Ein Boykott von Nokia hätte wohl keinen Erfolg
Das finnische Unternehmen Nokia will sein Handy-Werk in Bochum schließen – damit hat Nokia für Aufsehen gesorgt.
Im Gegensatz zu anderen Firmen hat Nokia in Bochum schließlich gute Geräte hergestellt, schwarze Zahlen und nicht gerade geringe Gewinne erzielt. Da wundert es dann nicht, dass überall Boykottaufrufe formuliert werden. Zahlreiche Politiker haben ihre Nokia-Handys zurückgegeben und erwägen in ihren Verwaltungen keine Nokia-Handys mehr anzuschaffen. Angesichts der herrschenden Vergaberichtlinien kaum ein Problem, da sich Handy-Preise mit 0,- oder 1,- Euro eigentlich überall gleichen…
In der heutigen Welt am Sonntag (siehe Bild) wird jedoch erklärt, warum ein Nokia-Boykott hierzulande keinen Erfolg hätte. Den Artikel gibt es auch online unter Boykott von Nokia-Handys hat kaum eine Chance. Dort erfährt man, warum ein Boykott keine Chancen hätte:
„Ãœber den Status eines bloßen Aufrufs kommen solche Boykotte meistens nicht hinaus, sagt Psychologe Friedman. Denn zwei elementare Bedingungen seien oft nicht erfüllt. Der Grund für die Kaufblockade muss für jedermann auf den ersten Blick nachvollziehbar sein; zugleich muss der Kunde das Gefühl haben, sich auf die gute Seite einer Sache zu schlagen. „Im Fall Nokia ist das der Fall“, sagt der Forscher. „Verlorene Arbeitsplätze sind eingängig, etwas dagegen zu tun ist ein guter Grund.“ Doch das reiche nicht. Denn der Boykottaufruf müsse entweder durch Politiker oder eine Organisation kontinuierlich angeheizt werden. „Es muss jemand geben, der das Thema in den Medien hält und aufsehenerregende Ereignisse schafft.“ Dazu sei oftmals Geld nötig; ohne finanzielle Mittel habe es ein Boykott daher schwer. Auch wenn eine Internetseite nach der anderen gegen Nokia auftaucht: Eine zentrale Steuerung des Protests fehlt bislang.“
Letzteres sollte sich dennoch realisieren lassen – so gibt es z.B. auf der Kampagnenseite No Nokia der NRWSPD bereits über 18.000 Unterstützer.
Faszinierend jedoch, was am Ende des Artikels noch steht:
Der Deutschlandchef von Netzbetreiber T-Mobile, Philipp Humm, bestätigte denn auch diese Woche den schleppenden Nokia-Boykott: „Wir stellen keinen Absatzrückgang fest.“
Das sieht man teilweise vor Ort ganz anders… auch ich selber habe andere Erfahrungen gemacht.
Die NRW-SPD, die, als sie noch an der Regierung war, munter hingenommen hat, dass Nokia die vereinbarte Mindestanzahl von Jobs nie geschaffen hat?
@Lukas:
Genau die. Wie heißt es im von Dir zitierten Artikel noch?
Sicherlich richtig, ein Boykott hat keinen Sinn.
Ein Boykott muss nachhaltig sein und bis zum Weihnachtsgeschäft anhalten, dann kann es sein das die Mitbewerber „spezielle“ Angebote machen.
ICH kaufe derzeit kein Nokia Handy, ob es Sinn macht oder nicht.
Igor
@Igor (3):
Momentan sehe ich es eher umgekehrt – viele Nokia-Handys werden besonders preisgünstig angeboten. Zuletzt gab es den Nokia Communicator sehr günstig bei einer deutschen Kette.
Aber ich werde mir momentan auch kein Nokia-Handy kaufen – vor allem weil ich momentan keines brauche. Mein aktuelles (Nokia-)Handy habe ich ja noch nicht so lange. Wenn es da aber zu einer neuen Kaufentscheidung kommt, wird diese sicherlich von der geplanten Werksschließung in Bochum beeinflusst sein. Ob das bedeutet, das ich mir nie wieder ein Nokia-Handy kaufe kann ich heute jedoch noch nicht sagen.
mh, auch wenn studien immer wieder dies und immer wieder das belegen gilt a) glaube keiner studie, die du nicht selbst gefälscht hast und b) jede einzelne tat zählt. jeder käufer ist verbraucher und sollte sich in einer marktwirtschaft genau überlegen, wie er diese mit seinem verbraucherverhalten beeinflußt. guter artikel dazu in der sz: http://www.sueddeutsche.de/,tt5l1/wirtschaft/artikel/228/155820/
Ich hatte bei „Schartau wies die Vorwürfe zurück.“ aufgehört zu lesen.
@sicko (5):
Danke für den Link!
Ich denke übrigens auch, dass das mit Nokia mehr Einfluß haben könnte als man denkt. Wer kauft z.B. heute noch BenQ-Sachen?
@Lukas (6):
Stell Dir vor ich würde einen Bericht „Lukas H. ist ein Hühnerdieb“ schreiben und wenn über das Dementi berichtet wird, würde man nach „H. wies die Vorwürfe zurück“ aufhören zu lesen.