„War was?“ – Ein Kommentar zur Wahl in Bremen
Nennen wir es mal einen „Gast-Blog-Artikel“ von mir, Besim Karadeniz. Eigentlich der One-Man-Blogger von blog@netplanet, das aber bis zum morgigen Montag aus leider technischen Gründen des hostenden Providers offline ist. Und weil ich eigentlich heute noch etwas bloggen wollte, stellte Jens, der Pottblogger, einfach einmal sein Blog dazu zur Verfügung. Gelebte Solidarität. :-)
Als „Sozi“ bangt man bei Landtagswahlen durchaus mal etwas mit. Das bekommt man quasi mit der Muttermilch mit, wenn man, so wie ich, in Baden-Württemberg lebt und hier vor rund sechs Wochen mit dem Wahlsieg von Grün-Rot nichts weniger als das Unfassbare passiert ist.
Bei den Senatswahlen in der Hansestadt Bremen gab es wiederum nicht sonderlich viel für die SPD zu verlieren. Das liegt nicht so sehr daran, dass die SPD auf bundespolitischer Ebene derzeit sonderlich viel Sensationen verbreitet, sondern an der offensichtlich mehr als vertrauenswürdigen Arbeit des bremischen Noch- und zukünftigen Senatspräsidenten Jens Böhrnsen und der bisherigen Arbeit der rot-grünen Koalition. Bremen ist eine sichere Bank für sozialdemokratische Politik und Böhrnsen hat es dazu auch noch geschafft, das Ergebnis der SPD leicht zu verbessern. Das auch aus dem Blickwinkel heraus, dass die SPD im Jahre 2007 bei den damaligen Senatswahlen deutliche Verluste hinnehmen musste.
Erheblich interessanter ist nach den heutigen Senatswahlen der Blick zu den anderen Parteien: Die CDU und die FDP kassierten auch heute sehr deutliche Quittungen für ihre Kurse auf bundespolitischer Ebene – wenn man denn noch von Kursen sprechen möchte. Liest man den SPIEGEL der nächsten Woche, fällt eines auf: Der SPIEGEL macht sich nicht mehr die größten Mühen, die aktuelle Bundesregierung zu kritisieren, sondern sie machen sich – vielleicht auch ein Stück Resignation – vor allem nur noch lustig. Wer den SPIEGEL kennt, weiß, dass „lustig machen“ keine Kerneigenschaft des SPIEGEL ist. Der Wähler hat mit seinem Kreuzchen keine Möglichkeit, sein Amüsement über Parteien adäquat mitzuteilen – er macht es entweder mit einem Kreuzchen bei einer Partei, die er am wenigsten lächerlich findet oder lässt es ganz bleiben. Bei beiden Möglichkeiten haben CDU und FDP gelitten.
Und so war es auch nicht viel mehr als Galgenhumor, was von bundespolitischer Seite der CDU und FDP gestern als Kommentar kam. CDU-General Hermann Gröhe lamentierte und lamentierte und fand so wenig Inhalt in seiner ersten Reaktion, dass ich mich gar nicht mehr daran erinnern kann, was er eigentlich sagte. Ganz im Gegenteil zum FDP-General Christian Lindner, der zwar in einem halben Satz die Wahl in Bremen als für die FDP verloren gab, sich dann aber doch tatsächlich in einer halben Arie darauf verstieg, dass die FDP mit ihrem neuen Parteichef Philipp Rösler hervorragend aufgestellt sei. Selten bleibt einem Wähler bei solchen Wahlanalysen so die Spucke weg, wie hier. Demut ist offensichtlich immer noch kein Wort, das im Wortschatz von Christian Lindner vorkommt. Und das ist ein Problem.
Und sonst? Die Linke schaffen es – zu Recht – nicht, ihre Ansichten einer Sozialpolitik so zu verankern, um als tatsächlich soziale Partei in den westlichen Bundesländern anzukommen und die BIW, die „Bürger in Wut“, schaffen es mit einem Direktmandat, einen Sitz im Senat zu ergattern. Mit beidem wird zu leben sein.
Wechselstimmung an der Weser? Nichts davon zu sehen. Für Bremen keine schlechte Wahl.
Das verwendete Bild von Jens Böhrnsen stammt ursprünglich vom Wikimedia Commons-Nutzer Wilfried Wittkowsky, steht unter der CC-B-SAY-Lizenz und wurde dem Archiv Wikimedia Commons entnommen.
[…] Umland II: “War was?†– Ein Kommentar zur Wahl in Bremen…Pottblog […]
Also die Linke hat verloren, weil sie in Bremen hoffnungslos zerstritten ist und sonst auch für ein paar Skandälchen gut war.
Rot und Grün haben dazu gewonnen, weil die CDU in Bremen so dämlich ist.
[…] gastgebloggt. Da ich gestern so ohne Blog nun wirklich kaum noch eine Motivation hatte, gab es eine kleine Wahlanalyse zu den Bremischen Senatswahlen. […]
@Ex-Bremer (2):
Aber sie sind ja wieder ‚reingekommen. Weiß jetzt gar nicht ob auch in Fraktionsstärke oder nicht.