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Jens Matheuszik — 5. September 2011, 07:10 Uhr

Christian Nienhaus (WAZ) hat das mit dem WDR, der Druck auf MdLs in NRW ausübt, gar nicht so gemeint…


FAZ-Interview mit Christian Nienhaus (WAZ-Mediengruppe)Ende August gab Christian Nienhaus, einer der beiden Gruppen-Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe, der FAZ ein Interview (siehe auch faz.net bzw. DerWesten, das Internet-Portal der WAZ-Mediengruppe).

Nienhaus, der auch Vorsitzender des Zeitungsverlegerverbandes Nordrhein-Westfalen ist, durfte unkommentiert und unwidersprochen die Position der Zeitungsverlage (zu denen auch der Verlag der FAZ gehört) verbreiten, warum die Tagesschau-App der ARD aus Sicht der Verleger eher verboten als erlaubt gehört. Aufsehen erzeugte jedoch nicht die übliche Verleger-Kritik an dieser App, die übrigens von den Gebührenzahlern mit entsprechendem Smartphone oftmals begeistert aufgenommen wird, sondern eine andere Passage des Interviews:

Da erklärte Nienhaus auf die Frage, ob die Klage gegen die Tagesschau-App ein Hilfeschrei an die Politik sei, wie folgt (die Hervorhebung stammt von mir):

Es gibt eine große Ignoranz der Politik und auch eine Angst der Politik. Führende Politiker haben mir gesagt: „Sie haben Recht, aber ich lege mich mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht mehr an.“ Bei jeder kritischen Frage würden Politiker sofort mit kritischer Berichterstattung in ganz anderen Punkten überzogen. Im Landtag von Nordrhein-Westfalen wurde Abgeordneten gedroht, wenn Sie gegen die Mediengebühr stimmten, würde das in der WDR-Berichterstattung Folgen haben.

Schon im ursprünglich verlinkten Beitrag wunderte ich mich sehr über diese Aussage, auf die die FAZ nicht noch weiter einging. Nachfolgend das, was ich Ende August dazu schrieb:

Normalerweise würde man jetzt Nachfragen dazu erwarten: Welche Politiker gemeint sind, wann die WAZ-Mediengruppe das ganze in einer großen Aktion und Serie auf den Titelblättern der eigenen Zeitungen bringt, aber was macht der FAZ-Interviewer Jan Hauser? Er wechselt zur nächsten Frage…

Erpressung von Abgeordneten im nordrhein-westfälischen Landtag. Scheinbar nur ein Thema, welches man seitens des Geschäftsführers des wohl mächtigsten Medienhauses in Nordrhein-Westfalen en passant erwähnt. Wenn Herr Nienhaus Angst davor hat das ganze zu offenbahren, kann er sich ja an die zahlreichen Leaking-Plattformen wenden, die es inzwischen gibt. Nur bei WAZ-Recherche würde ich es nicht machen, denn anscheinend gibt es dort ja Skrupel zu diesem Thema zu recherchieren und zu berichten…

Zwischenzeitlich hatte das Interview wegen dieser Passage auch für weiteres Aufsehen gesorgt, denn einem Bericht der tageszeitung (taz) zufolge, überlegte nicht nur der WDR rechtliche Schritte einzulegen, sondern auch der nordrhein-westfälische Landtag das ganze aufzugreifen.

Der Rückzieher von Christian Nienhaus:

Gestern wurde dann bekannt, dass Christian Nienhaus seine bisherigen Äußerungen dazu zurückzieht. Im hauseigenen Internet-Portal DerWesten wurde in der Rubrik Panorama ((also da wo sonst die bunten Geschichten stehen; nicht im Bereich Medien wie die ursprüngliche Berichterstattung dazu)) der Beitrag Nienhaus: Kein Druck auf Politiker ausgeübt ((der übrigens nicht kommentiert werden darf)) veröffentlicht. In Bezug auf den Druck, den der WDR auf nordrhein-westfälische Politiker ausgeübt haben soll, heißt es dort:

Hierzu äußert sich Christian Nienhaus: „Hier bin ich missverstanden worden. Ich stelle ausdrücklich klar, dass ich mit meiner Äußerung nicht die Behauptung aufstellen wollte, der WDR habe unmittelbar oder mittelbar Abgeordneten im Landtag von Nordrhein-Westfalen in Zusammenhang mit deren Abstimmungsverhalten über die Mediengebühr mit einer negativen Berichterstattung im WDR gedroht.“

Ah ja.

Bewertung des Rückziehers:

Es ist schon fraglich, wie man den Satz

Im Landtag von Nordrhein-Westfalen wurde Abgeordneten gedroht, wenn Sie gegen die Mediengebühr stimmten, würde das in der WDR-Berichterstattung Folgen haben.

anders verstehen kann, als habe der WDR „unmittelbar oder mittelbar Abgeordneten im Landtag von Nordrhein-Westfalen […] gedroht“.

Meines Wissens nach ist es übrigens Hauspolitik bei der WAZ-Mediengruppe, dass Interviews dort vor Veröffentlichung noch einmal gegengelesen und dann entsprechend freigegeben werden. Dieses Procedere ((bzw. die nicht erfolgte Freigabe)) ist jedenfalls der Grund, warum mehr als ein Interview, welches das Pottblog mit Vertretern der WAZ-Mediengruppe geführt hat, hier nicht veröffentlicht worden sind – da die entsprechende Freigabe fehlten.
Insofern würde es mich wundern, wenn dieses Interview nicht auch noch vorher zur Freigabe gegengelesen wurde.


1 Kommentar »

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  1. (1) Pingback von Der Ruhrpilot | Ruhrbarone @ 5. September 2011, 08:24 Uhr

    […] Medien: Christian Nienhaus (WAZ) hat das mit dem WDR, der Druck auf MdLs in NRW ausübt, gar nicht so gemeint…Pottlog […]


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