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Jens Matheuszik — 4. Dezember 2007, 16:04 Uhr

Die PIN Group tut mir gar nicht leid…


… die Mitarbeiter schon eher, aber kommen wir zum eigentlichen Thema:

Nachdem die große Koalition ankündigt hat den Mindestlohn im Postbereich zu akzeptieren, schreibt DerWesten dazu Pin-Group entlässt über 1000 Mitarbeiter:

Luxemburg. Der private Postzusteller Pin AG hat unter Hinweis auf die Mindestlohnpläne der großen Koalition die Entlassung von mehr als 1000 Mitarbeitern angekündigt. Darüber hinaus sei eine Vielzahl weiterer Arbeitsplätze im Konzern gefährdet. […]

Natürlich tut mir das für die Mitarbeiter der PIN Group leid. Die Entscheidung zum Mindestlohn ist jedoch die richtige Entscheidung gewesen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich den sozialistischen Demoklassiker „Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren“ hier erwähnen würde, aber um nichts anderes geht es anscheinend.

Die PIN-Gewinne landen sicherlich nicht aufgrund der Luftkurortqualität in Luxemburg, während die hiesigen Arbeitnehmer leider oft genug zu wenig zum Leben bekommen und daher u.U. ihr Gehalt durch staatliche Transferzahlungen aufgestockt bekommen.

Da ist mir doch ehrlich gesagt die Post lieber, die

a) hierzulande ihren Sitz hat und hier Steuern zahlt
und
b) ihren Arbeitnehmern soviel zahlt, dass man davon leben kann und keine weiteren Sozialtransfers notwendig sind.

Insofern: Gut gemacht große Koalition!


20 Kommentare »

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  1. (1) Kommentar von Andreas @ 4. Dezember 2007, 16:38 Uhr

    Es ist unumstritten das jemand von seiner Arbeit auch vernünftig leben können muss. Jedoch hat die ganze Sache einen eigenartigen Beigeschmack. Kurz bevor das Briefmonopol fällt wird plötzlich ein Mindestlohn in dieser Branche beschlossen. Und auch nur in der Branche wo sich der Markt öffnen soll, wenn schon dann muss ein genereller Mindestlohn her. Hier stellt es sich doch die Frage, will die Post mit Hilfe der Politik Ihr Monopol aufrechterhalten… Und der Service bei der Post ist alles andere als gut.

    Ein Wachmann usw. muss auch von seinem Einkommen leben können, kann er das? Wo ist bei diesen Menschen der Mindestlohn?


  2. (2) Kommentar von jooonas @ 4. Dezember 2007, 18:01 Uhr

    Jens, und jetzt versetz‘ dich mal in die Lage in eines Pingroup-Arbeiters der jetzt arbeitlos wird…. Und das nur, weil ein Monopolist einen Mindestlohn festgelegt hat, um damit Wettbewerb zu verhindern. Und wieso gibt es in zig anderen Branchen keinen Mindestlohn? Weil da kein Riese, wie die Post ist, der derartigen Einfluss auf die Politik ausüben könnte.
    Aber die EU ist schon auf dieses Thema aufmerksam geworden und ich glaube auch nicht, dass die Regierung damit durchkommt.
    Wäre auch schlimm, ich mag keine Regierung die Löhne festlegt. So macht man keine Politik.


  3. (3) Kommentar von Rolf Buscher @ 4. Dezember 2007, 20:03 Uhr

    Die versuchte Erpressung der Politik war absehbar und ist dennoch so falsch, wie der Mindestlohn spät kommt. Sauberer wäre eine Reaktion der Politik gewesen, Briefzustellung generell von der Mehrwertsteuer zu befreien, denn dann gäbe es einen klaren Wettbewerb.

    Ich halte es für durchaus vertretbar, wenn von den bisherigen Umsätzen fast 1/6 mehr im Unternehmen verbleiben kann, um es dann als bessere Entlohnung an die Arbeitnehmer weiter zu reichen. Dann wäre die Klage des Managements noch klarer unzulässig.


  4. (4) Kommentar von Jens @ 4. Dezember 2007, 20:05 Uhr

    @Andreas:
    Genereller Mindestlohn – da bin ich auch für. Sag das aber mal der Kanzlerin und ihrer Partei. Die sind ja dagegen.
    Da es den generellen Mindestlohn noch nicht gibt finde ich es gut, wenn man in einzelnen Branchen anfängt und wenn ich das richtig mitbekommen habe, wird das auch für die Sicherheitsbranche überlegt.

    @jooonas:
    Der Mindestlohn wurde nicht von der Regierung sondern von den Tarifparteien festgelegt. Ich kann natürlich verstehen, dass PIN-Mitarbeiter sauer sein könnten, aber es kann doch nicht sein, dass hier ein privates Unternehmen ein Geschäftsmodell betreibt, welches auf Dumpinglöhnen basiert, die der Staat bezuschussen mit, mit der Konsequenz dass der Anbieter, der die Arbeitnehmer einigermaßen vernünfitg bezahlt Probleme bekommt.


  5. (5) Kommentar von Jens @ 4. Dezember 2007, 20:07 Uhr

    @Rolf:
    Sollen nicht alle Anbieter, die flächendeckend agieren von der MwSt. befreit sein?


  6. (6) Kommentar von 50hz @ 4. Dezember 2007, 22:43 Uhr

    Uuups Jens. Darüber müssen wir uns aber noch mal mächtig in die Köppe kriegen.


  7. (7) Kommentar von Jens @ 4. Dezember 2007, 22:49 Uhr

    @Djure:
    Worüber – darüber, dass die PIN Group nach diversen Berichten schon vor der Koalitionsentscheidung sich entschlossen hat alles auf den Prüfstand zu stellen und angeblich jetzt ihre Planungen mit dem Mindestlohn begründet?


  8. (8) Kommentar von 50hz @ 4. Dezember 2007, 22:52 Uhr

    Meinetwegen. Gerne aber auch über Deine Definition des Begriffs „Tarifparteien“.


  9. (9) Kommentar von jooonas @ 5. Dezember 2007, 08:52 Uhr

    Warum muss der Mindestlohn in der Postbranche denn 9,80 Euro sein? Ist doch völlig offensichtlich, dass die Post damit jeglichen Wettbewerb verhindern will. 7,50 reichen doch zum leben. Ich bin als Student auch mit 650 Euro im Monat über die Runden gekommen. Dicke Wohnung und Auto fällt dann halt flach. Das Problem ist doch, dass diese Leute gering qualifizierte Arbeitnehmer sind. Wer nimmt die denn jetzt? Wieder mehr ALG-Empfänger.
    Kann natürlich auch sein, dass die Pin-Group den Mindestlohn von 9,80 nun auch als Vorwand nimmt, um ein missgelücktes Geschäft zu beenden.
    Trotzdem bleibt die Festlegung von Mindestlöhnen auf Dauer eine arbeitnehmerfeindliche Regelung, obwohl es sich im ersten Moment absolut arbeitnehmerfreundlich aussieht. Ich bin der festen Ãœberzeugung, dass der Markt sich selbst reguliert. Jetzt sind wir wieder ein Schritt Richtung Sozialismus gegangen. Das kann’s einfach nicht sein.


  10. (10) Kommentar von igor @ 5. Dezember 2007, 10:18 Uhr

    Ich denke auch das Mindestlohn wichtig ist. In Luxemburg gibt es auch Mindestlohn für Postzusteller der bei ca. 9,- Euro liegt.
    Trotzdem muß man auch bedenken das es Arbeiten gibt die einfach nicht höher bezahlt werden können, also bitte keinen Mindeslohn für Alles.

    igor


  11. (11) Kommentar von jooonas @ 5. Dezember 2007, 17:27 Uhr

    Und der Zumwinkel hat erstmal Millionen gescheffelt, in dem er seine Aktien nach der Mindestlohn-Einigung verkauft hat.

    Ganz großes Kino.


  12. (12) Kommentar von Jens @ 5. Dezember 2007, 19:25 Uhr

    @Djure (8):
    Ja, gerne. Das ist einer der Knackpunkte beim Post-Mindestlohn…

    @joonas (9):
    Frag die Tarifpartner. Das ist ja keine Sache die die Politik entschieden hat. Immer wieder dieses Gejammere, das man mit dem Mindestlohn gen Sozialismus kommt, das finde ich langsam langweilig. Das S bei USA steht nicht für Socialism obwohl die einen Mindestlohn haben.

    @igor:
    Wenn man keinen einheitlichen Mindestlohn haben will kann man ja einen branchenorientierten Mindestlohn einführen. Genau wie es derzeit geplant ist.

    @jooonas (11):
    Ich gebe zu, dass das ein gewisses Geschmäckle hat. Aber es sieht auch ein bißchen nach einer Fortsetzung der Anti-Post-Kampagne von Springer aus.


  13. (13) Kommentar von Jens V. @ 6. Dezember 2007, 00:25 Uhr

    Wer hat den Mindestlohn vereinbart? Verdi und der Arbeitgeber für Postdienstleistungen, von Seiten der Bundesregierung wird dieser nur für allgemeinverbindlich erklärt.. ein ganz normaler Vorgang, wie er bei jeden Tarifverhandlung stattfindet, aber nun zurück zur eigentlichen Diskussion:

    Fakt ist, dass es bei der PIN AG keine tariflichen Vereinbarungen zwischen dem Unternehmen und der Gewerkschaft Verdi gibt, dies würde einen Mindestlohn für die PIN AG und andere Unternehmen im Sektor der privaten Postzustellung überflüssig machen. Allerdings hat die PIN AG kein Interesse an Tariflöhne und setzt bei ihrem Geschäftsmodell lieber auf Dumpinglöhne und dies zulasten der eigenen Beschäftigten, die oft auf ergänzendes Arbeitslosengeld II angewiesen sind.

    Momentan müssen die PIN-Mitarbeiter mit einen Grundeinkommen von 1020 € auskommen, dies entspricht einen Stundenlohn von 5,20 €, hinzu kommt eine freiwillige Prämienzahlung für die Erreichung der Zielvorgaben der PIN AG, die jederzeit widerrufbar ist und bei Nichterreichen, Fehlstunden und Zustellfehlern gekürzt oder gar wegfallen kann, das ist die Entlohnungspraxis bei PIN AG – Gute Umsatze zulasten der Mitarbeiter!

    Von Seiten der PIN AG und anderen Unternehmen wird die Liberalisierung des Postmarktes für gescheitert erklärt, weil durch einen Mindestlohn ein Wettbewerb verhindert wird: Es kann und darf nicht sein, dass der Wettbewerb über die Löhne der Zusteller geführt werden soll, sondern der Wettbewerb muss über deren Service stattfinden und für einen erfolgreichen Wettbewerb müssen gleiche Vorraussetzungen für die Unternehmen vorliegen.. Dumpinglöhne sind ein Wettbewerbsvorteil für die Privaten, für die DPAG ist die Umsatzsteuerbefreiung ein Wettbewerbsvorteil und diese müssen beseitigt werden! Mit den Mindestlöhnen werden Dumpinglöhne beseitigt, nun muss auch eine gleiche Besteuerung her! Und damit wären für alle Unternehmen die gleichen Vorraussetzungen geschaffen und alle gehen von der gleichen Position in den Wettberwerb!


  14. (14) Kommentar von Briefeschreiber @ 6. Dezember 2007, 14:20 Uhr

    @PIN group: alte kumpeline von der merkel, die else. ;)

    der CEO hat doch seinerzeit schon thielert gegen die wand gefahren. sicher erfahrung, aber sonderlich viel ist von dem auch net zu halten.

    @jens: wir brauchen den generellen mindestlohn deswegen, weil über die politisch gestützten zeitarbeitsfirmen die löhne in den keller gedrückt wurden. über die wird ja auch gleichzeitig noch der kündigungsschutz umgangen… nettes system, mit feinheiten wie pro kopf prämien etc.

    hilft den firmen, nicht dem bürger.

    bricht man das auf, braucht man sich auch nicht mehr über mindestlöhne den kopf zerbrechen.


  15. (15) Kommentar von jooonas @ 7. Dezember 2007, 12:18 Uhr

    Wir brauchen überhaupt keinen Mindestlohn. Wird ja niemand gezwungen bei der Pin Group zu arbeiten. Und 1020 Euro sind halt manchen Menschen doch lieber als arbeitslos zu sein.
    Das ist halt nun mal keine Arbeit, für die man sonderlich qualifiziert sein muss, ergo gibt es auch nicht viel Geld.
    Und natürlich ist die Politik für den Mindestlohn verantwortlich, wer segnet das denn bitte ab? Richtig, die Regierung.
    Das Verdi und die Post den Mindestlohn von 9,80 ganz toll finden, ist mir schon klar. Aber im Endeffekt wird ein Mindestlohn in welcher Branche auch immer, wenn er so wie der Postmindestlohn völlig überzogen ist, Arbeitsplätze vernichten. Da sind sich ja auch die Leute, die Ahnung davon haben, wie der Herr Rürup beispielsweise einig.

    Und natürlich ist das ein Schritt Richtung Sozialismus. Aber dafür steht die SPD unter Kurt Beck ja auch.
    Btw, guck dir mal die Höhe amerikanischer „Mindestlöhne“ an. Das kann man überhaupt nicht mit uns vergleichen, da wird auch nach „hire und fire“ gewirtschaftet.


  16. (16) Kommentar von igor @ 7. Dezember 2007, 14:04 Uhr

    Nachtrag:

    Ich denke der Mindestlohn ist nicht das Problem, in Luxemburg dem Hauptsitz von Pin gibt es auch einen Mindestlohn.
    Der wesentliche Unterschied ist die Mehrwertsteuer die Pin abführen muß und die Deutsche Post NICHT. Da gibt es einen Wettbewerbsvorteil von 19%.
    Ansonsten meine ich auch, es gibt Arbeiten die sind ein Mindestlohn nicht Wert – also es soll keinen Mindestlohn für ALLES geben.

    Igor


  17. (17) Kommentar von Kai @ 7. Dezember 2007, 16:25 Uhr

    Schau doch mal hier, bin voll Deiner Meinung.

    http://kaiflockenhaus.blogg.de/eintrag.php?id=299


  18. (18) Kommentar von Jens @ 7. Dezember 2007, 17:31 Uhr

    @Jens V. (13):
    Die MwSt.-Befreiung gilt meines Wissens auch für alle anderen Anbieter, die flächendeckend Postdienstleistungen anbieten.
    Das finde ich eine vernünftige Regelung. Warum sollen sich private Anbieter nur die Rosinen ‚rauspicken und nicht auch auf dem Land ausliefern?

    @jooonas (15):
    Tut mir leid, da werden wir einen Dissens behalten – ich sehe es nicht ein, das hierzulande der Staat Geschäftsmodelle mit meinen Steuern finanziert, die darauf aufbauen, das Arbeitnehmer mit solchen Dumpinglöhnen entlohnt werden, das staatliche Zuschüsse erfolgen müssen. Und die Gewinne der Unternehmen werden dann u.U. noch nicht einmal hier versteuert (jedenfalls könnte man das angesichts eines Firmensitzes in Luxemburg vermuten). Wenn das Sozialismus ist, dann bin ich gerne Sozialist. Auch wenn ich mich ansonsten nicht wirklich als Sozialisten sehe…

    @igor (16):
    Siehe oben; diesen MwSt-Vorteil gibt es meines Wissens für alle Universaldienstleister.

    @Kai (17):
    Danke für den verlinkten Beitrag. Ist ja wirklich erschütternd…


  19. (19) Kommentar von igor @ 13. Dezember 2007, 11:13 Uhr

    Jetzt ist es beschlossen (13.12.2007), der Mindestlohn kommt.
    Meine These: Die Deutsche Post wird Leute entlassen (alte Arbeitnehmer) und die Pin-Mitarbeiter einstellen weil diese billiger sind.
    *Nur-meine-Meinung*

    Igor


  20. (20) Kommentar von Jens @ 14. Dezember 2007, 07:37 Uhr

    @igor:
    Ich glaube das wird die Post kaum machen. Erstens stehen die stark unter Beobachtung deswegen und zweitens sind die teuersten Briefträger die unkündbaren.


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