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Jens Matheuszik — 25. November 2008, 19:53 Uhr

Ullrich Sierau (SPD) soll neuer OB von Dortmund werden


Mit einer deutlichen Mehrheit haben sich die Parteimitglieder der SPD in Dortmund für Ullrich Sierau (siehe Bild, welches von seiner Homepage stammt) als neuen Oberbürgermeister (OB)-Kandidaten entschieden.

Vorgeplänkel

Vorangegangen war ein kleineres Kandidatenhickhack, der letztendlich damit begann, dass der SPD-Fraktionsvorsitzende Ernst Prüsse und der SPD-Unterbezirksvorsitzende Franz Drabig Jörg Stüdemann als OB-Kandidaten nominierten – und das obwohl die SPD in Dortmund mit Gerhard Langemeyer einen amtierenden Oberbürgermeister in ihren eigenen Reihen hatten.
Doch dieser hatte in der Vergangenheit einige umstrittene Entscheidungen getroffen und so entschlossen sich die beiden Vorsitzenden zu einer Art „Befreiungsschlag“ – oder auch Affront gegenüber dem eigenen Parteifreund und präsentierte Stüdemann als ihren neuen Kandidaten.

Nach einer Intervention durch Hannelore Kraft, der SPD-Landesvorsitzenden von Nordrhein-Westfalen, hatte die SPD in Dortmund plötzlich die Auswahl aus drei OB-Kandidaten, denn neben dem amtierenden OB Langemeyer und dem parteiinternen Herausforderer Stüdemann entschloss sich jetzt ((Gerüchten zufolge soll er vorher schon gefragt worden sein, ob er gegen Langemeyer kandidieren würde, was er damals jedoch ablehnte)) auch Ullrich Sierau zur Kandidatur. Eine Mitgliederentscheidung sollte den Kandidaten herausfinden, der in der „Herzkammer der Sozialdemokratie“ ((wie Dortmund immer wieder genannt wird)) das Rathaus erneut für die SPD gewinnen sollte.

Keinen Monat später entschied sich der amtierende OB Langemeyer von seiner eigenen Kandidatur zurückzutreten, so dass es nur noch einen „Zweikampf“ zwischen Stüdemann und Sierau gab. Dazu wurden seitens der SPD Dortmund insgesamt vier Parteiveranstaltungen durchgeführt, die anscheinend auf viel positive Resonanz stießen ((es gab mehrere dutzend Neueintritte in die SPD Dortmund)). Bis heute konnten die rund 9000 SPD-Mitglieder dann abstimmen und wie die Ruhrbarone verkündeten, wird Ullrich Sierau nun als SPD-Kandidat in Dortmund antreten.

Spitzfindigerweise muss man noch anmerken, dass die offizielle Bestätigung erst am Wochenende durch einen SPD-Parteitag vorgenommen wird, da jedoch Sierau in der Mitgliederbefragung knapp zwei Drittel der Stimmen erhielt, dürfte dies nur noch eine Formalie sein.

Die große Mehrheit für Sierau – und dementsprechend gegen Stüdemann – hat meiner Meinung nach vor allem zwei Gründe:

Man liebt den Verrat. Aber nicht den Verräter

Alternativ kann man auch Königsmord/Königsmörder einsetzen…

Stüdemann ist schließlich als erster bereit gewesen gegen Langemeyer als amtierenden Oberbürgermeister zu kandidieren, während Sierau das ganze wohl ursprünglich abgelehnt hatte. Nach dem Verzicht Langemeyers auf eine erneute Kandidatur konnte dann das Sierau-Lager gestärkt in die politische Auseinandersetzung gehen – wahrscheinlich war dies auch ein Schachzug Langemeyers, der Sierau angeblich immer als seinen Kronprinz sah.

Dienstwagenaffäre belastet Stüdemann

Das bei der so genannten Dienstwagenaffäre heraus kam, dass Jörg Stüdemann – im Gegensatz zum von der WAZ entsprechend titulierten „Sauberman“ Sierau – auf Steuerzahlerkosten den Dienstwagen privat benutzt hat, dürfte Stüdemann sicherlich nicht positiv im Wahlkampf genutzt haben.
Faszinierenderweise hat sich übrigens nicht nur Sierau, sondern auch OB Langemeyer, in dieser Angelegenheit nichts zu schulde kommen lassen.

Ullrich Sierau (SPD) gegen Joachim Pohlmann (parteilos)

Sierau wird jetzt gegen den parteilosen Kandidaten Joachim Pohlmann, der von CDU und FDP unterstützt wird, antreten – und gegen Mario Krüger von den Grünen. Da die kommende Kommunalwahl in Dortmund, aufgrund einer meiner Meinung nach undemokratischen Abschaffung der Stichwahl, schon im ersten Wahlgang einen Oberbürgermeister küren wird, wird die derzeit in Dortmund regierende rot-grüne Koalition geschwächt in den Wahlkampf einziehen.

Kann sich Rot-Grün in Dortmund einigen?

Während CDU und FDP es in Dortmund sehr einfach hatten, da in beiden Parteien es wohl niemanden gab, dem man die OB-Kandidatur zutraute, so dass man sich einfach auf den parteilosen Pohlmann einigen konnte, sieht das auf Seiten von Rot-Grün anders aus.

Die Grünen haben nach eigener Aussage Krüger nominiert, damit man bei Gesprächen „aus einer Position der Stärke heraus mit der SPD verhandeln könne“.

In einem ersten Interview Sieraus gegenüber der Westfälischen Rundschau (WR) heißt es:

Fligge (WR): Glauben Sie, dass Sie ein Kandidat sind, den die Grünen am Ende mittragen werden?

Sierau: Ich habe in meiner Zeit als Umweltdezernent so viele grüne Projekte umgesetzt – ich wüsste also nicht, warum Ullrich Sierau und die Grünen nicht kompatibel sein sollten.

Das sehen einige Grüne ganz anders – auf dem vergangenen Bundesparteitag der Grünen in Erfurt hieß es hinter vorgehaltener Hand, dass man die Kandidatenfindung der SPD mit großem Interesse verfolgen würde. Dabei würde man jedoch auf Stüdemann setzen, der angeblich deutlich pro rot-grün eingestellt sei, was man von Sierau da nicht sagen wollte.

Letztendlich dürfte sich an der Frage der rot-grünen Einigkeit mit entscheiden, ob Dortmund zum ersten Mal seit Jahrzehnten einen von der CDU unterstützten Oberbürgermeister bekommt, oder aber die „Herzkammer der Sozialdemokratie“ weiterhin von einem SPD-Oberbürgermeister regiert wird.

Dahingehend dient Münster ein wenig als Vorbild – nach langem Hickhack haben sich SPD und Grüne dort auf einen gemeinsamen OB-Kandidaten geeinigt.


2 Kommentare »

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  1. (1) Kommentar von Gelöschter Kommentar @ 2. Dezember 2008, 15:34 Uhr

    Kommentar auf Wunsch des Kommentators gelöscht.


  2. (2) Kommentar von Jens @ 11. Dezember 2008, 06:28 Uhr

    @Gelöschter Kommentar:
    Und was hat dieser Kommentar mit der Kandidatenfindung der SPD in Dortmund ursächlich zu tun? Eher nichts, oder?


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