Landtagswahl NRW: SPD 50 %, Grüne 33,3 %, Piratenpartei 16,7 % – mein Wahlpedia-Ergebnis beim Parteien-Check und die Kritik daran
Man merkt, dass die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen bald stattfindet. Zahlreiche Webseiten bilden sich dazu und auch auf bereits existierenden Seiten, Blogs (wie dem Pottblog…) gibt es immer wieder mehr Informationen rund um die Landtagswahl, die am 9. Mai 2010 stattfinden wird, und als „Schicksalswahl“ bezeichnet wird.
Unter der Adresse nrw.wahlpedia.de gibt es ein weiteres der vielen Projekte, welches sich auf die Landtagswahl beziehen. Einerseits findet man dort alle möglichen Kandidaten, die entsprechenden Informationen dazu werden aggregiert und man kann ihnen Fragen stellen (klingt ein wenig nach Abgeordnetenwatch). Außerdem gibt es dann auch noch den Parteien-Check, dem ich mich hier widmen möchte. Beim Parteien-Check geht es darum, dass man zu einem bestimmten Thema Aussagen liest, sich überlegt, welche Aussage man am besten findet und dieser dann zustimmt. Am Ende wertet der Parteien-Check dann aus, wie oft man den Aussagen von einzelnen Parteien zugestimmt hat und errechnet dadurch, wie hoch die Übereinstimmungen mit einzelnen Parteien sind.
Um mein Ergebnis vorwegzunehmen ((an sich ja nicht – steht ja schon in der Ãœberschrift)):
Das ist mein Ergebnis beim Parteien-Check. Jedenfalls so wie ich ihn gerade gemacht habe. Mit dem Ergebnis kann ich grundsätzlich leben, da ich – das wird niemanden überraschen – die SPD bevorzuge, mir eine rot-grüne Koalition aus SPD und Bündnis ’90/Die Grünen wünsche und auch manchen Inhalten der Piratenpartei zugeneigt bin.
Doch obwohl mir das Ergebnis gefällt, gefällt mir Wahlpedia bzw. der Parteien-Check absolut nicht:
Mangelnde Auswahl der Parteien
Momentan sind am Parteien-Check die SPD, die Grünen, die Linkspartei, die ödp, die Piratenpartei und die Familien-Partei beteiligt. Ich kann mir zwar gut vorstellen, dass es schwierig wird, alle Parteien dort aufzuführen, weil das ganze natürlich auch ohne die Mitwirkung der Parteien nicht funktioniert. Einen solchen Vergleich ohne CDU und FDP zu starten ist jedoch – sorry, wenn ich es so hart formuliere! – schwachsinnig.
Problematisches Konzept
Die Idee, dass jede Partei auf eine Frage etwas antworten kann, klingt gut. Im Grunde genommen ist es jedoch schlecht. So wird beispielsweise bei Frage 7/12 gefragt, wie die jeweilige Partei zum Wahlalter ab 16 Jahren steht. Da gibt es dann unter anderem folgende Antwortalternativen:
- Wir wollen, dass auch bei Landtagswahlen bereits ab 16 Jahren gewählt werden darf.
- Wir sind klar für das Wahlalter ab 16. Besonders wenn die Bildungspolitik im Fordergrund steht, müssen die Betroffenen, die Jugendlichen, wahlberechtigt sein.
- Wir unterstützen die Absenkung des Wahlalters auf 16.
Jede dieser Antworten steht für eine verschiedene Partei. Inhaltlich sind diese Antworten jedoch eigentlich alle gleich. Ob da nun erklärendes und schmückendes Beiwerk dabei steht oder nicht ist meiner Meinung nach unwichtig. Hier wäre es sinniger, wenn man – wie es der Wahl-O-Mat vormacht – Thesen aufstellt und man den Thesen zustimmt. In diesem Fall „Das Wahlalter sollte auf 16 Jahre gesenkt werden“. Dann würde eine Zustimmung nicht nur für eine Partei zählen, sondern für alle Parteien, die sich dafür aussprechen.
Fehlende redaktionelle Bearbeitung
Eigentlich wollte ich beim obigen Punkt alle Antworten abdrucken. Das habe ich jedoch aber nicht gemacht – damit ich mir diese Antwortoption für diesen Punkt aufbewahren kann (die Hervorhebung stammt von mir):
- Für Kommunalwahlen hat es sich bewährt. Ja, die Familien-Partei-NRW ist dafür. Jugendliche können bei uns ab 14 Mitglied werden.
Der Sinn von solchen Tests ist es doch, dass man seine politische Meinung mit den Aussagen der Parteien vergleichen kann, ohne explizit zu wissen, dass Option A jetzt Partei X ist usw. Dadurch, dass Wahlpedia anscheinend die Texte nicht redigiert, tauchen solche Sachen auf, woraus man sofort erkennen kann, welche Partei das fordert. Das zieht sich durch den ganzen Text – mal so mit dem Holzhammer wie hier, mal eher subtil (wenn beispielsweise von „Green New Deal“ gesprochen wird) und mal in Abgrenzung, wenn es beispielsweise in Sachen Studiengebühren wie folgt lautet:
- „Wir werden die von der CDU und der FDP eingeführten Studiengebühren wieder abschaffen.“
Die Antwort kann wohl kaum von CDU und FDP stammen – wie auch, diese beiden Parteien machen ja beim Parteien-Check von Wahlpedia nicht mit. ;)
Unvollständige Antworten
Wenn bei einer Frage mehrfach die Antwortoption
- Diese Frage wurde noch nicht beantwortet.
dann ist das meiner Meinung nach ein Armutszeugnis. Nicht primär für die jeweiligen Parteien, sondern dafür, dass solche Aussagen im Parteien-Check stehen. Abgesehen davon, dass hier natürlich wieder das Problem auftritt, dass man mit einer (diesmal sogar wortgleichen!) Antwort mehrere Parteien anklicken kann.
Fazit
Der Parteien-Check von Wahlpedia ist ein netter Versuch. Mehr nicht. Warten wir mal auf den Wahl-O-Mat NRW, der Medienberichten zufolge am morgigen Samstag starten soll.
Hallo Jens,
naja, sei es druim, die Seite ist gut und mittlerweile hat es ja sogar deine Partei geschafft, ihre Fragen zu beantworten. Und wenn man sich dein Ergebnis mal anschaut, dann haut das ja auch so in etwa hin, oder ;=) Nur gut, dass CDU und FDP offenbar noch nicht dabei sind. Vielleicht soll ja durch das Starten des Checks der Drucvk auf die fehlenden Parteien erhöht werden. Müsste man die Leutz mal fragen. Mir gefällt die Seite und – ja – den WOM kann man auch woanders machen. Einig sind wir uns sicherlcih aber auch, dass abgeordnetenwatch wie Grütze aussieht und weit unter dem Machbaren herumdümpelt.
Grüße
der Seb
@Sebastian (1):
Was macht Deiner Meinung nach die Seite gut?
Dass übrigens die SPD auch erst etwas verspätet geantwortet hat habe ich mitbekommen. Zu dem Zeitpunkt hätte der Parteien-Check aber gar nicht online gehen dürfen. Sorry, mindestens alle Landtagsparteien müssen dabei sein, sonst ist es lächerlich.
Abgesehen davon – was sagst Du denn zu meinen konkreten Vorwürfen?
[…] Die Wahl-O-Mat-Ergebnisse müssen einen zwar nicht immer überzeugen die in der Auswertung führende Partei zu wählen (wie beispielsweise bei der Bundestagswahl 2009, bei der ich dann aus guten Gründen dann doch nicht die Piratenpartei gewählt habe), aber sie sind meiner Meinung nach ein guter Indikator. Vor allem auch ein deutlich besserer Indikator als beispielsweise der meiner Meinung nach eher etwas merkwürdige und konzeptionell unzureichende Parteien-Check von Wahlpedia. […]
Der Wahl-O-Mat trägt nicht erst seit 2009 eine Mitschuld daran, dass die Volksparteien in den letzten Jahren so starke Stimmverluste hinnehmen mussten und der Trend zwangsweise mehr und mehr zu Großen Koalitionen geht. Die platten Fragestellungen und pauschalisierten Antworten geben zwangsweise ein schiefes Bild ab und bevorzugen im Grunde jede Splitterpartei, sei sie noch so extremistisch, wenn das Parteiprogramm alibimäßig nur genügend gemäßigte Punkte bietet.
@Christian Schwarzer (4):
Also die These halte ich für etwas steil – es gibt sicherlich viele Gründe die dafür sprechen, dass Volksparteien ihre Bindungswirkung verlieren, aber ob der Wahl-O-Mat wirklich eine Schuld daran trägt, das wage ich dann doch zu bezweifeln.