Pflegezeit = Flop? Wie die Aktuelle Stunde, WDR 2 und die Tagesschau höchst unterschiedlich berichten…
Am vergangenen Freitag wurde bekannt, dass es zur von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) initiierten Pflegezeit erste Zahlen gibt.
Bei der Pflegezeit geht es im Kern darum, dass Arbeitnehmern es erleichtert werden soll, ihre Arbeitszeit zu reduzieren, um Angehörige zu pflegen. Dabei sinkt jedoch das Einkommen nicht proportional zur Arbeitszeit. Jedoch hat man als Arbeitnehmer keinen gesetzlichen Anspruch auf die Pflegezeit.
Am Freitag berichteten diverse Medien, unter anderem auch die Aktuelle Stunde (WDR Fernsehen) darüber. Dieser Beitrag war für mich dann ein Anlass darüber zu bloggen.
Die Aktuelle Stunde habe ich bereits vor wenigen Wochen deutlich kritisiert:
- Der Fall Hammer der NRW-Piraten: Dreifacher Fail des WDR Fernsehen (3. Update: Mit Reaktion des WDR!)
- Warum können etablierte Medien keine Fehler korrigieren? Beispiel: Aktuelle Stunde (WDR Fernsehen)
Nachdem ich in der oben verlinkten Angelegenheit vielleicht etwas zu herzhaft argumentiert habe, habe ich diesmal (mehr als) eine Nacht drüber geschlafen und bin zu dem Schluss gekommen, dass es auch hier Sinn ergibt, darüber zu bloggen.
Hier eine kleine Chronologie der Ereignisse:
28. Dezember 2012: Pflegezeit kaum genutzt – Bericht bei WDR 2:
Am Freitag hörte ich im Radio (WDR 2) vom Scheitern der Pflegezeit. Demnach würden weniger als 200 Personen diese neue Möglichkeit nutzen. In dem Beitrag ((der irgendwann am späten Nachmittag in den WDR 2-Nachrichten lief)) wurde jedoch auch erläutert, dass
- es keine Meldepflicht für Arbeitgeber gibt, die Anzahl der Personen zu melden, die die Pflegezeit nutzen.
- die Zahl „kleiner 200“ daher rührt, dass laut Medienberichten eine entsprechende Statistik existiert. Die Bundesregierung bzw. das zuständige Familienministerium erklärte jedoch, dass es keine wirkliche Statistik geben würde, und dass die genannte Zahl nur die Anzahl der Fälle sei, wo das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA) durch Arbeitgeber beteiligt wurde.
Der zugrundeliegende Medienbericht war wohl der Artikel Weniger als 200 Deutsche nutzen Pflege-Auszeit der Süddeutschen Zeitung (SZ).
In diesem Artikel von Thomas Öchsner (@ThomasOechsner bei Twitter; merkwürdigerweise ist sein Twitter-Profil auf SZ.de falsch verlinkt) wird dass auch erwähnt, dass das BAFzA bei der Pflegezeit eine Rolle spielt (obwohl es im Gesetz über die Pflegezeit (Pflegezeitgesetz – PflegeZG) nicht einmal erwähnt wird).
28. Dezember 2012: Aktuelle Stunde über die Pflegezeit:
Etwas später am Abend schaute ich mir die Aktuelle Stunde an (siehe auch den noch gültigen Link zur Aktuellen Stunde vom 28.12.2012 in der Mediathek).
Die Moderation dazu fängt mit folgenden Worten an:
Ein Flop. Rohrkrepierer. Schlappe. Als genau das wird heute die Familienpflegezeit von Familienministerin Schröder bezeichnet. Ein Jahr gibt es das Gesetz. Es erlaubt das Beschäftigte ihre Arbeitszeit reduzieren können, um Angehörige daheim zu betreuen. Bisher haben erstaunlich wenige das Angebot angenommen: Gerade mal 200. Viele Firmen spielen nicht mit, weil das Gesetz die Arbeitgeber nicht zum Mitmachen zwingt. […]
Im Einspielfilm wird die Informatikerin Claudia S. ((Name von mir anonymisiert)) gezeigt, die Probleme mit der Familienpflegezeit hat, da ihr Arbeitgeber das nicht unterstützen will.
Danach wird die Familienpflegezeit vorgestellt und weiter heißt es:
[…] So hat sich das Kristina Schröder wohl gedacht. Doch: Von 1,6 Millionen Deutschen die ihre Angehörigen pflegen, nutzen nur knappe 200 ihr Gesetz. Das war wohl nix! […]
Danach wird dann von einer Expertin gesagt, dass das Gesetz zu kompliziert sei und deswegen nicht genutzt wird. Als Grund hierfür wird dann – und jetzt wird es in Sachen Familienpflegezeit völlig fachfremd – genannt, dass die Ministerin Schröder auf zu vielen Hochzeiten tanzen würde und keine Hausmacht innerhalb der CDU habe, wie auch ein Politikwissenchaftler feststellt. Was meiner Meinung jetzt nicht wirklich gerade thematisch passt.
Warum ich über die Aktuelle Stunde verwundert war:
Dem Beitrag der Aktuellen Stunde kann man also entnehmen, dass die Familienpflegezeit ein Flop ist, der damit zu tun hat, dass die Familienministerin Kristina Schröder keine Hausmacht innerhalb ihrer Partei der CDU hat.
Das das Familienministerium eine ggf. gar nicht mal so unschlüssige Erklärung hat, das wird gekonnt ignoriert. Im Gegensatz zur vorherigen Berichterstattung im Radio – auch vom WDR.
Interessanterweise wird der Beitrag der Aktuellen Stunde in der WDR-Mediathek unter dem Titel Frau Schröders Gesetz: Flopp? gelistet. Das Fragezeichen geht jedoch im eigentlichen Bericht, so wie er im Fernsehen gesendet wurde, unter.
Doch Fragezeichen bleiben – ob die Zahl richtig ist oder nicht.
28. Dezember 2012: Stellungnahme des Familienministeriums
Zwar erwähnt die Aktuelle Stunde auch, dass das Familienministerium (respektive der dortige Sprecher) das anders sieht, erklärt das ganze jedoch nicht. Man muss ja nicht der Meinung des Familienministeriums sein – aber das, was das Familienministerium als Erwiderung auf die steile These („nur 200“) angibt, sollte man doch schon den Zuschauern verraten. Ich persönlich würde das jedenfalls von einer solchen Informationssendung erwarten.
Da das nicht erfolgte, habe ich ein wenig recherchiert und unter anderem eine Reuters-Meldung dazu gefunden.
Demnach stützen sich die Zahlen der SZ lediglich auf eine Statistik, wie viele Unternehmen das Angebot von zinsgünstigen Krediten durch die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) genutzt hätten. Gerade große Firmen würden jedoch die Pflegezeit ohne solche Kredite intern regeln. Da es keine Meldepflicht gebe, könne man daher nicht sagen, wieviele Pflegezeit-Fälle es gibt.
Das klingt ja gleich schon ganz anders…
28. Dezember 2012 – 20:00 Uhr: Tagesschau
Am selben Abend läuft in der ARD-Tagesschau um 20:00 Uhr auch ein Bericht zur Familienpflegezeit. Dort heißt es:
Die Familienpflegezeit stößt bisher auf wenig Resonanz. Das zeigen Zahlen nach einem Jahr Laufzeit des Angebots für Berufstätige die alte und kranke Angehörige zu Hause pflegen wollen. Ihnen hat Familienministerin Schröder Entlastung versprochen […]
Danach kommt dann ein Einspieler mit der inzwischen bekannten Claudia S. ((Name von mir anonymisiert)) – in diesem Einspieler, der augenscheinlich vom WDR stammt ((siehe auch die Mikrofone in dem Beitrag)) heißt es dann:
Claudia S. muss ihre Mutter betreuen. Deswegen wollte sie in Pflegezeit gehen und ist damit eine von gerade einmal 200 Antragstellern in ganz Deutschland. […]
Ich will jetzt mal ignorieren, dass faktisch gesehen Claudia S. wohl keine Antragstellerin von Pflegezeit beim BAFzA war, denn so wie ich das verstanden habe, stellen Unternehmen beim BAFzA die Anträge und nicht die Arbeitnehmer selber. Leider hat Claudia S. keinen Arbeitgeber, der die Pflegezeit unterstützt, insofern ist sie wohl nicht in der Zahl 200 enthalten.
Aber wenigstens einen Lichtblick gibt es bei dem Bericht der Tagesschau, denn am Ende heißt es:
Laut Familienministerium wird die Pflegezeit allerdings häufiger genutzt als in der Statistik ausgewiesen. Denn große Unternehmen bieten sie schon jetzt in Eigenregie an. Ohne staatliche Hilfe.
Worüber ich mich jetzt beim WDR ärgere:
Also entweder sind es wirklich nur 200 Leute, die die Pflegezeit nutzen, wie es die Aktuelle Stunde suggeriert, oder es sind nur 200 Anfragen an das BAFzA. Auf jeden Fall berichteten WDR 2, die Aktuelle Stunde (WDR Fernsehen) und die Tagesschau unterschiedlich.
Wenigstens weiß die Internet-Redaktion der Aktuellen Stunde, dass die Frage, ob es sich um einen Flop handelt, wirklich eine Frage ist – denn dort wird ja das ganze als Frage gestellt. Im Beitrag selbst jedoch nicht.
Der vom selben WDR der Tagesschau zugelieferte Beitrag wirft nicht nur neue Fragen auf (beispielsweise ob Claudia S. wirklich zu den Antragstellern gehört?), sondern stellt zu mindestens am Ende des Beitrages die These, dass es bundesweit nur 200 Personen gibt, die die Pflegezeit nutzen, in Frage. Das hätte ich ehrlich gesagt auch von der Aktuellen Stunde erwartet. Dort wird jedoch die Thematik Pflegezeit genutzt um mit der Familienministerin Kristina Schröder abzurechnen.
Das wäre ja kein Thema (ich persönlich bin ja kein Fan der Ministerin!), denn man kann meiner Meinung nach ruhig mit Politikern „abrechnen“, wenn es sachlich fundiert wäre. Aber das ist es gerade in diesem Fall nicht.
Reaktion der Aktuellen Stunde auf die Kritik:
Während mein Kommentar in der Facebook-Diskussion dazu seitens der Aktuellen Stunde ignoriert wurde, war man via Twitter kontaktfreudiger:
@pottblog Diese Zahl geht nach unserer Info aus einer vorläufigen Statistik des Bundesfamilienministeriums hervor.
— WDR Aktuelle Stunde (@aktuelle_stunde) December 28, 2012
Konkretes Eingehen auf die Kritik war das zwar nicht, aber das kenne ich ja bereits von der Aktuellen Stunde im Fall Klaus Hammer (siehe diesen Bericht). Dort wurde der entlassene politische Geschäftsführer der Piratenpartei NRW erst zum parlamentarischen Geschäftsführer der Piratenfraktion im NRW-Landtag (also zum Landtagsabgeordneten, was er nicht ist und nie war) und dann ruderte man dahingehend zurück, dass er halt seinen Arbeitsplatz im Landtag verlieren würde – einen Arbeitsplatz den er so nie hatte…
Was mich so richtig ärgert:
Ich schaue/höre gerne Sendungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Ich lasse mich gerne über Dinge informieren, bei denen ich mich nicht auskenne. Ich finde es jedoch sehr schade, dass ich immer wieder Berichte höre/sehe, wo ich Fehler feststelle. Diese Fehler stelle ich jedoch nur deswegen fest, weil ich mich bei dem Thema zufälligerweise gerade ein wenig auskenne ((oder aber hier im konkreten Fall vorher was anderes gehört habe, was mich zur Recherche brachte)). Ich stelle mir dann jedoch immer die Frage: Wie werde ich über Themen informiert, bei denen ich mich nicht auskenne? Sind da auch solche Fehler vorhanden? Das macht mir Angst.
Es ist nicht gut, wenn man sich fragen muss, welchem Bericht man im öffentlich-rechtlichen Rundfunk respektive bei WDR und der ARD noch vertrauen kann.
Mit Kritik hat es der WDR nicht so. Das habe ich selber einmal erfahren, als ich mich erdreistete, den Sender auf seiner eigenen Homepage zu kritisieren. Ich hatte das Wort „Hofberichterstattung“ benutzt, als Landesmutti Hannelore die rosarote Wohlfühlwelt in Deutschland mit ihren Hochzeitsfoto aus Afrika entzückte. Ich fand den von mir gewählten Ausdruck nicht schlecht, zumal er mich an die Regenbogenpresse erinnerte, in denen sich haufenweise Adelige und hin und wieder auch Bundespräsidenten mit tätovierten Ehefrauen im aufgeklärten demokratischen Europa ihren Völkern präsentieren. Als Reaktion wies man mich seitens des WDR daraufhin, dass dieser grundsätzlich unabhängig und neutral berichten würde, ungeachtet, dass ich nicht als einziger Kommentator mit diesem Begriff hantierte, sondern so ziemlich die Hälfte der Kommentare diesen Vorwurf erhoben, was einem Sender durchaus zu denken geben sollte.
Deinen Ärger kann ich durchaus nachvollziehen Jens, auch wenn ich, im Gegensatz zu Dir, den WDR schon lange nicht mehr als primäre Informationsquelle nutze. Dafür arbeiten die mir einfach zu langsam. Mein Schlüsselerlebnis war die Bürgermeisterabwahl in Duisburg. Was hatte sich der WDR in den Monaten zwischen Loveparadekatastrophe und dem Bürgervotum ins Zeug gelegt, um von dem Kuchen, den solch tragischen Ereignisse den Medien bieten, genügend abzubekommen. Über jeden Furz, der in diesem Zusammenhang gelassen wurde, hat man ausführlich berichtet und ihn weiter aufgeblasen. Aber am Tag, als Sauerland abgewählt wurde, war auf einmal Schluss. Wer im Fernsehen einen ausfürlicheren Bericht über die Wahl erwartete, live, oder zumindest zeitnah, der mußte mit einer Doku vorlieb nehmen. Das Internetangebot gab auch nicht vielmehr her, als das Abwahlergebnis, das man auf jedem anderen x-bleibigen Ticker ebenfalls nachlesen konnte.
Für Informationen über NRW im Groben und das Ruhrgebiet im Speziellen, über das, was dort abgeht und passiert, ist das Internet ein viel besseres Medium als das Fernsehen. Was nützen einem beispielsweise die vielen Lokalsender des WDR, wenn man als politisch interessierter Zuschauer den Eindruck erhält, dass deren Reporter an Wahlsonntagen, in denen im Gegensatz zur Kommunalwahl, nur in einer Kommune gewählt wird, ihre tariflich vereinbarte Sonntagsruhe halten (Achtung Ironie). Duisburg ist da kein Einzelfall. In Dortmund musste ja auch wegen Langemyer neu gewählt werden.
Die vielen kleinen Blogs, wie dieser hier, geben da in der Summe mehr Informationen her, als der WDR, nur mit dem Unterschied, dass Du und Deine Kollegen dafür Eure Freizeit opfern müsst und ihr keinen Cent bekommt. Den Jahreswechsel zum Anlass, an dieser Stelle auch Dir recht herzlichen Dank und auf ein neues gutes Jahr.
Ich will nicht sagen, dass der WDR überflüssig wäre und bestimmt ist sein Programm immer noch besser, als das der meisten privaten Fernsehsender. Aber diese finanzieren sich auch anders und bekommen nicht, wie die öffentlich-rechtlichen, zig Milliarden, die der Bürger aufbringen muss, in den Rachen gestopft. Eine gewisse Qualität, gerade in der politischen Berichterstattung und unabhängig von irgendwelchen Quoten, sollte man da schon erwarten dürfen.
Aber vielleicht ändert sich ja was. Seit heute sind endlich alle in Deutschland von der GEZ Gebühr befreit. Jetzt zahlt jetzt Haushaltsabgabe und keiner wird entkommen. Ein Grund mehr dem WDR immer mal wieder auf die Finger zu schauen. Augen auf und weiter so.
@Jens Wie Sie richtig recherchiert haben, geht die Zahl der 200 Fälle, die in Deutschland das Gesetz zur Familienpflegezeit nutzen, auf einen Bericht der Süddeutschen Zeitung vom 28.12.2012 zurück. Ansonsten sind in Ihrer Darstellung aber einige Dinge durcheinander geraten. Daher nochmal die wichtigsten Fakten: Das Thema Familienpflegezeit-Gesetz wurde an diesem Tag von vielen Medien aufgegriffen und kritisch betrachtet. Anlass für unsere eigenen Recherchen. Wir kontrastieren die Zahl der 1,6 Millionen Menschen, die in Deutschland Familienangehörige pflegen, mit der Zahl derjenigen, die laut Statistik das neue Gesetz zur Familienpflegezeit nutzen. Das sind 200 Fälle. Und zwar laut der Statistik – wie Sie Reuters richtig zitieren – die aussagt, wie viele Unternehmen das Angebot des KfW-Kredits genutzt haben. Denn das Familienpflegezeit-Modell sieht immer die Einbeziehung eines KfW-Kredites vor. Daher ist die Statistik, die die SZ für ihren Artikel genutzt hat, genau die richtige Statistik. Denn zur Einschätzung des Erfolgs des Gesetzes braucht man diese Statistik. Ob ein Gesetz erfolgreich ist oder nicht, ob es sinnvoll ist oder nicht, bemisst sich doch daran, wie viele der betroffenen pflegenden Menschen dieses Gesetz nutzen können – natürlich auch in Abhängigkeit davon, ob der Arbeitgeber mitspielt. Ihre Kritik an der Berichterstattung der Aktuellen Stunde greift also nicht. Am Tag des Berichtes in der Aktuellen Stunde hat der Sprecher des Familienministeriums die Zahl der 200 Fälle interpretiert, ohne sie explizit zu bestätigen. In der Größenordnung, also extrem gering, hat sie der Sprecher von Kristina Schröder allerdings bestätigt. Andere Medien sprachen von 135 Fällen. Ausdrücklich sagte der Sprecher: Das Gesetz werde so gut wie gar nicht angenommen. Er räumte auch ein, dass viele Unternehmen andere eigene Lösungen anbieten.
Die Aktuelle Stunde hatte ihre Protagonistin bereits vor einem Jahr zur Einführung des neuen Gesetzes vorgestellt – sie hatte sich damals über die Chancen des neuen Gesetzes gefreut. Grund genug, jetzt noch einmal bei ihr nachzufragen. Zu ihrem Bedauern gehört sie nicht zu den Menschen, die das neue Gesetz nutzen können, weil ihr Arbeitgeber nicht mitspielt. Unsere Protagonistin ist also ein Fall, der vermutlich für viele steht: Der Bedarf an einer Regelung zur Reduzierung der Arbeitszeit, um Verwandte pflegen zu können, ist da, aber das Gesetz bietet keine Hilfestellung, da der jeweilige Arbeitgeber es so nicht nutzen möchte.
Die Bilanz zum Gesetz zur Familienpflegezeit ist also alles andere als erfolgreich, und dafür muss sich die zuständige Ministerin Kristina Schröder dann auch kritisieren lassen. Formulierungen in unserem Beitrag wie die Frage „Tanzt die junge Ministerin auf zu vielen Hochzeiten?“ kann man vielleicht als geschmäcklerisch bewerten, jedoch trifft sie den Kern unserer Recherche, und sie wird in unserem Film auch von einem Experten untermauert.
Fazit: Hier im Blog wird suggeriert, dass ein schlechtes Gesetz, das keinerlei verpflichtende Wirkung hat, gar nicht so schlecht sei, weil vermutlich viele Firmen unter Umgehung des Gesetzes eigene, andere Lösungen finden. Unser Film mit unserem Fall zeigt: Das Gesetz ist für unsere Protagonistin schlecht. Denn sie möchte das Familienpflegezeit-Modell gerne für sich umsetzen, aber ihr Arbeitgeber weigert sich, darauf einzugehen.
Grund zur Sorge gibt es also nicht, wenn man sich bei öffentlich-rechtlichen Medien informiert. Die hier genannten Medien haben vielleicht verschiedene Ansätze verfolgt. Der Aktuellen Stunde ist es immer wichtig, auch die Bedeutung und Konsequenzen von Politik für den einzelnen Menschen darzustellen. Für die Protagonistin im Film war das Gesetz in der Tat wohl ein Flopp – und sie steht exemplarisch für sehr viele andere.
Im Übrigen stellen wir uns gerne der Kritik und antworten auch so zeitnah wie möglich. Für viele ist es aber sicher nachvollziehbar, dass eine so ausführliche Analyse unserer Berichterstattung nicht mal eben so an Silvester und Neujahr beantwortet wird. Nicht jeder weiß hier in der Redaktion alles zu jedem Detail. Also haben wir bei den Autoren des Beitrags nachgefragt. Bei uns in der Redaktion arbeiten Menschen, die ähnliche Bedürfnisse haben wie andere Menschen auch. Wer in den Tagen zwischen den Jahren gearbeitet hat, ist dann Silvester vielleicht auch mal in Urlaub.
@ Joe Hannes Was Sie zur Berichterstattung zur Abwahl des Duisburger Oberbürgermeisters schreiben, stimmt nicht. Am Tag der Abwahl war der Beitrag dazu der Aufmacher der Aktuellen Stunde. Zusätzlich haben wir innerhalb der 20minütigen Sendung zwei Mal live ins Duisburger Rathaus geschaltet, von wo aus der Studioleiter weiter live berichtet und mit seinen frischen Informationen die Situation eingeschätzt hat. Weiter verfolgt wurde die Wahl am Abend während der Sendung Westpol – auch dieses Mal angemessen mit einer Live-Schalte ins Rathaus. Schauen Sie uns gerne auf die Finger, aber schauen Sie bitte richtig!
@Aktuelle Stunde
Auch wenn Sie meine Darstellung der Berichterstattung bezüglich der Duisburger Bürgermeisterabwahl an jenem Sonntagabend in Abrede stellen, scheinen auch andere Gebührenzahler ihr TV Programm ähnlich wahrgenommen zu haben wie ich:
„Auch als Duisburgs OB Adolf Sauerland abgewählt wurde patzte der Sender. Anstatt live von diesem bis dahin einzigartigem Ereignis zu berichten, lief das normale Programm weiter. Nur dann und wann gab es eine Schaltung ins Duisburg Rathaus. Dafür präsentierte der Sender in seinem dritten Programm unter anderem einen Jäger auf der nächtlichen Pirsch. Das Ergebnis der Sauerland-Abwahl gab es dann auch zuerst im Internet. Bild, Spiegel und auch die Ruhrbarone berichteten schneller als die Gebührenkönige aus Köln mit ihrem Ãœbertragungswagen.“
den ganzen Artikel von Stefan Laurin gibt es nebenan bei den Ruhrbaronen unter:
http://www.ruhrbarone.de/wdr-was-monika-piel-so-alles-nicht-versteht/
@Joe Hannes (1):
Für mich sind öffentlich-rechtliche Medien wie der WDR eigentlich mit die informativste Quelle, die es so gibt – dass man auf eine neutrale Berichterstattung von anderen Medien nicht setzen kann, sieht man beispielsweise anhand der Tatsache, wie diverse Zeitungen zur Thematik Leistungsschutzrecht (LSR) für Presseverleger berichteten. Da waren die öffentlich-rechtlichen Medien eine wohltuende Abwechslung zur Einseitigkeit der voreingenommenen Presse.
Aber die von Dir zitierte OB-Wahl in Duisburg habe ich auch als negatives Schlüsselerlebnis in Erinnerung – wenn ich mich recht entsinne (so genau weiß ich das jetzt nicht mehr – ist ja schon etwas her!), waren damals SPON, BILD, die Ruhrbarone und dank einer Kooperation mit Stefan Laurin von den Ruhrbaronen auch das Pottblog deutlich schneller als der WDR.
Zum entscheidenden Moment lief irgendeine Natur/Jäger-Doku oder so was (und nein, nicht Ralf Jäger ist gemeint – das hätte ja gepasst).
Bezüglich der Wahlen muss ich Dir teilweise recht geben, teilweise nicht. Bei manchen berichteten die ö-r Medien recht gut, bei anderen eher merkwürdig. Auch wenn jetzt hier eigentlich der WDR das Thema ist, war ich beispielsweise über den NDR sehr erstaunt, der die Wahl in der Landeshauptstadt auch eher verdruckst thematisierte. Als die Ergebnisse bekannt waren gab es jedenfalls nicht mal ein Laufband. Erst später am Abend gab es dann eine Sondersendung (oder war es nicht nur die allgemeine Nachrichtensendung?).
Danke übrigens für Dein Lob – wobei das Pottblog da ja wenn nur ein kleiner Baustein wäre. Da gibt es ja noch ganz andere Informationsquellen. :)
@Aktuelle Stunde (2):
Vorweg meinen ausdrücklichen Respekt für Ihre Rückmeldung hier! Das freut mich, aber ich stimme in einigen entscheidenden Punkten nicht mit Ihnen überein. Vor allem ging es mir nie darum, ob das Gesetz nun eher schlecht oder eher gut ist, sondern um die Art der Berichterstattung durch den (gesamten) WDR. Die war – wie ich aufgezeigt habe – sehr unterschiedlich. So unterschiedlich, dass ich die – bei Twitter getätigte – Aussage, wonach meine Kritik „absolut nicht“ greifen würde, nicht mal ansatzweise unterschreiben kann.
Ich werde dazu noch expliziter was zu schreiben und noch mal meine Intention versuchen klar zu machen. Bis dahin erst einmal noch mal Danke für die Rückmeldung – und auch einen herzlichen Glückwunsch zum heutigen Geburtstag (die Aktuelle Stunde wird heute 30 Jahre alt)!
Übrigens: Was Joe Hannes kritisierte war wahrscheinlich nicht die Berichterstattung in der AKS, sondern das drumherum. Muss man wirklich so eine Wildtier-Sendung (oder was immer das war) bringen, wenn gerade live entscheidende Dinge passieren? Hätte man nicht ein Laufband einblenden können? Meines Wissens erfolgte das nicht.
Die dahingehend von Stefan Laurin bei den Ruhrbaronen geäußerte Kritik (siehe Link im zweiten Kommentar von Joe Hannes) wurde übrigens durch Vertreter des WDR bei einer Podiumsdiskussion (wo es primär um’s Radio ging) nicht als falsch abgetan, eher sogar bestätigt. Daher wundert mich das jetzt schon ein wenig.
@Joe Hannes (3):
Ich kenne noch weitere Personen, die die Berichterstattung damals eher suboptimal fanden.
@Jens Bei Ihrer ersten Kritik vor wenigen Wochen haben wir unseren Fehler eingeräumt. Zum Thema Familienpflegezeit-Gesetz haben wir nun sehr ausführlich geantwortet, weil Sie uns sehr grundsätzlich angegriffen haben („Fehler“, Kritik sei nicht „sachlich fundiert“). Wir haben herausgearbeitet, dass Ihnen zum Verständnis eine Information fehlte, nämlich dass das Modell zur Familienpflegezeit immer eine Einbeziehung eines KfW-Kredites vorsieht. Vermutlich hat dieser fehlende Baustein beim Vergleich der verschiedenen Berichte für Irritation gesorgt. Denn all ihre Fragen, die Sie aufwerfen, sind auf diese Info und die in Frage gestellte Zahl der 200 Fälle zurückzuführen.
Es wäre also nur redlich und fair von Ihnen einzuräumen und auch gebührend darzustellen, dass wir keinen Fehler gemacht haben, sondern dass Ihnen eine Information fehlte. Das passiert leider nicht. Offenbar geht es Ihnen nicht um die Auseinandersetzung in der Sache.
Was die Berichterstattung zur Abwahl des Duisburger Oberbürgermeisters angeht, haben wir ebenfalls Dinge richtig gestellt, die hier falsch dargestellt wurde ( „war auf einmal Schluss“). Der Vorwurf, der WDR habe nicht berichtet, wurde entkräftet. Die Aktuelle Stunde und Westpol haben angemessen hintergründig und live berichtet. Was also wundert Sie? Ja, während der anschließenden Doku hätte der WDR über ein Laufband weiter aktuell informieren können. Gute Idee, merken wir uns für den nächsten Anlass. Und auch für die grundsätzliche Unzufriedenheit, die hier im Blog geäußert wird, dass mit dem Blick aus Düsseldorf/Köln Themen aus dem Ruhrgebiet vernachlässigt würden, sind wir sehr sensibel. Wir arbeiten daran, dass das anders ist. Gerne nehmen wir Anregungen und Kritik dazu an. Aber bitte bleiben Sie fair und stellen Sie Dinge richtig, wenn Ihre doch sehr massiven Vorwürfe gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht haltbar sind.
@Aktuelle Stunde (5):
Oha, ich verwies doch noch auf einen ausführlicheren Beitrag… aber ich reagiere auch gerne vorab schon mal auf Ihren Kommentar, vor allem weil er eine gewisse Tonalität aufweist, die mich quasi „zwingt“ zu antworten…
Sie schreiben:
Bei Ihrer ersten Kritik vor wenigen Wochen haben wir unseren Fehler eingeräumt.
Also eigentlich wollte ich dieses Thema nicht mehr aufwärmen, aber wenn Sie es schon selber ansprechen.
Das der Fehler eingeräumt wurde ist nicht wirklich richtig – oder wurde dies doch noch im Fernsehprogramm (wo es ja schließlich falsch gesendet wurde) korrigiert? Meines Wissen nicht. Wenn doch, dann ziehe ich diesen „Vorwurf“ sofort zurück (hätte aber auch gerne einen Beweis).
Sie haben den Fehler nur online eingeräumt, dabei dann auch noch weitere Fehler gemacht, als sie beispielsweise schrieben, dass besagter Pirat „seinen Arbeitsplatz im Landtag verliert“. Den er aber nie besaß.
Aber zurück zum Thema Familienpflegezeit:
Zum Thema Familienpflegezeit-Gesetz haben wir nun sehr ausführlich geantwortet, weil Sie uns sehr grundsätzlich angegriffen haben („Fehler“, Kritik sei nicht „sachlich fundiert“).
Ich habe grundsätzlich „angegriffen“? Ich finde schon, dass ich mich da sehr explizit auf bestimmte Punkte bezogen haben und nicht grundsätzlich argumentiert habe.
Wir haben herausgearbeitet, dass Ihnen zum Verständnis eine Information fehlte, nämlich dass das Modell zur Familienpflegezeit immer eine Einbeziehung eines KfW-Kredites vorsieht. Vermutlich hat dieser fehlende Baustein beim Vergleich der verschiedenen Berichte für Irritation gesorgt. Denn all ihre Fragen, die Sie aufwerfen, sind auf diese Info und die in Frage gestellte Zahl der 200 Fälle zurückzuführen.
Im – bisher nicht veröffentlichten – zweiten Beitrag schreibe ich dazu auch was, vorab: Ja, die Information fehlte mir.
Es wäre also nur redlich und fair von Ihnen einzuräumen und auch gebührend darzustellen, dass wir keinen Fehler gemacht haben, sondern dass Ihnen eine Information fehlte. Das passiert leider nicht.
Was ist an „Ich werde dazu noch expliziter was zu schreiben und noch mal meine Intention versuchen klar zu machen.“ eigentlich unverständlich gewesen?
Aber mich würde auch mal interessieren, wie sie „gebührend darzustellen“ definieren. Nehmen wir einfach mal die Fehler im oben – von Ihnen – angesprochenen Fall an, dann macht die AKS Fehler in ihrer TV-Ausstrahlung, versucht sich online zu verteidigen, macht dabei weitere Fehler und verschweigt die Fehler anscheinend vollständig im Fernsehen, dort wo der ursprüngliche Fehler einer Vielzahl von Zuschauern gegenüber kommuniziert wurde.
Ist das „gebührend“ dargestellt?
Offenbar geht es Ihnen nicht um die Auseinandersetzung in der Sache.
Sehr wohl, deswegen gehe ich ja auf einzelne Aspekte ein.
Was die Berichterstattung zur Abwahl des Duisburger Oberbürgermeisters angeht, haben wir ebenfalls Dinge richtig gestellt, die hier falsch dargestellt wurde ( „war auf einmal Schluss“).
Hinweis: Der Vorwurf war nicht von mir…
Der Vorwurf, der WDR habe nicht berichtet, wurde entkräftet. Die Aktuelle Stunde und Westpol haben angemessen hintergründig und live berichtet. Was also wundert Sie?
Dummerweise orientieren sich die Auszählgeschwindigkeiten von Wahlvorständen nicht immer an den Sendeplänen der AKS oder von Westpol.
Ja, während der anschließenden Doku hätte der WDR über ein Laufband weiter aktuell informieren können. Gute Idee, merken wir uns für den nächsten Anlass.
Bitte, gerne geschehen!
Und auch für die grundsätzliche Unzufriedenheit, die hier im Blog geäußert wird, dass mit dem Blick aus Düsseldorf/Köln Themen aus dem Ruhrgebiet vernachlässigt würden, sind wir sehr sensibel. Wir arbeiten daran, dass das anders ist.
Nun, das es eine gewisse Zentriertheit beim WDR Köln gibt, ist ja auch aktenkundig. Es gab ja meines Wissens schon Beschwerden bei den zuständigen Gremien dazu. Man erinnere sich beispielsweise an das Jahr 2010 mit dem Still-Leben Ruhrschnellweg. Da waren ja die jährlich stattfindenden Kölner Lichter oder so deutlich wichtiger…
A propos Ruhrgebiet: Richten Sie doch bitte Ihren Kollegen von WDR 2 aus, dass auch Hagen zum Ruhrgebiet gehört. Anlässlich der Umweltzonen (und der Verschärfung, wo nach Autos mit roten Plaketten nicht mehr in die Umweltzonen hineinfahren dürfen) wurde von der Umweltzone im Ruhrgebiet und von den Umweltzonen in Köln, Krefeld und Hagen berichtet. Also abgesehen, dass in Krefeld die Termine anders aussehen, gehört Hagen schon zum Ruhrgebiet…
Gerne nehmen wir Anregungen und Kritik dazu an.
Ob das so gerne angenommen wird, wage ich angesichts Ihrer Reaktion zu bezweifeln. Ansonsten hätte ich noch einen Vorschlag
Aber bitte bleiben Sie fair und stellen Sie Dinge richtig, wenn Ihre doch sehr massiven Vorwürfe gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht haltbar sind.
Ich gehe auf die einzelnen Punkte ein und habe – wie Ihnen jetzt mehrfach mitgeteilt wurde – einen weiteren Beitrag geplant, der auf Ihre Reaktion eingehen wird.