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Jens Matheuszik (unterwegs) — 3. Mai 2011, 23:59 Uhr

Ruhr Nachrichten (RN) und Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) veröffentlichen beide am Dienstag sehr unterschiedliche Sonderausgaben


WAZ- und RN-SonderausgabenSowohl die Zeitungen der Essener WAZ-Mediengruppe (also neben der WAZ auch noch die IKZ ((Iserlohner Kreiszeitung)), die NRZ ((Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung)), die WP ((Westfalenpost)) und die WR ((Westfälische Rundschau)) ) als auch die Ruhr-Nachrichten (RN) aus dem Verlag Lensing-Wolff in Dortmund haben am gestrigen Dienstag mit zusätzlichen Sonderausgaben, die den eigentlichen regulären Ausgaben beigefügt waren, aufgewartet (siehe Abbildung).

Bei der WAZ-Mediengruppe widmet sich das „WAZ Extra“ ((warum hier ein einzelner Titel der gesamten Mediengruppe in den Vordergrund gehoben wird, erschließt sich nicht wirklich – hier hätte man ja ggf. auch den eingeführten Namen „DerWesten“ verwenden können, der als Dachmarke bereits im Internet-Geschäft eingeführt ist)), dem Thema Osama bin Laden, der am Montag von US-Spezialeingeheiten aufgebracht wurde und im Verlauf des Gefechts getötet.

Hinweis: Das Extra steht übrigens auch als Download zur Verfügung: WAZ-Extra: Osama bin Laden

Die RN, als zweiter großer Zeitungsverlag im Ruhrgebiet, hingegen nutzte noch einmal das Erringen der Meisterschale im Kampf um die deutsche Fußball-Meisterschaft durch den hiesigen Verein Borussia Dortmund (BVB) als Anlass für die (weitere) Sonderausgabe.

Schon am gestrigen Montag gab es eine solche, denn die RN veröffentlichten in einem Teil ihrer Montags-Auflage und der eZeitung ((für Computer bzw. das Apple iPad)) noch einmal die Sonderausgabe Deutscher Meister 2011: Borussia, die am Samstag nach dem Spiel in der Innenstadt kostenlos verteilt wurde und schnell vergriffen war.

Auch die WAZ nutzte im Großraum Dortmund die Chance, neben dem ausführlichen eigenen Sportteil (der nett schwarz-gelb gefärbt war) noch einige Extraseiten zu veröffentlichen.

Am Dienstag ging es dannmit den Sonderausgaben weiter (siehe auch die Abbildung beider Exemplare oben links). Beide Ausgaben habe ich mir angeschaut und beschlossen Äpfel mit Birnen zu vergleichen:

RN: Deutscher Meister 2011: Borussia

32 Seiten dick, im normalen Zeitungsformat – so sieht die Sonderbeilage der RN mit dem lachenden/grinsenden Jürgen Klopp auf dem Titel aus.

Natürlich wundert man sich schon erstmal, dass die RN erneut eine Sonderausgabe veröffentlichen. Schließlich gab es ja erst einen Tag vorher eine entsprechende Beilage in der Montagsausgabe. Dahingehend habe ich von einigen gehört, die feststellten, dass dieses Extra zwar ganz nett sei, aber doch eher wenig Neues bringt. Da konterte ich jedoch mit den Hintergründen dazu:
Denn die Beilage in der Montagsausgabe war ja quasi das Extrablatt, welches direkt nach dem Abpfiff zwischen Borussia Dortmund und dem 1. FC Nürnberg in den Druck ging und dann noch am Samstag selbst zwischen der Dortmunder Innenstadt und dem Signal-Iduna-Park verteilt wurde. Die Informationen dort, die für die glücklichen Besucher des Spiels auf dem Nachhauseweg bzw. auf dem Weg in die Innenstadt zur spontanen Meisterfeier interessant waren, waren es zwei Tage später schon nicht mehr wirklich. Das ist ja das bekannte Zeitungsgeschäft, das grundsätzlich nur Neuigkeiten interessieren.

Bei der zweiten Extraausgabe merkte man dann doch, dass man etwas mehr Zeit hatte – was man natürlich auch an den Anzeigen erkennen kann. Aber dagegen habe ich nichts, denn schließlich muss sich sowas auch finanzieren und außerdem gefällt es mir sehr gut, dass ein Großteil der Anzeigenkunden es geschafft hat, auch Anzeigen mit deutlichem BVB-Bezug zu veröffentlichen. Wenn dann beispielsweise die Sparda-Bank West titelt

„Das Runde muss nicht ins Eckige, sondern nach Dortmund!“

und das ganze mit der runden Meisterschale dekoriert, dann ist das mehr oder weniger schön und gelungen und eine willkommene Abwechslung von der Standard-Werbung. Auch sehr schön war der Werbespruch

„Glückaufwunsch“

der dann mit dem durchgestrichenen „auf“ gleich wieder ein wenig an die Rivalität zwischen dem BVB und Herne-Weste erinnert.

Der eigentliche Inhalt der Extraausgabe ist leicht beschrieben: Viele aktuelle Fotos und einiges an Artikeln. So erfährt man noch einmal wie die Hinrunde lief (erinnert sich noch wer an die Niederlage gegen Leverkusen?), bekommt aber auch eine Rückschau auf die Rückrunde. Ãœber die geplante Meisterfeier geht es dann zu den Berichten über die einzelnen Spieler. Sehr ausführlich werden dabei Roman Weidenfeller, Lukasz Pisczcek, Mats Hummels, Neven Subotic, Marcel Schmelzer, Sven Bender, Nuri Sahin, Kevin Großkreutz, Mario Götze, Shinji Kagawa und Lucas Barrios vorgestellt. Deutlich weniger Platz gibt es für die „zweite“ ((Felipe Santana, Antonio da Silva, Jakub „Kuba“ Blaszczykowski, Robert Lewandowski)) und die „dritte“ Garde ((Patrick Owomoyela, Sebastian Kehl, Mitchell Langerak, Markus Feulner, Mohamed Zidan, Marco Stiepermann und Dede)), die eher seltener gespielt haben. Das ist fast schon so wenig Text pro Person, dass man es fast hätte sein lassen können.

Natürlich gibt es auch noch einen Artikel zum Meistertrainer Jürgen Klopp und auch noch einen zu seinem Trainerteam, bevor dann Dede noch einmal gesondert erwähnt wird – von den Spielzeiten her zwar eher 3. Liga, aber von der Prominenz und der Berücksichtigung ganz klar Bundesliga (und zwar ganz vorne!). Bevor noch die Ghighlights der Saison erwähnt werden gibt es einen Ausblick auf die BVB-Zukunft, denn „Dortmunds Versprechen in die Zukunft“ (die Nachwuchskräfte des BVB) werden thematisiert.

Bevor dann die Zahlen und Fakten vom 32. Spieltag veröffentlicht wurden, gibt es noch eine Übersicht über die saisonalen Highlights, bevor dann ein Text aus der französischen LÉquipe übersetzt abgedruckt wird. Dieser Brief hat wenig mit dem BVB an sich zu tun, sondern schildert eigentlich eher die Lage des französischen Fußballs im Vergleich zum deutschen. Könnte spannend sein (ist es aber meiner Meinung nach nicht), passt aber vor allem nicht wirklich in dieses BVB-Extra.

Fazit:

Gut gemacht! Auf den einfachen Nenner kann man es bringen. Oder aber: Selbst wenn man diese Ausgabe nicht gratis bekommen hätte – es wäre am Dienstag wert gewesen, sie sich zu kaufen.

WAZ-Extra: Osama bin Laden

Die WAZ hat sich für ihre Extraausgabe ein ganz anderes Thema ausgesucht: Den Tod von Osama bin Laden. Da dieser ein „Weltereignis“ ist, gibt es dieses Extrablatt, so WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz direkt auf der Titelseite. Damit ist das (wenn ich richtig gezählt habe) das dritte „Weltereignis“ nach dem Tod von Michael Jackson und der letzten Bundestagswahl 2009 – denn das waren auch jeweils Anlässe für die WAZ-Mediengruppe entsprechende Extrablätter zu produzieren (siehe auch diesen Beitrag). Beim Tod von Michael Jackson ging es sogar so weit, dass das Extrablatt in einigen (oder gar allen?) Städten des Erscheinungsgebietes kostenlos verteilt wurde – ich bekam ein Exemplar beispielsweise im Bochumer Bermuda3eck.

Das Extrablatt kommt auf 16 Seiten im moderneren und vor allem platzsparenden ((wichtig im ÖPNV!)) Tabloid-Format. Fast hat man den Eindruck, als ob sich die WAZ-Mediengruppe hier warm laufen möchte…

Anlass für das Extrablatt ist zwar der US-Einsatz gegen Osama bin Laden, naturgemäß findet man dazu jedoch nicht wirklich konkrete Informationen. Da kommen zwar inzwischen immer mehr Informationen dazu an die Öffentlichkeit, aber das ganze zu spät für dieses Extrablatt.

Daher gibt es einiges an generellen Informationen, die zum Teil den Eindruck erwecken „vorproduziert“ worden zu sein. Was aber nicht schlimm ist, denn so kann man schnell bei Bedarf auch die entsprechenden Texte zugreifen. Doch der überwiegende Teil wurde sicherlich erst am Montag geschrieben, bei einigen Artikeln geht es auch gar nicht nders. So beispielsweise bei der Geschichte über den Twitter-Nutzer (dessen Twittername nicht genannt wird, was insofern schade ist, als dass man sich selber ein Bild hätte davon machen können), der von dem US-Einsatz gegen Osama bin Laden twitterte, ohne es zu wissen, als er davon berichtete.

Teilweise widersprechen sich die einzelnen Artikel jedoch:
So heißt es auf Seite 3, dass die Pakistaner nicht involviert waren – auf Seite 15 hingegen wird en passant erklärt, dass auch pakistanische Kräfte beteiligt waren. In diesem Artikel auf Seite 15 wird übrigens darüber berichtet, dass es ein gefälschtes Foto vom toten Osama bin Laden gab. Es mag ja vielleicht informativ sein zu wissen, aus welchen beiden Bildern das gefälschte Foto entstanden ist – aber ganz ehrlich:
Auf das Bild mindestens einer Leiche mit sehr schweren Verletzungen hätte ich verzichten können. A propos verzichten: Die Quellenangabe „Twitpic“ ist ungefähr so gut, wie „Quelle: Totholz mit rotem Logo“…

Vor dem Fazit – die Frage nach dem Warum?

Als ich davon hörte, dass die WAZ-Mediengruppe ein Extrablatt zum Thema Osama bin Laden herausbringen würde, fragte ich mich warum. Ich sah nicht ganz den Sinn da drin, dass eine Regionalzeitung ein solches Thema ausführlich zum Thema nimmt und sogar ein Extrablatt herausbringt.
Nachdem ich jetzt das Extrablatt gesehen habe bin ich übrigens keineswegs anderer Meinung.

Es hätte meiner Meinung nach dann was gebracht, wenn man es direkt am Montag zur Mittagszeit in den Städten des Ruhrgebietes bzw. des Erscheinungsgebietes verteilt hätte. Damit hätte man beispielsweise die Personen erreichen können, die bis dato noch gar nichts vom Tod Osama bin Ladens mitbekommen haben (wenn man beispielsweise kein Radio hört). Hätte die WAZ-Mediengruppe das so gehandhabt, dann wäre das meiner Meinung nach eine begrüßenswerte Information. Doch das ganze dann erst am Dienstag im Rahmen der normalen Zeitung an die Leser zu bringen, brachte meiner Meinung nach nicht viel, da sicherlich ein Großteil der Leser zu diesem Zeitpunkt bereits ausführlich und wahrscheinlich auch besser informiert war. Entweder über das Internet oder über das Fernsehen, welches natürlich auch am Montag darüber berichtete.

Im Grunde genommen stellt sich mir die Frage, warum eine Regionalzeitung versucht mit einem solchen Thema zu punkten. Die Kernkompetenz einer Regionalzeitung ist die regionale und lokale Berichterstattung. Dass es hier gelegentlich bei der WAZ-Mediengruppe etwas hapert, ist nicht nur einmal hier im Blog erwähnt worden (unvergessen sind für mich beispielsweise der vergessene Bürgerentscheid in Bochum oder die anfänglich ignorierte Oberbürgermeister-Wahl in Düsseldorf), und insofern wundert es schon, wenn man in die weite Welt hinausgehen will, wenn es doch schon vor Ort nicht immer ganz klappt.

Markus Hündgen, auch bekannt als @videopunk, der vor einiger Zeit DerWesten verlassen hat, schrieb bei Twitter dazu:

Wer eine Erklärung für den nahenden Tod regionaler Zeitungen sucht, möge sich die heutige WAZ kaufen. 16 Seiten mieses Osama-Special.
Quelle: twitter.com/videopunk

Das ganze erläuterte er dann auf Nachfrage (von mir), was ihm denn nicht gefallen würde:

Durchschnittliche Texte, mäßige Sachkompetenz, Inhalte mit Attitüde. Für solche Specials lese ich keine Lokalzeitung.
Quelle: twitter.com/videopunk

Damit bringt er es auf den Punkt.

Fazit:

Das Fazit kann man sich schon fast denken. Ich halte nicht viel von diesem WAZ-Extra. Es hat ein wenig den Eindruck von „mehr gewollt als gekonnt“ und nach Lektüre der heutigen Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) hatte ich nach deutlich weniger Artikeln (und Txt) den Eindruck, dass ich besser über die Lage informiert wurde, als durch das 16-Seiten-Special.

Das lag natürlich auch an der Erscheinungsweise – man hätte ordentlich punkten können, wenn das ganze am Montag im Lande verteilt worden wäre. Aber dieser Zeitpunkt wurde verpasst und somit konnten diverse andere Medien (insbesondere das Fernsehen mit seinen Sondersendungen) besser berichten.

Übrigens: Ich hatte fast den Eindruck, dass nur mal wieder ein Thema gesucht wurde, damit die WAZ-Mediengruppe mal wieder eine Zeitung bzw. ein Extrablatt im Tabloid-Format veröffentlichen kann. Vielleicht sind das ja die Feinjustierungen vor einem generellen Start?

Unfairer Vergleich…

Dass es sich um einen Vergleich handelt, der nicht ganz fair ist, hatte ich versucht oben schon anzudeuten. Die RN hat meiner Meinung nach mit ihrem BVB-Extra quasi alles richtig gemacht. Das Timing stimmte (insbesondere im Zusammenspiel mit der Samstags-Verteilung der ersten Extra-Ausgabe), die Inhalte waren hinreichend gut und man merkte den Autoren an, dass das ein für sie bekanntes Thema war, dass halt die Lokalkompetenz vor Ort hier sinnvoll genutzt wurde.

Insofern: Gut gemacht, Ruhr Nachrichten!


2 Kommentare »

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  1. (1) Pingback von Der Ruhrpilot | Ruhrbarone @ 4. Mai 2011, 09:23 Uhr

    […] Medien: Ruhr Nachrichten (RN) und Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) mit unterschiedlichen Sonderausgaben…Pottblog […]


  2. (2) Kommentar von Peter @ 4. Mai 2011, 09:39 Uhr

    Extrablatt zu Osama bin Laden

    Während nachdenkliche Redakteure sich Gedanken machen über die Rechtmäßigkeit der Tötung (z.B.
    Kommentar Westfalenpost Dienstag Seite 2), weiß
    die Redakteurin im Extrablatt im Bericht über die US-Einsatztruppe juristisch präzise bereits, dass es sich
    (so 2x explizit) um Mord gehandelt hat – und das
    bereits einen Tag nach dem Ereignis.
    Teilt die Redaktion diese Meinung?


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