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Jens Matheuszik — 15. November 2008, 21:17 Uhr

Grünes Livegeblogge (Samstag; letzte Aktualisierung: 21:17 Uhr)


Der Parteitag der Grünen wird weiter, die fünf „Blogger-Stipendiaten“ sind seit ungefähr einer Stunde da, es gab auch schon ein bißchen Medieninteresse und natürlich wird auch das Liveblogging weiter durchgeführt. Dieser Beitrag wird daher nach und nach überarbeitet – insofern kann es sich lohnen immer wieder mal Reload zu drücken.

ca. 10:15 Uhr: „Ihr seid diese Blogger?“ – so wurden wir gerade sinngemäß von einem Medienvertreter fragend begrüßt. Dieser ist für die Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung verantwortlich, was mich veranlasste ihm mitzuteilen, dass man bei mir auch nachts kommentieren könne, da ich keinen Kommentarschluß habe.

10:24 Uhr: Wir haben uns entschlossen das „grüne Trinkspiel“ (jedes mal, wenn „Barack Obama“, „Yes we can“ oder ähnliches erwähnt wird, muss man einen grünen Schnaps trinken) doch nicht durchzuführen. Wir wollen ja schließlich nicht schon vor der Wahl für den Bundesvorstand besoffen auf den Tischen liegen.
Angesichts der heutigen Finanzmarktdebatte hätte man aber auch das ganze mit gelbem Schnaps machen können – bei jeder Erwähnung des Wortes „neoliberal“, wie Lukas via Twitter bemerkte.

10:37 Uhr: Der Artikel Warum verschweigen die Medien den Gegenkandidaten von Cem Oezdemir? ist online gegangen.

10:42 Uhr: So, jetzt redet gerade Sven Giegold (siehe Wikipedia), der für die Grünen ins Europaparlament einziehen will.

10:54 Uhr: So eben habe ich erfahren, dass die Gegenkandidatur zu Cem Özdemir vor rund zwei Wochen bei den Grünen eingegangen ist. Der Artikel dazu wurde bereits aktualisiert. Jetzt werde ich mal ein paar Fotos machen.

12:22 Uhr: Habe jetzt gerade eine ganze Weile Fotos gemacht und erfahre gerade via twitter, dass es eine Kandidatur weniger gibt: „Jochen Ruoff zieht seine Kandidatur als Bundesschatzmeister zurück“.

12:27 Uhr: Unser (neuer) Infoverteiler verteilte gerade eine Einladung des Grünen-Kreisverbandes Erfurt. Eingeladen wird man zu einem Spaziergang zur Geschichte von Frauen in Erfurt. Das ganze dauert ca. von 20:00 bis 21:30 Uhr – und ich bin relativ sicher nicht dabei.

12:45 Uhr: So eben waren wohl strickende Personen im Fernsehen zu sehen. Gestern hatte ich ja auch eine Dame vom Grünen-Standpersonal gesehen die auch gestrickt hatte – aber recht schnell das Strickzeug weggepackt hatte (obwohl ich nicht mal die Kamera gezückt hatte).
Wie ich gestern erfahren habe (ich weiß gar nicht mehr von wem) hat die grüne Jugend extra jemanden engagiert der/die strickt, damit das in’s Fernsehen kommt.
Und jetzt werde ich mal ein paar Fotos hochladen…

12:57 Uhr: Für den Rückzug von Jochen Ruoff von seiner Kandidatur als Schatzmeister wurde so eben vom Infoverteiler eine handschriftliche Begründung verteilt. Da sich Ruoff mit dem gefundenen Kompromiß zum Haushalt 2009 anfreunden kann und viele seiner Motive zu kandidieren in die mittelfristige Finanzplanung ((die ein Dozent an der FH immer gerne MiFriFi abkürzte)) eingeflossen sind, müsse er nicht mehr kandidieren.

Blogger vom Grünen-Parteitag13:00 Uhr: Dank Henning Schürig gibt es jetzt endlich ein Bild mit allen fünf Bloggern vom Grünen-Parteitag. Vielen Dank für das Fotoschießen!

13:45 Uhr: So eben hat Hans-Christian Ströbele gesprochen. Der direkt gewählte grüne Bundestagsabgeordnete aus Berlin gefällt mir eigentlich recht gut, denn auch wenn ich nicht unbedingt alle seine Positionen teile, halte ich ihn für einen guten Politiker, der vor allem auch ehrlich und direkt seine Meinung sagt, was ich z.B. bei diversen Chats bei dol2day erlebt habe, wo er schon das eine oder andere Mal als Chatgast dabei war.
Regine Heidorn hat gerade mitbekommen, dass bei der Frage nach einer möglichen Gegenrede zu Ströbele jemand aus dem Podium den Namen „Bush“ in den Raum warf.

14:47 Uhr: Endlich sind die ganzen Bilder von den Sponsoren und Ausstellern in der Halle 2 online. Hat ’ne gewisse Zeit gedauert. Zwischenzeitlich hatte ich ein gutes und informatives Gespräch mit Biggi Bender, der gesundheitspolitischen Sprecherin der Grünen-Fraktion im Bundestag, u.a. über die Gesundheitsreform bzw. die Bürgerversicherung usw.

Den Link zur Bildergalerie und mehr findet man im Artikel Sponsoren und Aussteller beim Grünen-Parteitag.

14:52 Uhr: Jetzt wird gerade elektronisch gewählt. Man hat mir gerade erklärt, dass das sich von Computerwahlen wie z.B. in den USA deutlich unterscheiden würde. Ich sehe das etwas kritisch und wenn ich sehe, wieviele Leute sich gerade auf die Aussage „Wer Probleme mit dem Wahlgang hat, der solle bitte winken!“ winkend melden, dann scheint das System doch nicht so einwandfrei zu sein.
Insofern wird es wohl noch dauern, bis der Frauenplatz (Wahlgang 1) bei den RechnungsprüferInnen entschieden wird. Zeit um neue Fotos bei flickr hochzuladen.

14:58 Uhr: Ich wurde gefragt, warum ich nicht die neuesten Beiträge oben schreibe. Ich finde es in dieser chronologischen Form besser. Werde jedoch zur besseren Lesbarkeit jetzt wie folgt vorgehen: Dieser Beitrag bekommt immer die aktuelle Uhrzeit des letzten Updates und in die Ãœberschrift packe ich diese Uhrzeit auch noch ‚rein.

So eben war gerade die Vorsitzende vom Grünen-Frauenrat da (und nein, die hätte ich nicht nach dem Grünen-Männerrat gefragt) und das erste Wahlergebnis ist da. Beate Adler, die ohne Gegenkandidatin antrat, wurde mit 85,9 % der Stimmen auf den Frauenplatz bei den Rechnunsprüfern gewähl. 7,3 % waren dagegen, 6,7 % haben sich enthalten.

@ChrisMichalak am Stricken15:23 Uhr: Auf dem Bild, was ich leider erst jetzt hochladen konnte, sieht man Christian Michalak von den Grünen in Bochum, der übrigens auch bei twitter ist. Auf dem Bild sieht man ihn beim Stricken – was er extra am Tag zuvor gelernt hat, um dem üblichen Klischee zu entsprechen. Seine Strickergebnisse sieht man hier.

15:25 Uhr: So eben hält Claudia Roth ihre Bewerbungsrede als Parteivorsitzende. Hier höre ich zum ersten Mal richtig echten und begeisterten Jubel und Applaus. Deutlich mehr als man gestern zu hören bekam.
Gerade sagte sie, dass die SPD sich zufrieden in der großen Koalition zeigt, mit „Angela Merkel als neue Schutzmantel-Madonna der Sozialdemokratie mit Burn-Out-Syndrom“.

15:34 Uhr: Mit den Worten „Mein Name ist Claudia Roth, ich bewerbe mich um das Amt der Bundesvorsitzenden“ endet die Rede von Claudia Roth. Applaus der Delegierten, die aufgestanden sind, und jetzt werden fünf Fragen an Claudia Roth (gelost) gestellt, die ich mitsamt den Antworten (zum Teil heftig gekürzt – sie spricht sehr schnell) hier veröffentliche:

  • Wo ist grüne Gesundheitspolitik, wo seid 2004 wirksame Medikamente nur noch verschrieben werden dürfen, wenn sie Nebenwirkungen haben?
    Das werde ich oft privat gefragt, meine Schwester ist Landärztin. Wir sollten dieses Thema noch sehr viel mehr besetzen. Wir sollten nicht vergessen, dass wir das Modell der solidarischen Bürgerversicherung eingeführt haben. Wir müssen gegen eine Spaltung vorgehen!
  • Wie stehst Du zur Rotation in der Partei?
    Es gibt heute abend einen Antrag der eine Neuen-Quote will. Ich denke das das ein gutes Mittel wäre, ich unterstütze den satzungsändernden Antrag für eine Neuen-Quote auf der Europaliste.
  • Sollten wir die formelle Trennung zwischen Amt und Mandat abschaffen?
    Man sollte die Debatte nicht erneut aufgreifen. Die Urabstimmung ist das höchste Entscheidungsgremium und hat sich entsprechend geäußert und daher sollte man es nicht ändern.
  • Wärest Du bereit (um eine bessere Personalauswahl bei Wahlen zu garantieren) dich dafür einzusetzen, dass es demnächst mehr Auswahl bei Kandidaturen gibt?
    Die Frage hatte ich letztes Mal auch schon. Ich kann nichts dafür. Ich habe im Vorfeld nicht versucht jemanden von einer Kandidatur abzuhalten. Wenn Du gegen mich kandidieren willst, dann bist Du jetzt zu spät dran, aber Du bist doch eh ein Mann, oder?
  • Die Grünen liegen bei Umfragen bundesweit nur noch bei 7 %. Wie erklärst Du Dir diesen Erdrutsch dieser Partei? Wie kommt die Partei wieder in den zweistelligen Bereich?
    Mit den Umfragen ist es ja so eine Sache. Können auch interessensgeleitet sind. Lasst uns bitte nicht von Umfragen verrückt machen. Wir müssen den guten Rückenwind aus Bayern jetzt nach Hessen übernehmen.

Claudia Roth15:45 Uhr: So, Claudia Roth wurde ganz überraschend gewählt. Und Borussia Dortmund führt 1:0 gegen Eintracht Frankfurt durch ein Tor von Neven Subotic. Wunderbar. Jetzt das genaue Ergebnis des Wahlganges:

  • Ja: 82,7 % (638 Stimmen)
  • Nein: 10,5 % (81 Stimmen)
  • Enthaltung: 6,7 % (52 Stimmen)

Claudia Roth nimmt natürlich die Wahl an und fordert ein „Jetzt weiter so!“.

16:05 Uhr: Cem Özdemir hält eine gute Rede. Aber mich interessiert momentan eher Schwarz-Gelb als Grün. Denn der BVB führt momentan gegen Eintracht Frankfurt mit 3:0!

16:15 Uhr: Mit einer letzten verbalen Spitze gegen Roland Koch (CDU) von Hessen endet die Rede von Cem Özdemir. Und die wird deutlich enthusiastischer aufgenommen als die schon überaus enthusiastisch aufgenommene Rede von Claudia Roth.

Der Sitzungspräsident: „Ich schlage vor, dass die Fragen die die Delegierten jetzt haben, denen der Medien vorgezogen werden.“

Nun die fünf ausgelosten Fragen inkl. der Antworten – auch hier wieder zum Teil gekürzt. Außer bei den Passagen in Anführungsstrichen.

  • Wie stehst Du zur Frage ob die Automobilindustrie staatliche Unterstützung benötigt?
    Wenn wir denen Geld geben, dann gilt das was wir gestern beschlossen haben. Immer nur mit Auflagen, verbunden mit der Ökonomie, ansonsten kann kein Pfennig fließen.
  • Wie willst Du die Frage der Flügel bei den Grünen behandeln?
    Die Flügel haben ihre Rolle nach wie vor, aber nicht mehr wie früher. Es gibt keinen linken Bundesvorsitzenden, es gibt keinen Realobundesvorsitzenden, es gibt bei uns grüne Bundesvorsitzende. Wir müssen hart kämpfen in der Sache, aber wenn wir einen Kompromiss gefunden haben, wird der von allen vertreten – bis zum Beweis des Gegenteils.
  • „Cem, es heißt, Du wärst mediengeil. Was sagst Du dazu?
    Ich hab die Schüchternheit irgendwann mal in der ersten Klasse abgelegt, als ich sitzenbleiben sollte. Soweit mir die Arbeitsplatzbeschreibung bekannt ist, ist Medienzurückhaltung und Schüchternheit keine Voraussetzung.
  • Was ist für Dich grüne Sozialpolitik außer Bildungspolitik? Und wie willst Du sozialpolitische Debatten in der Partei organisieren?
    Antwort war leicht wischi-waschi, konnte ich mir nicht wirklich merken…
  • Was können wir Grüne vom Wahlkampf von Barack Obama lernen?
    Wir lernen nicht, dass Geld entscheidet welche Partei die Wahl gewinnt. Auch wenn die richtigen gewonnen haben, macht es die Sache im Kern nicht besser. Die Medien haben dort auch eine Rolle gespielt. Hier haben wir öffentlich-rechtliche Medien, die ich jedoch auch gerne noch einmal an ihren Medienauftrag erinnern möchte. Wenn ich es zusammenfasse: Mut, Chancen und dass man versucht alle mitzunehmen.

Erwähnte ich übrigens, dass der BVB weiterhin gegen Frankfurt führt? Es steht inzwischen 3:0 im Westfalenstadion. Sehr schön! Da darf schwarz-gelb führen. Sonst bitte nicht.

Cem Özdemir16:22 Uhr: Es gab noch einige technische Probleme mit dem Televoting-Abstimmungen (die Abstimmungsgeräte erinnern ein wenig an Fernbedienungen für Fernseher), doch jetzt gibt es ein Ergebnis.
Wie es eigentlich zu erwarten war wurde Cem Özdemir gewählt. Schließlich hat Claudia Roth mit ihrem „Jetzt, weiter so!“ die linken Delegierten aufgefordert für ihn zu stimmen (so wurde es jedenfalls gerade kurz erklärt):

  • Cem Özdemir: 79,2 % (617 Stimmen)
  • Lars Willen: 1,16 % (9 Stimmen)
  • Nein: 13,74 % (107 Stimmen)
  • Enthaltung: 5,91 % (46 Stimmen)

So, Cem Özdemir ist gewählt. Mit einem schlechteren Ergebnis als von mir vermutet und gemeinsam mit Claudia Roth stürmt er jetzt auf die Bühne, bekommt als Geschenk ein Atommüllfass und klopft darauf. Topfschlagen auf dem Parteitag?

17:15 Uhr: Heja BVB, heja BVB, heja, heja, heja BVB! Die Nr. 1, die Nr. 1, die Nr. 1 im Revier sind wird…

17:28 Uhr: Gerade redet die Bewerberin für das Amt der Beisitzerin – dem definitiven Frauenplatz. Faszinierendes Demokratieverständnis, wenn eine gewisse Position zwingend einer Frau gegeben werden muss. Genau wie die Position der Bundesvorsitzenden – denn es wird wirklich zwischen der Wahl von „Amt Bundesvorsitzende“ und „Amt Bundesvorsitzender“ unterschieden. Meiner Meinung nach keine faire Regelung die Frauenquote bei den Grünen.

Spendensammeln für den hessischen Wahlkampf17:36 Uhr Nebenstehend sieht man übrigens ein vor einiger Zeit hochgeladenes Bild, welches hessische Grüne zeigt. Diese sind – nach der Rede des hessischen Grünen Tarek Al-Wazir – durch die Reihen gezogen um quasi per Spendendose Geld für den kommenden Wahlkampf in Hessen zu sammeln, denn eigentlich haben die Grünen in Hessen kein Geld mehr für die ungeplante Wahl (ein Problem, was aber alle Parteien dort haben).
Wie schon ungefähr vor fünf Stunden via twitter gemeldet hat der Klingelbeutel für den hessischen Wahlkampf 1717,92 Euro eingebracht.

18:09 Uhr: Um einen „freien“ (d.h. nicht gleich für eine Frau vorgesehenen) Platz bewerben sich Melanie Schnatsmeyer und Malte Spitz (der übrigens für das Bloggen von der BDK verantwortlich ist). Die Rede von Melanie Schnatsmeyer fand ich jetzt nicht so toll. Auch die Antworten auf die gestellten Fragen (die von einem Dissens bei ihren Grünen vor Ort vermuten lassen) waren nicht so besonders.

Sie setzt sich übrigens als Ziel vor allem die Etablierung eines grünen Gewerkschaftsrates und geht davon aus, dass sie daran zu messen sei nach zwei Jahren im Vorstand.

Bilder vom Bundesparteitag der GrünenDanach sprach dann Malte Spitz, der schon im Vorstand sitzt und jetzt mit Melanie Schnatsmeyer eine Konkurrentin hat.

Er setzt sich drei (oder gar vier oder sogar fünf?) Ziele als da wären der demographische Wandel, die Bürgerversicherung, die Bildungspolitik, die grüne Marktwirtschaft und für Bürgerrechte und Datenschutz.

Nachfolgend die an Malte Spitz gestellten Fragen:

  • Jakob Haan (Minden-Mitte): Du sprichst von Generationengerechtigkeit. Wie ist die mit dem vorliegenden Rentenkonzept des Bundesvorstandes vereinbar?
    Der Rentenantrag wurde sehr strittig im Bundesvorstand diskutiert, für Malte Spitz war u.a. die Frage nach der Generationengerechtigkeit ein strittiger Punkt. Der Antrag stammt jedoch von einer Autorengruppe und ist nicht Position des Bundesvorstandes und auch nicht seine, so dass er davon ausgeht, dass es morgen eine spannende Diskussion zu dem Thema geben würde.
  • Maria ? (Passau-Stadt): Warum wird bei aktuellen Jugendproblemen nur an die Elite gedacht mit Abitur und Studium? Vertreten wir auch noch Auszubildende, Hauptschüler ((ich meine es wurde nach Hauptschülern gefragt, bin mir aber nicht sicher)) und Arbeitslose?
    Malte Spitz erklärt dazu, dass er das für ein wichtiges Ziel halte und sich deswegen in der Vergangenheit dahingehend schon mit sehr vielen Gruppen vernetzt habe, da man für diese Fragen starke Partner bei den Gewerkschaften und Sozialverbänden benötigt.

18:15 Uhr:
Nachfolgend nun das Wahlergebnis für diese Position des offenen Platzes im Vorstand:

  • Melanie Schnatsmeyer: 27,6 % (209 Stimmen)
  • Malte Spitz: 66,4 % (502 Stimmen)
  • Nein: 2,6 % (20 Stimmen)
  • Enthaltung: 3,3 % (25 Stimmen)

Somit ist jetzt der Bundesvorstand vollständig.

19:43 Uhr: Während die Vorstellungen und Wahlen zum Parteirat der Grünen liefen, habe ich mir – zum ersten Mal nach dem Frühstück – eine kleine Stärkung gegönnt, eine original Thüringer Bratwurst. Bei den Frauen wurden alle Kandidatinnen gewählt, da es da nicht mehr Kandidatinnen als Plätze gab. Bei den männlichen Bewerbern gibt es jedoch einen Platz zu wenig, so dass hier diverse Kandidaten gegeneinander antreten und der Bewerber mit den wenigsten Stimmen Pech hat. Kandidaten für den Parteirat sind so bekannte Leute wie z.B. Tarek Al-Wazir, Volker Beck und Fritz Kuhn. Von Arvid Bell hatte ich vorher nie gehört, aber seine Rede war ganz amüsant, vor allem folgende Passage:

„Lassen wir doch die CDU gegen die Kommunisten hetzen, die FDP gegen den Staat, die SPD gegen sich selbst…“

Als Sozialdemokrat finde ich das natürlich nicht witzig, aber irgendwie hat er angesichts mancher Entscheidungen in der jüngsten Zeit muss ich ihm ja fast recht geben.

19:56 Uhr: Jetzt redet gerade Jürgen Trittin, der ehemalige Umweltminister und er redet sich in Rage. Je mehr Rage desto weniger Fakten – sorry, aber er erzählt da teilweise richtig Unsinn, der jedoch richtig laut bejubelt wird. So erklärt er z.B. zu Garrelt Duin, dem SPD-Vorsitzenden von Niedersachsen:

„Verantwortlich ist Garrelt Duin. Den kennt ihr nicht, das ist der Schäfer-Gümpel Schäfer-Gümbel von Niedersachsen.“

Sachlich falsch – abgesehen davon, dass man die politische Situation von Niedersachsen kaum mit der in Hessen vergleichen kann. Aber es geht gleich weiter. Er erklärt dann weiterhin, dass neben Hessen das von der Linkspartei mitregierte Land Berlin das einzige Bundesland sei, was nicht mehr der so genannten „Tarifgemeinschaft der Länder“ (TdL) angehört. Inhaltlich natürlich richtig. Warum Berlin jedoch nicht mehr in der TdL ist erwähnt Trittin nicht. Der Grund war nämlich der, dass die Berliner Politik nicht wollte, dass im Ostteil der Stadt andere Löhne den Beschäftigten im öffentlichen Dienst gezahlt werden als den Kollegen im Westen. Sprich: Berlin hat die Ost-West-Angleichung einfach so durchgezogen und wurde dafür aus der TdL geschmissen.

20:10 Uhr: Nachfolgend die Ergebnisse für die männlichen Parteiratsbewerber:

  • Tarek Al-Wazir: 597 Stimmen
  • Volker Beck: 501 Stummen
  • Arvid Bell: 560 Stimmen
  • Karl-Wilhelm Koch: 171 Stimmen
  • Fritz Kuhn: 393 Stimmen
  • Reinhard Loske: 562 Stimmen
  • Volker Ratzmann: 439 Stimmen
  • Gerhard Schick: 399 Stimmen
  • Jürgen Trittin: 573 Stimmen

Die durchgestrichenen Namen – die haben es bei den Männern nicht geschafft.

Jetzt gehen alle gewählten Parteiratsmitglieder auf die Bühne. Bis auf Bärbel Höhn, die wurde nach Hause geschickt, damit sie mit ihrer Magen-und-Darm-Grippe nicht den gesamten Parteitag ansteckt. Bei den Wahlen wundert mich vor allem das knappe Ergebnis für Fritz Kuhn, der nur sieben Stimmen mehr benötigt hätte, um in den Parteirat zu kommen.

20:27 Uhr: Wenn ich das richtig sehe, dann geht es jetzt um den Satzungsänderungsantrag Satzungsänderung § 22 – Erneuerung für Europa – Neuenquote einführen. Kurz gesagt geht es darum, dass Basismitglieder eine höhere Chance auf Listenplätzen haben als die so genannten „Berufspolitiker“. Erreicht werden soll das durch eine sogenannte „Neuenquote“ von einem Drittel. Sprich: Jeder dritte Listenplatz gehört einem Kandidaten (oder einer Kandidatin) die oder der noch nie in dem jeweiligen Parlament war.

Merkwürdige Regelung – so würde z.B. Reinhard Bütikofer von einer solchen Neuenquote profitieren, aber würde man ihn wirklich als Neuen bezeichnen?

21:17 Uhr: So, dieser Beitrag endet jetzt. Gleich gibt’s wohl noch einen letzten Beitrag und dann wird es voraussichtlich für heute gewesen sein mit meiner Berichterstattung über den Bundesparteitag.

PS: Details über die Modalitäten meiner Berichterstattung über den Bundesparteitag findet man hier und hier.


9 Kommentare »

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  1. (1) Kommentar von Der Brüsseler @ 15. November 2008, 11:27 Uhr

    Wenn ich mir die Definition von „neoliberal“ auf Wikipedia durchlese, dann müsste sinngemäß die grüne Wirtschafts- und Sozialpolitik als „neoliberal“ bezeichnet werden, aber irgendwie wurde aus „neoliberal“ ein sinnfremder und ideologisch besetzter Kampfbegriff … *kopfschüttel*


  2. (2) Kommentar von Nils @ 15. November 2008, 11:33 Uhr

    1.) Es ist durchaus richtig, dass Zeitungen in ihren Online-Angeboten die Kommentar-Funktion über Nacht ausschalten. Das kann ich Dir sagen… Die Kommentierfreudigkeit ist bei Online-Auftritten von Zeitungen größer, als bei Blogs. Und bei den Zeitungen laufen viel, viel, viel mehr gehirnlose Kommentare ein. Die müssen alle am besten minütlich kontrolliert werden. Und da über Nacht keine da ist, wir die Funktion ausgeschaltet. Macht schon Sinn… ;-)

    2.) Das „grüne Trinkspiel“ finde ich schon lustig. Obwohl Ihr dann, wie Du schon richtig bemerkt hast, schon vor 12h unterm Tisch liegen würdet. Mann, wie mir das „Yes we can“ auf den Sack geht. Jeder „hippe“ Deutsche benutzt es derzeit. Ober-nervig! :-(


  3. (3) Kommentar von Der Brüsseler @ 15. November 2008, 12:07 Uhr

    @ Nils
    Ich kenn dies nur von der SZ, bei den anderen Zeitungen kann man auch Nachts noch Kommentare schreiben und meist werden diese auch noch recht zeitig (je nach dem wer noch da ist, bis 22 oder gar 1 Uhr Morgens freigeschaltet. Die SZ deaktiviert ab 19 (?) Uhr jedoch das gesamte Portal.

    Die größten Trolle laufen übrigens nicht bei den Zeitungen sondern in den öffentlichen Foren der Parteien rum ;-)

    PS: wenn jemand „yes we can“ sagt, frag doch mal „was denn?“ … darauf hatte nicht einmal Obama eine Antwort, gewählt wurde er trotzdem.


  4. (4) Kommentar von Jens @ 15. November 2008, 12:33 Uhr

    @DerBruesseler (1):
    Das ist ja nicht das erste Mal, dass ein Begriff nicht mehr seine übliche Begriffsbestimmung aufweist.

    @Nils (2):
    zu 1) Nun ja, es gibt auch Medien die das anders haben. Und ich meine jetzt nicht Blogs sondern Zeitungen/Magazine im Netz.

    zu 2) Deswegen haben wir ja verzichtet, wobei wir es bisher noch gut ausgehalten haben. Beim Thema Menschenrechte wurde Obama nicht sooo häufig erwähnt.

    @Der Bruesseler (3):
    Man kann ja schlecht einen Redner direkt bei seiner Rede befragen.


  5. (5) Kommentar von Kunar @ 15. November 2008, 14:51 Uhr

    Danke fürs Foto! So hatte ich mir das vorgestellt.


  6. (6) Kommentar von Magnus @ 15. November 2008, 15:43 Uhr

    Schön Dich aktiv zu sehn, Jens! Ich bin gespannt ob der grüne Drahtseilakt mal wieder gelingt.


  7. (7) Kommentar von Korbinian @ 15. November 2008, 16:01 Uhr

    Was war das denn gerade mit dem Wolf und dem Rotkäppchen Vergleich zur FDP? Hast du das mitbekommen?


  8. (8) Kommentar von Jens @ 15. November 2008, 16:46 Uhr

    @Kunar (5):
    Bitte sehr, wir sind bekanntlich serviceorientiert.

    @Magnus (6):
    Was genau ist denn der grüne Drahtseilakt?

    @Korbinian (7):
    Oh je… sinngemäß war es wohl so, dass die FDP der böse Wolf ist und dem Volk (Rotkäppchen) sagt, dass es jetzt deswegen vom Wolf gefressen werden muss, weil sonst jemand anderes das (oder sogar noch schlimmer) machen wird.


  9. (9) Pingback von Interview mit dem Grünen-Vorsitzenden Cem Özdemir » Pottblog @ 9. Mai 2009, 20:40 Uhr

    […] Rahmen des Grünen-Parteitages habe ich auch die Möglichkeit genutzt, den erst vor einigen Monaten in Erfurt gewählten Grünen-Vorsitzenden Cem Özdemir kurz zu […]


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