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Jens Matheuszik — 9. Februar 2012, 06:47 Uhr

„Black Gold“: Ab heute im Kino: Monumentaler Film über den Beginn des Erdöl-Zeitalters in Arabien


Der Film Black Gold ((der faszinierenderweise keine eigene deutsche Internet-Seite mit eigener Domain – vergleichbar mit blackgold-themovie.com – hat, dafür aber eine eigene Facebook-Seite besitzt)) spielt auf der arabischen Halbinsel in den 30’er Jahren. Zu Beginn sieht man die letzten Szenen eines Krieges zwischen Emir Nessib (Antonio Banderas) von Hubeika und Sultan Amar (Mark Strong) von Salmaah, die sich im Wüstensand zu Friedensverhandlungen treffen. Der Emir kann durchsetzen, dass die beiden Söhne seines Widerparts im Zuge des Friedensabkommens von ihm aufgenommen werden – quasi als menschlicher Faustpfand für den Frieden. Das Gebiet zwischen den beiden Reichen, welches als gelber Gürtel bekannt ist, wird zu einem neutralen Niemandsland erklärt, welches keine Seite nutzen darf.

Einige Jahre später, in denen Frieden zwischen den beiden Reichen herrschte, ergibt es sich plötzlich, dass Ausländer aus dem fernen Texas nach Hubeika reisen und etwas von Ölquellen berichtet. Der Emir erklärt ihnen, dass es hier nur Sand geben würde, doch der schwarze Schiefer aus der Nähe, der nach Öl riecht, belehrt ihn eines besseren. Eine Probebohrung bestätigt das ganze – es gibt Öl vor Ort und das ehemals eher ärmliche Hubeika nutzt den neu gewonnenen Reichtum um beispielsweise elektrisches Licht einzuführen, Schulen zu gründen – aber auch um die verbündeten Stämme der Wüste mit Gold bei der Stange zu halten (schöne Szene, als der Emir einem Gefolgsmann erklärt, dass die goldene Uhr aus einem Gebiet namens „die Schweiz“ stammt).
Doch die Ölforderung hat einen geographischen Nachteil – die Ölquellen sind im gelben Gürtel, den man vor rund 15 Jahren im Friedensschluss zum Niemandsland erklärt hatte. Der Sultan von Salmaah ist dementsprechend nicht sehr amüsiert darüber und der Emir schickt eine Verhandlungsdelegation zur Vermittlung durch die Wüste, um eine Änderung des damals geschlossenen Vertrages zu erreichen.

Während der vergangenen 15 Jahre haben sich die beiden Söhne des Emirs zu jungen Männern entwickelt, wobei der ältere Sohn Saleeh (Akin Gazi) eher dem Bild eines jungen, kräftigen und tatendurstigen Manns entspricht, während sein jüngerer Bruder Audo (Tahar Ramin), der sich in jungen Jahren mit Prinzessin Leyla (Frieda Pinto), der Tochter des Sultans angefreundet hatte ((bis sie sich nicht mehr sehen durften, da sie zu alt wurden)) sich eher in der Welt der Bücher heimisch fühlt.

Die Friedensdelegation verlässt den Emir ohne eine Einigung und in Folge dessen eskaliert die Lage, als Saleeh versucht auf eigene Faust aus seinem goldenen Käfig zu seinem leiblichen Vater zu gelangen und dabei rücksichtslos vorgeht. Ein neuer Waffengang droht – doch diesmal ist der Emir Nessib noch besser gerüstet, denn dank der vielen Petrodollars konnte er seine Armee aufrüsten, die jetzt auch gepanzerte Fahrzeuge und Flugzeuge aufweist…

Fazit zu Black Gold:

Regisseur Jean-Jaques Annaud („Der Name der Rose“) zeigt auf fast 140 Minuten Länge das Bild zweier arabischer Herrscher, die beide unterschiedlich auf die Entwicklungen der Moderne eingehen. Auf der einen Seite ist der Emir Nessib, der es nicht erwarten kann, durch den Ölsegen finanzierte Bibliotheken, Krankenhäuser usw. zu bekommen, auf der anderen Seite Sultan Amar, für den schon die Förderung des Öls und die Hilfe der Ausländer dabei, nicht akzeptabel ist. Unterschiedliche Auslegungen des Koran bestimmen auch damals schon die Handlungen der einzelnen Reiche – zwar legt Aldo dar, dass beispielsweise im Koran viel öfter vom Frieden als vom Krieg die Rede ist, dennoch hindert das einige nicht, ihren Willen mit kriegerischen Mitteln durchsetzen zu wollen.

Der Konflikt zwischen Tradition und Moderne, der sich auch weiter im Film in anderen Situationen spiegelt, ist das vorherrschende Thema des Films. Nebenbei gibt es noch eine Liebesgeschichte (zwischen Aldo und Leyla), die nicht unbedingt viel zum Film beiträgt, und vor allem monumentale Landschaftsaufnahmen der arabischen Wüste. Nicht nur der Kampf der eher schlecht bewaffneten Truppen gegen die motorisierten Panzerfahrzeuge in den Sanddünen, sondern generell spielt die Landschaft eine nicht unwichtige Rolle auf der großen Kinoleinwand.

Doch hier setzt dann auch ein Kritikpunkt an, denn hier bekommt der Film auch ein paar Längen. Doch auch schon fast generell weist die erste Hälfte des Filmes gewisse Längen auf, wo man sich manchmal denken würde, dass weniger mehr sei.
Bis auf den Hauptdarsteller Tahar Ramin, der den Aldo spielt, ist leider bei kaum einem der Darsteller eine Charakterentwicklung zu beobachten. Diese bleiben (wie beispielsweise Antonio Banderas als Emir Nessib) eher eindimensional, der einem fast die ganze Zeit des Films vor allem als gierig vorkommt, während die Sequenzen, wo er erklärt, dass es ihm um die Gesundheit seines Volkes, eine bessere medizinische Versorgung usw. geht, fast schon untergehen, obwohl doch gerade dies eine wichtige Triebfeder seines Handelns ist.
Am Ende wird es dann auch mit den ganzen Stämmen, den jeweiligen Fehden untereinander und der Frage, wer mit wem verbündet ist, fast schon unübersichtlich.

Doch trotz der eben geschilderten negativen Aspekte ist „Black Gold“ kein schlechter Film. Normalerweise würde ich jetzt sagen, dass man sich den Film gerne mal auf DVD/Bluray oder im Fernsehen anschauen sollte – aber vielleicht hat man ja auch mal am vergünstigten Kinotag Zeit dafür, denn alleine schon die Landschaftsaufnahmen rechtfertigen die große Kinoleinwand.

Trailer zu Black Gold:

Andere Berichte:

Bei RP-Online gibt es eine Besprechung zu Black Gold und bei LR-Online eine Kurzkritik.


2 Kommentare »

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  1. (1) Pingback von zoom » Umleitung: Zeugnisse, Bildung, Darwin, Auschwitz, Krieg in Syrien und die Marotten im Journalismus. « @ 9. Februar 2012, 22:45 Uhr

    […] – Ab heute im Kino: Monumentaler Film über den Beginn des Erdöl-Zeitalters in Arabien … pottblog Tags »   Auschwitz, Charles Darwin, Claudia Roth, Loveparade, Maischberger, […]


  2. (2) Kommentar von Grischa @ 28. Juni 2012, 22:20 Uhr

    Black Gold ist einer der besten Filme seit langem in diesem Genre!
    Vor allem wurde treffend dargestellt, wie Geld Menschen negativ verändern kann.
    Was die Wüstenbilder angeht, sind diese wunderbar in szene gesetzt, Kampfsequenzen
    nicht ausufernd übertrieben und die Schauspieler sind optimal auf ihre Rollen zugeschnitten.
    Mein Fazit: Unbedingt anschauen ;)


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