WDR akzeptiert den Rückzieher von Christian Nienhaus (Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe)
Das Interview mit WAZ-Gruppengeschäftsführer Christian Nienhaus in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) schlug einige Wellen.
In einer ersten Analyse bezeichnete das Pottblog das ganze als verunglücktes PR-Interview angesichts der Verleger-Klagen gegen die Tagesschau-App der ARD. Dass man seitens der WAZ-Mediengruppe vielleicht das Interview besser mal auf Fakten überprüft hätte, zeigte sich kurz später, denn sowohl das Präsidium des nordrhein-westfälischen Landtages (weil angeblich Abgeordnete vom WDR unter Druck gesetzt wurden) als auch der WDR selber (eben wegen diesem Vorwurf) reagierten etwas pikiert darüber. Das Präsidium des Landtages will das ganze nach der Sommerpause thematisieren, der WDR erwog rechtliche Schritte.
Inzwischen hat man wohl bei der WAZ-Mediengruppe gemerkt, dass das Interview eher unschöne Folgen haben könnte und machte einen Rückzieher: Christian Nienhaus (WAZ) hat das mit dem WDR, der Druck auf MdLs in NRW ausübt, gar nicht so gemeint… – sowohl in der Print-Ausgabe als auch bei DerWesten wurde erklärt, dass das ja gar nicht so gemeint gewesen sei…
Weitere Folgen?
Da sowohl der WDR als auch das Landtagspräsidium die Angelegenheit aufgreifen wollten, habe ich mich dahingehend mal erkundigt:
Westdeutscher Rundfunk (WDR):
Das Pottblog hat daraufhin beim WDR angefragt, ob die Angelegenheit für den WDR damit erledigt sei (insbesondere auch, weil das Interview weiterhin bei faz.net abrufbar ist und es dort keinerlei Gegendarstellung oder ähnliches dort gibt). Nach Mitteilung von Gudrun Hindersin, der Unternehmenssprecherin des WDR, gegenüber dem Pottblog ist
„[…] mit der Erklärung von Herrn Nienhaus in WAZ und DerWesten.de […] die Sache für uns erledigt.“
Das ist für den Vorsitzenden der Zeitungsverleger in NRW sicherlich sinnvoll, wenn es keinen Rechtsstreit mit dem WDR mehr gibt… beim WDR gibt es übrigens auch eine Mitteilung zu der Angelegenheit: WAZ-Geschäftsführer korrigiert Aussagen: Nienhaus rudert zurück. Interessant dort, dass nicht nur der Vorwurf, dass der WDR Druck auf Abgeordnete ausgeübt haben soll, zurückgenommen wurde, sondern auch folgende Passage:
Gegenüber dem WDR relativierte Nienhaus auch seine Äußerung, im Rahmen der Online-Kooperation mit der WAZ seien immer nur „veraltete“ Beiträge zur Verfügung gestellt worden. Er räumte ein, dies habe sich allein darauf bezogen, dass diese Beiträge erst zwei Stunden nach der Erstausstrahlung im Fernsehen zur Verfügung gestellt worden seien.
Dazu zitiere ich einfach mal den ursprünglichen Pottblog-Beitrag Christian Nienhaus (WAZ) im verunglückten PR-Interview der FAZ (oder: Verleger gegen ARD und ZDF) zu genau diesem Punkt:
DerWesten/WDR-Kooperation
Zum Schluß des Interviews wird Nienhaus noch nach der bereits oben erwähnten Kooperation seitens der WAZ-Mediengruppe mit dem WDR befragt. Dazu erklärt er, dass das nichts gebracht habe und sagt unter anderem:
„[…] Der WDR hat immer nur veraltete Beiträge zur Verfügung gestellt, und die sind kaum geklickt worden. […]“
Das finde ich gleich mehrfach bemerkenswert: Wenn dem so wäre, dann fragt man sich, warum die WAZ-Mediengruppe diese Kooperation so lange beibehalten hat. Außerdem könnte man fragen, warum denn DerWesten das Ende der Kooperation (der WDR hatte diese beendet, nachdem die WAZ-Mediengruppe die Klage gegen die Tagesschau-App eingereicht hatte) so sehr bedauert hat, wenn das eh nichts bringen würde.
Auch könnte man fragen, wie denn die Auswahl der WDR-Videos für DerWesten vorgenommen wurde. Nach Pottblog-Informationen hatte hier DerWesten die Möglichkeit auf tagesaktuelle Beiträge des WDR zuzugreifen. Nach dem Motto “Das lief heute im WDR-Regionalfenster, das wollen wir bei DerWesten sehenâ€. Dann wurde es auch recht schnell zur Verfügung gestellt. Ich weiß ja nicht, wie sich Christian Nienhaus die Zweitverwertung der WDR-Videos vorgestellt hat, aber doch sicherlich nicht so, dass die WDR-Videos vorab bei DerWesten zu sehen sind?
Wenn für Herrn Nienhaus vor zwei Stunden ausgestrahlte TV-Beiträge veraltet sind, sollte ich mir das mit dem Abonnement der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) echt noch mal überlegen, ich glaube kaum, dass da irgendein Beitrag nur zwei Stunden „alt“ ist…
Schlußendlich korrigierte Nienhaus gegenüber dem WDR auch seine Behauptung, wonach der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland 8,4 Milliarden Euro Gebühren erhalte. Die tatsächlichen 7,54 Milliarden Euro sind dann doch etwas weniger (das ist übrigens 1,72 mal die Summe, für die die komplette WAZ-Mediengruppe derzeit gehandelt wird…).
Präsidium des nordrhein-westfälischen Landtags:
Nach Pottblog-Informationen liegt zwar die Tagesordnung für die nächste Sitzung des Präsidiums des Landtages von Nordrhein-Westfalen noch nicht vor, jedoch wird in informierten Kreisen in Düsseldorf davon ausgegangen, dass das ganze sehr wohl thematisiert wird, da ja auch der stellvertretende Landtagspräsident Oliver Keymis (Grüne) sich entsprechend geäußert hat.
PS: Das verwendete Bild des WDR stammt von den Ruhrbaronen.
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