Publizistischer Gegenwind für „Wir sind VfL“ (Bochum)?
Vor einiger Zeit hat sich die Bochumer Fan-Initiative Wir sind VfL gegründet, um die Interessen der Fans zusammen mit dem Verein artikulieren zu können. Dazu gab es auch diverse Fankonferenzen – auch und gerade mit Vereinsvertretern und inzwischen diskutiert man gemeinsam konstruktiv Satzungsänderungen.
In dieser Woche ist „Wir sind VfL“ wieder einmal Thema in den Medien. Nicht jedoch wegen der neuen Fankonferenz am 8. September 2011 mit VfL Bochum-Sportvorstand Jens Todt und VfL Bochum-Aufsichtsrat Frank Goosen, sondern eher negativ…
Focus:
Das von Helmut Markwort, dem Verwaltungsbeiratsmitglied beim FC Bayern München, herausgegebene Wochenmagazin Focus berichtet in der aktuellen Ausgabe über die Macht der Fans. Als ein Beispiel wurden z.B. die Forderungen der Münchener Schickeria gegenüber dem Bayern-Torwart Manuel Neuer genannt.
Was anderes als merkwürdige Verhaltensregeln ist jedoch die Forderung nach personellen Konsequenzen. Im Focus heißt es:
Auch in Stuttgart, Köln und Bochum wollen die Fans mitreden und mitregieren. […] Werner Altegoer scheiterte. […] Als der Aufsichtsrat im vergangenen Oktober auf der Mitgliederversammlung von den Mitgliedern nicht entlastet wurde, trat er zurück – nach 17 Jahren im Amt. Der Druck der Initiative „Wir sind VfL“ war Altegoer und seinen Vertrauten Horst Christopeit, Volker Goldmann und Heinz Hossiep zu groß.“
Aha.
Natürlich war der Rücktritt von Werner Altegoer, dem Aufsichtsratsvorsitzenden des VfL Bochum, bei der turbulenten Jahreshauptversammlung eine Zäsur. Aber die damalige Situation wurde meiner Meinung seitens des Münchener Magazins falsch eingeschätzt. Schließlich kulminierte der Ärger der anwesenden Mitglieder des VfL Bochum (und von denen sind ungefähr soviele bei „Wir sind VfL“ wie Bochum zum Zuschauerrekord bei den Besuchern der Bundesliga beiträgt…) primär über das kritikwürdige Verhalten Altegoers und des Aufsichtsrates bei der Versammlung selbst. Hätte Altegoer sich damals nicht wie ein sturer Westfale bockig einer (dann doch durchgeführten) Wiederholungswahl verweigert, wäre er eventuell noch heute Aufsichtsratsvorsitzender…
WAZ Bochum:
… womit wir bei Ernst-Otto Stüber wären – dem neuen Aufsichtsratsvorsitzenden des VfL Bochum.
In der heutigen Ausgabe der WAZ Bochum ist ein Interview mit ihm zu lesen (siehe Abbildung bzw. bei DerWesten: „VfL Bochum hat den Start verpasst!“). Dort streift er unter anderem auch das Thema „Wir sind VfL“:
Es gibt beispielsweise eine Gruppe, die sich „Wir sind VfL“ nennt. Ich sorge mich, dass sich diese bewusst von anderen abspaltet. Das darf nicht sein. Wir sind alle der VfL.
Das wundert noch mehr als der Focus-Artikel… Abgesehen davon, dass Ernst-Otto Stüber indirekt „Wir sind VfL“ verdankt (in dem Gremium, das seine Wahl empfohlen hatte, sitzt eine Vertreterin der Faninitiative), wirkt das ganze mehr als befremdlich, da die im Interview erwähnten Fortschritte wie z.B. die  Fanforen und die Satzungsdiskussion auf die Faninitiative zurückgehen.
Die Spaltungsvorwürfe erinnern fatal an die ersten Monate der Faninitiative, als „Wir sind VfL“ entsprechende Vorwürfe gemacht worden sind. Doch inzwischen sollte dieser Vorwurf eigentlich ausgeräumt sein, da die Vertreter von „Wir sind VfL“ sich auch auf allen Ebenen konstruktiv eingebracht haben. Vielleicht besucht Ernst-Otto Stüber dann auch (nach Pottblog-Informationen) erstmalig am 9. 8. September 2011 eine der Fankonferenz, um sich selbst mal ein Bild zu machen.
Was übrigens auch etwas verwundert ist die Tatsache, dass seitens der WAZ nicht bei der Spaltungsthese widersprochen wurde. Aber vielleicht liegt das daran, dass das Interview nicht von Michael Eckardt durchgeführt wurde. Dieser berichtet ansonsten primär über den VfL Bochum sowie auch Wir sind VfL und kennt sich daher entsprechend aus.
Hallo,
schön, von euch einen Kommentar zu diesem Satz des Stüber-Interviews zu lesen. ich habe danach gesucht und auf eurer Seite zuverlässig was dazu gefunden. Das ist gut. Mich hat der Satz auch verwundert, ich kann die Fanini zwar nur von weit weg verfolgen, wohne 700 Kilometer weit weg, finde sie aber sehr erfrischend und nötig. Vor allem weil sie intellektuell etwas bringt. Deshalb wäre es vielleicht gut, wenn „Wir sind VFL“ Stüber mal fragen würde, was er denn genau gemeint hat. Weil so ein Hintenangeranze ja wirklich uns schön ist. Und noch was: Ich bin auch Journalist, arbeite auf einem etwas anderem Level als die WAZ-Kollegen. Das sich da einer vielleicht nicht auskennt, kann doch kein Argument sein. Die Frage wie lange Stüber Funkel noch machen lässt, war doch für WAZ-Verhältnisse ungewöhnlich klar formuliert. Der Autor des Interviews kann sein Geschäft durchaus. Die Nachfrage wäre zwingend gewesen.
Typisch Politiker: Zu allem was zu sagen haben, aber anscheinend hapert’s mit der notwendigen Ahnung.
Das Gespräch hat der lokale WAZ-Chef gemacht. Wahrscheinlich wegen der gleichen „Augenhöhe“.
Da muss man sich dann nicht unbedingt auskennen – denn dass der VfL momentan leider nicht den Fußball spielt, den wir Fans erhoffen, dürfte jedem klar sein.
Das jetzt aber gegen die treuen Fans geschossen wird ist schade. Klingt ein wenig nach Altegoer.
@Martin Busche (1):
Als ich das morgens las, dachte ich mir gleich – wow, ob der Herr Stüber eigentlich weiß, was er damit bewirkt.
Von dem was ich so als eher neutraler Beobachter (da ich zwar gewisse Sympathien dem VfL Bochum ggü. führe, aber – was unschwer zu erkennen ist – einen anderen Verein favorisiere) so mitbekommen habe, ist „Wir sind VfL“ eben wirklich sehr konstruktiv. Man erinnere sich nur an die ganzen Fankonferenzen usw. Herr Stüber ist bei seiner Bewertung ein paar Monate zurückgeblieben, als man im Umfeld der ersten Fankonferenz noch in gewissen Medien irgendwelche „nordkoreanischen Umsturzpläne“ vermutete.
Es wäre wirklich sinnvoll, wenn Herr Stüber das gefragt wird – am besten auf der Fankonferenz…
Mit dem nachfragenden Journalisten:
Nun ja, die Unzufriedenheit der Bochumer Fans mit Funkel ist hier Stadtgespräch. Das bekommt also auch jemand mit, der nicht tief in der Materie ist. Aber das ganze mit Fanforen, Satzungsdiskussionen und den diversen Treffen der Fangruppe mit Vorstand, Aufsichtsrat und weiteren Vereinsvertretern – ich glaube das bekommt man nur mit, wenn man wirklich in der Materie ist. Insofern muss man da wohl Herrn Schmitt in Schutz nehmen, wiewohl die Frage offen bleibt, warum nicht ein Herr Eckardt das Interview gemacht hat.
@Peter (2):
Das ist echt zu billig. Man sollte mal auch anerkennen, dass Ernst-Otto Stüber die große Verantwortung auf diesem nicht unbrisanten Posten anzutreten, überhaupt eingegangen ist.
@Kai (3):
Das mit der „Augenhöhe“ klingt gut. Wäre dann aber schlecht vorbereitet gewesen.
[…] 1995 (1) « Publizistischer Gegenwind für “Wir sind VfL” (Bochum)? Pottblogger — 13. August 2011, 13:17 […]
[…] (wo seitens der WAZ merkwürdigerweise nicht nachgehakt wurde; siehe auch den Beitrag Publizistischer Gegenwind für ‘Wir sind VfL’ (Bochum)), gibt es nun ein Interview mit der Fan-Initiative bzw. in diesem Fall mit Andreas Wiemers, einem […]
[…] Fan-Initiative ist insofern interessant, als dass es noch nicht lange her ist, dass beispielsweise Ernst-Otto Stüber, der Aufsichtsratsvorsitzende des VfL Bochum, in einem WAZ-Interview sich ehe…, obwohl man von dort eigentlich immer konstruktiv sich eingebracht hatte. Die damals […]