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Jens Matheuszik — 12. Juli 2012, 13:23 Uhr

Hasta La Vista: Mehr als nur Hangover als Roadmovie mit Behinderten


Ein weiterer Film der heute in den deutschen Kinos startet ist Hasta La Vista. Dabei handelt es sich um einen Film der auf einer wahren Begebenheit basiert – und getreu dem Motto, dass das Leben oft die besten Geschichten schreibt, klingt so etwas meistens vielversprechend.

In dem Film geht es um die zwischen 20 und 30 (+x) Jahre alten drei Freunde Jozef, Lars und Philip aus Flandern, die allesamt behindert sind:
Jozef ist nahezu komplett blind, Lars hat eine Krankheit die ihn an den Rollstuhl fesselt und Philip ist abwärts des Halses vollständig gelähmt.

Dennoch fehlt Ihnen eigentlich an nichts, denn ihre Eltern kümmern sich sehr liebevoll um ihre Kinder – fast schon zu sehr.
Sie haben gemeinsame Interessen: Wein (praktisch) und Frauen (theoretisch) – doch letzteres würden sie gerne aus der Theorie auch mal in die Praxis überführen, was ihnen jedoch bisher ob ihrer speziellen Situation nicht gelang.

Als einer von den dreien erfuhr, dass es an der spanischen Küste ein Bordell speziell für Behinderte geben würde, überlegen sie sich, wie sie dahin kommen können. So überlegen sie sich, das ganze als eine Art Mischung aus Urlaub und Weinverkostung zu verkaufen. Es gelingt ihnen die Eltern von Lars und Philip zu überzeugen (Jozef erzählt seinen Eltern nichts, dafür aber den anderen Eltern, dass seine Eltern natürlich einverstanden seien). Vor allem die detaillierte Planung, der extra gebuchte behindertengerechte Reisebus und der speziell ausgebildete Pfleger überzeugt die übervorsichtigen Eltern von Lars und Philip.

Dummerweise drängen die Eltern von Lars auf eine vorherige Untersuchung durch den Arzt und der hat eine schlechte Nachricht – sein Krankheitsverlauf ist negativ, so dass von einer Reise keine Rede mehr sein kann.

Doch die drei Freunde wollen dennoch fahren und verfolgen ihre Pläne insgeheim weiter. Zwar kann ihnen der ursprünglich gewählte Fahrer nicht mehr helfen, aber er vermittelt sie an Claude. Philip, der das ganze koordiniert, hofft darauf, dass die Reise mit dem Fahrer Claude aus Brüssel genau so gut klappt wie ursprünglich geplant.

Mehr oder weniger problemlos gelingt es den dreien sich an einem frühen Morgen aus den jeweiligen Häusern zu stehlen um dort lange am Treffpunkt zu warten, bis irgendwann eine eher schrottreife Karre auftaucht, die von der französisch sprechenden Fahrerin Claude, die schon deutlich mehr als zwei Zentner auf die Waage bringt, gesteuert wird. Eigentlich sind die drei damit nicht so ganz einverstanden, vor allem weil sie ja nicht umsonst einen männlichen Pfleger haben wollten, aber eine große Gegenwehr ist ihnen kaum möglich.
Die Sprachbarriere (nur Jozef spricht französisch) macht das ganze nicht einfacher, wobei es insbesondere für Philip ein Vergnügen ist die Fahrerin in seiner Sprache zu beleidigen und für alles verantwortlich zu machen was schief läuft.

Derweil bekommen natürlich die Eltern das ganze mit, obwohl zwischenzeitlich beispielsweise die kleine Schwester von Lars lange Zeit ihren Eltern etwas vorflunkerte, um ihrem Bruder und seinen beiden Freunden die Flucht zu ermöglichen. Dummerweise haben die Eltern den ursprünglich ausgearbeiteten Reiseplan, so dass beispielsweise der ursprünglich geplante Besuch in Paris nicht mehr möglich ist, da sie Angst haben, dass die Eltern gleich am gebuchten Hotel auf sie warten.

So machen sie sich – an Paris vorbei, wo sie aber auf dem Rückweg nochmal hin wollen – auf dem Weg gen Süden und nachdem es zu einem reinigenden Gewitter zwischen den dreien (insbesondere Philip) und Fahrerin Claude gekommen ist, verstehen sich die vier überraschend gut.

Am Ende gelangen die drei Freunde mit Claude nach Spanien, aber nicht ohne vorher noch beinahe kurz vor dem Ziel aufgehalten zu werden. Sie sind damit – mehr oder weniger – am Ziel ihrer Reise, auch wenn sie das so noch gar nicht alle wissen.

Mein Fazit zu „Hasta La Vista“:

Die Story klingt auf den ersten Blick „schwierig“, aber das liegt wohl vor allem daran, dass normalerweise die Themen Behinderte und Sexualität in der Öffentlichkeit eher ausgespart werden. Zwar kam das ganze zuletzt beispielsweise im französischen Film „Ziemlich beste Freunde“ vor, aber an sich ist das eher die Ausnahme, die die Regel bestätigt.

Die Motivation der drei Jungs wird glaubhaft dargestellt und die drei Schauspieler spielen ihre Rollen sehr überzeugend und man erkennt an vielen Szenen im Film wie wichtig Themen wie Barrierefreiheit sind – das sind kleine bauliche Details, die es z.B. Rollstuhlfahrern nicht nur erleichtern, sondern auch erst überhaupt ermöglichen irgendwo hin zu gelangen.

Der Film endet auf eine gewisse Art und Weise tragisch, dann aber auch wieder in sich eher positiv (das ist schwer zu erklären, ohne zu viel Details zu verraten!) und hinterlässt einen leichten Kloß im Magen.
Denn auch wenn – zumindestens die deutsche Vermarktung – anscheinend vor allem auf das Ballermann- eh Hangover-Klischee abzieht, ist es eben nicht eine Art „Behinderten-Variante von Hangover“ und ähnlichen Filmen. Eher eine Art „coming of age“-Roadmovie, der die sehr unterschiedlichen Charaktere der drei Jungs und von Fahrerin Claude und deren Entwicklung darstellt.

Merkwürdig fand ich nur den Namen des Filmes, denn der Ausspruch „Hasta La Vista“ steht so ungefähr in keinem Zusammenhang mit dem eigentlichen Film, auch wenn es – recht am Ende des Filmes – mal eine Szene gibt, wo en passant diese Worte fallen. Zusammen mit dem Plakat (welches in den internationalen Versionen etwas anders gestaltet ist) sorgt es meiner Meinung nach schon dafür, dass man eher eine lustige Komödie hier erwarten kann. Der Film ist zwar auch lustig, aber er ist sicherlich keine Komödie. Keine leichte Kost – aber ganz gut, auch wenn er seine Längen hat. Was auch eher schade ist, dass es bei vielen Szenen und Entwicklungen eine Vorhersehbarkeit gibt, so nach dem Motto „Jetzt passiert garantiert x“ und dann wenige Szenen später passiert es dann auch quasi genau so. Dadurch wird der Film aber nicht schlechter (halt nur berechenbarer) und insgesamt würde ich 7 von 10 Punkten vergeben.

Das Fazit von Achim dazu:

Hangover mit Behinderten. Yay! Das mag manche schockieren, andere nehmen sich selber und das Leben nicht allzu ernst und lachen einfach mit. Das war es dann aber auch mit den Erwartungen, schnell dreht sich der Film von klischeehaften Zoten ab und wird ernsthafter. Damit bekommt er aber auch seine Längen und Überraschungselemente sind eher rar gesät.
Wenn man nun durch die Werbung irregeführt in diesem Film landet wird man sicherlich enttäuscht rausgehen. Also eher etwas zum nachdenken und nicht unbedingt als Unterhaltung am Samstagabend geeignet. Ansonsten ist der Film echt solide gemacht und überzeugend gespielt. Zu keinem Zeitpunkt nimmt man den Schauspielern die Behinderung nicht ab. 6/10 Punkten – das Thema ist halt nicht unbedingt meines.

Trailer zu „Hasta La Vista“:

Neben dem Trailer gibt es noch ein viereinhalbminütiges „Featurette“ zum Film:

Andere Berichte:

Im Blog der Rhein-Zeitung gibt es auch einen Beitrag zum Film.


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