EHEC/HUS: Blut(plasma) spenden hilft Leben retten
Während die einen noch Witze in Sachen EHEC, HUS und spanische Gurken machen, haben die anderen schon Angehörige auf der Intensivstation liegen, weil sie davon betroffen sind.
Djure Meinen, den ich seit einigen Jahren (erst aus Bochum, dann von BarCamps und diversen Konferenzen her) kenne, berichtet im Blogbeitrag EHEC/HUS: Blut jetzt spenden und Gurken essen davon, dass seine eigene Mutter von EHEC betroffen ist und auf der Intensivstation liegt. Er bittet daher darum Blut und insbesondere Blutplasma zu spenden und seinen Aufruf weiterzuverbreiten.
Doch lest selbst:
Wie einige schon via Twitter oder auf anderen Wegen mitbekommen haben, hat sich meine Mama mit dem EHEC-Virus infiziert und leidet seit Anfang letzter Woche an einer mittelschweren bis schweren Verlaufsform des HUS. Sie ist schwerst krank und muss intensivmedizinisch behandelt werden. In ihrem Falle scheinen die nur wenig erprobten Behandlungsmethoden aber offenbar das Schlimmste verhindern zu können. Ich bin ganz guter Dinge.
Die Behandlung meiner Mama konfrontiert mich erstmals in meinem Leben sehr konkret mit der Intensivmedizin. Die massive Verkabelung und den Einsatz hochkomplexer Gerätschaften kann man ja durchaus zweischneidig sehen. Bspw. dann, wenn aus Lebensrettung quälende Lebenverlängerung wird und es um die Frage eines würdigen Sterbens geht.
Im Falle von EHEC/HUS stellt sich diese Frage aber so erst mal nicht. Das Bakterium reißt vollkommen gesunde Menschen innerhalb von wenigen Tagen an den Rand des Todes. Ohne intensivmedizinische Behandlung würden die meisten Betroffenen sterben, mit ihr haben sehr viele die Chance, wieder ganz gesund zu werden.
Ein sehr wichtiger Baustein der Intensivmedizin ist der ausreichende Zugriff auf Spenderblut bzw. Blutbestandteile. Im Falle von EHEC/HUS sogar in ganz besonderem Maße.
Die Giftstoffe, die die Bakterien ausschütten, zerstören bestimmte Blutbestandteile. Deren Zerfallsprodukte vergiften dann den Körper zusätzlich und setzen vor allem die Niere, manchmal auch Teil des Hirns außer Gefecht. Zur Entlastung wird ein bis mehrmals täglich das gesamte Blutplasma der Patienten ausgetauscht. Zusätzlich wird eine Dialyse durchgeführt und teilweise müssen auch rote Blutkörperchen gegeben werden.
Der Verbrauch an Plasma ist enorm. Je Plasmaaustausch werden mehrere Beutel Plasma verwendet. Und jeder Beutel entspricht genau einer Blutspende. Meines Wissens wird trotz der hohen Fallzahlen kein akuter Plasmaengpass entstehen. Plasma ist sehr lange haltbar und wird aus Gründen der Infektionssicherheit ohnehin erst möglichst lange nach der Spende verabreicht. Eine Delle in den verfügbaren Beständen wird aber möglicherweise in einigen Wochen entstehen.
Dennoch finde ich, dass der aktuelle EHEC/HUS-Ausbruch eine gute Gelegenheit ist, für die Blutspende zu werben. Ich selbst habe die regelmäßigen Aufrufe zum Spenden relativ lange ignoriert und gehe erst seit ein paar Jahren regelmäßig hin. Dabei sind gerade junge, körperlich fitte Menschen die am besten konstituierten Spender. Leider treffe ich bei den Spendenterminen eher viele, die aus Altergründen bald schon nicht mehr werden spenden dürfen.
Daher meine Bitte an meine Leser: Wer noch nie Blut spenden war, sollte gerade jetzt an eine Erstspende denken. Wer es einmal ausprobiert hat, weiß danach, wie er die Spende verträgt. Und er landet im Informationssystem der Spendendienste, die mit schöner regelmäßig an Spendentermine in der Nähe erinnern werden. Wer die Hürde der Erstspende genommen hat, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit dann auch wieder hingehen.
Und all diejenigen, die die Erinnerungskarten in den letzten Monaten oder Jahren ignoriert haben, gehen natürlich auch mal wieder hin. […]
Informationen zu möglichen Blutspendeterminen gibt es bei drk-blutspende.de.
PS: Das verwendete Bild des gefrorenen Blutplasmas stammt vom Wikimedia Commons-Nutzer DiverDave, steht unter der CC-BY-SA-Lizenz und wurde dem Archiv Wikimedia Commons entnommen.
Tja. Ich würde ja zum Spenden gehen, aber dann müsste ich lügen.
Wenn ich auf dem Fragebogen verrate, dass ich schwul bin, bin ich automatisch von der Spende ausgeschlossen — obwohl ich negative HIV-Tests vorweisen kann und monogam mit meinem ebenfalls negativ getesteten Mann lebe.
Das ist übrigens keine Regelung des DRK-Blutspendedienstes, sondern der Bundesärztekammer. Ich kann nur hoffen, dass die diesem selbstverzapften Unsinn endlich mal ein Ende bereiten. Das Thema ist seit Jahren in der Diskussion, und es tut sich scheinbar nichts.
[…] ihr Comeback am Samstag in Köln. KLICK Pottblog: EHEC/HUS: Blut(plasma) spenden hilft Leben retten KLICK Pottculture: 21. Internationales Videofestival inBochum KLICK Revierpassage: Kleistiana KLICK […]
[…] EHEC/HUS: Blut(plasma) spenden hilft Leben retten…Pottblog […]
@Stefan (1):
Das ist schlecht. Die Frage ist, wie man da was dran ändern kann. Wie sieht das eigentlich in anderen Ländern aus? Denn ich denke (bzw. hoffe!), die Proben werden doch eh alle noch mal geprüft, oder?
@Jens:
Wie das im (europäischen/nichteuropäischen) Ausland aussieht, müsste man mal recherchieren. M.W. ist es aber hier zumindest die Entscheidung der BÄK, also keine EU-weite Richtlinie.
Die Spenden werden selbstverständlich auf diverse Infektionen geprüft, darunter auch HIV. Das Problem ist nur die sog. Diagnoselücke: Wenn die Infektion erst kurz vor der Spende stattfand, ist das gespendete Blut/Plasma zwar infektiös, HIV bzw. entsprechende Antikörper darin aber noch nicht nachweisbar — das geht erst ein paar Wochen später, mit zeitlich ansteigender Sicherheit.
Ich verstehe das Problem durchaus. Ich wehre mich eben nur gegen die pauschale Gleichsetzung gleichgeschlechtlicher Sex unmittelbares HIV-Risiko, auch wenn sie formal statistisch begründbar ist. Entscheidendes Kriterium in meinen Augen ist aber die Promiskuität, und die ist nicht an die sexuelle Präferenz gebunden.
Wie gesagt, ich habe mir auch schon überlegt, ob ich — in dem Wissen, das gleiche Restrisiko auf unerkannte HIV-Infektion zu besitzen wie ein monogamer heterosexueller Mann — nicht einfach doch zur Blutspende gehen sollte und meine Homosexualität einfach verschweige. Aber dann müsste ich auch in einer anderen Stadt zur Spende gehen, wo mich garantiert niemand kennt, und außerdem — und das geht mir quer runter — meine Identität verleugnen.
Nachtrag:
Wen’s interessiert: Hier gibt es eine ausführliche Stellungnahme der BÄK zum Thema:
http://www.bundesaerztekammer.de/downloads/Haemotherapie_MSM_Erlaeuterung_final.pdf
@Stefan (5):
So wie ich das mit dem Plasma verstanden habe, braucht das doch eh Wochen/Monate, bis es genutzt werden kann. Dann könnte man dann doch auch erst kurz vorher testen?
@Jens: Da könntest Du wohl Recht haben… Allerdings kommt es vermutlich ja auch darauf an, dass die Wartezeit unter Einfluss des Immunsystems stattfindet, und das ist nach der Spende ja nicht mehr der Fall, insbesondere wenn die Blutprodukte gekühlt werden.
Aber da bin ich wirklich kein Fachmann.