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Jens Matheuszik — 12. Januar 2010, 23:19 Uhr

Bye, bye, AOL: ein persönlicher Abschied


AOLDiverse Medien berichteten heute, dass der amerikanische Online-Dienst AOL den deutschen Standort verlassen wird.

Damit geht schon eine kleine Ära zu Ende – eine Ära, an der ich teilweise als Kunde teilgenommen habe. 1995 startete AOL in Deutschland und ich kann mich noch dran erinnern, wie damals zur Markteinführung von AOL der ADAC Motorwelt eine AOL-Diskette (die Zeit, wo man mit den AOL-CDs Frisbee spielen konnte, war noch nicht angebrochen…) beilag, mit der man dieses Internet nutzen konnte. Anfangs mit einem geliehenen 14k-Modem ausgerüstet, ging ich damit erstmalig online. Zwar gab es anfangs Gratis-Teststunden, doch nichtsdestotrotz musste man noch Telefongebühren zum nächsten Einwahlknoten zahlen, so dass auch das eine oder andere Mal die Telefonrechnung familienintern zum Diskussionsthema wurde.

Nach einiger Zeit rüstete ich technisch auf – erst war es ein 28k-Modem und nachher dann eines der fixen 56k-Modems von US Robotics. Zu dem Zeitpunkt hatte ich dann auch endlich ein langes Telefonverlängerungskabel, denn damals war der Telefonanschluss nicht wirklich in Computernähe. In den ersten Wochen mit dem geliehenen Modem half ich mir damals noch so aus, in dem ich einfach jedes Mal wenn ich online gehen wollte den Computer aus dem Computerkeller hochschleppte und in der Nähe der Telefonbuchse anschluß. Sprich: In meinem damaligen Kinderzimmer. Dummerweise war das Modemkabel nicht so lang, so dass ich quasi direkt hinter der Tür den Rechner mitsamt Monitor aufbauen musste.

Doch was ich damals dort hinter der Tür hockend entdeckte sollte mich faszinieren:

Neben dem AOL-internen System, bei denen man redaktionell aufbereitete Inhalte, Diskussionsforen und Chaträume exklusiv als AOL-Kunde nutzen konnte, gab es auch – mehr oder weniger nutzbar – das „richtige“ Internet mit seinen zahlreichen Diensten. Hier lernte ich die Newsgroups bzw. das Usenet kennen und schätzen, in denen man beispielsweise früher als Fan des Rollenspiels Das Schwarze Auge (DSA) direkt mit den Autoren diskutieren konnte (scheinbar war damals AOL einer der beliebtesten Provider der DSA-Redaktion), aber auch den Zugriff auf das World Wide Web ((das was ja für viele heute synonym mit dem Internet angesehen wird)) gab es über AOL. Dank der Möglichkeit eine eigene Homepage bei AOL zu lagern, begann ich mich für dieses Thema interessieren und auch wenn meine ersten Gehversuche auf diesem Gebiet mit dem CompuServe Homepage-Wizard (dem damaligen Hauptkonkurrenten von AOL weltweit, der jedoch später von AOL aufgekauft wurde) begannen, würde es wahrscheinlich das Pottblog heute ohne diese Aktivitäten nicht geben. Eine meiner „historischen Altlasten“ von AOL ist meine persönliche Schreibweise von „eMail“, wo eigentlich „E-Mail“ korrekt wäre – aber AOL formulierte von Anfang an immer eMail und mir gefiel das recht gut, so dass es in meinen „Sprach- bzw. Schreibgebrauch“ eingeflossen ist.

Klar, die Zwangsbindung an die AOL-Zugangssoftware hatte bei der Verwendung mancher Programme Nachteile, aber insgesamt gefiel mir AOL recht gut. Die AOL-exklusiven Inhalte waren auch nicht schlecht und hatten ihre Vorzüge ((die Internetnutzer, die heutzutage Internet-Adressen beginnend mit www. in die Google-Suchmaske eingeben, wären mit dem AOL-internen System wahrscheinlich gut bedient… ;) )).

Doch neben dem Preis (da war AOL für Nutzer in Olfen zeitweilig recht teuer, jedenfalls bis es in Haltern (was damals meines Wissens im Ortstarif von Olfen lag) auch einen Zugangsknoten von AOL gab) war das mit der Zwangsbindung an die AOL-Software mit ein Grund, warum ich später AOL verlassen sollte.

Bis zu diesem Schritt, der eigentlich auch nicht endgültig war ((den AOL Instant Messenger, den man damals bei AOL als Buddyliste kennenlernte, nutze ich noch jetzt gelegentlich)), hatte ich immer mehr mit AOL zu tun und ich kann mich beispielsweise noch gut daran erinnern, wie ich bei diversen Versionen der AOL-Zugangssoftware als Betatester Programmlücken und -fehler suchte. Bei der allerersten Beta-Version von AOL 4.0 war es beispielsweise so, dass die amerikanischen Programmierer gar nicht an so etwas wie Umlaute gedacht haben – man konnte im internen AOL-Mailsystem keine Umlaute tippen. Für Mailadressen mag das (zum damaligen Zeitpunkt) richtig gewesen sein, doch im Mailtext war das eigentlich kein Problem. Bis zur ersten Beta von AOL 4.0 halt… aber das und zahlreiche andere aufgefundene Fehler wurden dann doch noch korrigiert.

Das jetzt AOL in Deutschland seine Pforten schließt und nur noch mit einem abgespeckten Webportal präsent sein wird war eigentlich abzusehen, denn schon vor einigen Jahren verkaufte AOL in Deutschland sein komplettes Zugangsgeschäft, die bisherige Grundlage des eigentlichen Geschäftes.

Im Grunde genommen war ich trotz einiger nerviger Einschränkungen (die zum größten Teil später gelöst wurden) gerne AOL-Kunde. Schaue ich mir die Internet-Kompetenz mancher Nutzer heutzutage an, war das AOL-System, welches die Kunden erst einmal geleitet und moderiert ins Netz bringt ((okay, außer beim Usenet…)) vielleicht gar nicht mal so schlecht.


1 Kommentar »

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  1. (1) Pingback von AOL schließt europäische Standorte | Heideschwätzer @ 13. Januar 2010, 21:19 Uhr

    […] Informatione u.a. im Pottblog. […]


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