Grimme Online Award 2011: Videos von der Preisverleihung (aktualisiert)
Vorgestern wurden in Köln ((übrigens: es gab da ja den einen oder anderen anwesenden Gast im Publikum, der der Meinung war, dass künftig der Grimme Online Award lieber in einer der attraktivsten, lebendigsten, pulsierendsten und wohnenswertesten Städte des Ruhrgebietes verliehen werden soll – in Herne…)), die Preise des Grimme Online Award verliehen. Von der Preisverleihung habe ich unter anderem über den Twitter-Account @PottblogLive getwittert und darüber auch die Preisträger verkündet. Bei Grimmes war man dieses Jahr ja nicht so serviceorientiert wie schon mal in der Vergangenheit, als die Preisträger irrtümlich vorab im Internet veröffentlicht wurden. Diesmal hatten alle stillgehalten und man war wirklich gespannt, welche der nominierten Seiten/Projekte es schaffen würde, den begehrten – aber leider undotierten – Preis zu erhalten.
Auch wenn die Gewinner des Publikumspreis – GameOne – das ganze live als Videostream ins Internet übertragen haben, habe ich mir gedacht, dass man die Preisverleihung ruhig mal aufzeichnen könne – was ich dann auch gemacht habe. Mit meiner wackligen Kodak Zi8 (wobei: wacklig war da eher die Hand, die diesmal das Stativ nicht bei hatte) habe ich versucht alle Vorstellungen der Nominierten, die Laudationen usw. aufzuzeichnen. Der Akku hat mir da jedoch einen Strich durch die Rechnung gemacht, denn mitten in der Aufnahme von Enie van de Meiklokjes (in der Kategorie „Bildung & Information“) ist mir die Kamera ausgegangen, so dass ich nachfolgend leider nicht von allen Kategorien die Videos zeigen kann:
Grimme Online Award: Kategorie „Information“
Gewonnen hat hier DRadio Wissen. Das nutzte ich zur etwas polemischen Twitter-Formulierung, wonach die öffentlich-rechtlichen Angebote jetzt 1:0 führen würden (siehe den Tweet dazu), wobei ich eingestehen muss, dass die Befürchtung, dass nahezu nur von öffentlichen Mitteln finanzierte Angebote beim Grimme Online Award gewinnen würden, nicht eingetreten sind.
(Zu dem Zeitpunkt noch) Ãœberraschenderweise gab es jedoch noch einen zweiten Preisträger – und das war das law blog von Udo Vetter. Eine meiner Meinung nach sehr gute Wahl, wobei gerade in dieser Kategorie noch andere Angebote vertreten waren, die meiner Meinung nach einen Preis verdient gehabt hätten.
Grimme Online Award: Kategorie „Kultur & Unterhaltung“
Hier wurde die Reisedepesche prämiert, ein Reiseblog, welches über die verschiedenen Stationen der Reise informiert. Klingt in der Beschreibung von mir jetzt etwas langweilig, ist aber zurecht ausgezeichnet worden. Der auch hier – nicht mehr ganz so überraschend vergebene zweite Preis geht an die wortwuselwelt, welches sich an kleine Kinder richtet und irgendwie ganz anders aussieht, als was man sonst so an Webseiten speziell für Kinder kennt. Dabei geht es jedoch nicht nur um das spielerische Elemente, sondern auch um Bildung – denn wenn es um die Silben von Wörter, Gedichte usw. geht, dann lernt man beim Spielen auch gleich was.
Grimme Online Award: Grußwort Marc Jan Eumann
Zwischendurch richtete Marc Jan Eumann, der Staatssekretärin bei der Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien (MBEM), das Wort an die Gäste mit einer Rede, die mal gar nicht komplett typisch politikerhaft war, sondern auch das eine oder andere unterhaltende Element aufwies.
Grimme Online Award: KlickSafe-Sonderpreis(e)
In Zusammenarbeit mit Klicksafe wurden zwei Sonderpreise verliehen, die auch jeweils mit 1.000 Euro dotiert waren ((während die anderen GOA-Preise undotiert sind)). Hier hat in der Kategorie Webangebote juuuport.de gewonnen, bei den Projekten click it (2) vom Zartbitter e.V.
Grimme Online Award: Spezial
Nachdem bekannt wurde, dass das GuttenPlag Wiki für den GOA nominiert war, da konnte man sich schon fast denken, dass GuttenPlag zum Preisträger werden wird. So ist es auch nicht wirklich überraschenderweise eingetreten – und das vollkommen zurecht. GuttenPlag war das – wenn ich das von meiner Position richtig mitbekommen habe – einzige Projekt, welches schon bei der Vorstellung der Nominierten ordentlichen Applaus und „lautmalerische Beifallsbekundungen“ ((klingt doch besser als Gejohle, oder?)) erhielt.
In einer gestern durchgeführten Pressekonferenz des GuttenPlag Wiki wurde auch noch einmal auf einige oft erhobene Vorwürfe (zu Guttenberg sollte fertig gemacht werden, nur Politiker von CDU/CSU und FDP müssen Angst haben) eingegangen und es wurde klargestellt, dass es nie um die Personen (Guttenberg, Koch-Mehrin & Co.) selbst ging, sondern um deren Dissertationen, die Fälschung und die Folgen daraus. Dazu hieß es in der Pressekonferenz:
Frage: Wundert Sie die unterschiedlichen Reaktionen? Zu Guttenberg hat wirklich alle Ämter aufgegeben und überlegt sogar, Bayern und Deutschland ganz zu verlassen, während eine Koch-Mehrin jetzt vollwertiges Mitglied im Forschungsausschuss geworden ist.
Antwort: Gemeinsam haben sie alle, dass sich bisher keiner zu seinen Taten bekennen wollte. Dass Koch-Mehrin nach Ihrer Enttarnung noch im Forschungsausschuss aufsteigen kann, ist eine weitere Tragoedie, in ihrer Tragweite vielleicht schlimmer als die Plagiate selbst und auch die Causa Guttenberg (dieser war ja „nur“ für die Uni der Bundeswehr zuständig).
Damit wird auf die – selbst für die FDP-Bundesspitze unverständliche „Beförderung“ Silvana Koch-Mehrins zum vollwertigen Mitglied im Forschungsausschuss des Europäischen Parlaments angespielt ((zu dem der Grünen-Abgeordnete Reinhard Bütikofer sich in seinem Blog leicht amüsiert äußert)) – übrigens fordern bereits über 4000 Personen in einer Petition den Rückzug Silvana Koch-Mehrins aus dem Europäischen Parlament.
Jetzt gar nicht mehr überraschend und an sich schon zwingend gab es in dieser Kategorie auch zwei Preisträger – und hier gewann das Team von ZEIT Online mit dem Projekt Verräterisches Handy: Was Vorratsdaten über uns verraten. Anhand der gespeicherten Vorratsdaten des grünen Politikers Malte Spitz ((die er selbst erst durch eine Klage gegen die Telekom bekam)) wird gezeigt, was bei der Handynutzung von allen Handybenutzern Deutschlands gespeichert wird, nur wenn sie ihr Telefon eingeschaltet haben und mitnehmen – da geht es nicht um die Nutzung von Internet & Co.!
Interessanterweise zeigten sich auch einige Politiker ((Namen werden nicht genannt)) sehr überrascht, als klar gemacht wurde, dass diese Vorratsdaten in jedem Fall gespeichert werden ((sprich: Handy an, SIM-Karte drin und freigeschaltet und Zugang zu einem Mobilfunknetz)) und nicht nur von diesen „Internet-Nutzern“, wenn sie ABC ins WWW eintippen oder so.
Hinweis: Zur Personalie des Preispaten (Dieter Gorny) gibt es nachher noch einen eigenen Beitrag.
Grimme Online Award: Wissen und Bildung
Hier meinte leider meine Kamera aussetzen zu müssen – sprich, es gibt kein vollständiges Video davon. Gewonnen haben übrigens das Neusprechblog, welches sich kritisch der Verwendung bestimmter Wörter widmet, die von interessierten Kreisen gerne genutzt werden, um Sachverhalte zu beschönigen oder zu verharmlosen. So ist beispielsweise die Umweltprämie ja nicht wirklich für die Umwelt – denn damit wurde man belohnt, wenn man ein (zum größten Teil) an sich noch funktionsfähiges Auto durch ein neues ersetzt – ohne Rücksicht darauf, dass das neue Auto irgendwelche besonderen Umweltstandards einhalten muss o.ä.
PS: Der GOA für dieses wertvolle Projekt erinnert mich wieder daran, dass ich nochmal das Wort Netzaktivist (bzw. Aktivist) allgemein vorschlagen wollte, denn das erinnert mich zu sehr irgendwie an Aktionismus und hat meiner Meinung nach einen leicht negativen Touch
Als obligatorisch zweiter Preisträger wurde das Projekt Prison Valley prämiert, welches der US-amerikanischen Gefängnisindustrie auf den Grund geht – in Cañon City, einer Stadt mit 32.000 Einwohnern ((laut dem GOA-Preisheft; bei Wikipedia steht ein deutlich kleinerer Wert)) und 13 Haftanstalten.
Grimme Online Award: Publikumspreis(e)
Den Publikumspreis hat – mit breitem Abstand – GameOne von MTV gewonnen, die ihre Community gut an die virtuelle Urne gebracht haben. Auf den weiteren Plätzen landeten die beiden auch von der Jury prämierten Projekte GuttenPlag (Platz 2) und das law blog von Udo Vetter (Platz 3).
Fazit zum Grimme Online Award 2011
Insgesamt gesehen muss man sagen, dass man seitens der Nominierungskommission ((auch wenn sie den angeblich eingereichten Vorschlag www.pottblog.de ignoriert haben – aber das zurecht und wenn es den wirklich gab, kam er auch nicht von mir!)) und der Jury wirklich eine gute Wahl getroffen hat. Der GOA hat sich auch deutlich politisch gezeigt, was durch die Preisträger in der Spezial-Kategorie mehr als deutlich wurde. Hätte hier das Grimme-Institut noch ein geschickteres Händchen bei der Wahl des Preispaten gewählt (Dieter Gorny geht gerade bei den ausgezeichneten Preisträgern gar nicht), dann wäre das ein rundum gelungener Abend gewesen. Aber mit ein wenig Provokation musste man in dieser Woche in Köln ja leben – denn schon zu Beginn des Medienforums NRW ((von dem die Preisverleihung anscheinend irgendwie ein Teil ist)) gab es ja den vermeintlichen „Eklat“ zwischen Monika Piel (WDR), Anke Schäferkordt (RTL) und Jürgen Doetz (VPRT) auf der einen und Richard Gutjahr auf der anderen Seite ((auch wenn ich inzwischen davon ausgehe, dass das zumindestens von einer Seite her schon ein wenig inszeniert wirkte…)).
Insofern war es vielleicht gut, dass es keinen Eklat mehr in der Vulkanhalle gab – wobei die Schlagzeilen sicherlich größer gewesen wären, wenn die kurzfristig in einigen Kreisen überlegte nicht-Annahme des Preises aus der Hand von Dieter Gorny auch wirklich durchgeführt worden wäre.
Aktualisierung
Inzwischen ist auch das Video mit einzelnen Stimmen (Jörg Schieb, Eva Abraham, Leonard Lansink, Jenny E. Jung, Michael Seemann, Dr. Angelica Schwall-Düren, Thomas Wiegold, Uwe Kammann) zum Grimme Online Award 2011 online:
A propos Video: Ulrike Langer hat drei Preisträger des Grimme Online-Award im Video bei sich veröffentlicht.