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Jens Matheuszik — 18. Dezember 2007, 19:09 Uhr

Lutter – Um jeden Preis: Ruhrgebiets-Krimi jenseits von Schimanski & Co.


Dieser Beitrag erschien ursprünglich bei Westropolis, dem Kulturportal der WAZ-Mediengruppe, welches zum 1. Januar 2011 seine Pforten schließt.

Am gestrigen Samstag präsentierte das ZDF zum zweiten Mal den neuen Ruhrgebiets-Krimi Lutter, die nach der Rolle des gleichnamigen Kriminalhauptkomissars aus Essen benannt wurde, der Hauptdarsteller Joachim Król sein Gesicht leiht.
Dabei hat Lutter mit Schimanski nur die beiden Attribute "Krimi" und "Ruhrgebiet" gemeinsam – ansonsten liegen Welten zwischen beiden Reihen, denn bei Lutter wird das Ruhrgebiet von heute dargestellt, wo "Kulturen aufeinander [prallen]" und "Sushi-Rolle auf Currywurst [trifft]" (siehe den entsprechenden WAZ-Kommentar zur ersten Folge).
Doch natürlich vergisst Lutter (sowohl die Serie als auch der Hauptdarsteller) auch nicht seine Herkunft, ansonsten wäre der Spielort der Serie auch austauschbar und könnte stattdessen in Berlin, Frankfurt, Hamburg oder München spielen. Daher wohnt Lutter oberhalb des Fußballplatzes seiner "Alte Herren"-Mannschaft quasi im Vereinsheim (direkt mit angeschlossener Eckkneipe, auch wenn sie nicht an der Ecke ist) und vergisst nicht seine Wurzeln. Als Assistent fungiert Lucas Gregorowicz, der nur namentlich Bergmann heißt, sondern ansonsten lieber Golf spielt und sich gerade überlegt, mit wem aus dem großen weiblichen Bekanntenkreis er gerade amouröse Beziehungen pflegen soll. Sascha Ö. Soydan verkörpert die türkischstämmige Staatsanwältin Deniz, die Lutter bei den Ermittlungen den Rücken frei hält und mit Lutter gemeinsam ins Theater geht.

Nachdem in der ersten Folge Essen is' fertig ein Bauskandal thematisiert wurde (dessen reales Vorbild doch sehr deutlich wurde – jedenfalls für die, die sich ein wenig in Essen auskennen) thematisierte die gestrige Folge Um jeden Preis die schlimmen Umstände in einer Drogerie-Kette, in der das Arbeitsleben kein Zuckerschlecken ist – auch hier liegt das thematische Vorbild nahe (selbst für die, die sich nicht im Ruhrgebiet auskennen; mehr gibt es in einem Text der Drehbuchautorin direkt bei ZDF.de).

Der junge, aufstrebende Manager der Kette, der gerade zum Regionalleiter NRW ernannt wurde, ist in der selben Nacht noch ermordet worden – und Lutter und Co. versuchen den Mordfall aufzudecken. Dabei ermitteln sie in alle Richtungen und auch in Richtung der Drogerie-Kette, was in der dortigen Chefetage für Aufsehen und unmittelbar – nach einem Besuch beim Polizeipräsidenten und im Rathaus – auch für Ärger bei Lutter.

Die Geschichte war gut erzählt, auch wenn einige Detailfehler vorliegen (wie kann eine Mitarbeiterin seit 30 Jahren für die Drogerie-Kette arbeiten, wenn es die Kette in NRW erst 20 bzw. insgesamt erst 25 Jahre gibt? – oder habe ich Susanne Uhlen, die sehr glaubwürdig die Filialleiterin gibt, falsch verstanden?) und manche Punkte eher verwundern (Stichwort schwarze Polizeiuniformen im Ruhrgebiet (in Bochum sind sie jedenfalls noch klassisch senfgelb/grün), Stichwort Sportwagen).

Die Auflösung des Falls war fast schon klar – denn auch wenn (mit Ralf Richter als typischen Ruhrgebietsproll gut besetzt) der erste Verdächtige gleich in der Anfangsszene frei Haus geliefert wird, ist doch eigentlich klar gewesen, daß dieser eben nicht der gesuchte Mörder ist.

Wie geht es mit Lutter weiter?

Nachdem schon die erste Folge im Februar erfreuliche Einschaltquoten erzielt hat und gestern abend nur Das Frühlingsfest der Volksmusik mit Florian Silbereisen und 6,03 Millionen Zuschauern (20 % Marktanteil) an Lutter (5,95 Millionen Zuschauer und 18,8 % Marktanteil) vorbeziehen konnte, und Lutter selbst Deutschland sucht den Superstar mit 5,35 Millionen und 17 % Marktanteil hinter sich lassen konnte, dürfte das nicht die letzte Folge mit dem sympathischen Ruhrgebiets-Kommissar gewesen sein.
Zu begrüßen wäre es jedenfalls, denn es sollen ja nicht nur die Bewohner an Emscher und Ruhr wissen, daß das hier eine schöne Gegend ist, die sogar blaue Himmel und grüne Wälder und Wiesen besitzt.

PS: Das verwendete Bild basiert auf dem Bild Joachim Król aus der freien Mediendatenbank Wikimedia Commons und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. Der Urheber des Bildes ist Rudolf Uhrig.


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