Interessantes vom US-Wahlkampf: Schmachtbriefe, Werbespot gegen Barack Obama, angewandte Urwahltaktik
Für die US-Senatorin, ehemalige First Lady und eventuell Anwärterin auf die demokratische Präsidentschaftskandidatur Hillary Clinton sieht es momentan nicht so gut aus.
Das sogenannte „Momentum“, die aktuelle Eigendynamik spricht eher für ihren Mitbewerber Barack Obama. Was ich insofern schade finde, als dass ich lieber Hillary Clinton wählen würde.
Aber das kann bzw. darf ich ja eh nicht, daher kann ich den US-Vorwahlkampf auch als eher unbeteiligte Person mir anschauen und dabei einige witzige Dinge feststellen:
Schmachtbrief von Hillary Clinton
Ich weiß noch wie ich vergangenen Dienstag mit zwei Freunden im Kino war und nachher beim „Absacker“ die aktuelle eMail von Hillary Clinton bekam und bei den ersten Zeilen erst an einen Rücktritt von der Kandidatur dachte:
„Dear Jens,
I will never, ever forget how you were there for me when I needed you the most. When you learned that my campaign needed your help, you didn’t hesitate. And the overwhelming generosity that you showed in the past week is like nothing I have ever seen.“
Klang irgendwie vergangenheitsbetont, bevor es dann mit
„As the race for the nomination continues, […]“
weiterging. An den Valentinstag dachte ich dabei gar nicht (im Gegensatz dazu der SPON-Artikel Schmachtbriefe für neue Spendendollar).
Denoch fand ich das irgendwie etwas kitschig…
Fehler 404: Seite nicht gefunden
A propos eMail von Hillary Clinton:
Ich bin fast geneigt mein Urteil (1:0 für Hillary Clinton) im direkten Newsletter-Vergleich gegenüber Barack Obama zurückzuziehen. Zwar habe ich gestern mal wieder eine eMail von der netten Chelsea Clinton erhalten, aber gerade bekam ich eine Mail in der mich Terry McAuliffe, Chairman der Wahlkampagne, auf die neue Videobotschaft unter http://www.hillaryclinton.com/yoursupport aufmerksam machte. Eine Seite wo ich nur einen Fehler 404 („Seite nicht gefunden“) bekomme… die Videobotschaft habe ich dennoch gefunden. Es ist aber nicht das erste Mal, dass irgendwelche URLs nicht funktionieren.
Werbespot gegen Barack Obama
Was ich die ganze Zeit vermisst habe – mal so eine Kampagnenbreitseite einer Kandidatur gegen eine andere (schön geschlechtsneutral formuliert…). Immer wieder las man davon, dass es solche „Attacken“ oder vergleichende Werbungen im Vorwahlkampf gab, teilweise via TV-Spot, teilweise im Internet. Endlich habe ich mal einen solchen TV-Spot gefunden:
Unter dem Namen Deserves gibt es eine Werbung von Hillary Clinton, in der sie die Meinung vertritt, dass Wisconsin es besser verdient. Die unbekannte Stimme (Bill ist es nicht) erklärt warum Hillary Clinton besser ist und fragt sich, warum Barack Obama sich ziert darüber zu debattieren.
Wäre übrigens auch mal eine interessante Sache hierzulande: Sollte sich mal ein Kandidat gegen eine TV-Debatte aussprechen würde ich von der gegnerischen Seite entsprechende Spots bringen, nach dem Motto „X will unbedingt Y abschaffen. Aber warum will er darüber nicht debattieren?“. Würde mich nicht wundern, wenn deutsche Wahlkämpfer sich das merken.
Warum Mike Huckabee den Caucus in West Virginia gewonnen hat
Ich frage mich ja sowieso, wie man als aufgeklärter Mensch Mike Huckabee überhaupt in Betracht ziehen kann und dann gewinnt der noch in einem Staat, den ich schon mehrfach besungen habe (Country Roads: „Almost heaven, West Virginia“).
Die Erklärung dazu gibt es aber im wie immer sehr gut erklärenden Blog USAerklärt:
Demnach führte im ersten Durchgang des Caucus der inzwischen ausgeschiedene Republikaner Mitt Romney (41 %) vor Mike Huckabee (33 %) und John McCain (16 %). Da keiner mehr als 50 % bekam, gab es eine zweite Runde in der plötzlich Huckabee mit 52 % vor Romney (47 %) und McCain (1 %) lag.
„Huckabee hat plötzlich mehr als 50 Prozent der Stimmen und gewinnt. McCain ist völlig abgestürzt. Was ist passiert?
Den Anhängern von McCain war nach dem ersten Wahlgang klar, dass sie den Bundesstaat nicht würden gewinnen konnten. Sie haben also das Nächstbeste getan und dafür gesorgt, dass Romney – der wirkliche Gegner in der Vorwahl – auch keine Delegierten bekommt, denn in West Virginia gilt das Mehrheitswahlrecht (winner takes all). Sie haben für Huckabee gestimmt.“
Faszinierend! Aber irgendwie logisch. Auch wenn 1 % der McCain-Anhänger das Prinzip nicht verstanden hat. Der Rest aber schon, denn Mitt Romney hätte wahrscheinlich seine Kandidatur nicht (so früh) aufgegeben, wenn er in West Virginia gewonnen hätte.
Als Clinton-Fan sei Dir dieser Artikel der „New York Times“ empfohlen.
@Lukas:
Danke! Habe den Kommentar erst jetzt gesehen, da nytimes.com aus irgendeinem Grund in der Blacklist meines Anti-Spam-Tools ist.