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Jens Matheuszik — 19. Oktober 2009, 05:23 Uhr

Umstrittener Ehrenmord-Krimi „Ehre, wem Ehre…“ ab heute im Verkauf


DerWesten: Genese eines ArtikelsAnfang Oktober berichtete das Pottblog darüber, dass die Bochumer Autorin Gabriele Brinkmann mit ihrem Ehrenmord-Krimi selbst für Aufregung gesorgt hat.
Dabei ging es darum, dass die Autorin unter ihrem Pseudonym W.W. Domsky einen Krimi veröffentlichen wollte, in dem das Thema Ehrenmord vorkam. Der Droste-Verlag lehnte jedoch das Manuskript ab, nachdem die Autorin auf die Veränderungsvorschlage des Lektorats nicht reagieren wollte.

Infolgedessen kam es zu einem großen Medienaufruhr (angefangen über SPIEGEL Online bis hin zu diversen Lokalzeitungen), der vom Verleger Felix Droste in einem Interview mit der tageszeitung (taz) (Verleger über „Ehrenmord“-Roman: „Provokation ist zu billig“) eindeutig kritisiert wird:

Felix Droste: […]skandalöser finde ich den Medien-Tsunami, der über uns hereingebrochen ist.
[…]
Alle haben über uns geschrieben, kaum einer mit uns gesprochen. Vor einigen Jahre hätte niemand Frau Brinkmann zugehört, jetzt lassen sich alle von ihr instrumentalisieren. Vor allem Spiegel-Online hat diese Lawine losgetreten. Es ist eigentlich eine Spiegel-Online-Welle, die uns überrollt hat.

Doch auch zum eigentlichen Roman selbst äußert sich Droste deutlich:

Felix Droste: Ich weiß nicht, wer der geistige Vater von Frau Brinkmann ist, der ist aber nicht rücksichtsvoll gegenüber Minderheiten. […]

taz: Sie wussten doch vorher, was für ein Werk Sie bestellt haben.

Felix Droste: Ich habe einen sachlichen Regionalkrimi eingekauft. Es landete aber ein mittelprächtiger Roman bei mir, an dem ohnehin noch stark gearbeitet werden musste. Ich habe mir mit Frau Brinkmann große Mühe gegeben, da wir seit Jahren zusammenarbeiten. Doch sie hat bei den Änderungswünschen unseres Fachlektorats auf stur geschaltet. Jetzt führt sie die Medien an der Nase herum, stilisiert sich als ein Opfer. Sie macht einen auf harmlos – völlig zu Unrecht. Wer ihr Manuskript liest, bekommt ein ganz anderes Bild von ihr.
[…]

Den oben erwähnten Medienrummel erfolgreich ((sonst würde hier und anderswo ja nicht wieder drüber geschrieben…)) nutzend hat der Leda-Verlag zugegriffen (wie die Ruhrbarone im Ruhrpilot berichteten) und beschlossen den Roman selber zu veröffentlichen:

In der offiziellen Pressemitteilung des Leda-Verlages heißt es dazu:

[…] Nach den bundesweiten Schlagzeilen, die der Krimi um einen „Ehrenmord“ machte, ohne dass er überhaupt auf dem Markt war, war es für die Verleger Heike und Peter Gerdes nach der Lektüre des Manuskripts überhaupt keine Frage, das Buch zu drucken.
„Der Roman ist kritisch und dürfte manchen provozieren, natürlich, aber er differenziert auch. Er greift nicht die Türken oder den Islam an, sondern nur die Auswüchse einer frauenfeindlichen Einstellung, die sich auf Tradition und Religion beruft, um Männern die Macht zu erhalten“, erklärte Heike Gerdes.
Der mehrfach ausgezeichnete Krimi-Verlag reagierte schnell, unbürokratisch und flexibel und wird den Roman unter dem Titel „Ehre, wem Ehre …“ gemeinsam mit der Autorin bereits am Freitag um 11 Uhr auf der Frankfurter Buchmesse (Halle 3.1. Stand H 131) der Öffentlichkeit vorstellen.
„Es ist schön, dass der kleine Verlag sich in so kurzer Zeit ganz groß gezeigt hat, damit sich jetzt jeder selbst ein Bild über den Inhalt des Buches erlesen kann,“ meinte Gabriele Brinkmann.
Das Buch „Ehre, wem Ehre …“ ist ab Montag, 19. Oktober im Handel erhältlich (ISBN 978-3-939689-33-1, Leda-Verlag, 256 Seiten, 9,90 Euro). Ein Teil des Erlöses aus diesem Buch geht auf Wunsch der Bochumer Autorin an Solwodi.“ Der Verein „Solidarität mit Frauen in Not“ (www.solwodi.de) hilft seit Jahren überparteilich und überkonfessionell ausländischen Frauen, die Opfer von Menschenhandel, Zwangsprostitution, Zwangsheirat oder Beziehungsgewalt geworden sind. […]

Für Amazon.de war das ganze wohl zu schnell – dort steht momentan auf der Produktseite von Ehre, wem Ehre … noch „Derzeit nicht verfügbar. Ob und wann dieser Artikel wieder vorrätig sein wird, ist unbekannt.“.

Das Tischtuch zwischen Gabriele Brinkmann bzw. W.W. Domsky oder Edda Minck ((um nur zwei ihrer Pseudonyme zu verwenden)) und dem Droste-Verlag scheint damit endgültig zerschnitten zu sein. Schade für die Fans der Maggie Abendroth-Romane, die gemeinsam von ihr und Lotte Minck (die unter dem Pseudonym Stella Conrad auch selber Bücher veröffentlicht) geschrieben werden – oder wurden…


5 Kommentare »

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  1. (1) Kommentar von b. Kraemer @ 21. Oktober 2009, 22:01 Uhr

    Wie kommen Sie denn auf den Dampfer, dass Droste keine Maggie-Krimis mehr herausgeben will? Glauben Sie ernsthaft, die verzichten auf nennenswerte Einnahmen? Haben Sie die Verkaufszahlen bei Amazon für die Mincks nach dem Domsky-Getöse verfolgt?

    Lassen Sie uns wetten: Droste wird den Teufel tun, die Maggie-Krimis aufzugeben. Von Fahrradführern kann man als Verlag nicht lange überleben :-).


  2. (2) Kommentar von Jens @ 25. Oktober 2009, 22:27 Uhr

    @b. Kraemer (1):
    Also erstens wäre es mir neu, dass Amazon Verkaufszahlen veröffentlicht und zweitens finde ich, dass die Aussagen von Herrn Droste ziemlich eindeutig klingen.


  3. (3) Kommentar von b. Kraemer @ 1. November 2009, 21:17 Uhr

    Verkaufszahlen nicht, aber Verkaufsränge – schon mal genauer hingeguckt?
    Droste sollte ernsthaft auf nennenswerte Einnahmen verzichten? So gutmenschlich ist nicht einmal Herr Droste :-))).


  4. (4) Kommentar von Jens @ 5. November 2009, 22:18 Uhr

    @b. Kraemer (3):
    Nein, denn die Verkaufsränge sagen nicht wirklich viel aus, wenn es nicht gerade die „Bücher Topliste Deutschland“ ist und es dort um die ersten 100 Platzierungen geht.


  5. (5) Kommentar von Formatierung @ 1. April 2011, 00:58 Uhr

    Die Verkaufränge können tatsächlich nicht für eine quantitative Bewertung herangezogen werden. Das Buch hört sich zumindest vom Titel aber interessant an.


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