Mehr netzpolitische Demokratie und Rot-Rot-Orange in Berlin wagen!
Heute fanden in Berlin die Abgeordnetenhauswahlen 2011 statt. Michael Spreng zufolge waren in Berlin kluge Wähler am Werk. Der bisherige regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) wird sehr wahrscheinlich weiter regieren können, obwohl die bisherige rot-rote Koalition mit der als pragmatisch bekannten Linkspartei in Berlin nicht weiter regieren kann. Für genauere Ergebnisse siehe auch wahlrecht.de ((oder auch DerWesten und RP-Online)).
Es sieht wohl so aus als ob es jetzt zu einer rot-grünen Koalition in Berlin kommen wird ((ein Satz den ich bundespolitisch gesehen gerne 2013 oder eher noch mal schreiben wollen würde)), obwohl natürlich das Verhältnis zwischen der SPD und den Grünen nach der Wahl in Berlin nicht soo gut ist, wie nach anderen Wahlen – schließlich haben die Grünen mit ihrer erfolglosen Spitzenkandidatin Renate Künast ((die laut ZDF-Angaben bei der Bevölkerung sogar unbeliebter war als Franziska Eichstädt-Bohlig bei der letzten Wahl, die als schwach bezeichnet wurde…)) ursprünglich mal versucht Nr. 1 zu werden. Insofern zeigten die Grünen diesmal, dass man auch mit zusätzlichen Prozentpunkten zum gefühlten Verlierer werden kann.
Doch neben Rot-Grün gibt es noch weitere Koalitionsmöglichkeiten:
SPD/CDU: Rot-Schwarze Koalition
Rechnerisch ist natürlich auch eine SPD/CDU-Koalition möglich, ich kann mir aber nicht wirklich vorstellen, dass es bei der SPD großes Interesse an einer solchen Koalition gibt. Die Buh-Rufe bei der SPD-Wahlparty in Berlin dazu sprechen dazu deutliche Bände. Wobei eine solche große Koalition natürlich immer noch als Hinterpfand für mögliche Koalitionsverhandlungen mit anderen Parteien genutzt werden kann…
SPD/Linke/Piraten: Rot-Rot-Orangene Koalition
Auch wenn beispielsweise beim ZDF der Moderator Theo Koll der Meinung war, dass es nur zwei Koalitionsmöglichkeiten (SPD/Grüne und SPD/CDU) gab, muss man ihn da doch noch korrigieren. Oder gibt es einen geheimen Verfassungszusatz in der Berliner Landesverfassung, wo nach es nur Zweierkoalitionen im Berliner Abgeordnetenhaus und Senat geben darf?
Natürlich gibt es einen solchen Verfassungszusatz nicht und natürlich kann es Dreierkoalitionen geben. Da wäre beispielsweise auch Schwarz-Grün-Orange möglich, wobei ich mir eine Koalition von CDU, die Grünen aus Piratenpartei eher nicht vorstellen kann. Aber es gibt ja noch die Konstellation SPD, Linkspartei und Piratenpartei ((die Variante SPD, Grüne und Linkspartei halte ich für eher utopisch, da Rot-Grün alleine schon eine Mehrheit haben und einen dritten Partner nicht brauchen)). Die Linkspartei in Berlin gehört eher zu den pragmatischeren Landesverbänden der Linkspartei (im Vergleich beispielsweise zur Linkspartei in Nordrhein-Westfalen) und wenn man sich die Programme von SPD, Linkspartei und Piratenpartei anschaut ((was ich zugegebenermaßen nicht en detail gemacht habe)), dann findet man da sicherlich viele Punkte, wo man Ãœbereinstimmungen finden kann. Netzpolitisch kann beispielsweise eine Beteiligung der Piratenpartei sicherlich nur eine Bereicherung sein, denn es wird den etablierten Politikern schwieriger gelingen, wichtige netzpolitische Themen für unwichtig zu erachten, wenn ein Koalitionspartner diese mit vollem Herzen vertritt, als wenn einzelne Vertreter der eigenen Partei oder des anderen Koalitionspartners das machen. Es bringt halt momentan noch nicht viel, wenn beispielsweise SPD und Grüne sich netzpolitisch ein tolles Programm geben, was dann aber von den Innen- und Rechtspolitikern gerne nach der Wahl ignoriert wird. Sitzt aber im Koalitionsausschuss eine Partei, für die das Gebiet der Netzpolitik ein Herzensthema ist – dann dürfte das eine positive Entwicklung sein, denn dadurch werden auch die Netzpolitiker in den anderen Parteien gestärkt.
Insofern fände ich es gut, wenn die SPD gemeinsame Sondierungsgespräche mit der Linkspartei und der Piratenpartei aufnimmt!
Zum Thema Koalition „Rot-Rot-Orange“: Bitte sag mir doch mal, welchen Senatsposten die PIRATENPARTEI einnehmen sollte? :-) Wir dürfen nicht vergessen, dass bei den Kandidaten der Piraten nur „Polit-Amateure“ zu finden sind. Ob von denen einer tatsächlich ein Ministerium leiten kann???
Andererseits sehe ich das als erfrischendes und interessantes Spiel mit dem Wahlergebnis und sehe politische Unerfahrenheit nicht immer gleich auch als Nachteil an. Es wäre eben „Piraten-typisch“ und sicher im Sinne deren Wählerinnen und Wähler!
[…] Umland IV:Â Mehr netzpolitische Demokratie und Rot-Rot-Orange in Berlin wagen!…Pottblog […]
eine Beteiligung an dem rot-roten-orangen Spiel wäre für die Piraten der Anfang vom Ende. Obwohl ich aber der Linken in Berlin zugestehen muss, das sie 10 Jahre bis zur Selbstverleugnung Wowereit gestützt haben, wird dieser sicher nicht an Dankbarkeit darüber nun etwas ganz neues wagen. Rot-Grün kommt, mal sehen wie das in Berlin wird.
Rot/ Rot/ Orange hätte was. Möchte nicht wissen was der Springer Verlag dann alles so schreiben wûrde :D
@Tim (1):
Ach, da würde sich was finden lassen. Ich kenne beispielsweise nicht die neuen potentiellen AH-Mitglieder der Piraten und meines Wissens muss ein Senator oder eine Senatorin nicht aus den Reihen des Abgeordnetenhauses stammen.
@allemachtdendrähten (2):
Wieso?
@Drudi (3):
;)
interessanter Gedanke ;)