. Und ich würde keinem raten, meinem Weg zu folgen, weil (Achtung: arrogant) kaum jemand in der Lage sein wird, diese Energieleistung zu bringen.
Ich würde heute jedem raten, seine Energie klüger einzusetzen, als ich das getan habe, sich mit anderen zu verbinden, einen Business-Plan zu erstellen, zu organisieren, zu überlegen, den Austausch zu suchen, sich realistische Zielvorgaben zu machen, sich rechtlich abzusichern, lieber mit dem Start zu warten bis die Koordinaten stimmen. Sprich: Den riesigen Haufen Fehler zu vermeiden, den ich gemacht habe. Den ich machen musste, weil ich kein Vorbild hatte. Ich stehe anderen mit meinen Fehlern gerne als Vorbild zur Verfügung, was sie nicht wiederholen sollten. Und mit meinen guten Erfahrungen, wie sie es machen sollten. Im Mai 2013 sind das dann vier Lebensjahre mit durchschnittlich weit über 60 Wochenarbeitsstunden.
Und das meine ich wieder im Sinne von vielen: Jedes verkorkste Projekt hat auch Folgen in der öffentlichen Wahrnehmung. So wie viele Zeitungen immer schlechter werden und das Image der Printprodukte rapide sinkt, wird es auch den Lokalblogs gehen, wenn sie nicht professionell gemacht sind.
Ist doch logisch: Wenn groß getönt wird und dann nur heiße Luft entweicht, denken die Menschen sich ihren Teil, nämlich, dass es nichts taugt, was man da angeboten bekommt.
Und es reicht eben nicht, ein guter Journalist zu sein. Man muss auch Unternehmer sein oder werden. Sonst klappt das nicht. Und wenn man verantwortlich denkt – auch für andere – verzockt man nicht Hoffnungen, Ideen und Gefühle für ein „Projekt“, sondern versucht, etwas aufzubauen, das Bestand hat.
Ganz klar ist: Man macht nicht eben mal so nebenbei ein Blog und das geht dann schon irgendwie. Die so angelegten Projekte sind ganz überwiegend schnell am Ende und träumen von kleinen Momenten oder vielleicht auch mal längeren Phasen der Aufmerksamkeit.
Wer einfach nur vor sich hinbloggen will, soll das tun. Ist ok.
Wer mehr will, soll sich anstrengen und im Klaren sein, dass es sowas wie eine Branchenethik geben sollte.
Damit das nicht falsch verstanden wird: Damit meine ich niemanden speziell. Das halte ich ganz allgemein. Ich habe aber ein aktuelles Beispiel: Das Peerblog – dieses Ding ist verendet und schadet leider allem, wo Blog drin steht. Auch damit haben Lokalblogger zu kämpfen. Eine Zeitung aufmachen gab’s das letzte Mal 1978 mit der taz – heute kann jeder Depp ein Blog online stellen.
Auch darum geht es mir sehr engagiert: Es gibt eine Zeitungsbranche, eine TV-Branche, eine Hörfunk-Branche. Das ist insgesamt ein Mediensystem mit mehreren Dutzend Milliarden Euro Umsatz. Die Leute finden diese Systeme ok, banal, interessant oder nicht, aber sie akzeptieren, dass es sie gibt.
Es gibt keine Lokalblog-Branche bislang. Vereinzelt schon – bei mir, am Tegernsee, in einem Berliner Kiez, in Köln, in Regensburg und an ein paar anderen Orten. Diese Angebote werden mittlerweile „akzeptiert“ – meist nicht ohne Widerstand, aber sie haben sich „etabliert“.
Der Weg zum „allgemeinen Bewusstsein“, einer selbstverständlichen Akzeptanz und noch besser, einer anerkannten Relevanz, ist noch sehr weit.
Jetzt werde ich wieder konkret. Die Ruhrbarone Dortmund haben den ersten Schritt gemacht und ich wünsche ehrlich viel Erfolg. Ich habe aber große Sorge, dass dieser ausbleibt, weil ich von außen viele meiner Fehler zu erkennen meine.
Wenn ich mich täusche, habe ich nur dummes Zeugs geschwätzt. Damit komme ich zurecht. Wenn ich mich nicht täusche, entsteht nicht nur in Dortmund lokal ein Schaden, sondern für viele andere auch – siehe Zeitungsbranche. Jeder Tod wirft seinen Schatten auf alle andere.
Und ganz ehrlich? Das ist mir eigentlich egal. Uneigentlich ärgere ich mich über unkluges Verhalten.
Schöne Grüße
Hardy
Hallo Jens,
das muss nicht in einen eigenen Kommentar, sondern kann oben als letzter Absatz ergänzt werden…
Um es kurz und bündig zu machen:
Das, was man hier lesen kann, sollte man im Kontext zu meinem Kommentar lesen und sich Gedanken machen.
http://www.sueddeutsche.de/medien/dortmunder-ruhrbarone-wie-ein-lokal-blog-fuer-pressevielfalt-sorgen-will-1.1589440
Danke + Gruß
Hardy