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Jens Matheuszik — 4. August 2009, 13:24 Uhr

DJV reagiert skeptisch auf regionale Nachrichten bei YouTube


YouTube (Logo)Durch diesen Kommentar von Eva bin ich auf die Pressemeldung YouTube will mit Lokalnachrichten punkten gestoßen.

Grundlage dazu ist der New York Times-Artikel Now on YouTube, Local News. Ende April 2009 fing YouTube an bei den Nachrichteninhalten lokal zu werden ((siehe den Beitrag „YouTube goes local with news near you„)), in dem im Vorfeld alle Quellen von Google News (rund 25.000 Stück) angefragt wurden. Bisher haben sich rund 200 Quellen bereit erklärt mitzumachen, wobei jedoch auch die Inhalte angezeigt werden, die unter youtube.com/news ((also der „Nachrichten & Politik“-Kategorie im deutschsprachigen YouTube)) bei YouTube veröffentlicht werden.

Durch Geotagging ist es inzwischen kein Problem den Videos bei YouTube einen bestimmten Ort zuzuweisen, so dass YouTube „weiß“ ((bzw. glaubt zu wissen)), wo ein bestimmtes Video gedreht wurde bzw. über welchen Ort es handelt.

Die Geotagging-Funktion und die Nutzung der Geodaten ist dabei jedoch gar nicht so neu:

Schon im November 2008 wurde die YouTube Geo Search-Funktionalität in die YouTube-API aufgenommen und mindestens seit Februar 2009 ((siehe den Beitrag „Youtube: Videos aus der Umgebung anzeigen lassen)) kann man auch in Deutschland sich „Videos near you“ ((bzw. „Videos aus der Nähe“)) anschauen, was beispielsweise für Olfen so aussieht:

YouTube: Lokalvideos in der Nähe (Olfen)

Bei Bochum hingegen wird dann – man hätte es sich denken können – vor allem auch das Lied Bochum von Herbert Grönemeyer angezeigt.

Unverständliche Reaktion des DJV

Der Deutsche Journalistenverband (DJV), insbesondere in Form des Vorsitzenden Michael Konken, ist in der jüngsten Zeit nicht gerade verdächtig gewesen, sich in Fragen rund um das Internet, den Online-Journalismus usw. gut auszukennen. Siehe dazu beispielsweise die DJV-Pressemitteilung zur „konzertierten Aktion“ (gegen Google) und den daraus resultierenden medienwirksam durchgeführten DJV-Austritt durch Handelsblatt-Reporter Thomas Knüwer oder den Blogbeitrag Kaiser Konken oder die Selbstherrlichkeit im DJV-Bundesverband ((wobei dieser primär Probleme in den DJV-Strukturen ausmacht)). Eine lesenswerte FAQ ((Oft gestellte Fragen und Antworten))-Sammlung von Daniel Fiene zum Thema gibt es im jepblog.

Das der DJV anscheinend zum Teil Probleme mit der Internet-Entwicklung hat zeigt sich auch am Fall YouTube:

Zwar gibt es die Lokalnachrichten per Video noch nicht in Deutschland, aber bekanntlich überträgt Google nach einer Testphase auch gerne Dienste nach Deutschland und so kann man davon ausgehen, dass „News near you“ auch in Deutschland bei YouTube eingeführt werden wird, vor allem weil Google News (beispielsweise in der Deutschland-Rubrik) auch schon YouTube-Videos des ZDF einbindet.

Angesichts der zu erwartenden „Nachrichten in Deiner Nähe“ bei YouTube erklärte Eva Werner (stellvertretende Pressesprecherin des DJV) u.a. folgendes:

„Für mich stellt sich in diesem Zusammenhang vor allem die Frage, ob sichergestellt ist, dass die Urheberrechte der Journalisten nicht verletzt werden[.] Wenn sich Medienhäuser dazu entscheiden sollten, dass sie tatsächlich auf YouTube präsent sein wollen, dann muss auch garantiert werden, dass Journalisten für ihre Beiträge, die dort zu sehen sind, eine angemessene Vergütung bekommen[.]“

So sehr ich ein Verständnis dafür habe, dass die Journalisten für ihre Arbeit angemessen berücksichtigt werden – so sehr frage ich mich, ob hier Eva Werner bzw. der DJV nicht einfach den falschen Adressaten anspricht:

Für einen Verlag ist der Unterschied, ob er sein Video bei sich auf der geschlossenen Plattform anbietet oder aber bei YouTube eine unter Umständen wichtige Entscheidung. Für das Hosten bei YouTube spricht beispielsweise die Kompatibilität mit zahlreichen Mobiltelefonen (Apple iPhone, Android- und Symbian-Handys) und die geringen Kosten. Insofern kann ich es zum Beispiel gut verstehen, dass DerWesten es gestattete, dass deren Videos auch bei YouTube veröffentlicht werden (wenn das Logo nicht entfernt und die Urheberschaft klar gekennzeichnet wurde).

Auf der anderen Seite ist es für Verlage vielleicht aus Werbegründen ((man will vielleicht seine Videos nur im eigenen Umfeld, wo man u.a. selber Werbung schalten lassen kann)) doch eher sinnvoll, selbständig Videos zu hosten. Insofern ist das ganze für Verlage schon eine Entscheidung, die man erst nach reiflicher Überlegung treffen sollte.

Für den einzelnen Journalisten hingegen, der ein Webvideo gedreht hat, kann es jedoch eigentlich egal sein, ob dieses Video jetzt auf der Seite des Verlages seiner Zeitung oder aber bei YouTube angezeigt wird.
Es sei denn, es sind Erfolgsbeteiligungen oder ähnliches vereinbart – nach dem Motto „Pro 1000 Zuschauer gibt es Extrageld“. Nur: Glaubt da wirklich jemand dran, dass so etwas in den Verträgen von Journalisten heutzutage steht? Der Trend der Verlagshäuser geht doch momentan dahin, dass man versucht alle möglichen Verwertungsrechte zu bekommen und nicht unbedingt gesondert zu vergüten. Selbst wenn das so realisiert wäre – wer weiß, welcher Zählung ((der verlagseigenen oder der unabhängigen von YouTube)) die Journalisten eher vertrauen würden…

Mit der in eine Fragestellung verpackten Kritik an Google/YouTube vergisst hier der DJV meiner Meinung nach seine primäre Aufgabe – denn der DJV ist meines Wissens eine der Gewerkschaften für Journalisten. Und nicht der Arbeitgeberverband der Verleger oder der unreflektierte Google-Haudrauf vom Dienst.

PS: Das verwendete Logo von YouTube habe ich dem Wikipedia-Eintrag zu YouTube entnommen.


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