Jusos fordern Distanzierung und Entschuldigung vom frisch gewählten Landtagsabgeordneten Serdar Yüksel (SPD) aus Bochum-Wattenscheid
Gerade erst wurde Serdar Yüksel (siehe Bild ((welches von der Internet-Seite der SPD Bochum stammt)) ) frisch in den Landtag gewählt um den Wahlkreis 109 (Bochum III – Herne II) zu vertreten. Yüksel wurde dabei mit überzeugenden 47,3 % der Erststimmen direkt gewählt, während sein Hauptmitbewerber Dirk Schmidt von der CDU mit deutlichem Abstand und 27 % der Erststimmen auf dem zweiten Platz landete. Vielleicht lag dies auch an dem negativen Wahlkampf – denn in den letzten Tagen vor der Wahl gab es bei Dirk Schmidt zumindestens auf seiner Internet-Seite nur negative Aussagen über seine Mitbewerber.
Doch zurück zum eigentlichen Thema:
Nachdem bekannt wurde, dass die rot-grün-roten Sondierungsgespräche zwischen SPD, Grünen und der Linkspartei unter anderem an der unklaren Haltung der Linkspartei zur DDR gescheitert sind, äußerte sich Serdar Yüksel recht deutlich (siehe hier als MP3-Datei: Überraschung im SPD-Ortsverein Hamme):
„Das geht mir gelinde gesagt wirklich auf den Zeiger […]“
Diese (und die weiteren) Worte, waren für einige seiner Parteifreunde dann doch wohl etwas zu deutlich:
So erklärten die Jusos aus dem Stadtbezirk Bochum-Mitte ((und nicht von den gesamten Jusos in Bochum)) folgendes dazu in einer Pressemitteilung:
Die Jusos im Stadtbezirk Bochum-Mitte haben den neugewählten Bochumer SPD-Landtagsabgeordneten Serdar Yüksel aufgefordert, sich ausdrücklich von einer verharmlosenden Sicht auf den Unrechtsstaat DDR zu distanzieren und sich für seine Äußerungen in einem Interview mit dem WDR am 21. Mai zu entschuldigen.
Yüksel hatte dort in einer Reaktion auf das Scheitern der Gespräche mit der Linkspartei gesagt, es gehe ihm -wörtlich- „auf den Zeiger“, dass die Gespräche ausgerechnet an diesem Thema gescheitert seien. Nur weil eine Abgeordnete der Linkspartei früher „Urlaub in der Mecklenburgischen Seenplatte“ gemacht hätte und die DDR deshalb toll fände, seien die Gespräche gescheitert. „Die soll die DDR doch schön finden, wenn sie die schön findet“ so Yüksel.
Die Jusos Bochum-Mitte zeigten sich von dieser Äußerung schockiert. Der Vorsitzende Patrick Dörr: „Die DDR war eine menschenverachtende Diktatur, die so zu verharmlosen eines sozialdemokratischen Landtagsabgeordneten nicht würdig ist. Mit seinen ironischen Äußerungen beleidigt er die Opfer von Stasi und Mauer in Ost- und Westdeutschland. Wir fordern Serdar Yüksel daher nachdrücklich auf, sich zu entschuldigen.“
Dörr sagte weiter, die Mitte-Jusos würden es sich andernfalls vorbehalten, das Thema in die Gremien der Partei zu tragen und dort über Konsequenzen zu diskutieren.
Wie Serdar Yüksel hierauf reagiert konnte das Pottblog – trotz Nachfragen – bisher nicht in Erfahrung bringen. Das er jedoch öfters klare und teilweise auch drastisch empfundene Worte findet, kann man auch in einem weiteren WDR-Beitrag (Serdar Yüksel (SPD) über die NRW-Koalitionsgespräche) hören. Hier äußert sich Yüksel (ab ca. 05:10) zu einer möglichen großen Koalition unter Führung des noch amtierenden Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers (CDU) wie folgt:
„Aber eines steht für mich auch fest und das sage ich auch in aller Deutlichkeit: Ich werde meine Stimme mit Sicherheit nicht in einer großen Koalition für Jürgen Rüttgers hergeben. Eher hacke ich mir wirklich die Hand ab, bevor ich Jürgen Rüttgers hier zum Ministerpräsidenten wähle.“
Das natürlich an der SPD-Basis eine große Koalition unbeliebt ist und vor allem auch die Personalie Jürgen Rüttgers nicht gerade auf Gegenliebe stößt (um es mal harmlos auszudrücken) dürfte klar sein. Rüttgers ist zwar für viele SPD-Anhänger kein rotes Tuch wie Roland Koch, aber die „Abneigung“ ihm gegenüber dürfte ähnlich groß sein, vor allem nachdem sich Jürgen Rüttgers immer wieder versucht hat als Arbeiterführer und Nachfolger von Johannes Rau zu inszenieren. Dennoch hörte man solche Worte in dieser Klarheit eher selten – was vielleicht auch daran liegen mag, dass es sicherlich nicht zu einem positiven Gesprächsklima bei den Sondierungsverhandlungen beiträgt, wenn ein Landtagsabgeordneter sich öffentlich so äußert.
Ich bin auch Juso- und SPD-Mitglied.
Trotzdem oder gerade deshalb: Yüksel hat doch absolut Recht. Wen interessierts, ob ein LINKE-Mitglied die DDR schön findet, weil er da Urlaub gemacht hat und Große Koalition ist bei vielen unbeliebt. Ich versteh nicht was die Jusos jetzt schlimm finden, Yüksel hat schließlich nichts beschönigt…
Wen interessierts? Die, die mit diesem Chaotenhaufen dann regieren müssen… Es geht eben NICHT um die DDR, sondern die Beurteilung der DDR lässt Rückschlüsse auf die politische Grundhaltung (siehe Haltung zum BND) zu… Daran ists gescheitert und das sollte Herr Yüksel bedenken…
Beschönigt hat er nicht, aber verharmlost. Fehlendes Geschichtsbewusstsein mit einem Urlaub an der Mecklenburgischen Seenplatte zu entschuldigen, ist gelinde gesagt schon ziemlich bescheuert.
Das sind teilweise Leute, die immer noch leugnen, dass in der DDR Unrecht begangen wurde; die leugnen, dass dort Menschen 40 Jahre lang eingesperrt und nicht wenige sogar umgebracht wurden, weil sie mit der Lebenssituation dort unglücklich waren.
Das ist leider die Wahrheit, die einige Mitglieder der Linkspartei nicht wahr haben wollen, weil sie die DDR immer noch glorifizieren.
Wenn man mit diesen Leuten gemeinsame Sache macht, nur um an die Regierung zu kommen, muss man sich in der Tat fragen lassen, wie weit her es mit der eigenen Moral ist.
Yüksels Aussage zeugt von absoluter Geschichtslosigkeit. Er banalisiert eine Diktatur unter der auch sehr viele Sozialdemokraten gelitten haben.
Reflexartige Verteufelungen führen stattdessen jetzt wieder in das soziale Unrechtsregime Rüttgers :D
Reflexartige Verteufelungen führen stattdessen jetzt wieder in das soziale Unrechtsregime Rüttgers unter dem nicht nur Sozialdemokraten leiden :D
#Für mehr verkürzte Aussgen!
Ganz ehrlich wenn interessiert dieses DDR gelaber? Das is 20 jahre her, und damit kann man immer noch soviel auslösen? Ich finde Herr Yüksel gut, er sagt doch mal so wie es ist. Politisch eher ungeschickt, aber er hat doch nur recht. Er wills doch gar nicht verharmlosen oder so, nur warum kann so eine sache so viel einfluss haben obwohl es zur Persönlichen Meinung des Menschen gehört. Ich möchte Politik haben und nicht wissen wer die DDr toll findet oder nicht. Das ist mir auf deutsch gesagt total scheiss egal, was die toll finden oder nicht. Ich hätte lieber mal was neues gehabt als der ewige selbe scheiss. Die SPD wird eh mit der CDU zusammen gehen, das war von vorne rein klar. Und ändern oder sonst was wird hier nicht passieren. Es wird einfach die nächsten 5 Jahre so bleiben wie es jetzt ist. Es passiert einfach gar nichts., und wenn wir was von der Politik hören, dann geht es – hier bei uns im tiefen westen – um die DDR.
Also echt ma Leute…
Neider gibt es doch überall. Nur weil die „so genanten“ Jusos nicht selber im Parlament sitzen, müssen sie nicht so tun als wenn sie immer alles richtig gemacht hätten. Vielleicht sollten diese besser zur CDU gehen oder so!
Yüksel ist jedenfalls mal ein Politik der noch die Sprache der Bürger spricht und auch ihre Meinung vertritt (Siehe Wahlergebnis) und jetzt so eine DDR Debatte loszutreten ist echt bescheuert, wenn doch sonst ein Politikwechsel in NRW möglich ist….
@Taner Ãœnalgan (1):
Ich auch. :)
Jedoch halte ich persönlich die Aussagen auch für etwas „gewagt“. Ich finde es auch schade, dass Serdar Yüksel bisher auf meine Anfrage nicht reagiert hat.
@Carsten (2):
Stimmt, deswegen bringen diese Argumente „Wir sind in NRW und nicht in der DDR“ die Diskussion nicht wirklich weiter.
@Björn Wilmsmann (3):
Ja, ich denke die Linkspartei NRW wird nicht umsonst von der Linkspartei auf Bundesebene als merkwürdig angesehen.
@Kurt (5):
Also das ja noch nicht gesagt.
@Unbekannt (7):
Siehe die ersten Kommentare.
@Nr. (8):
Ein Politikwechsel um jeden Preis, um den Preis der Verleugnung der eigenen Geschichte (SPD/KPD-Zwangsvereinigung zur SED) – nein!
[…] In einer Art Einschub wandte sich Thomas Eiskirch an die Delegierten und appellierte an die Geschlossenheit. Seinen Aussagen zufolge hätte die Geschlossenheit der SPD im Wahlkampf geholfen und auch in der Zeit danach, sei es zu begrüßen, dass man geschlossen auftritt. Er bat dann – und da wurde er etwas ernster – darum, dass es nicht toll sei, wenn Personen, die bisher den genauen Sachstand nicht kennen, schon meinen müssen, diese Angelegenheiten zu kommentieren. Das müsse nicht sein und es müsse auch nicht sein, dass dies immer aus Bochum komme. Worauf das nur anspielte? […]