Grünes Livegeblogge (Sonntag; letzte Aktualisierung: 13:45 Uhr)
Auf den Freitag folgt der Samstag und gemäß althergebrachter Traditionen folgt darauf dann der Sonntag.
Heute ist der letzte Tag des Grünen-Parteitages und ich bin gerade in der Messehalle in Erfurt angekommen.
10:15 Uhr: Nach Eindeckung mit Lektüre (für die Bahnfahrt nachher) sitze ich inzwischen an meinem Rechner. So eben wies die Tagungsleiterin auf folgendes hin:
„Bei einem Skoda Apolda brennt noch das Licht.“
Nach einigem Gelächter und einem kurzen aufklärenden Gespräch erklärt sie, dass sie jetzt gerade erfahren habe, dass Apolda anscheinend eine Stadt sei… okay, dass ich jetzt Apolda kenne mag daran liegen, dass ich schon mal da war. Sie wohl nicht.
10:34 Uhr: Momentan werden Anträge rund um die Friedenspolitik diskutiert. Ein Redner fordert jetzt gerade, dass Krisenprävention im Außen- und Verteidigungsministerium angesiedelt werden müsse. Witzigerweise unterbricht er seine Rede direkt nachdem er darauf hingewiesen wurde, dass er die maximale Redezeit von drei Minuten bereits erreicht hat. Die anderen Überzieher in den letzten Tagen haben sich wenig drum gekümmert und einfach weitergeredet bis sie noch ein, zwei oder gar drei Mal auf das Redezeitende hingewiesen wurden.
10:42 Uhr: Bei der aktuellen Rede einer Franziska habe ich den Eindruck, dass sie Karten mit folgenden Beschriftungen bekommen hat: VN (Vereinte Nationen), Kongo, Handyakkus, Konsumverhalten und Frieden durch Frauen geprägt.
Ihre Aufgabe war es wohl diese Wörter allesamt in einer Rede unterzubringen. Kein Wunder, dass sie bei dieser Rede dann die Redezeit überschritten hat..
10:54 Uhr: Nach der Party gestern ging es dann mit einem Erdgas-Taxi zurück ins Hotel, wo es dann neben interessanten Gesprächen auch Getränke wie z.B. den Cocktail namens Grüne Wiese Plus gab.
11:09 Uhr: Der gerade sprechende Redner verweist auf Bundeskanzler Helmut Schmidt als „elder statesman“ und hofft, dass man ihm gemäß handeln würde, da dieser erklärt habe, dass Deutschland in Afghanistan nichts verloren habe und man sich lieber für Europa einsetzen solle.
Ich bin jetzt gerade zeitlich nicht in der Lage zu überprüfen – aber ich denke es gibt das eine oder andere knackige Zitat von „Schmidt Schnauze“ in Bezug auf die Grünen gibt.
11:33 Uhr: Es wird mal wieder überzogen. Aber das scheint so üblich für Parteitage zu sein. Eigentlich sollte jetzt schon die Wahl Spitzenkandidat-/innen BT-Wahl stattfinden, aber wir sind noch bei der Friedenspolitik.
11:43 Uhr: Nachdem Fritz Kuhn seine Rede zum Thema Friedens- und Sicherheitspolitik beendet hatte, wurde durch die Tagungsleitung mitgeteilt, dass jetzt die Imker durch die Reihen gehen würden und Spenden für die bedrohten Bienenvölker sammeln.
11:54 Uhr: Während Arvid Bell gerade redet(e), der gestern ein sehr gutes Wahlvotum bekommen hat, habe ich den Artikel Warum verschweigen die Medien den Gegenkandidaten von Cem Özdemir? erneut aktualisiert.
12:08 Uhr: Während gerade ein „kultig körniger“ Bio-Sesamriegel verteilt wurde redet Claudia Roth und stellt die Forderung auf, dass Deutschland atomwaffenfreie Zone sein muss, kritisiert aber auch, dass die Grünen beim Militär manchmal alles zu negativ sehen.
Sie kritisiert dann auch noch, dass Deutschland zwar 200 Generäle habe (wirklich soviele?), aber nicht mal in der Lage ist, 100 Polizisten nach Afghanistan zu schicken.
Wäre ich Polizist wäre ich froh, dass Deutschland dazu nicht in der Lage ist…
12:22 Uhr: Nachdem jetzt das Thema Friedens- und Sicherheitspolitik durch ist, werden jetzt wohl die Spitzenkandidaten für die Bundestagswahlen 2009 gewählt. Das Ergebnis wird nicht überraschend sein – Renate Künast und Jürgen Trittin werden es ganz sicher werden.
12:47 Uhr: Gerade redet Renate Künast, die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag und designierte Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl und irgendwie ist da recht viel blau.
13:26 Uhr: So eben hat Jürgen Trittin seine Rede beendet, die meiner Meinung nach dann doch etwas zu polemisch war. Aber sie hat die Delegierten anscheinend gut angesprochen, denn der Jubel und Applaus danach war recht groß. Diesmal wird nicht die Fernbedienung für die grüne Partei zum televoten benutzt, sondern ein klassischer Stimmzettel, der in eine Urne geschmissen wird.
13:35 Uhr: Während die Stimmen für Künast und Trittin per Hand (was ich ja ausdrücklich begrüße!) ausgezählt werden, wird in einem Video der Ortsverein der Grünen in Washington D.C. vorgestellt (der übrigens auch einen Account bei twitter besitzt).
Die Idee dahinter finde ich gar nicht mal schlecht, aber die Aussage, dass es keine internationale Vertretungen von anderen Parteien gibt und die Grünen hier Vorreiter sind muss ich dann doch deutlich korrigieren. Einerseits hat die SPD den so genannten internationalen Ortsverein und neben internationalen Ortsvereinen auch „Freundeskreise“, so dass Sozialdemokraten in Brüssel, Luxemburg, Südafrika, Jerusalem, Oslo, London, Paris, Peking, Prag, Bukarest und Wien sich organisieren können und außerdem gibt es noch Ansprechpartner in Tokio, Colombo, Genf, Kalifornien und New York.
13:38 Uhr: So eben wird verkündet, dass die Sammlung für die Imker 1221,02 Euro ergeben hat. Zwar nicht so viel (1717,92 Euro) wie gestern für den hessischen Wahlkampf der Grünen, aber immerhin.
13:40 Uhr: Renate Künast und Jürgen Trittin wurden mit 92 % zu den Spitzenkandidaten der Grünen gewählt. Und jetzt schmeißen sie sich gegenseitig die Bälle zu und ich bin da jetzt froh, dass ich nicht in den ersten Reihen sitze, denn sie nehmen das wörtlich und schmeißen gerade diverse Bälle in die Halle. Beinahe hätte übrigens Jürgen Trittin gerade unter den Tönen von „Wir machen das klar“ von Jan Delay einen Scheinwerfer getroffen. Ist aber gottlob nix passiert – aber das wäre eine geile Schlagzeile geworden.
13:43 Uhr: Die inoffiziellen Weitwurf-Meisterschaften der Grünen hat eindeutig Jürgen Trittin gewonnen, der mit am weitesten geworfen hat. Auf den Plätzen landen Cem Özdemir, Renate Künast und abgeschlagen Claudia Roth.
13:45 Uhr: Jetzt endet der Parteitag. Eigentlich hätte noch ein Antrag zur Altersarmut (nebst Änderungsanträgen) diskutiert werden müssen, aber der wurde so eben mit einer eindeutigen Mehrheit der Delegiertenstimmen an die Gremien verwiesen. Somit endet die Bundesdelegiertenkonferenz 2008 der Grünen in Erfurt. Und damit auch dieser Beitrag.
PS: Details über die Modalitäten meiner Berichterstattung über den Bundesparteitag findet man hier und hier.
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