Norbert Röttgen, der CDU-Kandidat für NRW, kann einem fast leid tun (Update 2: Doch CDU-Kampagne?!)
Vor kurzem berichtete der Stern vom Feindeskreis des Norbert Röttgen. Röttgen tritt bekanntlich bei der kommenden nordrhein-westfälischen Landtagswahl für die CDU an und hat sich anscheinend in der eigenen Partei mehr Feinde als Freunde gemacht (der neue Artikel Alle sauer auf Röttgen spricht auch eher von der typischen Steigerung Freund, Feind, Erzfeind, Parteifreund).
Doch anscheinend gibt es wohl noch Leute die ihm wohlgesonnen sind und ihm gutes tun wollen. Nur leider scheint bei einer neuen Werbekampagne im Internet eher der Spruch „gut gemeint ist nicht gut gemacht“ zu gelten:

Ãœber den Ruhrbarone-Artikel NRW-Wahl: Röttgen und das Stinktier bin ich auf die Seite facebook.com / WenigerKraft ((es gibt Unsinn, den muss man nicht verlinken!)) aufmerksam geworden. Dort fährt man eine Kampagne, die sich für „Muttis Klügsten“ (so eine Berliner Bezeichnung von Norbert Röttgen) einsetzt.
Auffällig ist an der Seite vor allem eines: Man versucht dort frontal eigene inhaltliche Aussagen zu vermeiden und stattdessen Hannelore Kraft (SPD), die Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen, anzugreifen.
Abgesehen davon, dass man anscheinend einen Clown gefrühstückt hat und auf dem Niveau von alternden Komödienstars meint, vermeintlich witzige Wortspielchen mit dem Namen von Hannelore Kraft machen zu müssen, wirkt das ganze einfach nur peinlich. Nicht nur, dass das ganze auch inhaltlich sicherlich noch zu hinterfragen ist – ob jetzt beispielsweise (wie dort behauptet) die rot-grüne Landesregierung wirklich die Kommunen finanziell im Stich gelassen hat, mag man angesichts des milliardenschweren Stärkungspaktes für die Stadtfinanzen nicht wirklich behaupten wollen.
Als Sympathisant der rot-grünen Landesregierung verzichte ich jetzt auf weitere inhaltliche Widerlegungen der falschen Aussagen dort, sondern bemitleide einfach nur Norbert Röttgen, dass er solche Unterstützer hat – denn wer solche Unterstützer hat, der braucht meiner Meinung nach keine Feinde mehr. Nicht umsonst haben sofort nach Bekanntwerden dieser Seite der CDU NRW nahestehende Kreise jegliche Verantwortung abgestritten – wie beispielsweise Sven Volmering, einer der Stellvertreter von Norbert Röttgen:
@pottblog @cdunrw_de @ruhrbarone Ist keine CDU-Kampagne!
— SvenVolmering (@SvenVolmering) März 27, 2012
Dem Impressum der Seite zufolge ist übrigens eine Werbeagentur namens Friedsam & Gemein GmbH für die Kampagnenseite verantwortlich. Viel Erfolg hat die anscheinend am 17. März gestartete Seite übrigens noch nicht, bisher sind da nur „315 Likes“ zu verzeichnen (das wird aber sicherlich noch die 1000 erreichen). Den Facebook-Angaben zufolge wird übrigens am meisten die Seite in Berlin diskutiert. Da ist übrigens der Sitz der CDU Deutschlands, die in der Kundenliste der Werbeagentur erwähnt wird. Haben etwa die Berliner Partei“freunde“ Norbert Röttgens diese Kampagne entwickelt? ;)
Zu der Kampagne schreibt Stefan Laurin (Ruhrbarone) folgendes:
Ebenso manisch wie dilettantisch beziehen sich die Motive auf Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD). Abwehrkraft, Kraftstau, Kraftakt – was die CDU will, erfährt niemand. Und wer ihr Spitzenkandidatendarsteller ist auch nicht. Dafür wird ständig auf die Konkurrenz hingewiesen. Fast könnte man meinen, Jusos hätten die Motive erstellt – wenn sie nicht grafisch zu professionell umgesetzt wären.
Der NRW Wahlkampf hat begonnen – mit einer CDU-Kampagne zum fremdschämen…
Da muss ich dann aber mal die Jusos in Schutz nehmen – wenn man beispielsweise bei der Google-Bildersuche nach „Rückfahrkarte“ sucht, findet man diverse Bilder von Norbert Röttgen, der ja den NRW-Wahlkampf anscheinend nur mit einer Rückfahrkarte nach Berlin antreten will… dazu passend folgendes Video:
NRW Jusos – Sehr geehrter Herr Röttgen, wir haben da etwas für Sie from NRW Jusos on Vimeo.
Update #1: Doch eine Kampagne der CDU?!
Eigentlich glaube ich ja nicht, dass die CDU so eine Kampagne wirklich macht. Aber die Tatsache, dass die CDU auf der Kundenliste der Werbeagentur auftaucht, ist ja schon ein gewisses Indiz. Dem Pottblog liegt außerdem der Artikel NRW-Wahlkampf: „Bitte keine Ratschläge!“ der Berliner Morgenpost vor ((leider ist der Artikel hinter einer Bezahlschranke verborgen)).
In diesem Artikel wird die oben erwähnte Facebook-Seite explizit als Kampagne der CDU bezeichnet – inklusive beispielsweise des Slogans „Mehr Köpfchen. Weniger Kraft“. Sollte das vielleicht doch ein Testballon der CDU sein, nach dem Motto „Wie schlecht darf Parteiwerbung sein?“?
Update #2: CDU NRW dementiert
Seitens der nordrhein-westfälischen CDU wird das ganze dementiert. Auf eine Anfrage des Pottblogs heißt es:
.@pottblog die NRW-CDU steht in keiner Verbindung zu den Initiatoren dieser Aktion.
— NRW-CDU (@CDUNRW_de) März 27, 2012
Auf die Nachfrage, ob es von der CDU (ohne NRW am Ende…) stammt, erfolgte erwartungsgemäßes Schweigen. ;) Wobei ich nicht wirklich davon ausgehe, dass mißliebige Partei“freunde“ von Norbert Röttgen sowas machen würden.
Sowohl im ursprünglichen Ruhrbarone-Artikel als auch in einem Kommentar hier im Pottblog äußert sich der vermeintliche ((überprüfen kann ich das ja derzeit nicht)) Urheber der Kampagne von der Werbeagentur Friedsam & Gemein:
Das ist eine rein private Initiative. Da ich der “Gemein†bin, weiß ich, dass wir das ganz alleine gemacht haben. So wie Sie Ihre politische Auffassung haben und kundtun, mache ich das auch. Auf meine Art und mit meinen Mitteln. Es gibt welche die finden das gut. Es gibt welche, die finden das doof. Sie haben ordentlich recherchiert und das finde ich aller Ehren wert. Auch wenn wir uns politisch nicht treffen.
Politisches Engagement ist ja schön und gut (und wenn man interessierte Kreise bei der CDU in NRW zu dieser Kampagne befragt, hört man auch nur Ausssagen wie, dass freiwilliges Engagement für die Politik immer gerne gesehen wird ((und das riesengroße „aber“ was mitschwingt, wurde nicht ausgesprochen…)). Dennoch finde ich diese Kampagne ehrlich gesagt weiterhin eher schlecht und denke es ist eher eine Art Anti-Werbung.
Ãœbrigens: Bei Thomas Knüwers Indiskretion Ehrensache wird das ganze von einem ganz anderen Blickwinkel aus betrachtet. Ich würde ja zu gerne mal Mäuschen sein, wenn sich demnächst der Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) und sein Parteifreund Norbert Röttgen mal unterhalten… ;)
Weil mein Kommentar bei den „Ruhrbaronen“ schon seit über 20 Minuten auf Freischaltung wartet, will ich Ihnen hier kurz zusenden, was Sie sonst da als Antwort gefunden hätten.
Beste Grüße fj
@Jens: Das ist eine rein private Initiative. Da ich der „Gemein“ bin, weiß ich, dass wir das ganz alleine gemacht haben. So wie Sie Ihre politische Auffassung haben und kundtun, mache ich das auch. Auf meine Art und mit meinen Mitteln. Es gibt welche die finden das gut. Es gibt welche, die finden das doof. Sie haben ordentlich recherchiert und das finde ich aller Ehren wert. Auch wenn wir uns politisch nicht treffen ;-)
P.s.: Stefan Laurin hat bei „Weniger Kraft“ auf „gefällt mir“ geklickt. „Gegnerbeobachtung“ oder Bekenntnis ;-)
@fj (1):
Danke für die Erläuterungen!
[…] Pottblog und den  Ruhrbaronen kommentiert nun jemand unter dem Pseudonym […]
Naja…die eigene Klientel erreicht man sicher mit so einer Kampagne. Aber zur Inhaltlichen Auseinandersetzung hat sie nichts beizutragen…
[…] für Norbert Röttgen bei Facebook über die ich im Pottblog nebenan berichte: Norbert Röttgen, der CDU-Kandidat für NRW, kann einem fast leid tun Geschrieben von: Jens am 27. März 2012 um 22:54 Uhr Diesen Beitrag drucken Kategorie/n: In […]
Peinliche Wahlkampfaktion von CDU-Anhängern…
Ãœber Geschmack lässt sich wirklich streiten. Anonyme Sympathisanten von Norbert Röttgen zeigen bei Facebook NRW Ministerpräsidenten Hannelore Kraft(SPD) mit aufgeklappten Kopf und titeln: „Ohne Köpfchen bleibt nur die Kraft“. In einigen Blogs wird un…
[…] Vielleicht hat Norbert Lammert doch recht (Indiskretion Ehrensache) – Über die merkwürdige Facebook-Kampagne für Norbert Röttgen (siehe auch die Ruhrbarone und das Pottblog. […]
… Konsequent bedienen CDU-nahe Kreise daher alle Vorurteile, die auch in der Partei über das Internet zu finden sind. …
Wer den Morgenpost-Artikel lesen möchte kann dies über den Umweg news.google.de tun. Einfach die Schlagworte aus der Ãœberschrift „NRW-Wahlkampf: Bitte keine Ratschläge“ eingeben, dann gelangt man zu einem Link über den man den vollständigen Artikel erreicht.
Eventuell hat die Berliner Morgenpost ein Abkommen mit Google.
Also die Steigerungsform ist doch Feind, Todfeind, Parteifreund.
[…] Die Landesliste ist für Norbert Röttgen nicht unwichtig, da er eventuell nur darüber in den Landtag von NRW einziehen könnte (siehe auch diesen Bericht). […]
@gsohn (10):
Da gibt es ja diverse Varianten von – und wahrscheinlich treffen alle irgendwie zu. ;)