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Jens Matheuszik — 15. November 2008, 10:37 Uhr

Warum verschweigen die Medien den Gegenkandidaten von Cem Özdemir? (erneut aktualisiert)


Heute geht’s auf dem Bundesparteitag der Grünen weiter. Die weltweite Finanzkrise hat natürlich auch ihre Auswirkungen auf diese Versammlung, denn auch das Thema Finanzmarkt wird heute debattiert. Die Grünen wollen mit Hilfsmitteln der 30’er Jahre die Weltwirtschaft retten – orientiert an Roosevelts New Deal.

Doch auch Personalien werden heute entschieden: Der Bundesvorstand wird ab dem frühen Nachmittag neu gewählt. Als Bundesvorsitzende kandidiert Claudia Roth und für die Position des Bundesvorsitzenden geht Cem Özdemir ins Rennen… und Lars Willen:

Wie schon im Beitrag Cem Özdemir von den Grünen hat einen Gegenkandidaten (inkl. YouTube-Video) erwähnt, gibt es mit Lars Willen einen Gegenkandidaten. Man mag von dieser Kandidatur sicherlich halten was man will, aber ich finde es ehrlich gesagt mehr als merkwürdig, dass in nahezu allen Medien diese Kandidatur verschwiegen wird.

Ich habe vor dem Parteitag diverse Zeitungsartikel gelesen, sowohl in lokalen Zeitungen als auch in überregionalen Zeitungen. Überall hieß es, dass Cem Özdemir ((nach dem der bisherige Gegenkandidat Volker Ratzmann seine Kandidatur zurückgezogen hatte)) der einzige Kandidat für den Posten des Bundesvorsitzenden sei. Dabei gibt es mit Lars Willen doch einen Gegenkandidaten, was man ohne Probleme auf der Grünen-Homepage entdecken konnte. Nur anscheinend war das für die Berichterstattung der Medien über den Grünen-Parteitag nicht wichtig.

Für eine korrekte Berichterstattung wäre es meiner Meinung nach notwendig gewesen, diese Kandidatur auch zu erwähnen. Es hätte ja gereicht wenn man geschrieben hätte:

„Neben Cem Özdemir tritt Lars Willen als Kandidat für den Bundesvorsitz an, jedoch werden ihm keinerlei Chancen eingeräumt.“

Das haben die (Einschub Beginn) von mir z.B. via Google News überprüften (Einschub Ende) Medien jedoch auch heute noch nicht – egal ob überregional oder lokal. Dank Google News (und der Ãœbersetzung durch Ekrem vom JurBlog) weiß ich zumindestens, dass die türkische Zeitung Yeni Safak wie folgt sinngemäß über Lars Willen berichtet:

Nach dem Rücktritt von Volker Ratzmann als weiterer Kandidat war Cem Özdemir der einzige Kandidat bis plötzlich überraschend die Kandidatur von Lars Willen bekannt wurde.

Persönlich finde ich die Tatsache, dass es eine Gegenkandidatur gibt gut. Denn eine demokratische Auswahl sollte nicht nur auf den Wahlzetteln am Wahltag stattfinden, sondern es dürfen meiner Meinung nach auch ruhig mehrere Personen innerhalb einer Partei für eine Position sich bewerben. Hierzulande wird das jedoch leider immer als negativ gesehen. Und wenn beim jüngsten SPD-Parteitag sich irgendjemand aus den hinteren Parteireihen entschlossen hätte gegen Franz Müntefering zu kandidieren, dann hätten die Medien gerne von „Zerstrittenheit bei der Sozialdemokratie“ oder ähnliches berichtet.

PS: Das Bild von Cem Özdemir stammt aus dem JurBlog.

PPS: Details über die Modalitäten meiner Berichterstattung über den Bundesparteitag findet man hier und hier.

Aktualisierung: Wie ich so eben erfahre, ist die Kandidatur von Lars Willen bereits vor zwei Wochen bei den Grünen eingegangen. Man hätte sich also von den „klassischen Medien“ drüber informieren können, wenn man gewollt hätte… Aktualisierung Ende.

Weitere Aktualisierung: Ich hatte mich gerade (Sonntag, 11:30 Uhr) noch mit einem Mitarbeiter von sueddeutsche.de unterhalten:

Ãœber die Kandidatur von Willen konnte man vorher nicht viel bringen, da man das ganze erst mal recherchieren musste und man dann in einem 80-Zeilen-Vorabbericht über den Parteitag sicherlich nicht noch 20 Zeilen für einen solchen Gegenkandidaten verwenden kann. So eine – nicht wirklich ernst gemeinte – Kandidatur hätte nicht wirklich journalistische Relevanz.
Nachdem man dann recherchiert hätte, gab es dann online den Artikel Gegenkandidat zu Özdemir: Willen will es wissen, der gestern um 11:54 Uhr veröffentlicht wurde.

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20 Kommentare »

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  1. (1) Kommentar von Regine @ 15. November 2008, 10:45 Uhr

    Die Thüringische Landeszeitung (Totholzausgabe) berichtet heute von einem Basiskandidaten aus Oldenburg, dem allerdings keine Chancen eingeräumt würden.


  2. (2) Pingback von Es färbt ab « JurBlog.de @ 15. November 2008, 10:47 Uhr

    […] Warum verschweigen die Medien den Gegenkandidaten von Cem Özdemir These icons link to social bookmarking sites where readers can share and discover new web […]


  3. (3) Kommentar von mikel @ 15. November 2008, 11:18 Uhr

    Warum fragt ihr nicht mal einen „Medienvertreter“ dort in der Halle? Ihr sitzt doch bei denen, oder? Würde mich wirklich auch interessieren, obwohl ich vermute, dass die Klassiker schon vorgestanzte Artikel in den Festplatten haben. Mit vorgestanzten Meinungen. Ausserdem wird nur noch berichtet, was dpa oder andere Agenturen gemeldet haben. Und warum dpa das nicht meldet? Oder haben sie?

    Nice to read you, btw.!


  4. (4) Kommentar von Jens @ 15. November 2008, 12:29 Uhr

    @Regine (1):
    Ah, doch noch jemand. :)

    @mikel (3):
    Bei dem Medienvertreter den ich fragen wollte hat sich das ganze erledigt. Denn inzwischen berichtet dessen Medium auch.


  5. (5) Kommentar von Klaus Lübke @ 15. November 2008, 12:40 Uhr

    Um Himmels(lars)willen! Ein Parteivorsitzender, der Weltraum-Zeppeline aus Kunststoff bauen will?
    Man sollte den Link folgen, den Du eingebaut hast. Dann weiß man, das man über die Kandidatur wirklich besser nicht mehr redet.


  6. (6) Kommentar von Malte Landwehr @ 15. November 2008, 13:06 Uhr

    Wenn http://www.larswillen.de/ die echte Website und kein Scherz ist, dann braucht man diesen Kandidaten wohl auch nicht erwähnen :P


  7. (7) Kommentar von Kunar @ 15. November 2008, 15:57 Uhr

    Gerade die Tatsache, dass der Gegenkandidat keinen seriösen Eindruck macht, wäre eine kurze Meldung Wert gewesen. Konservative Medien hätten die Grünen leicht wieder als Chaoshaufen darstellen können, der jeglichen Bezug zur Realität verloren hat. Für andere wär’s vielleicht für die Kuriositätenecke gut gewesen.


  8. (8) Kommentar von Jens @ 15. November 2008, 16:43 Uhr

    @KlausLübke (5), Malte Landwehr (6), Kunar (7):
    Ja, aber gerade das wäre doch eigentlich auch eine Berichterstattung wert gewesen, dass da ein Scherzkeks Parteivorsitzender werden will.


  9. (9) Kommentar von lars willen @ 18. August 2009, 21:49 Uhr

    Das kann ich aufklären.
    Ich hab zwar mein Bewerbungsvideo am 21.7. bei youtube reingestellt und damit war das auch der anfang meiner Bewerbung.aber der grüne vorstand hat erst am 15.11. meine Bewerbung bekannt gegeben.Bei uns grünen sucht sich der Vorstand sowieso den Parteivorstand aus.Meine Kandidatur war hauptsächlich wegen der trennung von Amt und Mandat,womit der Vorstand seine Schwierigkeiten hat.Aus meiner Sicht ist alles ganz gut abgelaufen,es war meine zweite Bewerbung für dieses Amt


  10. (10) Kommentar von Jens @ 26. August 2009, 22:14 Uhr

    @lars willen:
    Danke für die späte Antwort. Warum waren Sie auf der BDK nicht anwesend?


  11. (11) Kommentar von lars willen @ 28. Dezember 2009, 10:39 Uhr

    hi
    entschuldigung für meine späte antworten.immer wenn ich google landet ihr blog unter den top10.

    ich bin kein guter redner,eine rede von mir hätte mir weder genützt noch geschadet.ausserdem war ich wie immer kanpp bei kasse,man kriegt zwar fahrtkosten problemlos erstattet,aber irgendwie unangenehm ist die fahrtkostenerstattung doch. ausserdem hatte ich nie geplant nach erfuhrt zu fahren,ich unterhalte mich schon nicht mit meinen kreisverband oder anderen grünen.seit 2005 findet für mich kontakt mit den grünen nur über internet statt,und da ich erst seit 2009 internet zu hause habe ,ist auch das erstmal noch wenig.ich hatte kein internet weil ich wusste das ich zuviel online gehe,was ich auch tue.
    ich bin mir auch nicht sicher ob ich nochmal kandiediere,denn im gegensatz zu 2005 wo meine kandidatur niemanden interressiert hat,hat 2009 wohl durchs internet eine ganz andere wirkung.denn im grunde genommen ist das eine partei interne sache wegen der trennung von amt und mandat.weshalb herr özdemir ja auch kein bundestagmandat hat,meine kandidatur ist nicht anders zu bewerten wie die fehlenden stimmen für herr özdemir bei seiner kandidatur in baden württemberg für ein mandat.ich glaube bei den grünen delegierten selber wurde das auch nie anders wahrgenommen,weshalb eine rede auch überflüssig gewesen wäre.der drang umbedingt ins fernsehen zu kommen,also ich glaube dann hätte ich ärger bekommen,vor allem bei einer schlechten rede.
    entschuldigung für die lange antwort auf eine scheinbar einfache frage,die frage hat mir auch die sueddeutsche gestellt am telefon,aber die habe ich einfach angelogen,weils einfacher war.#
    lars willen


  12. (12) Kommentar von Pottblogger @ 2. Januar 2010, 22:39 Uhr

    @Lars Willen (11):
    Warum will jemand Grünen-Vorsitzender werden, der sich nicht mit anderen Grünen unterhält?


  13. (13) Kommentar von Till @ 2. Januar 2010, 22:55 Uhr

    Ich bezweifle ja, dass Herr Willen z.B. zeitgleich mit seinem „Bewerbungsvideo“ eine schriftliche Bewerbung eingereicht hat – manchmal lauert hinter Verschwörungstheorien auch bloß ein Desinterese an Verfahren (und Gepflogenheiten).


  14. (14) Kommentar von Christian S. @ 2. Januar 2010, 23:01 Uhr

    Ich glaube, Gregor Gysi war es, der für diese Sort Mensch den Begriff „Quartalsirre“ geprägt hat…


  15. (15) Kommentar von Jens @ 3. Januar 2010, 16:42 Uhr

    @Till (13):
    Kann man denn ohne schriftliche Bewerbung überhaupt kandidieren?

    @Christian S. (14):
    Hehe.


  16. (16) Kommentar von lars willen @ 7. Januar 2010, 09:12 Uhr

    nun ja, ich bin wohl nicht wie andere politiker(aber das kann ja jeder behaupten). ich will den job als parteivorsitzenden um meine politischen ziele zu erreichen.ich brauche mich nicht mit anderen grünen zu unterhalten,solange ich mit den prinzipien der partei übereinstimme.Und vor allen dingen brauche ich nicht wie zwischen 1997-2005 mir das gerede anhören wie „solide finanzierung““soziale kompetenz““legaliesierung“ oder anderer „öko kram“. denn meiner meinung nach,haben meine damaligen kollegen voll ins Klo gegriffen und haben scheisse gebaut.

    was das andere betrifft.zeitgleich mit meinen bewerbungsclip habe ich mich per mail und schriftlich beworben(inkl. lebenslauf).nachdem es keine resonanz gab habe ich nocheinmal eine mail und eine schriftliche bewerbung abgegeben.das is aber nicht wichtig.

    wie ich schon geschrieben habe wird der parteivorsitz vom vorstand bestimmt,weshalb es meistens nur einen kandidaten gibt.der zusätzliche kandidat,wie zum beispiel ich,naja,wäre herr özdemir ausgestiegen,hätte der vorstand einen anderen kandidaten ins rennen geschickt,der dann gewonnen hätte.

    der vorstand will halt seine schäfchen ins trockenen bringen,und ich will meine politischen ziele erreichen.das das überhaupt wahrgenommen wurde liegt am Internet.ich denke mal der vorstand und ich haben daraus gelernt.

    @ christian s. ich hab zwar gegoogelt,habe aber unter Quartalsirre” nix anderes als linkes geschwurbel gefunden.zu mir kann ich nur sagen,das ich nicht schwanzlos bin,ich hatte 2008 freie auswahl in welche partei ich eintreten möchte und hab mich für die grünen entschieden und nutze da die mir gegebenen möglichkeiten mich politisch zu artikulieren.sie meinten damit wohl eher ein paar verwirte in der piratenpartei,aber nich mich,gelle.
    plan a war das bewerbungsvideo.plan b war den parteivorsitz zu übernehmen,aber ich habe mir nie illusionen über meine chancen gemacht.so wie es ablief war es in ordnung und nach plan.entschuldigung das meine bewerbung nicht für eine verschwörungstheorie taugt.


  17. (17) Kommentar von Klaus @ 7. Januar 2010, 10:48 Uhr

    Nach den Einlassungen von Herrn Willen ist mir hinreichend klar geworden, wieso darüber nicht berichtet wurde. Einer der meint Parteivorsitzender einer Partei werden zu wollen mit deren Mitgliedern er sich dabei nicht zu unterhalten braucht ist wohl in seiner Wahrnehmung der Welt gestört. Ich meine das ist eine richtige Krankheit, also ein rein medizinisches, kein politisches Problem.


  18. (18) Kommentar von Alex @ 7. Januar 2010, 12:43 Uhr

    Vielleicht kennt der Bewerber auch einfach nicht die Verfahren. Man kennt es ja von Parteitagen wo Änderungsanträge meist daran scheitern, weil die Antragssteller das Verfahren nicht kennen ;-)


  19. (19) Kommentar von Pottblogger @ 7. Januar 2010, 21:07 Uhr

    @Lars Willen (16):
    Also ich sehe das anders. Parteimitglieder sollten auch untereinander reden, vor allem wenn sie bestimmte Positionen ansprechen.

    @Klaus (17):
    Das ist jetzt etwas hart ausgedrückt.

    @Alex (18):
    Hehe.


  20. (20) Kommentar von lars willen @ 8. März 2010, 13:15 Uhr

    ich bin nicht nur mitglied bei den grünen,ich bin auch deutscher panzergrenadier,ich hab ein zettel wo das drauf steht.

    so wie es gelaufen ist,war das vollkommen in ordnung.der vorstand war nicht dafür zuständig mir bei der wahl zum parteivorsitzenden zu helfen,ich hätte mich direkt an die grünen lv und kv wenden können,ich hätte mich direkt mit den grüen delegierten in verbindung setzen können.der grüne bv ist nicht dafür da mir den hintern zu putzen.warum der bv 5monate gewartet hat bevor er meine kandidatur bekannt gab weiss ich nicht,ich bin mir aber sicher das der bv gute gründe hatte und ich bin mit ihrer entscheidung einverstanden.

    das hier einige meinen sie könnten ihren politikerfrust an mir auslassen disqualifiziert diese nur als dumpfbacken.ich habe für den stadtrat in oldenburg kandidiert und 145 stimmen im wahlbezirk6 bekommen.ich habe für einen listenplatz für den niedersächsischen landtag kandidiert und zweimal für den parteivorsitz.
    man kann sich entweder aktiv einbringen oder manchmal die klappe halten.die grünen meinen das ein aktives amt oder mandat nicht das richtige für mich wären,das mag aus deren sicht stimmen.
    allerdings luschen die über meine qualifikation schwadronieren haben wohl einen gehirnfurz gefrühstückt.
    sollten die grünen mich engagieren werde ich meinen Stil nicht ändern,weshalb ein Amt oder Mandat für mich ,reallistisch betrachtet,in naher zukunft für mich in weiter ferne liegt.
    ich will hoffen das meine klarheit niemanden all zu sehr beleidigt hat.


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