LIGA Total! 3D oder: Auf Einladung der Telekom mit Brille die Fußball-Bundesliga dreidimensional fernsehen
Am vergangenen Sonntag lud die Telekom republikweit (Hamburg, Berlin, Frankfurt, München und Köln – wo ich war) Journalisten und Blogger zu 3D-Vorführungen ein.
Grund hierfür war die ansonsten eher nur regional interessante Bundesliga-Partie 1. FC Kaiserslautern vs. 1. FC Köln, denn hierbei handelte es sich um eine besondere Premiere – das erste in 3D übertragene Spiel der Fußball-Bundesliga.
Wer sofort wissen will, wie gestern das 3D-Bundesliga-Spiel bei LIGA Total! von der Telekom war, sollte hier klicken – ansonsten gibt es jetzt erst noch ein paar einleitende Worte…
Nach dem großen Erfolg von James Camerons Avatar boomen in den Kinos die 3D-Filme. Längst schon fast in Vergessenheit geratene Trickfilme (wie z.B. die Schlümpfe) kommen erneut auf die Leinwand, die Kinobetreiber rüsten immer mehr Säle mit der neuen Darstellungstechnik aus und immer mehr Vorstellungen sind inzwischen 3D-only ((was sicherlich gar nichts damit zu tun hat, dass man für 3D mehr zu zahlen hat…)).
3D im Fernsehen
Doch auch im Fernsehbereich soll 3DTV jetzt durchstarten, was den Herstellern natürlich entgegenkommt, die in den vergangenen Monaten und Jahren sehr vom HDTV-Boom gut lebten.
Zeitgleich starteten gestern die Telekom mit ihrem IPTV-Angebot Entertain und der Pay TV-Anbieter Sky die Ãœbertragung der Fußball-Bundesliga in 3D. Die zeitliche Ãœbereinstimmung sollte nicht verwundern – denn beide Anbieter erhalten das entsprechende TV-Signal von der DFL, die es an ihre Lizenzpartner entsprechend weiterreicht.
Bei Sky gibt es mit Sky 3D einen eigenen TV-Kanal, der neben Fußball auch 3D-Filme anbietet, bei der Telekom gibt es die 3D-Inhalte entweder im Rahmen von LIGA Total! (dem Bundesliga-Angebot von Entertain, dem IPTV der Telekom) oder über Videoload, wo man sich nach dem Motto „pay per view“ Filme kostenpflichtig herunterladen kann.
A propos kostenpflichtig: Wer bei der Telekom die Fußball-Bundesliga via LIGA Total! in HD schaut, kann kostenfrei auch das ganze in 3D sehen. Als weitere Voraussetzungen muss neben dem obligatorischen 3D-Fernseher mitsamt 3D-Brille auch noch ein VDSL-Anschluss vorhanden sein, da für Live-3D die Bandbreite von DSL 16plus anscheinend nicht ausreicht.
Bei Sky ist der Sender Sky 3D momentan noch kostenfrei, steht aber auch nur den HD-Kunden zur Verfügung. Die verfügbaren Inhalte richten sich dabei nach dem jeweiligen Abonnement. Die Bundesliga in 3D erhält man beispielsweise nur, wenn man das Bundesliga-Paket UND das Sport-Paket abonniert hat…
Bisherige 3D-Erfahrungen
Im Kino habe ich bereits den einen oder anderen 3D-Film gesehen und fand das Filmvergnügen eigentlich recht ansprechend. Wobei man da nicht vergessen sollte, dass diese Filme extra für 3D produziert wurden bzw. bei der Produktion schon auf 3D geachtet wurde.
Vor einigen Monaten hatte ich auf der IFA die Gelegenheit ((als damals das 3D-Fernsehen sowohl bei Sky als auch bei der Telekom offiziell – zwar quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit… – startete)) mir 3D-Inhalte via Fernseher anzuschauen.
In dem so genannten 3D-Showcase waren viele Trickfilme dabei, wo die 3D-Technik optimal genutzt werden konnte.
Doch auch Sport-Inhalte wurden gezeigt, so z.B. ein Motocross-Rennen und ein Eishockey-Spiel. Bei beiden fand ich die 3D-Effekte jetzt nicht so prickelnd:
Beim Motocross war es am beeindruckendsten, als ein Auto eine Vollbremsung hinlegte und Schotter und Sand gegen die Kamera flogen, beim Eishockey war es ähnlich, als ein Spieler mit den Kufen Eis aufwirbelte.
Als man mich damals fragte, wie ich es fand, musste ich sagen, dass es mich nicht vom Hocker gerissen hat und insbesondere ich für Fußball da kein so großes Potential sehe. Eishockey war hier natürlich nicht vergleichbar, die Telekom ja nicht in der Premier League, wo es auch mal Blutgrätschen zu sehen gibt… ;)
Da ich eigentlich gar nicht der Eishockey-Fan bin, sondern mich primär Fußball interessiert, war ich natürlich gespannt auf dreidimensionalen Fußball, den es da aber noch nicht zu sehen gab…
3D-Bundesliga: 1. FC Kaiserslautern – 1. FC Köln
Am Sonntag startete dann erstmalig eine Bundesliga-Ãœbertragung in 3D.
Zur 3D-Technik
Technisch gesehen werden besondere 3D-Kameras benutzt, die sowohl für das linke Auge, als auch für das rechte Auge ein Bild einfangen und damit den 3D-Effekt ermöglichen. Bei dem Sonntags-Spiel kamen insgesamt zehn 3D-Kameras zum Einsatz (inkl. zwei ferngesteuerten hinter den jeweiligen Toren).
Mein Eindruck
Abgesehen davon, dass die 3D-Brillen schon etwas merkwürdig aussehen, fand ich die ersten Szenen wirklich gut. Die Bildregie war so geschickt, dass für 3D-Ãœbertragungen geeignete Szenen am Anfang – noch vor dem eigentlichen Spiel – gezeigt wurden, in dem beispielsweise die Fanblocks mit den wehenden Fahnen gefilmt wurden. Da hatte man schon fast den Gedanken an den Werbespruch „Mitten drin, statt nur dabei“.
Im eigentlichen Spiel sah man den plastischen 3D-Effekt auch am ehesten bei den Nahaufnahmen. Oder um es anders zu sagen: In der übersichtlichen Totalen sah man ihn kaum. Und das ist ein Problem. Denn natürlich ist es vom 3D-Aspekt her schön einen Stürmer von relativ nahe zu filmen, um einen möglichst großen 3D-Effekt zu erzielen. Aber für die Übersichtlichkeit wäre es schon schön, wenn man sehen könnte, ob irgendwo parallel ein Spieler mitläuft oder aber ob die Verteidiger den Stürmer einkesseln. Das erkennt man jedoch nur in der Totalen, die für 3D eher ungeeignet ist.
Eine meiner Hoffnungen, dass sich die perspektivischen Verzerrungen bei manchen Strafraumbällen (wo man an einen gelungenen Torschuss glaubt, solange der Ball in der Luft ist und sich dann wundert, wie dieser meterweit davon entfernt ins Aus geht) minimieren, wurde zum Teil erfüllt, jedenfalls hatte ich den Eindruck, dass hier 3DTV hilfreicher als das übliche zweidimensionale Fernsehen ist.
Abwägen von Vor- und Nachteilen
Wenn man das ganze nüchtern betrachtet gibt es bei 3DTV auch nur eine Abwägung von Vor- und Nachteilen. Oben habe ich ja schon einige Vor- und Nachteile geschildert, die sich zum Teil fast die Waage halten – denn beispielsweise achtet die 3DTV-Regie darauf, dass das ganze optimal dargestellt wird. Oder sollte es jedenfalls… ;)
Was mich jedoch nach dem Spiel bzw. zum Teil schon beim Spiel störte war die Brille. Sie wiegt nicht wirklich viel, aber als nicht-Brillenträger bin ich es nicht gewohnt, so ein Nasengestell länger zu tragen. Auch gefiel mir nicht wirklich, dass die Brille das Bild verdunkelte, was aber wohl aus technischen Gründen so sein sollte.
Gravierender fand ich jedoch, dass ich an diesem Abend (ungefähr ab Mitte der 2. Halbzeit) Kopfschmerzen hatte. Normal ist das bei mir eher nicht, ich kann mich auch nicht dran erinnern, wann ich das letzte Mal leichte Kopfschmerzen hatte. Das muss natürlich nichts mit dem 3DTV zu tun gehabt haben – aber ob das jetzt nur ein Zufall war?
Mich persönlich hat die 3D-Ãœbertragung der Fußball-Bundesliga nicht direkt aus den Socken gehauen, so dass ein spontanter Kaufimpuls „haben will“ vorherrschte. Ganz anders der Unterschied bei den Ãœbertragungen in SD- und in HD-Qualität. Gerade beim Fußball merkt man da schon sehr deutliche Qualitätsunterschiede. Warum man für HDTV extra Geld ausgibt – das kann ich nachvollziehen, bei 3DTV sehe ich das nicht so. Ich würde also nicht für 3DTV meine technische HDTV-Ausstattung kostspielig aufrüsten bzw. ersetzen.
Da ich jedoch in Bochum nur einen ganz normalen Röhrenfernseher habe, könnte ich mir schon vorstellen, dass ich mir – wenn ich mir irgendwann mal HDTV zulege – einen Fernseher hole, der auch 3DTV kann, denn Testberichten zufolge sollen die 3D-Fernseher quasi als Nebeneffekt über ein sehr gutes Bild verfügen.
Fazit: Mit Brillen eher unpraktisch…
Solange man beim 3D-Fernsehen gezwungen ist so neckische Brillen zu tragen, so lange glaube ich nicht an einen Erfolg von 3DTV. Nicht umsonst gibt es ja auch schon erste Prototypen von Fernsehern, die darauf verzichten. Vielleicht sollte man dann in zwei oder drei Jahren nochmal drüber reden – bis dahin braucht man mir nicht unbedingt mit 3D im Fernsehen zu kommen. Das habe ich übrigens auch ungefähr so der Telekom direkt gesagt, da ich einem der Verantwortlichen des Twitter-Accounts @deutschetelekom nach der Vorführung kurz was in die Flip gesprochen habe:
Wie geht es mit der Bundesliga in 3D weiter?
Mit der Partie Kaiserslautern vs. Köln hat der 3D-Regelbetrieb begonnen. Dieser ist jedoch erst mal nur eingeschränkt, was unter anderem bauliche Gründe hat – denn nicht in allen Bundesliga-Stadien kann das 3D-Equipment genutzt werden. Derzeit plant die DFL/Sportcast pro Bundesliga-Spieltag eines der Sonntags-Spiele in 3D zu zeigen. Der 3D-Spielplan sieht für die kommenden Spieltage wie folgt aus:
- 19. Spieltag, 23.01.2011, 15:30 Uhr:
Borussia Mönchengladbach vs. Bayer Leverkusen - 20. Spieltag, 30.01.2011, 17:30 Uhr:
Eintracht Frankfurt vs. Borussia Mönchengladbach - 21. Spieltag, 06.02.2011, 15:30 Uhr:
Hamburger SV vs. FC St. Pauli - 22. Spieltag, 13.02.2011, 15:30 Uhr:
Werder Bremen vs. Hannover 96
Lohnt sich 3DTV für die Fernsehsender?
An und für sich sollte man ja denken, dass man als Fernsehsender – gerade im Pay TV-Bereich – neue Features anbietet, um sich damit vom Wettbewerb zu unterscheiden. Nach dem Motto „Bucht mein Paket, denn nur bei mir gibt es auch X, Y und Z!“. Das ist bei 3DTV nicht der Fall, denn sowohl die Telekom bietet das im Rahmen von LIGA total! an als auch Sky über den eigenen neuen Sender Sky 3D. Preislich gesehen macht das für – bisherige – Kunden auch keinen Unterschied, wobei ich es schon merkwürdig finde, dass man nach der kostenlosen Freischaltung für alle Sk-Kunden (die im Februar 2011 enden soll), laut dieser Ãœbersicht über die 3D-Angebote bei Sky sowohl das Bundesliga- als auch das Bundesliga-Paket buchen muss, um die Bundesliga in 3D zu bekommen.
Aber vielleicht bietet man als Anbieter A den Fußball in 3D einfach an, weil der Anbieter B das ja auch hat… ;)
A propos: In einem FR-Interview erklärte Steffen Simon (Sportschau, WDR), was er von 3D bei der Bundsliga hält. Um es mit einem Wort zwei Wörten zu sagen: Quasi nichts. Wobei man da auch anmerken muss, dass die ARD mit 3DTV eh kaum was anfangen kann, da deren Sportschau ja keine einzelnen Spiele anbietet und dann auch noch am Samstag statt am Sonntag läuft. Insofern fällt es Simon vielleicht leicht etwas abzulehnen, was sein eigener Sender wohl gar nicht anbieten kann…
Sportblogger-Treffen
Interessant war es übrigens, dass gerade die Vorführung in Köln zu einem „inoffiziellen“ Treffen des Sportbloggernetzwerkes wurde.
Auf dem Bild sieht man (abgesehen von den schicken 3D-Brillen) von links nach rechts:
- @heinzkamke von angedacht
- Jannik Sorgatz (@aufmplatz von entscheidend-is-aufm-platz.de)
- @TorstenWieland
- @hirngabel von Brustring
Nach dem dreidimensionalen Fußball ging es – auch ganz dreidimensional – in eine Sports Bar, wo wir uns dann noch gut unterhielten und nebenbei auch noch (wofür geht man ansonsten dahin?) ein wenig (US-)Sport schaute.
Randbemerkung #1: Telekom-Einladung
Danke an die Telekom für die Einladung. Es war wirklich interessant und auch, dass es Currywurst, Pommes,
Bier Kölsch und natürlich auch anti-alkoholische Getränke gab. Was ich auch schön fand – das freie WLAN, was eingerichtet wurde, damit man sich gleich während der Vorführung via Twitter & Co. über das 3D-Fernsehen und vor allem dem nächsten Punkt austauschen konnte…
Randbemerkung #2: Jörg Dahlmann – der Kommentator der 3D-Partie
Die Telekom hat es sich nicht nehmen lassen, zur 3D-Premiere im Bundesliga-Fußball einen eigenen Kommentator aufzubieten, der Medienberichten zufolge irgendwo in einem Studio ebenfalls mit 3D-Brille auf der Nase saß (also nicht im Stadion).
Das was Jörg Dahlmann dabei so kommentiert hat, war leider in weiten Strecken die größere Unterhaltung als das Spiel selbst. Und man kann sich ja auch mit eher schlechteren Dingen unterhalten. Manche Sprüche von ihm waren wirklich … nun ja merkwürdig. Nicht umsonst wird bei allesaussersport.de das Wort „geschäftschädigend“ verwendet…
Ich denke, dass es nur normal ist, dass 3D-Technologien werden mit einer solchen Geschwindigkeit entwickelt und dass es nicht nur Filme zur Verfügung, sondern auch andere Programme als auch – das ist große Leistung in der Tat
Noch schlimmer ist es als Brillenträger und dann eine Brille über der Brille tragen zu müssen.
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