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Jens Matheuszik — 20. Oktober 2008, 13:02 Uhr

„Herausforderung Zukunft“: Franz Müntefering zu Gast in Wattenscheid


Franz Müntefering beim Auftritt in Bochum-WattenscheidAm gestrigen Sonntag fand in (Bochum-)Wattenscheid die zweite Rede im Rahmen der Diskussionsreihe Herausforderung Zukunft statt. Diese Reihe, die von Sascha Hellen organisiert wird, brachte beim letzten Mal den Dalai Lama nach Bochum.

Dieses Mal kam Franz Müntefering, der erst einen Tag vorher in Berlin erneut zum SPD-Parteivorsitzenden gewählt worden ist.

Als erstes begrüßte Bochums Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz (SPD) die Gäste in der recht vollen Stadthalle Wattenscheid und sorgte mit einem kleinen Versprecher für den ersten Lacher des Tages. Sie begrüßte nämlich eigentlich nur die Hauptpersonen des gestrigen Tages namentlich – neben Franz Müntefering auch den Moderator der Veranstaltung:

Ulrich Reitz, den Chefredakteur des Westdeutschen Ru…

Doch bevor sie „Rundfunk“ zu Ende sagen konnte, fiel ihr noch schnell auf und sie umschiffte den kleinen Versprecher souverän mit

Kann ja noch werden!

und stellte Ulrich Reitz dann korrekt als Chefredakteur der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) vor.

Die eigentliche Rede von Franz Müntefering hat mir recht gut gefallen, auch wenn ich geringe Teile davon schon mal gehört hatte, so z.B. der Verweis auf Helmut Schmidts Besuch in der Bundestagsfraktion und dessen Meinung, dass dort alle keine Ahnung hätten. Das daraufhin folgende Gelächter im Publikum beantwortete Müntefering mit dem Satz, dass er ja froh sei, dass daraufhin kein Applaus ertönt sei. Genau diesen Gag brachte Müntefering einen Tag vorher beim SPD-Bundesparteitag in Berlin – wobei natürlich die personelle Überschneidung beider Veranstaltungen relativ gering sein dürfte.

Im Anschluß an die Rede fand ein kurzes Gespräch zwischen Ulrich Reitz und Franz Müntefering statt, welches meiner Meinung nach sehr gelungen war. WAZ-Chefredakteur Reitz, dem nicht gerade eine Nähe zur SPD nachgesagt wird, versuchte Müntefering zwar immer wieder mit gezielten Spitzen aus der Reserve zu locken, aber Müntefering ließ das nicht zu und konterte gut mit seinen Argumenten. Doch auch hier gab es immer wieder lustige Augenblicke:

Reitz: Jetzt sind Sie gerade zum zweiten Mal SPD-Parteivorsitzender geworden. Wird man nach dem ersten Mal nicht aus Erfahrung klug?

Müntefering: Ja, eben drum.

Mit solchen Kontern hatte Müntefering natürlich die Zuschauer auf seiner Seite. Doch auch bei den ernsteren Themen konnte Müntefering punkten. Als er z.B. auf die Hartz IV-Gesetzgebung angesprochen wurde, erklärte er, dass es zwar bei der inhaltlichen Vermittlung nicht optimal gelaufen sei, er aber inhaltlich voll und ganz hinter den Reformen stehen würde, da er sich nicht damit zufrieden geben würde, wenn die Gesellschaft mehrere hunderttausend Menschen abschreiben würde.

Zu Oskar Lafontaine fand er auch ein paar deutliche Worte – denn wenn dieser es schon früher gesehen hätte, was passiert, dann hätte er 1999 nicht einfach feige abhauen sollen, sondern etwas dagegen unternehmen müssen. Bei diesen Worten bekam Müntefering mit am meisten Applaus.

Am Ende erklärte Reitz, dass er es als Journalist wirklich gut finden würde, dass es Leute wie Müntefering geben würde, da seine Aussagen oft direkt als Schlagzeile verwendet werden können – so z.B. Münteferings Kommentar zu Jürgen Rüttgers, dem selbsternannten Arbeiterführer an Rhein und Ruhr und möchtegern-Erben von Johannes Rau, wonach höchstens eine Wachsfigur eine Kopie von Johannes Rau sein könnte.

Reitz: Wo kommt das her mit ihren kurzen, prägnanten Sätzen?

Müntefering: Ich habe die WAZ gelesen.

A propos WAZ bzw. das Internet-Portal DerWesten:
Bereits gestern, wenige Stunden nach der Veranstaltung gab es den ersten Artikel Wir kämpfen für Vollbeschäftigung.

Münte purIn der heutigen Montags-Ausgabe berichtet die WAZ dann recht ausführlich auf ihrer Rhein-Ruhr-Seite fast ganzseitig (im Bild sieht man nur die obere Hälfte) über den Auftritt von Franz Müntefering in Wattenscheid.
Im Westen selber gibt es dazu dann den Artikel „Münte“ pur: Sympathie für Kafka und Camus und die Bilderstrecke „Münte“ zu Gast in Bochum.

Insofern – die WAZ Bochum kann ja doch online, ganz entgegen anderslautender Aussagen. Nur muss dafür wohl der Chefredakteur vor Ort sein. Das jedoch das sogenannte Geotagging dennoch nicht benutzt wurde (und beim „Münte pur“-Artikel erst gar nicht aktiviert ist), scheint wohl leider Standard zu werden.


2 Kommentare »

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  1. (1) Kommentar von Peter @ 21. Oktober 2008, 00:03 Uhr

    Weshalb war denn Müntefering eigentlich da?


  2. (2) Kommentar von Jens @ 21. Oktober 2008, 13:35 Uhr

    @Peter (1):
    Er hat im Rahmen der Zukunftsreihe ein Referat über die Gestaltung der Zukunft gehalten. Über die Probleme die unsere Gesellschaft in den kommenden Jahren und Jahrzehnten hat und was man dagegen machen kann.


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