Sport1 Doppelpass: Nur für FC Bayern-Fans zu ertragen / Sky90 heute überraschend besser…
Während der Bundesliga-Saison gehört es zu einem üblichen „Ritual“ – am Sonntag schaut man sich vormittags von 11:00 bis 13:00 Uhr die TV-Sendung Doppelpass auf Sport1 an. In dieser Sendung diskutieren unter Moderation von Jörg Wontorra diverse Leute aus dem Fußballgeschäft (Journalisten, Trainer, Manager usw.) über die aktuelle Lage.
Heute habe ich mich (mal wieder…) über diese Sendung aufgeregt:
Mehr als eine Stunde war nur der FC Bayern München und vor allem die berühmt-berüchtigte Sky90-Sendung mit Uli Hoeneß, wo er den Bayern-Trainer Louis van Gaal frontal angriff, das Thema. Danach ging es dann weiter, als Jörg Wontorra dann doch noch bemerkte, dass es neben dem FC Bayern München auch noch andere Vereine gibt. Themen waren dann der VfL Wolfsburg und FSV Mainz 05. Außerdem Eintracht Frankfurt, wobei ich das sogar so weit aus Versehen verdrängt hatte, dass man mich darauf noch einmal aufmerksam machen musste.
Zur aktuellen Situation auf Schalke (wo man ja doch noch mal wieder gewinnen kann), zur bedrohlichen Situation des VfB Stuttgart (jedenfalls Stand am Sonntagmittag) und zu Borussia Dortmund – dem amtierenden Spitzenreiter der Fußball-Bundesliga – gab es jedoch: nichts.
Wobei, doch der BVB wurde kurz erwähnt – im Rahmen eines lustig gemeinten Einspielfilmchens zum FSV Mainz 05, wo die Niederlage des FSV gegenüber dem BVB kurz erwähnt wurde. Ansonsten kam der BVB gar nicht vor, was ich angesichts der aktuellen Bundesliga-Situation und auch der aktuellen Europa League-Situation (wo der BVB anscheinend das Pech hat, was man in der Bundesliga das Glück hat).
Mich nervt ehrlich gesagt diese FC Bayern-Dominanz beim Doppelpass, die ich auch in den vergangenen Wochen immer wieder beobachten konnte. Natürlich ist der FC Bayern München ein nicht unwichtiger Verein der Bundesliga und als FC Hollywood sorgt er auch abseits des Platzes für Unterhaltung und ist somit ein sicherer Quotengarant. Aber die Bundesliga ist nicht nur der FC Bayern München und wenn man dann bei einer Sendung wie heute die Vereine FC Bayern München, Eintracht Frankfurt, VfL Wolfsburg und den FSV Mainz 05 bringt, dann zeugt das meiner Meinung nach von keiner guten Auswahl. Natürlich bin ich als BVB-Fan parteiisch – aber dass der aktuelle Spitzenreiter, der gerade auf europäischer Ebene strauchelt, gar nicht vorkommt, halte ich für falsch.
FC Bayern München als Zuschauermagnet
Über einen Beitrag bei allesaussersport.de bin ich auf den (2. Teil) eines Artikels der Süddeutschen Zeitung (SZ) von Ende 2009 aufmerksam geworden, wo dargelegt wird, welche Vereine die Zuschauermagneten der Fußball-Bundesliga sind:
Demnach schauen am Samstag Nachmittag zwischen 60 bis 80 Prozent der Pay-TV-Abonnenten die „Bundesliga-Konferenzschaltung“. Das sind, wenn der Spieltag interessant ist, rund eine Million Zuschauer. Vom Rest sehen „vierzig bis fünfzig Prozent“ den FC Bayern. Dann folgen Schalke, Dortmund und der Hamburger SV als Einzel-Magneten. „Wenn es sich ein Pay-TV-Betreiber aussuchen könnte“, sagt ein Bezahlfernsehen-Macher, „würde er von den 270 Millionen, die es pro Jahr gibt, über 80 Millionen den Bayern geben, dann vielleicht 50 Millionen Schalke, weil die in letzter Zeit so viel international gespielt haben und noch einmal 20 oder 25 Millionen an Hamburg und Dortmund.“ Wolfsburg sei maximal fünf bis sieben Millionen wert.
Wie es anders geht: Sky90
Im gerade verlinkten allesaussersport.de-Artikel schreibt Blogger dogfood mit Verweis auf den oben erwähnten Zeitungsartikel (und die berühmt-berüchtigte Sky90-Sendung mit Hoeneß über van Gaal):
Die Flexibilitätswochen von SKY gehen weiter. Nach dem Hype um die Hoeneß-Statements auf sky90 hat SKY flugs auf seiner Website eine Art “FC Bayernâ€-Portal gebastelt und fasst unter der URL sky.de/bayern die Reaktionen auf das Interview zusammen.
Die tendenzielle Bevorzugung des FC Bayern mag nicht jedem gefallen, aber aus Sicht des Pay-TV-Senders nachvollziehbar.
Also ich habe mir heute Sky90 angeschaut und war zufrieden:
Denn dort wurde meiner Meinung nach angemessen auf Borussia Dortmund, den weiterhin amtierenden Spitzenreiter in der Fußball-Bundesliga, eingegangen, wie man ja auch an dem Foto der Sendung erkennen kann. Natürlich war auch der FC Bayern München ein Thema, bei der Frage nach der Meisterschaft ging es auch um Bayer Leverkusen und auch die Pleite des SV Werder Bremen und die Trainerfrage wurde angesprochen. Insofern meiner Meinung nach eine ausgewogene Sendung die viel besser von der Auswahl her passte als die Doppelpass-Sendung ein paar Stunden vorher.
Natürlich ist der Vergleich ein wenig unfair – schließlich hat nur Sky90 die Möglichkeit auf die heutigen Sonntags-Spiele einzugehen. Dort deklassierte Borussia Dortmund in Hannover die gastgebende Mannschaft (siehe DerWesten und RP-Online) und der VfB Stuttgart errang einen wahren Kantersieg gegenüber Werder Bremen (siehe Handelsblatt und RP-Online).
Doch auch unabhängig vom heutigen Spieltag und den Spieltagsansetzungen (es ist für die Doppelpass-Sendung am Sonntagvormittag natürlich schwieriger die Vereine zu thematisieren, die erst noch spielen) ist die FCB-Lastigkeit wirklich auffallend.
Die Lösung gegen die Bayern-Dominanz?
Natürlich wird der FC Bayern München bei einer Sendung Doppelpass, die zum größten Teil in München produziert wird, immer wieder dominierend sein. Da ist es ja auch schon viel einfacher passende Gäste anzukarren, da die ja keinen weiten Weg haben. In einer Facebook-Diskussion brachte M. A. Cavaliere daher die Idee auf, dass Sport1 einen wirklichen Bayern-Stammtisch produzieren sollte, wo man ohne Hemmungen sich nur um den FC Bayern München kümmern kann und zusätzlich noch eine Sendung wie den Doppelpass hat, wo die gesamte Liga behandelt wird, wobei man dort dann Bayern München weitestgehend ‚raushalten könnte.
Ich finde die Idee hat Charme!
Nur befürchte ich, dass sie niemals realisiert werden wird…
Wie seht Ihr das?
Seht Ihr die FC Bayern München-Dominanz beim Doppelpass auch so negativ wie ich? Oder gibt es gar keine FCB-Lastigkeit dort?
Ich sehe da keine Bayernlastigkeit, weil ich deswegen diese Dampfplauderer-Sendung schon länger nicht mehr anschaue.
Du wunderst dich ernsthaft, dass nach der Woche mit dem Hoeneß-Gaal-Knall und der Ansprache gestern in Gladbach und dem 3:3 und dem Tabellenplatz und den Einschaltquoten, die Bayern *immer* hat, diese Woche Bayern das Thema ist?
Das ist dann schon ziemlich weltfremd.
Es ist schon irgendwie strange, im gleichen Artikel zu sagen, dass Bayern fast ein Drittel der Fernsehgelder bekommen würde, aber sich dann darüber zu wundern, dass dieser eine Verein ein Drittel der Sendezeit bekommt …
Und tja, wen wundert es dann noch, dass nach drei weiteren Spielen am Sonntag die Verhältnisse anders aussehen?!? Also jetzt mal ehrlich: Mich nicht. Und es gibt auch rein gar nichts, was daran überraschend oder nicht „richtig“ wäre. Vor ein paar Wochen wurde auch nur über Mainz gesprochen …
@Thomas (1):
Auch eine Lösung. ;)
@Ulrich Voß (2):
Ich habe doch nichts dagegen, dass der momentan nur mittelmäßig spielende FC Bayern München eine Rolle in der Sendung spielt, die seiner gegenwärtigen sportlichen Rolle absolut nicht entspricht.
Das jedoch eine dermaßen große Dominanz des FC Bayern München vorliegt bzw. vorlag empfinde ich als nicht angemessen. Die Bundesliga besteht nicht nur aus dem FC Bayern München.
Das ich im selben Artikel die Wichtigkeit des FC Bayern für die TV-Programmierung erwähnt habe, widerspricht ja nicht meiner grundlegenden These, dass es nicht zu viel sein soll (und mein Vorschlag eine eigene reine FC Bayern-Sendung zu machen würde ich für andere Vereine nicht wiederholen). Im Übrigen ist mehr als eine Stunde von zwei Stunden Sendezeit dann doch etwas mehr als ein Drittel der Sendezeit. Gegen ein Drittel hätte ich nichts gehabt, gegen 55 bis 60 % aber schon.
Meine Kritik an der Bayern-Dominanz bezog sich aber übrigens nicht nur auf die heutige Doppelpass-Ausgabe, sondern generell. Früher habe ich mir immer noch gesagt, dass man die absolute Bayern-Dominanz (und das komplette Ignorieren manch anderer Vereine) noch mit der aktuellen Bundesliga-Saison und dem jeweiligen Stand dort begründen kann.
da können wir diskutieren wie wir wollen.
es muss festgehalten werden daß wir mittlerweile italienische Verhältnisse haben.
Der FC Bayern diktiert die Liga, der FC Bayern hält die Meiden in München unter Kontrollen, Uli Hoeness hat vielleicht die Staatsanwaltschaft oder besser gesagt nicht alle Staatsanwälte unter Kontrolle.
Was ihn sehr ärgert, aber die Stadionaffäre hatte damals gezeigt daß er viele Staatsanwälte in Griff hat.
mal sehen wie sich das entwickelt, ich bin mir fast sicher daß vom FCB wieder geschmiert wird daß sich ganz selbstverständlich alles zum wohle des FCB regeln lässt.