Search:

Werbung:

Google+:

Archiv:


Jens Matheuszik (unterwegs) — 1. Oktober 2011, 08:43 Uhr

Die WAZ, die BBC, die „political correctness“ und was das mit Axel Springer zu tun hat…


WAZ 01.10.2011: Artikel zur BBCSeit einigen Tagen geistert eine Meldung durch die Medien, wo nach die altehrwürdige BBC beschlossen habe, zukünftig eine andere Zeitrechnung zu verwenden. Nein, das Jahr 2012 wird nicht das Jahr 1 nach der Hochzeit von Wills und Kate, sondern man möchte die Angaben BC (Before Christus) und AD (Anno Domini) durch BCE (Before Common Era) und CE (Common Era) ersetzen.

Zum ersten Mal las ich am Dienstag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) davon und am heutigen Samstag ist die Meldung dann auch in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) angekommen (siehe Abbildung; der eigentliche Artikel ist bei DerWesten (noch?) nicht online). Das Thema ist der WAZ jedoch sogar so wichtig, dass es sogar einen Kommentar dazu gibt:

WAZ 01.10.2011: Kommentar zur BBCDirekt auf Seite 2 der WAZ gibt es dann ganz oben den Kommentar zur Meldung der Titelmeldung von Seite 1.

Im Kommentar „Verrückte Zeiten“ von Walter Bau wird das Thema aufgegriffen. Der Autor fragt direkt zu Beginn erstmal rhetorisch nach in welchen Zeiten wir leben und führt dann weiter aus:

Jetzt hat der Fernsehsender BBC, immer noch eine Institution im Vereinigten Königreich, entschieden, bei Jahresangaben nicht mehr die Einordnungen „vor Christus“ und „nach Christus“ zu benutzen. Stattdessen soll es künftig – weltanschauungs-neutral – „vor“ oder „nach unserer Zeitrechnung“ heißen.

Es sind wirklich verrückte Zeiten… einerseits könnte man argumentieren, dass die WAZ wirklich noch nichts mit der Axel Springer AG zu tun hat (da gibt es ja momentan die eine oder andere Entwicklung) oder aber andererseits, dass man vielleicht doch noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen ist.

Denn eigentlich sollte man – entweder weil man bei Axel Springer arbeitet oder aber weil man sich journalistisch auskennt – das preisgekrönte BILDblog kennen. In diesem hat sich der – auch nicht wirklich unbekannte – Medienjournalist Stefan Niggemeier mit den urbanen Legenden der Political Correctness auseinandergesetzt. Dort erfährt man dann beispielsweise:

Der kleine faktische Kern dieser Meldung ist, dass das Religions-Ressort der BBC-Internetseite die Bezeichnungen „BCE“/“CE“ („Before Common Era“ / „Common Era“) als „religiös-neutrale Alternative“ zu „BC“/“AD“ (Vor Christus / Im Jahr des Herrn) verwendet, um nicht-christliche Besucher der Seiten nicht abzustoßen.

Ein BBC-Sprecher betonte auf Nachfrage des „Guardian“, dass „BC“ und „AD“ die Standard-Bezeichnungen im Programm blieben. Es stehe Einzelnen jedoch frei, davon abzuweichen.

Also – um mal in England zu bleiben und um Shakespeare zu zitieren: Viel Lärm um Nichts… Denn gerade im Religionsressort bietet es sich ggf. wirklich an die anderen Bezeichnungen zu verwenden, denn in anderen Religionen wird ja nicht unbedingt nach Christus gerechnet.

Nur eigentlich schade, dass das Thema nicht einfach nur eine aufgegriffene Agenturmeldung in der WAZ wurde (die dafür dann aber auch lange gebraucht hat), sondern auch ein Kommentar. Sprich: Da hat man sich mit beschäftigt und hätte dann eigentlich auch dazu mal etwas recherchieren können. Dann hätte man auch festgestellt, dass man den Platz für diesen Kommentar lieber gespart hätte.

PS: Das einzige was mir an dem Kommentar gefällt ist der letzte Satz… wo nach man im 53. Jahr nach der letzten Meisterschaft auf Schalke lebt. ;)

PPS: Eigentlich hätte man heute im Kommentarbereich der WAZ noch mehr sparen können. Denn der Kommentar Lammert hat Zensur verhindert von WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz ((in dem dieser das Rederecht für die Skeptiker am jüngst verabschiedeten Eurostabilitätspakt verteidigt)) ist meiner Meinung nach auch schoon fast einen eigenen Blogbeitrag wert ((darauf habe ich aber jetzt keine Lust)).
Alleine schon die Überschrift wäre da schon Grund genug für, denn hier nutzt Reitz das Wort Zensur um sofort ein paar Pflöcke einzuschlagen. Es ist jedoch keine Zensur, wenn kritische Abgeordnete, die mit dem Eurostabilitätspakt nichts anfangen können, nicht vor dem Bundestag dazu reden können. Eine Zensur wäre es, wenn sie ihre Meinungen dazu gar nicht verbreiten könnten – und wer würde das angesichts der Medienvielfalt in diesem Land wirklich behaupten wollen? Bosbach, Gauweiler, Schäffler & Co. (um nur einige zu nennen) konnten ihre Sicht der Dinge sehr deutlich machen und wurden nicht von staatlicher Seite daran gehindert (denn das wäre dann eine Zensur). Dass es jedoch im Bundestag Gepflogenheiten ((die Bundestagspräsident Lammert anders sieht als die Fraktionsspitzen)) in Bezug auf die Rednerlisten gibt, das hat nichts mit Zensur zu tun. Ansonsten könnte ja demnächst auch jeder Autor eines gelöschten Kommentars bei DerWesten.de behaupten, dass wäre Zensur…


3 Kommentare »

RSS feed for comments on this post. TrackBack URI.

  1. (1) Pingback von Links anne Ruhr (02.10.2011) » Pottblog @ 2. Oktober 2011, 13:42 Uhr

    […] geänderten Zeitrechnung der BBC um "politisch korrekter" zu werden (siehe auch den Pottblog-Beitrag zur WAZ dazu) zieht weitere Kreise. Nachdem Stefan Niggemeier das ganze aufgeklärt hat, versucht der […]


  2. (2) Kommentar von Jeeves @ 2. Oktober 2011, 17:58 Uhr

    Niggemeier im Bildblog berichtet auch über das nicht ganz unwichtige Zeitmoment, also seit wann es dieses angebliche „Verbot“ in Great Britain gibt:
    „…die im Schulunterricht in England und Wales ohnehin seit fast zehn Jahren verwendet werden. Die Entscheidung dieses BBC-Ressorts wurde schon vor Jahren getroffen und veröffentlicht,…“


  3. (3) Kommentar von Jens @ 9. Oktober 2011, 19:18 Uhr

    @Jeeves (2):
    Zehn Jahre – das ist echt ein Anlass um da aktuell drüber zu berichten. :)


Leave a comment

Line and paragraph breaks automatic, e-mail address never displayed, HTML allowed: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>

Mit dem Absenden eines Kommentars wird akzeptiert, dass der angegebene Name, die eMail-Adresse und die derzeit aktuelle IP-Adresse Ihres Internetanschlusses zusammen mit dem Kommentar gespeichert wird. Weiteres hierzu in den entsprechenden Datenschutzhinweisen.