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Jens Matheuszik — 31. Dezember 2010, 16:00 Uhr

Michael Townsend, der Bochumer Kulturdezernent, reagiert auf Generalkritik am Bochumer Musikzentrum bei den Ruhrbaronen


Die Nachricht, dass es in Bochum ein Musikzentrum geben soll, in dem die bisherigen Pläne für ein Konzerthaus für die Bochumer Symphoniker und der geplante Umbau der Marienkirche zu einem Kammermusiksaal aufgehen, wurde sehr unterschiedlich bewertet.

Auf der einen Seite gab es viele, die sich freuten, dass es endlich mit diesem Projekt klappt, dass man den Symphonikern um Steven Sloane eine Heimstätte bieten kann, andere kritisierten, dass jetzt Bochum auch noch ein neues Konzerthaus erhält, obwohl doch Dortmund, Essen aber auch Duisburg schon längst sowas haben (auch wenn natürlich das Konzept des Musikzentrums ein anderes ist). Auch wurde kritisiert, dass Bochum Geld für die Kultur in die Hand nimmt, obwohl es noch andere wichtige Verpflichtungen gibt.

Im Pottblog habe ich kürzlich ein Interview mit Michael Townsend zum neuen Musikzentrum in Bochum veröffentlicht und habe da teilweise auch die kritischen Fragen aufgegriffen, auf die der Bochumer Dezernent für Bildung, Kultur und Wissenschaft auch eingegangen ist. Bei den Ruhrbaronen wird das ganze auch diskutiert – und auf die Generalkritik dort hat Michael Townsend inzwischen reagiert:

Lieber Herr Laurin, liebe Kommentatoren.

Ist es wirklich so ein Drama, wenn eines der großen Signalprojekte für die Kulturhauptstadt in Bochum im Endspurt doch noch was wird?

Stimmt die alte Journalistenregel den wirklich, dass nur Bad News Good News sind?

Muss man es als verwerflich bezeichnen, wenn zweistellige Millionenbeträge aus der Bürgerschaft nicht mit Bedauern zurückgegeben werden müssen, sondern das daraus wird, wofür sie gespendet worden sind?

Ist es wirklich zuviel verlangt, wenn man erwartet, dass öffentlich zugängliche Informationen komplett gelesen und wiedergegeben werden […]?

[…]

Warum nehmen die Kritiker von Kulturinvestitionen nicht zur Kenntnis, dass die Stadt Bochum zur Zeit innerhalb von vier Jahren auch 80-90 Mio Euro in den Bau und die Erneuerung von Schulen steckt und damit die größte Einzelinvestition im Haushalt im Bildungsbereich tätigt?

Stimmt es etwa nicht, dass die kompletten Sparvorgaben im Kulturbereich zur Haushaltskonsolidierung in Bochum durch die großen kommunalen Einrichtungen erbracht worden sind und die “Freie Szene” außer den Haushaltssperren (die die erstgenannten Einrichtungen im Wesentlichen auch zusätzlich belasten) hier nicht belastet wurde?

[…]

Ich könnte stundenlang so weiter machen, ende aber hier aus Gründen der Zeitökonomie in der Hoffnung, ein paar Impulse zum Nachdenken, zur vollständigen Recherche und Wiedergabe der Faktenlage gegeben zu haben.

Wer allerdings

  • gegen neue kulturelle Einrichtungen und Aktivitäten grundsätzlich ist, weil er das Geld aus inhaltlichen Gründen dafür nicht einsetzen will (2,4Mio Euro kommunale Mittel im Verhältnis zu ca. 30 Mio., die von der Stiftung und vom der EU kommen und für nichts anderes zur Verfügung stünden),
  • wer Kulturausgaben generell für überflüssig hält,
  • wer die Bochumer Symphoniker weiterhin unter Arbeitsbedingungen proben lassen will, die schlichtweg unzumutbar sind,
  • oder unser Orchester für entbehrlich hält, da es aus seiner Sicht ohnehin zu viel Hochkultur gibt,
  • der mag diese Meinung gerne vertreten.

    Soll das dann aber genauso sagen.
    […]


Quelle: ruhrbarone.de

Chapeau!

Das ist wirklich eine sehr gute Replik gewesen, die einigen Verbalrhetorikern gerade in den Kommentaren des oben genannten Ruhrbarone-Beitrages zu denken geben sollte. Ich finde es übrigens auch sehr gut, dass Michael Townsend sich in die Diskussion dort eingemischt hat und auch beispielsweise bei Facebook dazu Stellung bezieht.


2 Kommentare »

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  1. (1) Kommentar von Urmelinchen @ 31. Dezember 2010, 17:22 Uhr

    Ob diese Replik von Herrn Townsend gut oder schlecht gewesen ist, kann man sehen wie man will. Es handelt sich hierbei doch schlichtweg um die Meinung, die er qua Beschluss zu vertreten HAT, egal ob er nun persönlich d’accord geht oder nicht.


  2. (2) Kommentar von Jens @ 1. Januar 2011, 23:19 Uhr

    @Urmelinchen (1):
    Also erst einmal finde ich gut, dass er diese Meinung überhaupt an der Stelle der Kritik veröffentlicht. Das finde ich schon mal sehr bemerkenswert.

    Ansonsten glaube ich schon, dass Michael Townsend die Sache auch privat gut findet. Wer ihn schon mal in Sachen Konzerthaus hat reden hören, weiß, dass es ihm eine Herzensangelegenheit ist.


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