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Jens Matheuszik — 13. Mai 2008, 23:09 Uhr

Menschen bei Maischberger in Sachen Generationengerechtigkeit


Am letzten Dienstag lief in der ARD die Sendung Menschen bei Maischberger und das Thema hieß offiziell Generation Gier: Fordern die Rentner zu viel?.

Rund eine Woche nach der Erstausstrahlung habe ich mir diese Sendung jetzt (T-Home sei Dank – über den vorvorherigen Link kann man sie sich aber auch nochmal im Internet anschauen!) auch mal angeschaut. Nicht nur weil ich mit einem der Teilnehmer (Sascha Lobo) ein wenig etwas gemeinsam habe (Stichwort: adical), sondern weil mich die Thematik aufgrund meines Berufes interessiert, da ich bis vor kurzem noch genau im Bereich der Rentenversicherung gearbeitet habe.

Die Sendung hat mich insgesamt doch eher entsetzt:
Das nicht nur, weil der typische Rentendiskussionsbegriff Eckrentner gerade durch Sascha Lobo in die Diskussion eingebracht wurde, sondern aus folgenden Gründen:

Mich störte das schon nicht mehr feierliche Unwissen einiger Diskussionsteilnehmer bzw. der Moderatorin. Ich finde Sandra Maischberger ist wirklich eine tolle Person und ihre tägliche Sendung bei n-tv habe ich immer sehr gerne gesehen. Da hatte ich auch den Eindruck, dass sie sich auf ihre Sendungen vorbereitet. Jetzt leider nicht.

Wenn ich eine Diskussion zum Thema Rente moderiere, dann sollte ich doch wenigstens ein bißchen etwas in Sachen Umlagesystem der Rente wissen. Stattdessen schreckte sie quasi überraschtauf, als der anwesende Politiker Heiner Geißler (CDU) erklärte, dass wir ein Umlagesystem haben, wo die Renten für den Monat Mai in den Monaten März und April erst durch die Beitragszahler eingezahlt werden.
Abgesehen davon, dass das sogar noch ein gehöriges Luftpolster ist (ich hatte eigentlich kürzere Zeitspannen zwischen Zahlung der RV-Beiträge durch die Arbeitnehmer und Auszahlung der Renten in Erinnerung – aber ich bin ja jetzt nicht mehr in dem Bereich tätig, da könnte ich mich daher irren).

Als nächstes hat mich dann gewundert, dass sich eine Rentnerin über ihre geringe Rente beschwert – die aber anscheinend eine Möglichkeit im Rentenrecht der Vergangenheit genutzt hat, wonach sie sich ihre Rentenbeiträge ausgezahlt hat. Früher gab es mal die Möglichkeit für Frauen die eingezahlten Rentenbeiträge ausgezahlt zu bekommen, damit man sich was leisten kann – das wurde natürlich vor allem nach Hochzeiten gemacht, wo man damals noch vom klassischen Modell ausging, dass nun der Ehemann das Geld nach Hause bringt.
Nur: Wenn ich entsprechend meine Versicherungsbeiträge mir auszahlen lasse – dann darf ich mich doch nicht Jahrzehnte später wundern, dass meine Rente so gering ist!

Im weiteren Verlauf wurde es nicht unbedingt besser. Abgesehen davon, dass der Verfechter der kapitalgedeckten Rente nicht erklären konnte, wie man jetzt noch einen Kapitalstock aufbauen will und wie gerade „die Aldi-Frau“ (die andauernd als Beispiel herhalten mußte) sich das leisten können soll, war dann noch der Schauspieler Uwe Friedrichsen (74) zu Gast. Dieser erklärte erst einmal zynisch, dass ein Bettler unter der Brücke doch nicht arm sei aufgrund seiner rosigen Bäckchen, was ich für wirklich menschenverachtend hielt. Und seine Erklärung die kurze Zeit später folgte konnte ich auch nicht wirklich nachvollziehen.
Dann erzählte er nachher, dass er davon ausgehen würde, dass seine Rente aufgrund seines weiter fließenden Einkommens sicherlich irgendwo verrechnet werden würde, wovon auch Sandra Maischberger ausging. Da mußte dann mal wieder Geißler herhalten der eine der Grundregeln im Rentenrecht erklärte: Wer die Regelaltersrente bekommt (und somit – derzeit – das 65. Lebensjahr vollendet hat) kann so viel hinzuverdienen wie er will. Vorher ist das anders – aber die Zeiten wo Friedrichsen so jung war sind lange her. Vielleicht hätte er dann auch nicht vorgeschlagen, dass sich die Generationen mal an einen Tisch setzen um das Problem gemeinsam mit gesundem Menschenverstand zu lösen – denn da frage ich mich schon, wie er sich das vorstellt. Selbst im dafür geeigneten Gremium, dem Deutschen Bundestag, muss ja mein Namensvetter Jens Spahn (CDU) sich arge Kritik anhören, nur weil er erklärte, dass eine außerplanmäßige Rentenerhöhung zu Lasten der jüngeren Generation geht (und in sein Büro kamen sogar Morddrohungen deswegen).

Es gab noch einige weitere Klopper in der Sendung – das waren jedoch die schlimmsten. Und dass Sascha Lobo jetzt nichts von der Rürup-Rente, die gerade für Selbständige gedacht ist, kann man ihm nicht vorwerfen.

Aber Uwe Friedrichsen hat den besten Satz (am Ende) der Sendung geprägt:

„… aber mischen da nicht viele mit bzw. reden da nicht viele mit, über dieses spezielle Thema, die keine Ahnung davon haben.“

Das sagt der, der nicht einmal weiß, ob bei seiner eigenen Rente ein Einkommen angerechnet wird bzw. davon ausgeht, dass dies passiert – obwohl es eben nicht der Fall ist…


5 Kommentare »

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  1. (1) Kommentar von Christian @ 14. Mai 2008, 00:44 Uhr

    Ich habe die Sendung auch online gesehen und war ähnlich entsetzt wie Du. Nicht nur über das allgemeine Unwissen der Anwesenden (was mir nicht anders gehen dürfte, aber ich tingele auch nicht durch Talkshows), sondern auch über die Debatten-Unkultur: besonders Geißler ist mir sehr negativ aufgefallen, er hat Schäfer nie ausreden lassen und dessen Aussagen ständig verdreht und falsch dargestellt – ob bewusst und aus Kalkül oder ob er das Feindbild Finanzberater so sehr verinnertlicht hat, dass er gar nicht anders kann, als zu widersprechen, sei dahingestellt.

    Die Renterin war auch super: erst voll vom System profitieren und sich von den eigenen Schwiegereltern ausbeuten lassen und sich dann über die eigene Unfähigkeit beschweren.

    Friedrichsen war natürlich der Knaller schlechthin. Die Begründung, dass es anderswo auf der Welt schlimmere Armut gibt als hier, ist ja nicht von der Hand zu weisen. Aber gerüstet mit dem Argument kann man jegliches Problem als unwichtig abtun: Was, in Deutschland verwahrlosen Kinder? In Afrika ist es viel schlimmer! Was, hier können Menschen von ihrer Arbeit nicht leben? Die Menschen in Russland wären froh, sie hätten Arbeit!

    Wenn ich einen Gewinner des Abends zu benennen hätte, müsste ich mich schweren Herzens für den Vertreter der Heuschreckenfraktion Bodo Schäfer entscheiden.

    Insofern gehe ich wohl nicht zu weit, wenn ich feststelle, dass die Sendung verlorener Lebenszeit entspricht, die mir niemand zurückgeben wird.

    PS: Sascha Lobos Kommentar zu der sündhaft teuren Uhr Schäfers fand ich schlichtweg peinlich. Ich kann mir so eine Uhr nicht leisten, obwohl ich gerne eine hätte, aber jemandem das Recht abzusprechen, sich zu einem Thema zu äußern, weil er dafür zu reich ist, das geht gar nicht.


  2. (2) Kommentar von Nicole @ 14. Mai 2008, 08:18 Uhr

    Ich habe die Sendung zwar nicht gesehen, aber möchte trotzdem was zum Thema sagen. Wer heutzutage meint, sich allein für das Alter auf die normale Einzahlung seiner Rentenbeiträge zu verlassen, sollte sich mal seine Anschreiben ansehen, die ich zumindest ab und zu bekomme. In denen steht dann, welchen Anspruch auf Rente ich zurzeit hätte und wenn ich überlege, dass ich nun fast 16 Jahre einzahle, mag ich gar nicht an mein Rentenalter denken, zumindest nicht daran, was der Staat mir mal als Rente auszahlt.
    Klar, früher war es besser. Das bekommt man ja auch immer zu hören.
    Beim Thema Rente muss jeder noch selbst sehen, was er für seine Rentenzeit tun kann, damit man normal, ohne große Einsparungen leben kann.


  3. (3) Kommentar von Lukas @ 14. Mai 2008, 11:19 Uhr

    Provokantes für den Hausgebrauch:
    Mich interessiert das Thema überhaupt nicht. Ich werde eh keine staatliche Rente mehr bekommen, von daher ist mir egal, wer was wo einzahlt.


  4. (4) Kommentar von Nicole @ 14. Mai 2008, 12:37 Uhr

    @Lukas:
    Klar, bis ich mal in das Alter für den Anspruch komme, gehe ich auch mal davon aus recht wenig zu bekommen, aber deswegen ist das Thema wichtig. Man selber hat keinen Einfluss darauf, aber ich weiß, dass ich mich frühzeitig um meine Absicherung kümmern werde.


  5. (5) Kommentar von Jens @ 17. Mai 2008, 14:20 Uhr

    @Christian:

    In Sachen Geißler: So sind halt manche Politiker. Nie jemanden ausreden lassen. Schön fand ich übrigens Schäfers Aussage, wonach es kein Problem geben würde, wenn die Leute seinen Rat befolgen würde und er nicht recht hätte, aber die Leute arge Probleme hätten, wenn sie Geißler glauben würden und er unrecht hat.

    Bzgl. Lobos Kommentar zur Uhr: Jemand mit einer 1000 Euro-Uhr kann aber nun wirklich einfacher über das Ansparen von Geld reden.

    @Nicole:
    Ja, man sollte auch noch privat vorsorgen, dabei aber lieber nicht nur auf eine Karte setzen.

    @Lukas:
    Wenn Du selber einzahlen würdest, wäre es Dir eventuell nicht egal.


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