WAZ-Zeitungskiosk: WAZ geht app, auf dem Apple iPad?
WAZ-Zeitungskiosk: ((der Link auf den iTunes Store erfolgt im Rahmen des Partnerprogrammes, durch das das Pottblog einen Teil des (ansonsten gleichen) Verkaufspreises des Programmes erhält))
Endlich. Mit diesem einen Wort kann man meinen ersten Gedanken gut beschreiben, als ich via Twitter (@DerWesten) erfuhr, dass es jetzt auch für die Zeitungstitel der WAZ-Mediengruppe eine App für das Apple iPad gibt.
Von den großen Zeitungsverlagen an Rhein und Ruhr ist die WAZ-Mediengruppe das Schlusslicht bei der journalistisch-publizistischen Eroberung des Apple iPad. Im Januar 2011 startete der Verlag Lensing-Wolff mit der Ruhr Nachrichten eZeitung die erste App einer Ruhrgebiets-Tageszeitung, während kurz darauf die Rheinische Post mit der Sonntagszeitung RP+ einen etwas anderen Weg bestritt (nämlich den der Sonntagszeitung), der bisher 25.000 Downloads der eigentlichen App (und 85.000 Downloads der ersten Ausgaben) erzielte.
Die WAZ-Mediengruppe setzt jetzt ihre Kerntitel auf dem iPad auf, so dass es neben der hier besprochenen WAZ-App für die Westdeutsche Allgemeine Zeitung auch noch die entsprechenden Apps für die weiteren Titel der WAZ-Mediengruppe, als da wären der Iserlohner Kreisanzeiger und Zeitung (IKZ-App), die Neue Ruhr / Neue Rhein Zeitung (NRZ-App), die Westfalenpost (WP-App) und die Westfälische Rundschau (WR-App), im iTunes-Store verfügbar sind.
Die WAZ-App selber ist natürlich kostenlos und mit dem ersten Download schließt man quasi automatisch ein nach 14 Tagen endendes Abonnement ab. Doch zur Preisstruktur später mehr.
Die App „WAZ-Zeitungskiosk“
Jetzt erst einmal zur WAZ-App an sich:
Ruft man die App auf, sieht man erst einmal den so genannten „Splash Screen“ (siehe etwas weiter oben rechts) mit der stilisierten WAZ-Titelseite. Netterweise verschwindet dieses Startbild jedoch recht schnell wieder und gibt den Blick frei auf das stilisierte Zeitungsregal. Beim ersten Start bekommt man jedoch erst einmal die Auswahlfrage nach den zu lesenden Lokalausgaben. Hier kann man alle Lokalausgaben auswählen. Bei der WAZ-App sind das:
- Bochum
- Bochum Gerthe
- Bochum Langendreer
- Bochum Linden
- Bochum Süd
- Bottrop
- Buer
- Castrop-Rauxel
- Dorsten
- Dortmund
- Duisburg
- Duisburg Nord
- Duisburg Rheinhausen
- Essen
- Essen Kettwig & Werden
- Essen Nord & West
- Essen Post
- Essen Steele & Ruhrhalbinsel
- Gelsenkirchen
- Gladbeck
- Hattingen & Sprockhövel
- Heiligenhaus
- Herne
- Kamen
- Lünen
- Moers
- Mülheim
- Oberhausen
- Oberhausen Sterkrade
- Rheinberg & Xanten
- Unna
- Velbert
- Vest Recklinghausen
- Wanne-Eickel
- Wattenscheid
- Witten
Das stilisierte Zeitungsregal zeigt einem die verschiedenen Lokalausgaben an. Ganz oben wird in groß die jeweils letztgelesene Ausgabe (und Seite) angezeigt, dadrunter befinden sich dann die einzelnen Lokalausgaben (siehe Abbildung links).
Die Frage die sich bei der Regalansicht stellt: Welcher Grafiker ist auf die Idee gekommen das WAZ-Logo und ein stilisiertes Lesezeichenband in rot auf rot abzubilden? ((das ganze gilt auch bei den anderen Apps, beispielsweise bei der IKZ-App wo grün auf grün dargestellt wird))
In der Regalansicht hat man diverse Möglichkeiten:
Einmal kann man über den Menübutton ganz links, der einem das jeweils ausgewählte Datum zeigt, über klassische Apple-Schieberegler ein anderes Datum auswählen. So man nicht gerade ein Datum in der Zukunft auswählt, kann man sich darüber vergangene Ausgaben anschauen. Wählt man hier eine Ausgabe die von einem Zeitpunkt stammt, wo das Abonnement noch nicht bestand, kann man diese Ausgabe jeweils über einen In-App-Kauf für 0,79 Euro kaufen. Das Archiv reicht dabei bis zum 1. Februar 2011 zurück.
Der zweite Menübutton zeigt einem (erneut) die Auswahl der Lokalausgaben an, während man über den dritten Button namens „Einstellungen“ – wer hätte es geahnt? – diverse Dinge einstellen kann. Primär kann man hier (siehe Bild rechts) die Speichereinstellungen ändern und auch sehen, wieviel Platz die geladenen Ausgaben verbrauchen. Ãœber den Schieberegler kann man festlegen, nach wieviel Tagen die Seiten bzw. Ausgaben automatisch gelöscht werden (bzw. auch, dass sie gar nicht gelöscht werden sollen). Die Menüoptionen Hilfe und Impressum sind selbsterklärend und unter „Wiederherstellung“ kann man sich die bisher getätigten Käufe anschauen ((bei mir beispielsweise ein WAZ-Testabo vom 10.05. bis zum 24.05.2011)) und sich auch einen so genannten „Wiederherstellungscode“ anzeigen (und per eMail schicken) lassen, mit dem man auf einem Zweitgerät (oder wenn das eigentliche iPad mal verloren gehen sollte) dennoch an die Inhalte herankommt.
Ruft man dann (endlich kommt dieser Beitrag zum wesentlichen…) eine Zeitung auf, sieht man erst einmal für einen kurzen Augenblick eine Werbung. Die verschwindet jedoch recht schnell wieder, wobei ich der Meinung bin, dass man sich dieses Beispiel der Werbung ruhig länger anschauen kann… (siehe auch diesen Beitrag im Pottblog) ;)
Recht schnell baut sich die erste Seite der gewählten WAZ-Ausgabe auf und noch während weitere Seiten nachgeladen werden, kann man schon auf die iPad-typische Art und Weise in die einzelnen Seiten, die als PDF-Datei aufbereitet werden, hineinzoomen. Eine Ansicht einzelner Artikel als reinen Text, der ggf. vergrößert oder verkleinert angezeigt werden kann, gibt es jedoch nicht.
Neben dem eigentlichen lesen und zoomen auf so einer Zeitungsseite kann man die jeweilige Seite auch noch per eMail versenden. Da kommt dann bei der Empfängeradresse eine PDF-Datei an, die einige hundert Kilobyte groß ist ((meine Beispielseite 15 der WAZ Duisburg war 953 KB groß)).
Interessant ist die Statuszeile der WAZ-App:
Diese zeigt mit farbigen Punkten an, welche Seiten bereits geladen sind (auf das Bild klicken und man sieht das ganze auch in größer). Das schöne dabei ist, dass man bereits anfangen kann einzelne Seiten zu lesen, selbst wenn noch weitere im Hintergrund geladen werden. Die einzelnen Punktefarben stehen dabei für folgende Inhalte:
- dunkelblau: Politik
- dunkelgrün: Regional (Rhein-Ruhr)
- gelb: Wirtschaft
- rot: Sport
- grau: Info (Werbung, Anzeigen…)
- grün: Lokales
- dunkellila: Kultur
- helllila: Fernsehen
- türkis: Gesellschaft
Die Idee die Statuszeile mit zusätzlichen Informationen zu versehen finde ich recht gut. Ob ich es jedoch gut finde, dass man hier deutlich mehr grau als bunt sieht? Wobei man hierzu anmerken muss, dass dies eine Abbildung einer Dienstags-Ausgabe ist und an Dienstagen gibt es immer ein Werbeblättchen eine Verlagssonderveröffentlichung der WAZ, die hier für die vielen grauen Punkte sorgt.
Sehr gelungen ist übrigens die Integration der verschiedenen Lokalausgaben in die WAZ-App:
Denn hier – das kann man anhand der Statuszeile sehr gut sehen (siehe Abbildung) – werden nur die Inhalte nachgeladen, die noch nicht auf dem iPad gespeichert sind. Also im Grunde genommen die grünen Lokalteilseiten. Das spart Platz und Ladezeit und ist eine pfiffige Idee.
Kleiner Exkurs am Rande: Wo wir gerade eh bei den Lokalteilen sind – es freut mich sehr zu sehen, dass der WAZ-Lokalteil Vest Recklinghausen eine über vier Jahre alte Anregung des Pottblogs ((die einzelnen Artikel stadtweise zu gruppieren)) aufgegriffen hat…
Die Preisstruktur der WAZ-App
Nach der kostenlosen 14-tägigen Probephase muss man für die WAZ-App bzw. für neue Ausgaben Geld zahlen. Entweder man kauft eine einzelne Ausgabe für 0,79 Euro oder nutzt eines der Abonnement-Modelle. Bei DerWesten wird die Preisstruktur ganze wie folgt beschrieben:
Die Einzelausgabe kostet 79 Cent, das Ein-Monats-Abo 14,99 Euro und für drei Monate zahlen Sie 37,99 Euro. Wer bereits eine WAZ, WR, WP, NRZ und IKZ zu Hause hat, der zahlt knapp die Hälfte. Print-Abonnenten er halten einen dafür nötigen Gutschein. Weitere Infos dazu gibt es im Internet auf www.derwesten.de/app ((verweist auf diese DerWesten-Seite)).
Der Preis für die Einzelausgabe ist marktüblich (und wohl auch den Regularien im iTunes-Store geschuldet), aber die Preise für die Abonnements sind schon etwas … nun ja … interessant. Ein reguläres Print-Abonnement kostet in Bochum im Monat 23,90 Euro. Da wäre natürlich eine elektronische Variante günstiger. Was jedoch verwundert ist, dass Zeitungsabonnenten nur 50 % Rabatt beim Abonnieren der eZeitung für das iPad bekommen. Da überlegt man sich als WAZ-Abonnent das ganze doch gleich zweimal, ob man sich dann auch noch die WAZ auf dem iPad zulegen möchte. Die Ruhr Nachrichten hingegen haben mit ihrer Preispolitik (wo man als Abonnent der Printausgabe nur 2,90 statt 15,90 Euro zahlen muss. Hier sollte die WAZ-Mediengruppe noch einmal genauer über die Preisgestaltung nachdenken. Denn nachher passiert es noch, dass die Print-Ausgabe davon viel mehr kannibalisiert wird als es dem Verlag eigentlich recht sein sollte. Wenn man gerade eh am Ãœberlegen ist – dass man neue Ausgaben erst ab 06:00 Uhr morgens erhalten kann, klingt auch ein wenig anachronistisch. Das ist schließlich ein Zeitpunkt wo die gedruckte WAZ schon im Briefkasten bei den Abonnenten liegt bzw. liegen sollte und insofern muss man sich fragen, warum das so lange dauert. Dass eine Tageszeitung nicht unbedingt am Vortag bereits verfügbar ist – okay, das kann man ja noch nachvollziehen, aber spätestens mit Drucklegung der Zeitung (und die passiert meines Wissens meistens eher vor als nach Mitternacht), müsste es doch möglich sein die PDF-Dateien auf die Server zu laden.
Fazit
Ich möchte noch kein endgültiges Fazit ziehen – dafür muss ich mir die WAZ-App noch genauer anschauen. Gerade Erfahrungen in diesem Bereich haben gezeigt, dass ein erster Eindruck doch täuschen kann und es sinnvoller ist, sich das ganze noch einmal genauer und länger anzuschauen.
Doch auf den ersten (und zweiten und dritten) Blick sieht die WAZ-App wirklich gut aus. Klar, es gibt immer noch Verbesserungspotentiale, aber von der Technik her würde ich sie als besser bezeichnen als die eZeitung der Ruhr Nachrichten (RN) für das Apple iPad. Aber vielleicht relativiert sich dieser Eindruck ja analog wie mein Eindruck zur RN-eZeitung, die ich anfangs auch deutlich besser fand (bis ich dann die diversen Unzulänglichkeiten der App kennenlernte). Auch das ist ein Grund, warum ich noch kein abschließendes Fazit ziehen möchte.
Weitere Bilder
Die in diesem Beitrag verwendeten Screenshots (und weitere) sind im flickr set: WAZ-Zeitungskiosk (Apple iPad App) zu finden. Nachfolgend eine zufällige Auswahl:
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Ob sich die WAz in app oder pad oder wie und wo auch immer präsentiert, ist völligstens egal. So lange der Journalismus so ohne Informationen und Hintergrund daherkommt, steigt die Anzahl der Leser nicht, sondern sucht sich weiterhin andere Medien.
Muss man eigentlich verstehen, warum WAZ & Co. sich ausschließlich auf die Apple-Geräte werfen und Android-, WondowsPhone- und Symbian-Nutzer außen vor lassen?
Bäh!
Na möglicherweise weil die App fürs iPad ist und nicht fürs iPhone und bei den Tablets in puncto Marktanteil andere Plattformen dem iOS nicht mal ansatzweise das Wasser reichen können?
Ich find das erstmal unproblematisch. Sobald Android-Tablets einen annehmbaren Marktanteil haben, kommt da sicher was nach.
Ich bedauere da wie Jens auch eher die Preisstruktur. Für einen iPad-Only-Abonnenten mag das okay sein, für einen Papier-Abonnenten finde ich den Preis fürs Zusatz-Abo zu hoch. Schade.
[…] Nicht nur das Pottblog hat was zur neuen WAZ-App "WAZ-Zeitungskiosk" geschrieben (siehe hier), sondern auch der Lelei-Blog und Henning Bulka: So funktioniert das nicht, liebe […]
@Fritz Wepper:
Eine in der Tat einleuchtende Erklärung. Ich hatte gedacht, die App wäre auch für Telefone nutzbar. Mein plattformbezogenes „Bäh“ ziehe ich hiermit zurück und danke für die nachvollziehbare Erläuterung! ;-)
@magdalene szodruch (1):
Auf den Inhalt bin ich ja explizit nicht eingegangen. Das kann man ja so und so sehen. :)
@Henk (2):
Die einfachere Abrechnung, die einfachere Programmierung, die einfachere Bedienbarkeit sprechen sicherlich eher für iOS.
@Fritz Wepper (3):
Wobei ja auch bei Android noch das Problem der Fragmentierung ist.
Zum Preis: Als Abonnent der WAZ hätte ich mir wirklich einen anderen Preis vorgestellt. Im Idealfall: 0,- Euro. Ich bin schließlich bereit jeden Monat eine nicht geringe Summe an den Konzern zu zahlen und fände es nett, wenn er mir dann da entgegen kommt. Wenn man dann jedoch gewisse Aufpreise nimmt, dann kann man damit u.U. leben. Der Aufpreis der Ruhr Nachrichten ist beispielsweise sehr moderat und gerade noch akzeptabel. Der Preis der WAZ ist zu hoch und ich gehe nicht davon aus, dass sie damit Erfolg haben werden.
@henk (4):
Wobei natürlich immer noch die Frage offen bleibt: Warum gibt es iPad-Apps nicht auch in iPhone-Versionen?
Ich beziehe in Bochum bereits jahrelang die WAZ und habe jetzt im Urlaub in Spanien schon einige Tage über mein iPad die WAZ lesen können, ab morgen ist die Probezeit leider vorbei. Ich möchte ein iPad-Abo bis zum 20.06.2012 kaufen, habe auch von der WAZ einen Gutscheincode, weiss aber nicht wie und wo ich das beantragen kann? Können Sie mir helfen? Ich erwarte Ihre Antwort.Danke Ihr Siegfried Mescheder
@Siegfried Mescheder (7):
Da kann ich Ihnen leider nicht helfen, da müssten Sie sich an die WAZ bzw. DerWesten wenden.