Abschaltung der Kommentare oder: Bodo Hombach und das Forum Lokaljournalismus in Dortmund
Heute beginnt in Dortmund das Forum Lokaljournalismus 2010 statt, welches unter dem Motto „MUTIG, MULTIMEDIAL, MEINUNGSBILDEND – Keine Demokratie ohne die lokale Tageszeitung“ steht. Diese von der Bundeszentrale für politische Bildung in Zusammenarbeit mit der WAZ-Mediengruppe durchgeführte mehrtägige Veranstaltung soll angeblich den lokalen Medien neue Impulse geben. Ob das klappt wage ich mal zu bezweifeln…
Geladen ist die Crème de la Crème der Lokaljournalisten und Zeitungsmacher, die auf einige hochkarätige Referenten stoßen werden. In nicht einmal einer Stunde (um 18:00 Uhr) wird Bodo Hombach, einer der beiden Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe, sprechen. Man darf gespannt sein, was er dort sagt (und über den Qik-Account von PhilippOstrop ((der bei den Ruhr Nachrichten arbeitet)) wird man das ganze hoffentlich mitbekommen…), denn sein jüngstes Interview beim eigenen Online-Portal DerWesten ist schon sehr aufschlußreich:
Natürlich ist es toll, wenn man in dem Beitrag Hombach: Bürgerzeitung kein Ersatz für Lokaljournalismus erfährt, dass Bodo Hombach den Lokaljournalismus für wichtig hält. Inwiefern diese theoretische Aussage jedoch mit der praktischen Geschäftspolitik der WAZ-Mediengruppe korrespondiert (schließlich werden Lokalredaktionen geschlossen) ist eine ganz andere Sache. Die entsprechende Frage in dem Interview, die das ganze hinterfragt, wird meiner Meinung nach nur ausweichend und nicht nur meiner Meinung nach eher unzureichend beantwortet.
Im Interview selbst erwähnt er übrigens auch noch, dass er vom Bloggen sehr enttäuscht sei. Warum das der Fall ist wird jedoch nicht begründet. Was jedoch ein deutliches Beispiel für das Forum Lokaljournalismus sein sollte sind die Reaktionen auf das Interview mit Bodo Hombach bzw. die darauf folgenden Gegenredaktionen, wo er sich leider treu bleibt:
Anfang Oktober veröffentlichte Bodo Hombach bei DerWesten eine Replik zum Internet-Manifest unter dem Titel Das Internet-Manifest – eher eine Nebelkerze als ein Suchscheinwerfer. Man muss seine Replik inhaltlich nicht wirklich teilen, man muss jedoch anerkennen, dass sich mit Bodo Hombach ein hoher Vertreter der Medienbranche sich mit den Thesen des Internet-Manifestes auseinandergesetzt hat. Das nötigt einem doch schon ein wenig Respekt ab.
Dumm nur, dass Bodo Hombach auf die Kommentare dort nicht reagiert. Denn im Kommentarbereich melden sich auch zahlreiche Initiatoren des Internet-Manifestes und freuen sich über den letzten Absatz in Hombachs Text, in dem es wie folgt heißt:
Die Debatte ist endlich angestoßen. Sie darf sich nicht in ökonomische Interessen und Denkmuster verbeißen. Sie sollte auch nichts und niemanden dämonisieren. Sie muss aber umfassend geführt werden, reichhaltig und geduldig. Sie darf die offenkundigen Probleme nicht verbieten, sondern sollte sie möglichst lösen. Und wo soll sie stattfinden? Am liebsten überall. Warum nicht auch im Internet!
… und wenn sie nicht gestorben sind, dann freut man sich immer noch über den letzten Absatz, denn die Gesprächseinladungen, die via Kommentar oder aber auch per eMail an Bodo Hombach ergangen sind ((wobei das mit den eMails gar nicht so einfach gewesen sein soll, da gerüchtehalber Bodo Hombach keine eigene Notes- bzw. eMail-Adresse hat…)) blieben bis heute unbeantwortet.
Vielleicht ist ja das der Grund, warum beim aktuellen Interview zum Forum Lokaljournalismus inzwischen (nach nur zwei Kommentaren) die Diskussion durch eine Sperrung der Kommentarfunktion beendet wurde. Eine offizielle Begründung hierfür gibt es seitens DerWesten nicht, aber das war ja auch zu erwarten.
Insofern hat Bodo Hombach dem Forum Lokaljournalismus einen Gefallen getan – er hat heute eindrucksvoll gezeigt, wie man es nicht machen sollte.
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Ãœber WAZ gibt’s neues?:
Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) ist immer wieder mal Thema hier im Pottblog, ob mit der Offline-Ausgabe oder aber mit dem Internet-Portal DerWesten der gesamten WAZ-Mediengruppe. In der lockeren Beitragsreihe WAZ gibt’s Neues? werden mehr oder weniger aktuelle Themen, Entwicklungen usw. angesprochen – Beiträge die es nicht zu einem vollwertigen Beitrag geschafft haben, aber dennoch (hoffentlich!) interessant genug sind um nicht unerwähnt zu bleiben.
Debatte und Kommunikation haben für manche Leute nix miteinander zu tun. Debatte ist, wenn man oben auf dem Podium sitzt und unten die Menschen 5 Minuten lang Zeit bekommen, jeweils eine Frage zu stellen. Die Menschen, die unten sitzen, hat man natürlich auch schon selektiert. Hach, ist das peinlich.
Viel lustiger schon der Tweet von Ostrop: „eh keine neuen Impulse von Hombach, aber schöne Stimme“ …
Wenn man Planstellen abbaut, Lokalredaktionen personell schwächt, dann bleibt oftmals nur noch Coppy/paste, um den ebenfalls reduzierten Seitenumfang mit PR und Presseberichten zu füllen.
Statt ordentlicher Recherche, werden Polizeiberichteimoriginaltext abgedruckt, ebenso die Nachrichten aus dem Rathaus.Seichte Geschichten drängen sich dem Leser immer mehr auf,m als die gut recherchierte undgut geschriebene Lokalstory.
Man hat wirklich zunehmend dein Eindruck, statt gut ausgebildeter Journalisten, machen willige, billige aber talentfreie Praktikanten inzwischen das Blatt.
Ganz zu schweigen, vom Internet-Auftritt der WAZ. Da fand sich am Montag dieser Woche auf der Kommentarseite zu Oskar Lafontaines Erklärung, den Linken im NRW-EWahlkampf beizustehen, ein recht rassistischer, antisemtischer Kommentar inBezug auf die Nase von Lafontaine. Dieser KMommentar wurde erstnachmassiven Protesten zehn Stunden nach seinem Eintrag gelöscht.
Wer solchen Kommentaren ein Forum gibt, der hat seine publizistische Verantwortung als Manager eines Zeitungsverlages an der Garderobe abgegeben und sollte nicht mehr über die Qualität von (Lokal-)Journalismus faseln. Denn den wahren Stellenwert einer guten gemachten regional-und Lokalzeitung wird HerrH. wohl niemals wirklich ermessen können.
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Was Medien-Berichterstatter von Hombachs Phrasen halten, lässt sich hier nachlesen:
http://meedia.de/nc/background/meedia-blogs/stefan-winterbauer/stefan-winterbauer-post/article/bodo-hombachs-griff-in-die-phrasen-kiste_100025867.html
Peinlich, peinlich: „DerWesten“ hat die Kommentarfunktion zum Jubelartikel mit dem Hombach-Intzerview nach zwei kritischen Kommentaren abgeschaltet! Bei der WAZ hat man offenbar eine ganz eigene Auffassung von Meinungsfreiheit.
Wie sagte Hombach ausgerechnet in dem betreffenden Interview? „Als reine Plattform für irgendwelche Interessen darf die Tageszeitung niemals ausgenutzt werden, dann verliert sie ihre Glaubwürdigkeit.“ Eben.
@Ulrich Voß (1):
Aber schade ist es schon, dass Bodo Hombach nicht reagiert.
@Nie_wieder_waz (2):
Wobei man zugutehalten muss, dass bei DerWesten sehr viele Kommentare auflaufen.
@Ex-WR-Redakteur (3):
Danke für den Linkhinweis!
@Besondere Auffassung von Meinungsfreiheit (4):
Aha, das steht doch schon im eigentlichen Beitrag.