Zensursula-Zwischenfall in Herne
Heute gab es einen Termin mit Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) in Herne beim Zirkus Schnick-Schnack.
Das ganze wurde wohl recht spontan als Anlass genommen Zensursula in Herne zu begrüßen.
So hat sich eine entsprechend spontane Demonstration von einer handvoll Menschen ergeben, die jedoch von der Polizei schnell aufgelöst wurde.
Einen Augenzeugenbericht dazu gibt es bei den Ruhrbaronen im Artikel Ärger mit Zensursula:
Wir sind dann mit 6 Personen auf die Zufahrt im Zirkusgelände; da wir so harmlos aussahen -wir hatten zu der Zeit die Schilder noch nicht um- wurden wir sogar gefragt, ob wir die Vorstellung besuchen wollten und ins Zelt eingeladen.
Als Frau vd L im PKW erschien, haben wir uns die Schilder umgebunden und einige von uns haben mit einer Trillerpfeife versucht, auf uns aufmerksam zu machen. DAS WAR ALLES. Sofort kamen einige Polizisten, die uns aufforderten, sofort den Platz zu verlassen. Dieser Aufforderung haben wir umgehend Folge geleistet. Dabei hat ein Polizist einen der Beteiligten die ganze Zeit am Rücken angefasst und quasi vor sich hergeschoben. Dieser Beamte war von Anfang an alles andere als entspannt.
[…]
Um seine Wichtigkeit noch zu untermauern und weil ihm wohl die Argumente fehlten oder weil er uns schlichtweg zeigen wollte, „wo der Hammer hängt“, wurden dann unsere Personalien aufgenommen und ein Platzverweis für die gesamte Straße erteilt. Letztlich haben wir weder gewalttätig oder pöbelnd demonstriert noch haben wir uns geweigert, den Platz zu verlassen. Das bloße Tragen eines Schildes hat diese Reaktion hervorgerufen.
Ob das ganze jetzt verhältnismäßig war – das kann ich nicht beurteilen. Ich persönlich finde es aber schon etwas übertrieben, selbst wenn ggf. keine Demonstration vorab angemeldet wurde.
Im Beitrag Zensursula wird zensiert aus dem Blog politicyear.wordpress.com wird die Situation rund eine halbe Stunde später beschrieben. Das irritiert mich doch noch deutlich mehr:
Ich war davor aber noch bei der Post und so kam es nunmal, dass ich ca. 25 Minuten später und mit viel hin-und hergelaufe alleine den Zirkus finden musste – von den anderen keine Spur. Tja, der Rest lässt sich kurz & knackig erklären: Ich will ins Zirkuszelt hinein, mir die Show ansehen. Zwei Polizisten kommen von links und rechts, packen mich am Arm, fangen mich ab – versperren mir den Zugang. Einer nimmt meine Personalien auf und telefoniert minutenlang, um anschließend zurückzukommen und zu sagen, dass ich vom Gelände verwiesen sei. So, das war passiert und man könnte sich natürlich fragen…wieso haben die das gemacht? Und dazu ein paar Fakten meinerseits:
- Ich war ‘normal’ (also nicht alles schwarz & bedeckt) gekleidet.
- Ich war alleine.
- Ich hatte keine Schilder o.ä. außer einem kleinen Juso-Rosen-Pin an mir.
- Ich habe weder geschrien, noch beleidigt, herumgeprügelt oder sonst irgendwas – auch nicht, als die Polizisten bei mir waren: Ich war stets freundlich.
Und als Grund nannte mir eine Polizistin, dass sie schonmal (O-Ton):â€heute Nachmittag mit ein paar Jugendlichen Ärger gehabt hattenâ€. Wenn das so war, dann ist das ok. Ich weiß aber, dass es nicht so war und es ist eine Unverschämtheit mich, einen freien Bürger, dermaßen einzuschränken – noch dazu ohne jeglichen Tatbestand. Und wer sich eine eigene Meinung bilden möchte, wer wissen will, was das für ein Ärger war – der guckt hier.
Das wundert mich dann doch wirklich! Bei dieser zweiten Begebenheit dürfte es eigentlich keinen Grund gegeben haben, warum der Autor der Zeilen so festgehalten und behandelt wird. Ich hoffe daher, dass die Ruhrbarone weiter versuchen das ganze aufzuklären (am heutigen Montag wurde niemand mehr bei der Polizei in Herne erreicht).
Ãœbrigens: Inzwischen berichtet auch die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) Herne im Internet-Portal DerWesten über den Besuch von Ursula von der Leyen in dem Artikel „Schick sehen Sie aus!“.
Leider hat die WAZ-Autorin des Artikels die Beiträge Neues von Zensursula und Zensursula und das Dilemma mit dem Dienstweg wohl nicht gelesen und versteht daher die Proteste gegenüber Ursula von der Leyen nicht. Vielleicht hätte man ja einfach mal nachfragen können…
PS: Die Website Schnick-Schnack.de des gleichnamigen Circus protestiert derzeit übrigens gegen die Bundestagsentscheidung zu Netzsperren.
PPS: Das verwendete Bild von „Zensursula“ stammt von imazined und steht unter einer Creative Commons-Lizenz.
Den Schilderungen ist nix hinzuzufügen – außer: von den CDs mit freier Musik und den Flyern mit Infos über das Gesetz sind wir nix losgeworden.
Und: um Artikel 5 GG wird auch erst seit dem Zwischenfall getrauert. Als ich die Seite zwecks Kontrolle für meinen Artikel vorhin aufrief, war noch alles gut.
Also das mit dem Protest vom Zirkus selbst ist mir neu!
Finde ich aber cool, auch wenn mir die Reaktion des Zirkusdirektors zu unserer Aktion anders in Erinnerung war…
[…] Pottblog: Zensursula-Zwischenfall in Herne […]
interessanter Bericht
[…] Ein weitere Bericht von dem Zwischenfall findet sich hier. Verfasst am 24.06.2009 um 14:31 Uhr von Christian Michalak mit den Stichworten Gerd Bollmann, Herne, Horst Schiereck, Ingrid Fischbach, Internetsperren, Knast, Platzverweis, Polizei, Protest, unverhältnismäßig, von der Leyen, Zensursula. Bislang wurde kein Kommentar hinterlassen. Du kannst hier einen Kommtenar schreiben. Hier ist die TrackBack URL und der Kommentar-Feed des Artikels. Du kannst den Artikel auch auf Twitter oder Facebook posten. « Toleranz: Lesbisch-schwule Regenbogenflagge weht am Bochumer Rathaus […]
@pillenknick (1):
Hmm… da müsste man sich dann das mit der Homepage glatt fragen, ob das so beabsichtigt ist.
@Björn (2):
Siehe oben – nachher wurde die Seite noch gehackt.