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Jens Matheuszik — 15. Mai 2008, 23:33 Uhr

Panorama (NDR) reiht sich in den öffentlich-rechtlichen Abwehrkampf gegen den neuen Rundfunkstaatsvertrag ein


Momentan wird in der Medienpolitik der neue Rundfunkstaatsvertrag diskutiert, den die Bundesländer demnächst abschließen wollen. Dabei gibt es zwei Interessensgruppen die mit allen möglichen Mitteln anscheinend für ihre Meinung Lobbyismus auf landespolitischer Ebene betreiben.

Auf der einen Seite die privaten Zeitungsverleger, die ungeachtet von merkwürdigen * Kooperationen wie zwischen dem WDR und der WAZ-Mediengruppe, gegen die Internet-Aktivitäten der öffentlich-rechtlichen Sender sind, während die öffentlich-rechtlichen Sender sich dagegen wehren. Für die Verleger sollen ARD und ZDF nur noch programmbegleitendes Material im Internet bringen aber auch Medienarchive sind tabu.

Man kann in der Diskussion beide Seiten verstehen – natürlich fände ich es schwachsinnig wenn wertvolle Inhalte, die u.a. auch von meinen GEZ-Gebühren finanziert worden sind, nicht mehr im Netz erreichbar wären. Wobei man da dann auch erstmal mit richtig anfangen sollte, denn wenn z.B. einzelne Folgen des Radio-Tatort nur zum „Nachhören“ und nicht zum Download bestimmt sind, dann vergessen die öffentlich-rechtlichen Anstalten wohl schon, wer da der Finanzierer von ist – nämlich die Bürger die den Krimi auch gerne als Download nutzen wollen würden.

Die privaten Verlage kann ich jedoch auch verstehen – sie müssen jeden investierten Euro erst einmal verdienen, während den öffentlich-rechtlichen ungeheure Summen aus GEZ-Geldern zur Verfügung stehen. Es mögen zwar „nur“ 0,nochwas in Prozent sein – aber dabei handelt es sich dennoch um Summen, für die ein normaler Verlag viele Zeitungen verkaufen muss. Insofern kann ich verstehen, dass die Verlage etwas gegen eine „elektronische Presse“ der öffentlich-rechtlichen Anstalten haben.

Der öffentlich-rechtliche Abwehrkampf

Wenn zwei Seiten miteinander ringen, dann ist es immer von Vorteil für jede Seite, wenn man Unterstüter hat. Erst recht, wenn es um eine solch politische Angelegenheit handelt. Daher wundert es dann nicht, wenn die ARD bzw. der SWR mit Quoten, Klicks und Kohle ein ziemlich einseitiges Bild zeichnet (siehe hier).

Dahingehend hat heute abend der NDR nachgezogen:
Im von mir geschätzten Politmagazin Panorama wurde das ganze Thema auch aufgegriffen. Leider auch ziemlich einseitig. Ich kann ja verstehen, dass eine öffentlich-rechtliche Sendung nicht zur Speerspitze der Kritik gegenüber den öffentlich-rechtlichen Anstalten gehört, aber ein paar mehr Argumente wären schon nett gewesen. So hat Panorama vor allem darauf hingewiesen, dass die privaten Verleger vor allem wollen, dass nach sieben Tagen die Panorama-Beiträge nicht mehr im Netz abrufbar sein sollen. Meines Wissens ist das für die Verleger keines der Hauptargumente – diese stellen sich vor allem und primär dagegen, dass ARD und ZDF im Internet eine sogenannte „elektronische Presse“ anbieten. Es ist eben längst nicht alles programmbegleitend bzw. der öffentlich-rechtliche Bildungsauftrag was ARD und ZDF da anbieten – oder glaubt jemand wirklich, dass eine Partnerbörse zu den originären Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gehört?

Davon hörte man bei Panorama nichts – dafür gab es dann am Ende des Beitrages die mehr als deutliche Aufforderung doch mal bei den Landespolitikern Druck zu machen. Inklusive Verweis auf die Panorama-Seite zum Thema, wo man fein säuberlich die Adressen aller 16 Ministerpräsidenten der Bundesländer findet.

Nach dem ziemlich einseitigen SWR-Filmchen (Reportage möchte ich das nicht nennen) ein weiterer Beitrag der öffentlich-rechtlichen Sender in dieser Diskussion. Ich bin echt mal gespannt wie demnächst die publizistische Gegenwehr aussieht. Ich tippe auf Artikel die generell von der Gebührenverschwendung (Stichwort: Klangkörper – diverse Rundfunkorchester) berichten, von Artikeln in denen besonders merkwürdige Internet-Angebote der öffentlich-rechtlichen Anbieter angeprangert werden und ähnliches.

* = Merkwürdig war das ganze deswegen, weil die offizielle Verkündung durch den Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers (CDU) vorgenommen wurde, der einer Landesregierung vorsteht, in der auch die FDP (da mal was mit Stichwort „Marktwirtschaft“ in derem Programm) vertreten ist. Und diese FDP hat anscheinend nichts dagegen, dass der Ministerpräsident einer Kooperation zwischen einem öffentlich-rechtlichen Sender (der übrigens Staatsferne besitzen soll, das mal nur am Rande…) und einem privaten Unternehmen quasi als „Hausherr“ verkündet.


2 Kommentare »

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  1. (1) Kommentar von Torsten @ 16. Mai 2008, 10:23 Uhr

    Chance vertan. Anstatt auf die unzeitgemäßen Begriffe hinzuweisen, hinter denen sich die Verleger verschanzen (Internetz kein Rundfunk blabla), wurde da gestern der Zuschauer für rundrum blöd verkauft. Obacht, Panorama in Gefahr, blabla. Absolut miese Propaganda und Selbstbeweihräucherung. Eklig war das, richtig eklig.


  2. (2) Kommentar von Jens @ 17. Mai 2008, 14:28 Uhr

    @Torsten:
    Abgesehen davon, dass der Entwurf des neuen Rundfunksstaatsvertragsänderungsgesetzes (oder wie das Teil auch immer heißen mag) sehr wohl Ausnahmen von der 7-Tages-Regelung aufweist.

    Aber im ö-r Fernsehen sieht man die eine Seite, in den Printmedien die andere. Habe gerade an zwei Tagen hintereinander in der Welt jeweils sehr einseitige Aussagen von Verlegern zum Thema gehört.

    Insgesamt gesehen war die gesamte Panorama-Sendung eher etwas für die 7-Tages-Löschung als für ein Archiv… ;)


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