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Jens Matheuszik — 24. Januar 2008, 20:21 Uhr

Kauft Nokia sich ein gutes Image mit der Finanzierung des Konzerthauses?


Zur Demonstration gegen die von Nokia geplante Schließung des Bochumer Werkes konnte ich leider nicht kommen.

Erst hatte ich darauf gesetzt, dass die Gewerkschaftler bei uns im Hause über die Personalvertretung irgendetwas organisieren würden (z.B. Busse) bzw. allgemein mitteilen, dass es gewünscht sei, sich dort solidarisch zu zeigen (wie z.B. bei der großen Opel-Demonstration am Schauspielhaus vor einigen Jahren).

Das erfolgte nicht – aber man hätte natürlich auch unabhängig davon da hin fahren können, wobei ich mir die Frage stelle warum man unorganisiert das machen soll, wenn man u.a. gerade deswegen organisiert ist.

Da ich jedoch am selben Tag und fast genau zur Demonstrationszeit zwei Schulungen hatte konnte ich sowieso nicht nach Riemke. Wenn ich dennoch gefahren wäre, wäre das auch nicht gut gewesen – den Inhalt der Schulungen kannte ich zwar schon, aber nicht die, die dort von mir geschult werden sollten. ;)

Doch jetzt zum eigentlichen Thema dieses Beitrage:

Schon vor einigen Tagen berichteten die Ruhrbarone, dass die Firma Trimedia den Ruf von Nokia bessern soll:

„Im Augenblick läuft es nicht gut für Nokia. […] Anstatt auf die Effektivität der eigenen Pressestelle zu setzen, hat Nokia Trimedia engagiert. Eine der größten internationalen PR-Agenturen, die damit wirbt, ihren Kunden jederzeit ein ganzes Team für Krisenkommunikation zur Verfügung zu stellen. Im Moment dürfte das gerade viel zu tun haben. Nokia wird spätestens in der kommenden Woche zu einem medialen Gegenschlag ausholen lassen. Der Zeitpunkt ist dann günstig: Die Bilder der weinenden Mitarbeiter sind gesendet und gedruckt worden, nun müssen andere Informationen her. Welche werden das sein? Erste Erfolge der Arbeit von Trimedia sind schon sichtbar: Das Werk in Bochum wird als nicht wettbewerbsfähige Schrauberbude für Handykomponenten dargestellt. […]“

Irgendwie passt da doch die Bilanzpressekonferenz von Nokia vom heutigen Tage dazu – 7,2 Milliarden Euro Gewinn wurden gemacht, natürlich auch und gerade durch das Werk in Bochum.
Natürlich will Nokia das Werk Bochum weiterhin schließen, aber die für ein Kommunikationsunternehmen eher untypische nicht-Kommunikation (wobei auch hier Watzlawick natürlich recht hat) wurde jetzt anscheinend abgelöst:

Statt – wie bisher – zu schweigen hat sich Nokia-Chef Kallasvuo mit entschuldigenden und verständnisreichen Worten auch an die Bochumer Beschäftigten gewarnt – bleibt aber dennoch hart in der Sache. Anscheinend plant man dennoch „Good Will“-Aktionen, denn in einem SPON-Artikel heißt es:

„Kallasvuo kündigte baldige Gespräche mit der Landesregierung in Nordrhein-Westfalen an, um ‚innovative Lösungen für die Region Bochum zu finden‘. Nokia wolle zeigen, dass das Unternehmen ein ‚verantwortungsbewusster Teil der Gesellschaft‘ sei.“

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers vermutet (laut diesem Artikel) gleich, dass Nokia Arbeitsplätze in Bochum erhalten will.

Es wäre schön, wenn Rüttgers recht behalten würde (das ich so was mal schreibe…) – aber ich mag da nicht dran glauben. Ich vermute eher, dass Nokia sich irgendwie anders als „verantwortungsbewusster Teil der Gesellschaft“ profilieren will.

Spontan würde mir da z.B. der Bau des Bochumer Konzerthauses einfallen, der aus finanziellen Gründen angesichts der geplanten Nokia-Pläne unter keinem guten Stern steht. Schließt Nokia wirklich das Werk in Bochum, dann fällt auch die Gewerbesteuer von Nokia weg, was die Haushaltspläne der Stadt Bochum und dahingehend auch sicherlich die Planungen des Konzerthauses belasten könnte.


8 Kommentare »

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  1. (1) Kommentar von jooonas @ 25. Januar 2008, 10:19 Uhr

    Ich glaube sowieso nicht an diese Theorie, der ramponierten Marke. Die Betriebsratsvorsitzende vom Nokia-Werk in Bochum hat auch darauf gesetzt. Ich glaube wirklich, dass man da den Konsument überschätzt. In 2-3 Monaten interessiert sich dafür kein Mensch mehr und im Ausland sowieso nicht, ist ja nicht so, dass Nokia nur in Deutschland Handys verkauft.


  2. (2) Kommentar von 50hz @ 25. Januar 2008, 10:38 Uhr

    Die Konzerthaus-Idee ist cool. Aber wie ich unsere Stadtväter und -mütter kenne, werden sie dieses „schmutzige“ Geld wohl ablehnen.


  3. (3) Kommentar von Briefeschreiber @ 26. Januar 2008, 12:02 Uhr

    im ausland interessiert man sich sehr genau dafür, da man dadurch den standort deutschland ein bißchen besser unter risikogesichtspunkten zu beurteilen lernt…


  4. (4) Kommentar von Jens @ 26. Januar 2008, 12:27 Uhr

    @jooonas:
    Wird sich zeigen. Ich bin mir da auch unsicher, wie das ankommt bei den Verbrauchern.
    Dank Siemens/BenQ könnte ich mir aber vorstellen, dass man sich das Verhalten merkt – oder kennt hier jemand, der jetzt noch bewußt BenQ-Produkte kauft?

    @50hz:
    Wäre interessant zu erfahren…


  5. (5) Kommentar von Igor @ 28. Januar 2008, 11:10 Uhr

    Es ist sicherlich richtig, Kapitalismus funktioniert so wie es Nokia tut. Die ganze Subventionspolitik muss überdacht werden. Aber an Vereinbarungen muss sich auch Nokia halten, die wurden aber nicht alle eingehalten. Daher finde ich einen Protest durchaus angebracht.

    Igor


  6. (6) Kommentar von Jens @ 28. Januar 2008, 19:20 Uhr

    @Igor:
    Aber eigentlich haben wir – zumindestens hierzulande – keinen reinen Kapitalismus.


  7. (7) Trackback von blog.50hz.de @ 27. Februar 2008, 11:05 Uhr

    Ruhr.2010: Jetzt müssen die Schweine ran…

    Nachdem die Scheytt’sche Bettelei – sinngemäß “Herr Staatsminister, wenden Sie ein Desaster ab!” (siehe auch hier) – nur magere drei Millionen aus dem Bundeshaushalt eingebracht hat, soll nun also der Landeshaushalt herhalte…


  8. (8) Trackback von blog.50hz.de @ 14. März 2008, 21:09 Uhr

    (K)ein Konzerthaus für Bochum oder Nokianer Symphonie?…

    Hier mag manchmal der Eindruck entstehen, ich sei vorwiegend pessimistisch in Bezug auf die Zukunft der Metropole Ruhr. Das täuscht. Ich mag die Region. Sie hat enormes Potential. Um das allerdings nutzbar zu machen, müssen sich viele Eingebo…


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